Wenn die Wassertemperatur im Sommer 23 °C übersteigt, werden Fische träge. Wenn es auch noch mitten in Algenblütezeit passiert, ist eindeutig mit Beißflaute zu rechnen. Dennoch, wer in dieser Zeit auf das Angeln ganz verzichtet, ist selber schuld.
Im Sommer ist es manchmal wie im Winter
Viele Angler kennen das Phänomen des Sommerlochs: Wenn sich ein Hochdruckgebiet über Europa ausbreitet und nicht nur in Spanien oder Italien sondern auch bei uns quer über das ganze Land eine unerträgliche Hitze herrscht. Das Beißverhalten der meisten Fische ähnelt jetzt dem in der tiefsten Winterzeit – genauso selten wie im Januar oder Februar gehen uns die Flossenträger auch bei der Hitze an den Haken.
Um die Fische mitten im Hochsommer während einer Hitzewelle zu fangen, muss man wissen, welche Faktoren das Fischverhalten im warmen Wasser am meisten beeinflussen und wie sich die Fische daraufhin einstellen. Das Wissen über die Temperatur-Vorlieben einzelner Arten hilft dabei zusätzlich. So bevorzugen Karpfen und Schleien beispielsweise grundsätzlich wärmeres Wasser als Hechte oder Forellen. Die Chancen eine Schleie bei der Hitze an den Haken zu bekommen stehen entsprechend höher als bei einem Hecht.
Sauerstoffgehalt und Trübung des Wassers
Die Kiemen der meisten Fische sind im Verhältnis zum Körper auffällig groß dimensioniert, was auf die wichtige Funktion dieses Organs und die Relevanz der Sauerstoffzufuhr im Blutkreislauf der Fische hinweist. Genau das ist der springende Punkt, denn mit steigenden Temperaturen verringert sich der Sauerstoffgehalt im Wasser. Die Fische bekommen also nicht genug Luft und haben dadurch andere Sorgen als die Nahrungsaufnahme.
Der Gehalt an gelösten Mikropartikeln (Schlamm, Algen, abgestorbene Pflanzen etc.) wirkt sich ebenfalls negativ auf die Löslichkeit von Sauerstoff aus: Je trüber das Wasser, desto weniger Sauerstoff enthält es. Um Fische im Hochsommer zum Biss zu animieren, sollte man berücksichtigen, dass sowohl unterschiedliche Gewässerarten als auch verschiedene Bereiche innerhalb desselben Gewässers unterschiedlich mit Sauerstoff versorgt werden. Auch bei Hitze gibt es Stellen in jedem Gewässer, die mehr Sauerstoff enthalten als andere Bereiche.
Angelstellen bei der Hitze im Fluss
Generell wird das Wasser entweder durch die Oberfläche oder durch die Pflanzen mittels Photosynthese mit Sauerstoff angereichert. Somit sind in einem Fluss vor allem flache Stellen mit starker Strömung vielversprechend, die für sauerstoffgeladene Wasserverwirbelungen sorgen. Da es im Tierreich hierarchisch zugeht, werden Bereiche in der Strömung mit richtig viel Wirbel-Power nicht selten von kapitalen Räubern für sich beansprucht. Das ist auch der Grund dafür, warum man an den Wehren im Sommer immer mit kapitalen Fängen rechnen muss.
Darüber hinaus lohnen sich an einem Fluss die Einmündungen von kühlen Bächen. Hier halten sich viele Fische gerne auf, um aufzuatmen. Interessant sind außerdem Bereiche in der Nähe von Fähranlegern. Durch die Anlegemanöver wird das Wasser stark bewegt und die Sauerstoffkonzentration steigt. Weitere von den Flossenträgern bevorzugte Standorte an den Flüssen bei der Hitze sind Außenkurven mit kräftiger Wasserumwälzung. Hier ist die Strömung höher. Das gleich gilt für Uferebereiche mit auflandigem Wind.
Angelstellen bei der Hitze im See
Auch in stehenden Gewässern ändern die meisten Fische bei Hitze ihre Standorte. Normalerweise sind alle größeren Flossenträger tagsüber in tiefen Bereichen zu finden, wo es immer etwas kühler ist. Mit steigenden Temperaturen und sinkendem Sauerstoffgehalt werden die Fische jedoch aus ihren tiefen Verstecken nach oben gedrängt, wo es mehr Sauerstoff gibt. Die Tiere müssen bei der Hitze flachere Regionen aufsuchen, ob sie es wollen oder nicht.
Das Angeln in den Flachwasserzonen mit gesunder Algenvegetation kann sich bei der Hitze also richtig auszahlen. Darüber hinaus sollte man stets Ausschau nach üppigen Seerosenfeldern, Krautbänken, Schilfgürteln sowie Einmündungen von kalten Bächen halten – hier ist die Aussicht auf einen Fang am höchsten. Meiden sollte man in einem See hingegen Bereiche, wo das Wasser sichtlich verfault. Hier gibt es in der Regel so gut wie nichts mehr zu holen.
Weitere relevante Witterungsbedingungen
Um eine Entscheidung für die beste Angelstelle bei der Hitze zu treffen, muss man neben den bereits angesprochenen Faktoren noch die Witterungsbedingungen berücksichtigen. Starke auflandige Winde sorgen z.B. für bessere Sauerstoffversorgung unter Wasser, woraufhin die Fische endlich durchatmen können und mal wieder Hunger bekommen. Weiterhin haben viele Angler die Erfahrung gemacht, dass nach einem Gewitter die Fische häufig richtig zu beißen anfangen.
Während einer Hitzeperiode kann nach einem Regen jedoch ein negativer Effekt auftreten, indem der Regen das ohnehin schon stark getrübte Wasser durch die vom Land eingespülte Mikropartikel zusätzlich verunreinigt. Die Auflösung des Sauerstoffs wird dadurch entsprechend noch mehr verhindert. Selbst an Stellen mit üppiger Vegetation ist in solch einem Fall Stille angesagt, da durch das stark getrübter Wasser auch die Photosynthese nicht mehr funktioniert.
Richtige Angeltechnik für heiße Tage
Bei hohen Temperaturen sind Fische häufig träge und reagieren langsamer. Bewährte Angelmethoden und eine langsame Köderführung sind daher besonders effektiv. Langsam sinkende Köder präsentiert an einer Posenmontage sind jetzt besonders angebracht, da sie den lethargischen Fischen genügend Zeit zum Zubeißen geben. Auch beim Spinnfischen sollten dezent laufende Kunstköder verwendet werden, während laute Krawallmacher vermieden werden sollten.
Zudem ist es ratsam, in den frühen Morgenstunden oder am späten Abend zu angeln, da die Temperaturen dann kühler und die Fische aktiver sind. Geduld und Präzision sind dabei essenziell, denn hektische Bewegungen oder häufiges Wechseln der Angelplätze können die ohnehin gestressten Fische zusätzlich verschrecken.