Angeln bei Gewitter: Besser vor oder nach dem Gewitter?

Angler sind echte Enthusiasten und scheuen vor keinem Wetter zurück. Doch wer bei Gewitter angeln geht, setzt sein Leben aufs Spiel.

Wie gefährlich ist Angeln bei Gewitter?

Angeln bei Gewitter

Angeln bei Gewitter

Jedem Angler ist der Mythos bekannt, dass Fische bei Gewitteraktivität eine erhöhte Bissfrequenz aufweisen. Es stellt sich jedoch die Frage, ob diese Annahme tatsächlich zutrifft und ob das damit verbundene Risiko vertretbar ist. Angesichts der Tatsache, dass moderne Angelruten vornehmlich aus Kohlefaser hergestellt werden, einem Material, das Elektrizität nahezu ebenso effizient wie ein elektrisches Kabel leitet, ergibt sich daraus eine ernste Gefahrenkomponente.

Zudem führt die offene Fläche eines Gewässers dazu, dass Angler oft zu den höchsten Punkten in ihrer Umgebung werden, was das Risiko eines direkten Blitzeinschlags erhöht. Auch Boote auf dem Wasser bieten keinerlei Schutz vor Blitzen und können gefährliche Situationen schaffen. Selbst wenn der Angler nicht direkt vom Blitz getroffen wird, kann die elektrische Ladung im Wasser ausreichend sein, um Menschen durch den sogenannten Schrittspannungseffekt zu töten.

Angelruten sind potenzielle Blitzableiter

Angeln bei Gewitter

Angeln bei Gewitter

Die Angelruten fungieren aufgrund ihrer zum Teil immenser Länge (Kopf- und Teleskopruten sind nicht selten über 5 Meter lang) und ausgezeichneten Leitfähigkeit als effektive Blitzableiter und setzen das Leben eines jeden Anglers auf Spiel, indem sie Elektrizität aus ihrer Umgebung bündeln und beim Blitzschlag zum Angler leiten. Der Korkgriff der Angel oder die Gummistiefel isolieren die himmlische Entladung keineswegs.

Messstationen geben die Stärke von starken Blitzen mit bis zu 400.000 Ampere an. Im Vergleich: Der Strom im deutschen Netz fließt mit bis zu 15 Ampere Stärke. Spätestens jetzt wird jedem Hobby-Fischer klar, in welch akuter Lebensgefahr er bei Blitz und Donner mit einer Rute in der Hand steckt. Aus diesem Grund muss jeder Angler bei sich näherndem Gewitter sofort vom See und in einem Gebäude oder im Auto Schutz suchen.

Beißen die Fische vor einem Gewitter besser?

Angeln nach dem Gewitter

Angeln nach dem Gewitter

Die schlechteste Ausgangslage fürs Angeln ist blauer Himmel und Windstille. Bei zu schönem Wetter zupfen vielleicht höchstens ein paar Barsche am Köder. Kommt die Hitze dazu, lohnt sich der Angelausflug selten. Doch beißen die Schuppenträger vor und nach einem Gewitter besser? Wenn Regenfälle das Wasser mit Sauerstoff anreichern und Futter hereinspülen, steigert sich die Aktivität aller Fische und die Bissfrequenz nimmt zu. Eine gesteigerte Fisch-Aktivität ist somit auch nach dem Regen ohne Blitz und Donner zu verzeichnen.

Der entscheidender Faktor beim Einfluss vom Gewitter auf das Beißverhalten der Fische liegt in Veränderung des Luftdrucks. Dieser fällt vor einem herannahendem Unwetter in der Regel ab und kann Fische dazu veranlassen, intensiver nach Nahrung zu suchen, da sie instinktiv spüren, dass schlechtes Wetter naht. In dieser Phase sind sie aktiver, sodass die Chancen auf einen erfolgreichen Fang steigen.

