Hochwasser ist für Angler, insbesondere im Sommer, zugleich Chance und Herausforderung. Im Folgenden wird erläutert, was dies konkret bedeutet.
Fangchancen bei Hochwasser im Sommer
Ein rapide steigender Wasserstand versetzt Fische unabhängig von der Jahreszeit in Stress. Sie müssen nicht nur gegen die starken Strömungen ankämpfen, sondern auch schnell neue Verstecke finden, um Schutz vor Feinden zu suchen. Im Sommer kommen jedoch zusätzliche Aspekte hinzu, die das Angeln erleichtern können: Hochwasser schwemmt große Mengen an Insekten und Kleinstlebewesen in die überfluteten Uferzonen. Dies führt zu einem reichhaltigen Nahrungsangebot, das Friedfische anlockt.
Für Angler bietet diese Situation zahlreiche Möglichkeiten, da die von Friedfischen frequentierten Bereiche unweigerlich auch Raubfische anziehen. Entscheidend ist jedoch, die neu entstandenen Sammelstellen der Friedfische zu finden. Ebenso wichtig ist das Timing: Nach dem Scheitelpunkt des Hochwassers benötigen die Fische etwa zwei Tage, um sich an die veränderten Bedingungen anzupassen. Dieser Zeitraum bietet dem Angler eine ideale Gelegenheit, um die neuen Hotspots ausfindig zu machen.
Wo findet man neue Hotspots bei Hochwasser?

Schleien
Beim Hochwasser verschieben sich die fischreichen Zonen oft radikal, da die immens starke Strömung und die überfluteten Ufer neue Lebensräume schaffen. Es werden ganze Sedimentschichten an einen Stellen komplett abgetragen und in neuen Bereichen abgelagert. Besonders anziehend für Friedfische sind Stellen mit geringerer Fließgeschwindigkeit, die durch natürliche Barrieren wie Buhnen, Bäume oder Steinschüttungen entstehen, wo Fische „aufatmen“ können.
Weitere attraktive Hotspots entstehen in Häfen, Buchten, an Einläufen von Nebenflüssen, Nebenarmen und in überfluteten Altarmgewässern. Besonders ergiebig sind Bereiche, an denen sich die Strömung teilt oder sogar Rückströmung gebildet wird. Auch weitläufige Buhnenfelder, die beim normalem Wasserstand trocken liegen, sowie die anknüpfenden überfluteten Wiesen, werden bei Hochwasser mit ihrem Nahrungsangebot zu einem Magneten für viele Friedfische.
Sind die überfluteten Wiesen topografisch durch Rinnen oder Bachbetten mit dem Hauptstrom verbunden, ohne dass die Gefahr besteht, dass Fische beim abrupten Rückgang des Pegels stranden, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, größere Exemplare anzutreffen, erheblich. Solche Verbindungen erkennen ausgewachsene Fische instinktiv und nutzen sie, um an die Beute ranzukommen. Nicht zufällig trifft man nach dem Hochwasser nur gestrandete Kleinfische.
Angeln auf Zander & Co. bei Hochwasser

Zander
Grundsätzlich erfordert Hochwasser von allen Raubfischen eine erhöhte Schwimmaktivität, um gegen die starke Strömung anzukämpfen, indem sie sich neue Standorte suchen. In der anfänglichen Phase des steigenden Wassers stehen die Räuber jedoch (genauso wie Friedfische) unter starkem Stress und nehmen nur wenig Nahrung auf. Um so mehr Hunger bekommen sie, nach dem das Hochwasser den Scheitelpunkts erreicht hat und sich die Bedingungen stabilisieren.
Raubfische suchen in dieser Zeit geschützte Bereiche auf, wo die Strömung weniger stark ist und sie Energie sparen können. Solche Plätze finden sich oft hinter hoch gelegenen Buhnen. Solche erkennt man häufig auch nur bei Hochwasser. Während diese Buhnen beim normalen Pegelstand zu flach sind und kaum Fangchancen bieten, ragen sie bei Hochwasser als einzige Buhnenformation aus dem Wasser und werden zum besten Hotspot im kilometerweiten Flussverlauf.
Auch Häfen, Brückenpfeiler und Unterspülungen entlang steiler Uferkanten sind vielversprechend. Beim Angeln auf Zander, Hecht und Barsch soll der Köder in Grundnähe präsentiert werden. Will man dem Rapfen und Döbel nachstellen, ist hingegen ein Oberflächenköder das Mittel zum Zweck. Weiterhin können auffällige UV-aktive Köderfarben beim trüben Wasser den entscheidenden Unterschied ausmachen, da sie die undurchsichtigen Sichtverhältnisse kompensieren.
Friedfischangeln bei Hochwasser

