Wenn über der Wasseroberfläche das schönste Wetter herrscht, kann es für die Hechte unter Wasser genau das Gegenteil bedeuten.
Hechte sind sehr wetterempfindlich
Auch wenn Hechte als brachiale und erbarmungslose Raubfische bekannt sind, zeigen sie sich dennoch bei Wetterveränderungen von ihrer ganz empfindlichen Seite. Eine besonders große Rolle scheint dabei der Luftdruck zu spielen. Insbesondere dann, wenn sich eine Luftdruckveränderung rapide vollzieht (vor allem bei Ablösung eines Hochdruckgebiets durch ein Tiefdruckgebiet), schlägt es den Fischen auf den Magen und die Bisse bleiben aus.
Es gibt verschiedenen Theorien, die zu erklären versuchen, warum der Luftdruck so einen starken Einfluss auf das Fressverhalten der Hechte ausübt. Die allgemein bekannte bringt eine Analogie zur Geltung, indem der fallende Luftdruck dem Wasser Sauerstoff entzieht, was sich wiederum auf den Metabolismus der Fische negativ ausübt oder anders ausgedrückt – die Flossenträger bekommen schlicht weniger Luft zum Atmen. Beim Wechseln eines Tiefdruckgebiet durch einen Hochdruckgebiet soll es derselben Theorie nach genau andersrum zugehen: Das Wasser wird mit Sauerstoff angereichert, was sich wiederum auf das Wohlempfinden der Fische positiv auswirkt.
Was ist besser Unwetter oder Sonnenschein?
Es gibt viele erfahrene Angler, die gerade bei schlechtem Wetter hibbelig werden, weil sie ihre besten Fänge nicht beim Sonnenschein sondern bei stürmischen Böen und Regen erzielt haben. Dafür gibt es überaus glaubwürdige Erklärungen: Während der Wind für mehr Sauerstoff unter Wasser sorgt, spült der Regen allerlei Insekten und Nährstoffe ins Wasser, was bei den Friedfischen regelrechte Fressorgien auslöst. In Anbetracht der Friedfisch-Tumulte können auch die Räuber nicht länger passiv bleiben und schnappen zu!
Was tun aber, wenn man nur gelegentlich zum Angeln geht und dabei nicht nur Fische fangen sondern auch beim schönen Wetter entspannen möchte? Für all die Millionen Schönwetter-Angler gibt es eine gute Nachricht: Wenn seit einigen Tagen ein beständiges Wetter herrscht, bedeutet es für die Fische eine gewohnte Umgebung. Sie müssen sich nicht an neue Witterungsverhältnisse anpassen und können entspannt ihren Tagesabläufen nachgehen, dazu gehört in erster Linie das Fressen! Vor allem morgen früh und abends in der Dämmerung sind die besten Angelzeiten bei stabiler Wetterlage.
Das perfekte Hechtwetter aus wissenschaftlicher Sicht
Das Thema Angelwetter interessiert nicht nur Angler sondern auch Wissenschaftler. So spricht Fisch&Fang Autor Stephan Höferer während eines Angelausflugs in einem Brandenburger See mit dem passionierter Angler und Wissenschaftler Prof. Dr. Arlinghaus, der zusammen mit seinen Kollegen an dem Leibniz Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) forscht.
Kurze Zusammenfassung der wissenschaftlichen Studien von Herrn Arlinghaus in Bezug auf das perfekte Hechtwetter, die manch einen Angler überraschen dürfen: Beim starken Wind, Voll- und Neumond, sowie in der Dämmerungsphase steigt die Wahrscheinlichkeit eines Fanges. Andere Faktoren, wie Regen, Luftdruck-Veränderungen oder Windrichtung, üben hingegen keinen messbaren Effekt auf das Beißverhalten der Hechte aus.
Weitere Themen, die im Video angesprochen wurden, sind: Welchen Einfluss hat die Ködergröße beim gezielten Hechtfischen? Wie hoch ist Sterblichkeitsrate bei zurückgesetzten Fischen? Wie unterscheidet man bei den Hechten Männchen von Weibchen?
Kein Verlass auf Wetterprognose
Nichts ist so frustrierend wie eine auf den ersten Blick günstige Wetterprognose und anschließendes Fiasko am Wasser. Auch wenn scheinbar alle wichtigen Parameter stimmen, wie z.B. günstige Wassertemperatur, moderater Gegenwind, konstanter Luftdruck über mehrere Tage etc., kann es immer noch sein, dass irgendwas unter Wasser den Hechten nicht passt und der Schalter doch noch kompromisslos auf „nicht beißen“ umgelegt wurde.
Wenn man bedenkt, dass die Fehlerwahrscheinlichkeit bei der Wettervorhersage in unserer gewohnten Umgebung (also über der Wasseroberfläche) proportional der vorausgesagten Zeit ansteigt, kann man sich vorstellen, dass die Witterungsentwicklung unter Wasser nicht minder komplex und zugleich weniger vorausschaubar sein muss. Nichtsdestotrotz kann man die eigenen Erfahrungen mit denen von anderen Anglern vergleichen und gewisse Regelmuster aufstellen, die unsere Fähigkeit das Wetter richtig zu interpretieren verbessern. Als Folge verbessern sich auch unsere Fangquote.
In nächsten Beiträgen finden Sie weitere Informationen zum Thema Angelwetter: Luftdruck und das Fischverhalten, Windfaktor beim Angeln.