Zanderfänge im Winter sind zwar selten, dafür hat man jetzt die besten Chancen einen kapitalen Vertreter dieser Spezies an den Haken zu bekommen.
Ausgangssituation
Zander (wie alle anderen Fische auch) sind wechselwarme Tiere. Das bedeutet, dass sie keine beständig bleibende Körpertemperatur aufweisen, wie es z.B. bei Menschen oder anderen Säugetieren der Fall ist. Körpertemperatur der Fische entspricht beinahe der Temperatur ihrer natürlichen Umgebung. Daraus folgt, dass Fische im kalten Wasser ein anderes Verhalten zu tage legen müssen als im warmen Wasser.
Naturgemäß sind alle Fische im Winter weniger aktiv als in den warmen Jahreszeiten: durch die niedrige Temperatur funktioniert ihr gesamter Metabolismus ausgesprochen langsam, somit essen sie jetzt nur noch sehr selten. Während Zander im Sommer mehrmals am Tag auf Beutezug gehen, fressen sie im Winter nur noch ein-zwei Mal in der Woche.
Folglich gibt es für einen Zanderangler im Winter kaum Spielraum für Experimente. Jetzt muss man ganz genau wissen, wo sich die Räuber aufhalten, um diese Stellen gezielt mit bewährten Methoden und reichlich Ausdauer zu beangeln.
Wo findet man Winter-Zander?
Im Winter bewegen sich die Zander nur dann, wenn es zwingend nötig ist. Gewöhnlich ziehen sie sich in strömungsberuhigte Bereiche zurück und verharren dort in großer Dichte beieinander. Friedfischschwärme sind dabei in der Regel nicht weit entfernt, sodass die Räuber keine großen Flächen überbrücken müssen, um sich die Nahrung zu verschaffen. Im folgenden Video sieht man so eine für den Winter typische Fisch-Ansammlung sehr deutlich.
In Flüssen können im Winter insbesondere folgende Stellen Zander beherbergen: Einmündungen von Nebengewässern, Spitzen von Hafenmollen, Schiffsanleger, Auslaufzonen hinter massiven Brückenpfeilern und nicht zuletzt Bühnenköpfe mit darauf anknüpfendem Kehrwasser.
Überall dort, wo sich im Fluss erhebliche Strömungsschatten bilden, die von langen monotonen Fluss-Abschnitten umgeben sind, kann man mit Zandern rechnen. Kennt man solche Stellen aus Erfahrung, sollten sie im Winter zielgerichtet beangelt werden. Die Suche nach neuen Hot-Spots sollte man auf Sommer verschieben.
Faktor Wassertrübung
Gewöhnlich ist das Wasser im Winter viel weniger getrübt als im Sommer, wenn sich Plankton und Algen übermäßig vermehren. Zur Trübung kann im Winter allerdings das Hochwasser oder wechselnder Pegel beitragen, was dennoch bei frostigen Temperaturen eher selten passiert. Daher verwendet man im Winter beim klaren Wasser am besten die sogenannten No-Action-Shads*. Das sind Gummiköder, deren Schwänze spitz auslaufen. Aus diesem Grund weisen sie kaum Eigenaktion auf, wirken dadurch sehr dezent und sind zum Zander-Jiggen in der kalten Jahreszeit perfekt geeignet.
Ein Gummifisch mit breitem Schwanzteller würde im Winter zu viel Radau unter Wasser anrichten, was jetzt eher unnatürlich für das Fischverhalten ist. Man kann zwar auch im Winter mit Action-Shads auf Zander angeln, die Köder sollten allerdings schmale Schwanzteller aufweisen, so dass sie beim Jiggen nicht zu heftig damit wedeln. Z.B. Liebliengsköder oder HS PlayBoy wären hierbei gut anzuwenden.
Es kann vorkommen, dass das Wasser auch im Winter getrübt wird. In diesem Fall sollte man auf den Einsatz von No-Actio-Shads gänzlich verzichten, da die Räuber jetzt nur noch mit ihrem Seitenlinienorgan die Beute wahrnehmen können und einen Köder mit zu wenig Eigenaktion schlicht nicht merken würden. Ein dezent laufender Action-Shad wäre jetzt eine gute Alternative.
