Kopffüßer: Alle Informationen zu den Weichtieren

Kopffüßer sind unglaublich intelligente Meerestiere, deren Vorfahren die Erde bereits vor 500 Millionen Jahren bewohnt haben.

Kopffüßer

Kopffüßer

Steckbrief Kopffüßer

  • Name: Kopffüßer. Engl.: Cephalopods
  • Wissenschaftlicher Name: Cephalopoda
  • Stamm: Weichtiere (Mollusca)
  • Klasse: Kopffüßer
  • Verbreitung: alle Weltmeere
  • Lebensraum: Meeresgrund, auch Freiwasser
  • Nahrung: Fische, Krebse, Krustentiere, Würmer
  • Natürliche Feinde: Fische, Säugetiere, Vögel
  • Verhalten: Raubtier, bildet Schwärme
  • Maximale Größe: 18 m (Riesenkalmar)
  • Maximales Alter: 6 Jahre
  • Körperform: ohne feste Körperform
  • Körperfarbe: kann alle Farben und Farbenmuster aus der Umgebung in ihrer Haut nachbilden
  • Maul: schnabelartig
  • Fortpflanzung: getrenntgeschlechtlich, innerhalb des Körpers des Weibchens
  • Wirtschaftliche Bedeutung: weißes, festes und fettarmes Fleisch ohne Fischgeschmack / optimal geeignet zum Frittieren, Dünsten, Schmoren und Grillen
  • Angelsport: beliebter Köder beim Angeln auf viele verschiedene Fischarten
  • Aquarium: kleine Kalmare können in Aquarien gehalten werden, sind aber anspruchsvoll
  • Gefährdung: vor allem große Kalmare sind stark gefährdet

Herkunft und Lebensraum

Die Kopffüßer sind wirbellose Tiere, zu denen Kalmare, Sepien und Oktopusse gehören. Sie werden allgemein als Tintenfische bezeichnet und bilden eine archaische Meerestier-Familie, deren Vorfahren die Ozeane bereits vor Millionen von Jahren beherrschten und ihre Spuren in den geologischen Aufzeichnungen der Erde hinterließen. Der kleinste Kopffüßer (Idiosepius) misst gerade mal 10 mm, während der größte Vertreter diese Spezies, der Riesenkalmar (Architeuthis dux), eine Körperlänge von 18 m erreicht.

Kopffüßer kommen nur im Salzwasser vor und gehören zu den sogenannten Weichtieren, auch Mollusca genannt. Verteilt über die ganze Welt gibt es annähernd 1.000 Kopffüßer-Arten. Die meisten von ihnen haben eine Lebenserwartung von sechs Monaten bis zwei Jahren, im Durchschnitt etwa ein Jahr. Ausnahmslos alle Kopffüßer sind geschlechtlich getrennt.

Sepien

Sepien

Zwei wichtigste Kopffüßer-Gruppen

Alle Kopffüßer werden durch zwei große taxonomische Gruppen (Unterklassen) repräsentiert: Coleoidea, deren Schale unter dem Mantel verborgen bzw. teilweise reduziert ist (sie bilden 140 Gattungen, darunter Tintenfische) und Nautiloidea, deren Schale außen liegt (es gibt 2 Gattungen innerhalb dieser Gruppe).

Der Nautilus ist der bekannteste Vertreter der Nautiloidea und ist ein in vielerlei Hinsicht bemerkenswertes Tier. Er kann als lebendes Fossil bezeichnet werden, da er sich seit mehr als ein Dutzend Millionen Jahren kaum verändert hat. Darüber hinaus ist Nautilus ein Bindeglied zwischen modernen Kopffüßern mit Innenschale und vielen ausgestorbenen Tieren mit Außenschale, wie z.B. den Ammoniten. Dies macht ihn für die wissenschaftliche Forschung unentbehrlich.

