Von der Auswahl richtiger Konsistenz bis hin zu Aromen und Montage – alles, was man über das Angeln mit Boilies wissen musst.
Der beste Köder für den Karpfen
Boilies zählen nicht ohne Grund zu den erfolgreichsten Karpfenködern. Ihre runde Form und feste Struktur schützt sie vor dem schnellen Zerfleddern durch Kleinfische und sorgt dafür, dass sie über Stunden hinweg ihre Attraktivität behalten. Dank einer ausgewogenen Mischung aus Proteinen, Kohlenhydraten und Fetten bieten Boilies alle wesentlichen Nährstoffe, die der Karpfen für Gesundheit und Wachstum benötigt. Aromen und Lockstoffe verstärken die Anziehung zusätzlich. Es gibt diese Köder in verschiedensten Größen, Farben und Geschmacksrichtungen, die einen selektiven Einsatz je nach Zielfisch, Gewässer und Jahreszeit ermöglichen.
Woraus bestehen Boilies?
Die grundlegende Basis der Boilies setzt sich aus tierischen bzw. pflanzlichen Mehlen wie Fisch-, Soja- oder Maismehl zusammen. Hühnereiweiß fungiert als Bindemittel, während Öle und Fette für die Rolleigenschaft sorgen. Diverse Aromastoffe erhöhen die Attraktivität der Boilies, ergänzt durch Zusätze wie Blutplasma, Buttersäure, Bierhefe etc.
Boilie-Arten nach Schwimmeigenschaften
Die Boilies lassen sich je nach ihre Schwimmeigenschaft gezielt für verschiedene Angelsituationen einsetzen. Entscheidend ist dabei ihr Auftrieb, denn dieser bestimmt, ob der Köder optimal präsentiert wird oder wirkungslos im Schlamm versinkt. Eine falsche Wahl kann dazu führen, dass der Angler stundenlang vergeblich auf einen Biss wartet – ohne auch nur die geringste Chance auf Erfolg. Es werden folgende drei grundlegende Boilie-Arten unterschieden.
Sinkende Boilies
Sinkende Boilies stellen die klassische Variante dieser Köder dar. Ob am Haar oder als Futter – nach dem Auswerfen sinken sie zum Grund und eignen sich vor allem für harte Böden und krautfreie Gewässerbereiche. Ihr Gewicht sorgt dafür, dass sie auch bei leichter Strömung nicht so schnell wegdriften.
Wafter-Boilies
Wafter-Boilies sind so konzipiert, dass sie fast schwerelos im Wasser schweben. Dadurch bewegen sie sich sehr subtil bei feinsten Wasserbewegungen. In Kombination mit einem leichten Haken werden sie durch das Haar am Grund gehalten und wirken selbst auf vorsichtige Fische besonders natürlich.
Pop-Up Boilies
Pop-Up Boilies haben den Auftrieb nach oben. Sie eignen sich perfekt für Gewässerabschnitte mit dicker Schlammschicht oder reichem Pflanzenbewuchs. In Kombination mit solchen Montagen wie z.B. das Chod-Rig bleiben sie auch an schwierigen Gewässerabschnitten stets im Blickfeld der Fische.
Zusammensetzung der Boilies
Boilies gibt es in unzähligen Zusammensetzungen, die je nach Jahreszeit, Wetterbedingungen und Gewässertyp ihre Stärken ausspielen. Besonders beliebt sind Varianten auf Basis von Tier- und Fischmehl. Ihr hoher Proteingehalt macht sie zu einer idealen Wahl für die warmen Monate, wenn die Fische sehr agil sind, verstärkt nach energiereicher Nahrung suchen und schnell verdauen.
Boilies auf Basis von Soja-, Mais– oder Hanfmehl enthalten wiederum viele Kohlehydrate und werden von den Fischen zügig verstoffwechselt. Sie sättigen die Flossenträger kaum und sind vor allem in der Wintersaison oder auch bei widrigen Verhältnissen im Sommer effektiv. Auch die beliebten Tigernuss-Boilies* enthalten sehr viele Kohlehydrate und werden oft und gerne eingesetzt.
