Rapfen im Fressrausch: Erfahrungsbericht mit Angeltipps

Wenn die Wassertemperatur im Frühling einen bestimmten Stellenwert (um die 7 °C) überschritten hat, geraten Rapfen manchmal in einen Fressrausch. Dabei kann sie weder das Hochwasser noch die sichtbare Angelschnur vom Fressen abhalten. Folgend ein Bericht eines unserer Gastautoren.

Der Ausflug

Obwohl ein charakteristischer Fressrausch eher bei Barschen oder bei Hechten beobachtet werden kann, zeigen Rapfen ebenso dieses Verhalten, wenn auch viel seltener. Bis jetzt habe ich dieses Naturereignis nur ein Mal erleben dürfen. Eines Tages im April bei schönem Wetter mit viel Sonnenschein und kaum Wind fuhr ich an die Elbe, um den ganzen Tag ohne Zeitdruck entspannt zu angeln. Obwohl der Pegel 70% über dem Mittelwert angestiegen war, entschied ich mich trotzdem für einen Angelausflug. Wie es sich gezeigt hat, war es eine Entscheidung, die mir einen meiner bisherigen Top-5 Angeltage beschert hat.

Gestiegener Pegel an der Elbe

Gestiegener Pegel an der Elbe

Nach eineinhalb Stunden Fahrt stand ich samt Rute und einigen wenigen ausgesuchten Ködern am Ufer und musste mir selbst schon fast eingestehen, dass wegen des angestiegenen Pegels nicht nur alle Buhnen, sondern auch hoch wahrscheinlich alle Fische ebenso verschwunden sein müssen. Ok, zumindest die Natur kann ich voll aufnehmen und es muss ja schließlich nicht immer ein Fisch dabei rausspringen. Nachdem ich einige Blinker* etliche Male ausgeworfen habe, entschied ich mich für einen Miniwobbler – den Power Catcher Plus WeeShad. Diesen habe ich dann halb automatisch ausgeworfen, ohne richtig bei der Führung seinem Lauf zu horchen.

Buhnenwechsel

Irgendwann nach einer knappen Stunde, entschied ich mich stromaufwärts zu laufen und ein paar andere Buhnenfelder anzuwerfen, die ich vom Sommer als Rapfen-Hotspots kannte. Na ja, als Buhnenfelder konnte man sie jetzt nicht gerade bezeichnen, weil alle Buhnen unter Wasser standen. Trotzdem muss es hier nach wie vor dieselben markanten Bodenstrukturen mit Wirbeln und Stromschatten geben, habe ich mir gedacht.

Wieder eine halbe Stunde vergangen und wieder ein Buhnenwechsel. Plötzlich ganz abrupt der erste Rapfen-Kontakt mit vehementen Kopfstoßen und als Ergebnis meiner Unachtsamkeit bei der Bremseinstellung – die abgerissene Schnur. Ich habe wahrscheinlich den einzigen Biss des Tages verpatzt – ärgerlich! Auch die Vorstellung, den Fisch mit einem Wobbler im Maul schwimmen zu lassen, ist alles andere als tröstlich.

Der erste Rapfen

Schnell den nächsten Miniwobbler an die Schnur gebunden (dieses Mal der Baby Trout von Jenzi), die Spulenbremse feinjustiert und nach drei Würfen konnte ich meinen ersten Rapfen der Saison sicher landen und das auch noch aus demselben Buhnenfeld!

Gefangener Rapfen

Gefangener Rapfen

Anschließend konnte ich innerhalb 4 Stunden noch 5 Rapfen aus diesem Buhnenfeld ziehen. Zwischendurch stieß ich zu den weiteren Buhnenfeldern, dabei ist aber nichts passiert. Ich kam also in regelmäßigen Abständen immer wieder an dieses Buhnenfeld zurück und hatte jedes Mal einen Fisch am Haken. Zum Schluss war ich dermaßen vom Erfolg verwöhnt, dass ich schon fast gehofft habe, nicht wieder einen Rapfen vom Haken befreien zu müssen, sondern vielleicht auch mal bitte einen Hecht zur Abwechslung. Die Bilanz der Tages: 6 Prachtexemplare von 60 bis 72 cm und 4 Ausschlitzer. Als Montage habe ich folgende Fluorocarbon-Vorfach-Montage verwendet, die bei Rapfen sehr gut funktioniert:

Wobbler-Montage für Rapfen

Wobbler-Montage für Rapfen

Ausnahme bestätigt die Regel

In Anbetracht so vieler an einem einzigen Angelplatz gefangener Fische, erscheint dieser Angeltag als absoluter Ausnahmefall. Denn die Rapfen sind extrem scheu und meiden nach dem Drill ihres Artgenossen für gewöhnlich eine Zeit lang jeglichen Köder. Dennoch bestätigt die Ausnahme bekanntlich die Regel. So sehe ich in diesem Zusammenhang die Annahme vieler erfahrenen Angler bestätigt, dass sich die Rapfen zu kalten Jahreszeiten in großen Schwärmen zusammentun und meist an einem einzigen Platz verharren.

Rapfen auf dem Rücken

Rapfen auf dem Rücken

Wie und wo die Rapfen überwintern und wie man sie im Winter fangen kann, ist immer noch ein Geheimnis. Dabei wissen wir von Winterquartieren der Hechte oder Barsche schon sehr viel. Auf jeden Fall verbleibe ich nach diesem Tag in guter Hoffnung, die Rapfen irgendwann mal auch das ganze Jahr durch fangen zu können, denn kein Raubfisch in unseren Gewässern ist so graziös und kampfstark wie der Rapfen.

In anderen Beiträgen finden Sie weitere Infos zum Thema Rapfenangeln sowie einen Kaufratgeber für Spinnruten.