Interessante Fakten über Kopffüßer

Kalmar

Kalmar

  • Eine Reihe einzigartiger Merkmalen, wie z.B. sehr schnelle Fortbewegung, hoch entwickeltes Nervensystem, Ansätze von „Intelligenz“, eine Reihe von Verteidigungs- und Angriffswerkzeugen, heben Kopffüßer von allen anderen wirbellosen Tiergruppen ab und ermöglichen es ihnen, mit Wirbeltieren zu konkurrieren.
  • Kopffüßer haben ein hoch entwickeltes Kreislaufsystem mit drei Herzen – einem Hauptherz und zwei Kiemenherzen, was ihnen ermöglicht, gigantische Größen zu erreichen (z.B. Riesenkalmare). Das Blut von Kopffüßern ist blau gefärbt, da es das kupferhaltige Atmungspigment Hämocyanin enthält.
  • Der Geruchsinn der Kopffüßer ist sehr hoch entwickelt. Als man in einem Experiment einer Krake in einem Becken einen Wassertropfen aus einem anderen Becken mit Muränenbesatz (dem ärgsten Feind der Krake) abgab, bekam sie Angst und hat versucht sich zu tarnen und zu verstecken.

Lebensweise der Kopffüßer

Die meisten Kopffüßer sind Raubtiere mit einem gut entwickelten Fangapparat in Form von Saugnäpfen und Haken an ihren Tentakeln. Es gibt Kopffüßer, die schwimmend jagen, und es gibt welche, die sich in den Boden eingraben oder von Unterständen aus auf Beute lauern. Einige Kopffüßer sind Einzelgänger, andere leben in kleinen Gruppen und dann gibt dritte Gruppe, die sich in millionenstarke Schwärme zusammentun.

Fortbewegung der Kopffüßer

Oktopus

Oktopus

Wenn ein Kopffüßer die Muskulatur der Bauchwand seines Mantels zusammenzieht, schießt ein starker Wasserstrahl aus dem Trichter. Die daraus resultierende Kraft drückt das Tier in die entgegengesetzte Richtung. Der Trichter ist auf das vordere Ende des Körpers gerichtet, so dass der Kopffüßer mit dem hinteren Ende nach vorne schwimmt.

Die reaktiven Schübe und der Sog des Wassers in die Mantelhöhle folgen mit unfassbarer Schnelligkeit aufeinander, sodass sich der Kopffüßer durch das Wasser regelrecht schleudert. Die Muskulatur seines Trichters ist sehr gut entwickelt. Der Trichter kann zu beiden Seiten und sogar nach hinten geschwenkt werden, so dass sich das Tier drehen und rückwärts bewegen kann.

Wichtige Merkmale

Sepie

Sepie

Der Rumpf der Kopffüßer kann sowohl kurz als auch sehr länglich sein und ist durch einen großen Kopf deutlich vom Körper getrennt. Um die Mundöffnung herum befindet sich ein Ring aus langen und dicken fleischigen Anhängseln – die Tentakel. Auf der Innenseite sind diese in einer oder mehreren Reihen mit starken Saugnäpfen versehen, mit denen sich Kopffüßer an verschiedenen Gegenständen festsaugen können.

Was Kopffüßer von anderen Weichtieren unterscheidet, ist das Vorhandensein eines inneren Skeletts, das aus Knorpel besteht: Es gibt einen knorpeligen Schädel, der das Gehirn schützt, sowie Knorpel an der Basis der Tentakel. Weiterhin haben die Kopffüßer ein sehr gut entwickeltes Sehvermögen. Ihre Augen ähneln in Aufbau denen von Wirbeltieren.

Das Verdauungssystem der Kopffüßer beginnt mit einer Mundöffnung zwischen den Tentakeln, die von zwei Kiefern umgeben ist, die aus hornartigem Material bestehen und die Form eines gebogenen Vogelschnabels haben. Vom Mund aus gelangt die Nahrung in den Rachen. Danach folgen Speiseröhre, Magen, Darm und schließlich der Anus. Das Atmungssystem dieser Wirbellosen besteht aus einem Paar Kiemen, die sich in der Mantelhöhle befinden.

Schutzmechanismus vor Feinden

Tintenfisch

Tintenfisch

Ein sehr bemerkenswerter Abwehrmechanismus der Kopffüßer ist der sogenannte Tintenstrahl (aus diesem Grund nennt man sie Tintenfische). Wenn die Gefahr droht, schießen sie einen Strahl schwarzer Flüssigkeit aus einem Trichter in ihrem Körper. Die Tinte breitet sich in einer dicken Wolke aus, sodass der Kopffüßer im Schutz des „Nebels“ entkommen kann. Die neugeborenen Kopffüßer kommen bereits mit einem Beutel voller Tinte zur Welt und können sich sofort verteidigen.