Weiterhin gibt es Frucht-Boilies, die eine gemischte Basis haben können und mit zahlreichen Aromen angereichert sind. Auch die Gewürz-Boilies mit Zusätzen wie Chili oder Pfeffer gehören zu dieser Kategorie. All diese Beigaben sollen den Stoffwechsel der Fische stimulieren. Allerdings kann ein allzu intensiver Duft auch das Misstrauen der Fische wecken – insbesondere bei kapitalen Exemplaren.
Instant- vs. Langzeit-Boilies (weich vs. hart)
Instant-Boilies sind für den schnellen Erfolg konzipiert. Ihre hohe Wasserlöslichkeit erlaubt eine zügige Zersetzung. Nach dem Auswurf beginnen sie unmittelbar ihre Attraktoren wie Betain, Aminosäuren sowie wasserlöslichen Fisch- und Milchproteinen freizusetzen. Dadurch entsteht binnen kürzester Zeit eine verführerische Duftspur, die Karpfen auch ohne längere Futterplatzvorbereitung anlockt. Diese Boilies sind allerdings anfällig für Kleinfische.
Langzeit-Boilies hingegen setzen auf Härte und Widerstandsfähigkeit. Ihre zähe Struktur, oft durch Eialbumin, Weizengluten oder hitzebehandelte Kohlenhydrate verstärkt, sorgt für eine kontrollierte und langsame Zersetzung und Abgabe von Lockstoffen. Dies macht sie ideal für Langzeitstrategien an großen Gewässern und selektives Angeln auf kapitale Fische. Sie behalten über viele Stunden hinweg ihre Form, selbst wenn die Kleinfische sie anzuknabbern versuchen.
Wann kommen welche Boilies zum Einsatz?
Die Wahl der richtigen Boilies hängt von vielen Faktoren ab: Wassertemperatur, Wassertrübung, Angeldruck, Strömung und nicht zuletzt vom Fischverhalten. Diese Tabelle hilft, die passenden Boilies für jede Situation zu finden: Ob für kurze Sessions, lange Futterkampagnen oder schwierige Gewässer und beißfaule Fische.
Bedingung | Empfohlene Boilie-Art | Begründung | Zusätzliche Tipps |
---|---|---|---|
Kaltes Wasser <10°C |
|
|
|
Warmes Wasser >15°C |
|
|
|
Kurze Tagesessions |
|
|
|
Tagelange Futter-Kampagnen |
|
|
|
Starker Angeldruck |
|
|
|
Gewässer mit viel Kleinfisch-Beifang |
|
|
|
Flüsse & Strömung |
|
|
|
Wie wählt man die optimale Farbe?
Die Farbwahl eines Boilies ist weit mehr als eine ästhetische Entscheidung – sie beeinflusst die Wahrnehmung und Akzeptanz der Köders durch die Fische. In klarem Wasser mit hohem Angeldruck haben sich gedeckte Farben wie Braun, Dunkelrot oder Moosgrün bewährt, da sie sich unauffällig in das natürliche Nahrungsangebot einfügen und scheue Fische nicht misstrauisch machen. Besonders auf nährstoffreichen Bänken mit Muscheln wirken solche Farbtöne harmonisch und unverdächtig.
In trüben oder tiefen Gewässern hingegen spielen Leuchtfarben wie Gelb, Orange oder Pink ihre Stärken aus. Sie durchbrechen die optische Eintönigkeit und ziehen die Aufmerksamkeit der Karpfen auf sich – ein entscheidender Vorteil, wenn die Fische sich bei eingeschränkter Sicht an Kontrasten orientieren. Fluoreszierende Pop-Ups können dabei als zusätzlicher visueller Reiz wirken, der durch Neugier oder Futterkonkurrenz einen spontanen Biss provoziert.