Nach einem Gewitter herrscht oft Beißflaute

Nach einem Gewitter kann der Fischfang schwieriger werden. So führt der schnelle Anstieg des Luftdrucks oft dazu, dass Fische weniger aktiv werden und sich in tiefere Gewässer zurückziehen. Folgt ein strahlender Sonnenschein auf Gewitter, kann passieren, dass die Bisse komplett ausbleiben. Jetzt lohnt es sich, einige Stunden (manchmal auch ein paar Tage) abzuwarten, bis Fische die rasanten Druckveränderungen „verdaut“ haben und wieder mit dem Fressen anfangen.

Wenn das Gewitter allerdings kurz war und der Luftdruck keinen zu starken Schwankungen unterlag, kann es auch bedeuten, dass die Fische im Anschluss richtig agil werden und sich auf die vom Ufer ins Wasser gespülten Leckerbissen stürzen, sei es diverse Insekten, verschiedene Pflanzensamen oder andere Nährpartikel. Mehr dazu im nächsten Beitrag: Angeln nach dem Regen.

Verhaltensregeln am Wasser während des Gewitters

Gewitter

Gewitter

Besonders bei Gewitter ist beim Angeln große Vorsicht geboten. Sich einfach unter einen Baum zu stellen genügt als Sicherheitsmaßnahme nicht. Denn Blitze schlagen besonders häufig in höhere oder allein stehende Objekte ein.

  1. Suche sofort Schutz: Beim ersten Anzeichen eines Gewitters soll man unverzüglich Schutz suchen. Idealerweise befindet sich ein Gebäude in der Nähe. Ist dies nicht der Fall, kann ein Auto eine sichere Alternative bieten. Die Karosserie wirkt wie ein faradayscher Käfig, der den Innenraum schützt. Wichtig ist, während des Gewitters die Fahrzeugwände nicht zu berühren, da die Hülle bei einem Blitzeinschlag Strom leitet.
  2. Vermeide offenes Wasser: Verlasse sofort das Wasser, denn es ist ein guter Leiter für Elektrizität. Wenn der Blitz in das Wasser oder die nähere Umgebung einschlägt, breitet sich er sich über die Wasseroberfläche aus und kann allen lebenden Organismen erheblichen Schaden zufügen.
  3. Steige aus dem Schlauchboot sofort aus: Schlauchboote, Bellyboote, Kajaks und Kanus bieten keinen Schutz vor Blitzen. Im Gegenteil, sie erhöhen das Risiko eines direkten Einschlags erheblich, da sie sich auf einer offenen Wasserfläche befinden.
  4. Angelrute und Kescher weglegen: Angelruten, Kescher und andere (besonders längliche) Gegenstände aus Metall und Kohlefaser sollen sofort weggelegt und ein sicherer Abstand dazu gehalten werden, da sie die elektrische Leitfähigkeit erhöhen.
  5. Meide Einzelbäume und hohe Objekte: Einzelstehende Bäume oder andere markante topografische Strukturen ziehen Blitze an und sollen gemieden werden. Es gilt darauf zu achten, nicht der höchste Punkt in der Umgebung zu sein.
  6. Kauernde Haltung einnehmen: Wenn kein Schutz erreichbar und das Gewitter im Gange ist, ist die beste Position, sich hinzuhocken, die Füße eng zusammenzuhalten, den Kopf einzuziehen und mit den Händen abzudecken. Es gilt eine möglichst kleine Oberfläche beim Bodenkontakt zu halten.
  7. Halte Abstand zu Wasser: Die Nähe zum Wasser soll beim Gewitter grundsätzlich gemieden werden, da das nasse Element ein guter Leiter für elektrischen Strom ist. Dies gilt auch für feuchte Uferbereiche, Stege und andere feuchte Oberflächen.
  8. Warte nach dem letzten Donner: Selbst nachdem das Gewitter vorübergezogen scheint, warte mindestens 30 Minuten nach dem letzten Donner, bevor du wieder zum Wasser zurückkehrst oder die Angelaktivitäten fortsetzt.