Karpfen
Friedfische lassen sich bei Hochwasser sowohl mit der Pose als auch mit einer Grundmontage befischen. Besonders geeignet für das Posenangeln sind ruhigere Gewässerbereiche, wie z.B. Innenkurven. In diesen Zonen verlangsamt sich die Strömung und es sammelt sich vermehrt Nahrung, was zahlreiche Weißfisch-Arten anzieht. Der Einsatz einer leichten Bologneserute ermöglicht zudem flexibles Angeln auf Distanz, falls ein direkter Zugang zur Angelstelle erschwert ist. Mit einer 5- bis 7-Meter-Bolorute können darüber hinaus Fische auf überfluteten Wiesen erreicht werden.
Beim Grundangeln auf Karpfen & Co. verlagern sich die Hotspots hin zu strömungsarmen Bereichen wie Rückströmungen, Strömungstaschen, Bacheinmündungen und Altarme. Die Futtermischung sollte starken Geruch ausströmen, das das Wasser häufig getrübt ist und die Fische bei der Nahrungssuche sich ausschließlich auf ihren Geruchssinn verlassen. Als Köder eignen sich Boilies, Mais, Maden, Würmer und Pellets optimal. Auch Karpfen, Brassen, Schleien und andere Grundfische beißen am besten dann, wenn das Hochwasser seinen Höhepunkt erreicht hat und langsam zurückgeht.
Hänger-Plage nach dem Hochwasser
Beim Anblick auf die ans Ufer angespülten Baumstämme wird nach dem Hochwasser schnell klar, warum manche Hänger so gut wie aussichtslos sind. Wenn ein durch das Unwetter am Ufer entwurzelter Baum genug Wasser absorbiert hat und z.B. in einem Buhnenfeld sinkt, wird er irgendwann bei dem nächsten Hochwasser fort getrieben. Da auch hinterher permanent der Nachschub kommt, ist der Kreislauf somit perfekt und irgendwann schmeißen wir den Köder genau an falscher Stelle zur falschen Zeit. Heutzutage gibt es allerdings selbst für die schwersten Holz-Hänger Lösungsansätze. Mehr dazu im nächsten Beitrag.
Sicherheit beim Angeln bei Hochwasser
Beim Angeln während Hochwasser ist Vorsicht geboten, da starke Strömungen und veränderte Uferstrukturen Risiken mit sich bringen. Man sollte stets auf ausreichenden Abstand zur Wasserkante achten, da diese oft rutschig ist und durch Unterspülungen instabil sein kann. Festes, rutschfestes Schuhwerk ist hierbei unerlässlich. Besonders gefährlich sind überflutete Stege oder Buhnen, deren Struktur und Beschaffenheit im trüben Wasser schwer einschätzbar ist.
Weiterhin ist insbesondere in stark strömenden Bereichen Vorsicht geboten, vor allem beim Watangeln. Plötzlich auftretendes Treibgut kann nicht nur die Angelschnur beschädigen, sondern auch gefährliche Situationen für den Angler verursachen. Zudem ist es ratsam, niemals allein bei Hochwasser zu angeln. Ein Begleiter erhöht die Sicherheit erheblich, da er im Notfall schnell Hilfe leisten oder Unterstützung holen kann.