Die richtige Boilie-Größe wählen
Folgend eine Tabelle, die die Wahl der Boilie-Größe unter Berücksichtigung von Fischverhalten, Gewässerdruck und Jahreszeit differenziert:
Fischart / Bedingung | Boilie-Größe | Begründung |
---|---|---|
Kleinere Karpfen, Brassen, Schleien | 10–14 mm | Kleinere Fische bevorzugen kleine Köder, große Boilies können sie nicht aufnehmen. |
Karpfen (Durchschnittgröße) | 16–20 mm | Optimale Balance aus Größe und Attraktivität, gut für Gewässer mit moderatem Angeldruck. |
Große Karpfen (Selektivangeln) | 24–30 mm | Große Boilies sprechen erfahrene Großkarpfen an und verhindern Beifang von Kleinfischen. |
Welse und kapitale Karpfen | 30 mm+ | Welse nehmen sehr große Boilies, die auch Monsterkarpfen anziehen. |
Winterangeln (geringer Stoffwechsel, wenig Bewegung) | 10–16 mm | Kleine Boilies lassen sich im Kaltwasser bequem aufnehmen und leicht verdauen. |
Sommerangeln (hohe Aktivität, große Futteraufnahme) | 20–30 mm | Agile und gefräßige Fische lieben größere Boilies, da sie ihren hohen Energiebedarf decken. |
Misstrauische Karpfen / Überfischte Gewässer | 10–14 mm | Kleine Boilies werden oft nicht als Gefahr wahrgenommen, extrem große Boilies schrecken vorsichtige Fische ab. |
Die beste Angelmontage für Boilie
Die Haarmontage wurde speziell für das Karpfenangeln mit Boilies entwickelt. Sie nutz geschickt ein auffälliges Verhaltensmuster des Karpfens: Er nimmt Nahrung oft mehrfach auf, testet sie durch Einsaugen und Ausspucken, bevor er sie schließlich frisst. Genau hier setzt die Haarmontage an: Da der Boilie nicht am Haken sondern leicht versetzt hinter dem Haken angebracht ist, kann der Fisch ihn ohne Widerstand aufnehmen. Beim Versuch, den Köder wieder auszuspucken, greift der Haken im Maul des Fisches.
Die richtige Haarlänge ist entscheidend: Ist sie zu lang, spuckt der Karpfen den Boilie aus, ohne dass der Haken im Maul fasst; ist sie zu kurz, kann sich der Fisch von außen haken und im Drill ausschlitzen. Die Kombination aus Haarlänge, Haarmaterial (meist eine Flechtschnur) und Hakenform beeinflusst den Drehmoment des Hakens und kann so die Wahrscheinlichkeit eines Fangs erheblich steigern – ein subtiles Spiel zwischen Physik und Fischverhalten, das die Kunst der modernen Karpfenangelei ausmacht.
Richtig Anfüttern mit Boilies
Zum Anfüttern werden meist spezielle Futter-Boilies eingesetzt, die nährstoffärmer als jene fürs die Haarmontage sind. Sie bestehen aus kostengünstigeren, aber dennoch attraktiven Zutaten wie pflanzlichen Proteinen und verschiedenen Attraktoren. Während einige Angler auf die Faustregel „Bei Wärme Süß, bei Kälte fischig“ schwören, sagen andere wiederum, dass die Fischmehlmischung oder Klassiker wie Tigernuss das ganze Jahr fangen und extravagante Geschmacksrichtungen nur für die Kauflust der Angler entworfen werden.
Gute Futter-Boilies regen den Appetit der Fische an, ohne sie zu sättigen. Gleichzeitig gewöhnen sich die Fische an die runden und leckeren Murmeln. Die Mischung aus Futterboilies, Pellets und Partikeln verstärkt die Lockwirkung. Je nach Fütterungsstrategie werden die Futter-Boilies 1 bis 5 Tage vor der Angelsession mit einem Wurfrohr, Futterschleuder oder Futterboot an die potenzielle Hostspots rausgebracht. Stimmen Menge, Frequenz und Zusammensetzung der Fütterung, lassen sich selbst misstrauische, kapitale Exemplare überlisten.