In den letzten Jahrzehnten haben Biologen eine unerwartete Entdeckung gemacht. Beobachtungen haben gezeigt, dass sich die Tinte mancher Arten nicht sofort auflöst, sondern erst, wenn sie an etwas anstößt. Bis dahin hängt sie als dunkle und kompakte Wolke einige Minuten im Wasser. Am erstaunlichsten ist, dass die Form der Wolke dem Umriss des Tieres ähnelt, das ihn ausgestoßen hat. So schnappt sich das Raubtier anstatt des echten Kopffüßers die vermeintliche Beute, die sich in seinem Maul auflöst.

Tarnfähigkeit der Kopffüßer

Kopffüßer haben viele bemerkenswerte physiologische Merkmale. Das mit Abstand bekannteste davon ist ihre Fähigkeit die einzelnen Pigmentzellen (Chromatophoren) steuern zu können und dadurch das Farbenmuster ihrer Haut täuschend echt der Umgebung anzupassen. Besonders bemerkenswert ist, dass manche Kopffüßer-Arten keine Farben sehen können, diese aber in ihrer Haut in allen Nuancen nachbilden.

Fortpflanzung der Kopffüßer

Kopffüßer sind geschlechtsdimorphe Tiere: Männchen und Weibchen unterscheiden sich in Größe, Farbe oder Körperbau. Manche Arten pflanzen sich nur einmal fort und sterben anschließend. Kopffüßer legen Eier, die von einer dicken Schale bedeckt sind. Ein Larvenstadium gibt es nicht. Aus den Eiern schlüpfen kleine Tiere, die wie erwachsene Mollusken aussehen. Während z.B. Kalmare ihre Eier an Gegenstände unter Wasser kleben und sie zurück lassen, bewachen die Oktopusse ihre Gelege und die Jungen hingebungsvoll.

Wie ernähren sich Kopffüßer?

Die Kopffüßer können viele verschiedene Meerestiere fressen wie z.B. Fische, Krebse, Krustentiere und andere Wirbellose. Die Größe der Beute kann bis zu 75 % ihrer eigenen Körperlänge ausmachen. Auch der Kannibalismus spielt unter Kopffüßern manchmal eine Rolle, um z.B. die Artpopulation aufrechtzuerhalten. Es ermöglicht den größten Individuen, das reproduktive Alter sicher zu erreichen, selbst wenn die Nahrungsressourcen erschöpft sind.

Rolle im Ökosystem

Die ökologische Bedeutung der Kopffüßer in den Weltmeeren ist aufgrund ihrer Anzahl und hoher Fruchtbarkeit enorm. Die Schätzungen der Biomasse von Kopffüßern reichen nach Angaben verschiedener Quellen von 100 bis 500 Millionen Tonnen. Diese Zahlen wurden allerdings hauptsächlich nur für küstennahe und pelagische Arten ermittelt und folglich zu niedrig angesetzt sind, da sie die enormen aber unbekannten Ressourcen der Tiefsee nicht berücksichtigen.

Die Lieblingsspeise der antarktischen Pottwale ist z.B. der Riesenkalmar (Architeuthis dux). Die Pottwale fressen jährlich geschätzt mindestens 15 Millionen Tonnen dieser Tiere. Da der Riesenkalmar fast nie mit Schleppnetzen gefangen wird, ist es unmöglich, seine Bestände zu quantifizieren. Generell ernähren sich viele Meerestiere von Kopffüßern, wie z.B. Haie, Lachse, Thunfische, Plattfischer, Barsche sowie zahlreiche Seevögel und Säugetiere.

Kopffüßer und der Mensch

Kommerzieller Fischfang

Kommerzieller Fischfang

Die Bedeutung der Kopffüßer als Nahrungsquelle für die Menschheit ist immens. So sind Kalmare und Oktopusse die beliebtesten Meeresfrüchte rund um die Welt, wobei die wichtigsten Konsumenten Japan und die südostasiatischen Länder darstellen. Es sind etwa 75 kommerziell genutzte Arten von Kopffüßern bekannt. Der essbare Teil eines Kopffüßers beträgt ca. 70% seines Körpers.

Der weltweite Fang von Kopffüßern erreicht über 4,3 Millionen Tonnen pro Jahr (nach den Statistiken der UN FAO). Die häufigsten kommerziell genutzten Arten sind Kalmare, Sepien und Oktopusse. Der industrieller Fang der Kopffüßer orientiert sich nach der Fütterungs- und Laichzeit dieser Tiere, während deren sie dichte Ansammlungen bilden.