Richtige Tageszeit
Anders als im Sommer sind Zander im Winter tagsüber aktiv. Einige Angler berichten dennoch, dass sie ihre Fänge etwa eine halbe Stunde nach Einbruch der Dunkelheit erzielt haben. Insbesondere kapitale Fische scheinen im Winter die Tendenz zu haben, gleich nach dem Sonnenuntergang gelegentlich zu zuschlagen.
Die frühen Phasen in der Morgendämmerung sind im Winter hingegen weniger erfolgreich. Nach den langen Nächten scheinen die Fische eine Weile zu brauchen, um sich an die Lichtverhältnisse anzupassen.
Spinnfischen auf Winterzander
Das Faulenzen und dezentes Jiggen mit den Gummiködern sind die Methoden schlechthin auf Zanderangeln für alle Jahreszeiten. Eigentlich wurden diese Techniken speziell für Zander erfunden. Die Köderführung bei diesen beiden Methoden soll allerdings im Winter viel seichter als im Sommer ausfallen – keine zu starken Rücke und zu großen Sprünge – die Raubfische sollten in dem präsentierten Köderspiel eine Bestätigung bekommen, dass es sich hierbei um eine Beute aus ihrer Umgebung handelt und nicht aus einer anderen Dimension.
Generell sind lange schmale Gummiköder zwischen 10 und 13 cm und mit wenig Eigenaktion die beste Wahl zum Nachstellen von Zandern im Winter. Folgende Farben-Kombinationen sind dabei besonders erfolgversprechend:
Klares Wasser: | Schwarz/Weiß, Blau/Weiß, Braun, Perlmutt, Silber (alles in gedämpften Tönen) |
Trübes Wasser: | Orange/Glitter, Fluo-Gelb, Weiß, Pink |
Dämmerung: | Motoroil, Tiefschwarz, Fluo-Grün |
Zanderangeln mit totem Köderfisch
Ein toter Köderfisch, der an einer Posenmontage sehr nah am Grund angeboten wird, ist eine weitere effektive Methode zum Zanderangeln im Winter. In folgender Abbildung sehen Sie, wie eine Posenmontage zum Zanderangeln aufgebaut ist:
Da Zander im Winter sehr dicht am Grund stehen, halten sie Ausschau nach ihrer Beute indem sie waagerecht oder leicht nach oben schauen. Aus diesem Grund braucht man besonders beim Angeln im Tageslicht eine möglichst unauffällige Schnur, damit sie vor dem hellen Hintergrund nicht zu auffällig wirkt und die vorsichtigen Räuber nicht verschreckt. Im nächsten Beitrag finden Sie weitere Informationen zum Thema Posenangeln auf Zander und hier finden Sie eine Auswahl an Kunstködern, die nicht nur im Winter fürs Zanderangeln gut geeignet sind: Gummifische für Zander.
Wo findet man Zander im Winter?
Strömungsberuhigte Bereiche, die in einem fließenden Gewässer von kilometerlangen eintönigen Ufer-Abschnitten umgeben sind, sei es Hafen-Einfahrten, Einmündungen von Nebengewässern oder einfach große Buhnen, sind im Winter potenzielle Zander-Standorte. Bei Temperaturen rund um den Gefrierpunkt konzentrieren sich die Fische an einigen wenigen Stellen auf langen Gewässerabschnitten sehr dicht beieinander.
Auf folgenden Aufnahmen, die von unseren französischen Kollegen im Winter gemacht wurden, sieht man einen Zanderschwarm, in dem auch kapitale Räuber vorkommen. Darüber hinaus gesellen sich sogar Friedfische dem Zanderschwarm, was wiederum natürliches Fischverhalten ist, solange alle Fische demselben oder zumindest ähnlichem Größenkaliber angehören.
Kennt man die Zander-Hotspots im Winter, soll man methodisch und zielgerichtet vorgehen. Da die Fische wegen des eisigen Wassers ziemlich „lange Leitung“ haben, braucht man jetzt reichlich Geduld und sehr viel Ausdauer. Im folgenden Artikel gibt es weitere ausführliche Infos und Tipps zum Zanderangeln im Winter.
Falls Sie mehr über das Verhalten dieser Raubfische erfahren wollen, möchten wir Ihnen ein Buch empfehlen: Zander angeln von Jörg Strehlow*