Angeln bei Regen: Fängt man besser vor oder nach dem Regen?

Beißen die Fische besser vor oder nach dem Regen? Um diese und andere Fragen rund ums Thema Angeln bei Regen geht es in diesem Artikel.

Vor starkem Regen beißen Fische weniger

Vor dem Regen

Vor dem Regen

Wie alle Tiere reagieren auch Fische auf die Veränderungen in ihrer Umgebung. Es sind solche Parameter wie Wasserzusammensetzung, Temperatur und Luftdruckverhältnisse, die den Appetit der Fische befördern oder auch eine Fresshemmung auslösen können. Ist ein Unwetter im Anzug, beißen die Fische in der Regel weniger, wobei sich die Räuber vor dem Regen noch zurückhaltender verhalten als Friedfische. Der Grund für die Beißflaute ist die Veränderung des atmosphärischen Luftdrucks, der auch die Druckverhältnisse unter der Wasseroberfläche beeinflusst.

Oft fällt der Luftdruck kurz vor dem Regen. Während Friedfische den Druckunterschied sowohl mit ihrer Schwimmblase als auch mithilfe des Verdauungstrakts ausgleichen können, haben es die Raubfische schwerer. Sie machen es ausschließlich mit ihrer Schwimmblase. So stehen Hecht, Zander & Co. vor allem bei abrupten Luftdruckveränderungen, die mit einem Gewitter oder Starkregen einhergehen, mehr unter Stress und sind entsprechend weniger beißfreudig. Kleinere Veränderungen des Luftdrucks z.B. kurz vor leichtem Regenschauer beeinträchtigen die Flossenträger hingegen kaum.

Faktor Sauerstoffkonzentration im Wasser

Der Luftdruck beeinflusst den Sauerstoffgehalt des Wassers erheblich. Ein höherer atmosphärischer Druck erlaubt z.B. eine wesentlich bessere Sauerstoffaufnahme über die Wasseroberfläche. Bei niedrigem Luftdruck ist die Sauerstoffkonzentration im Wasser entsprechend geringer, was bei Fischen zunächst für Stress sorgt. Ihr Jagdtrieb und die Beißlust nehmen infolge dessen ab.

Regen, Wind und Wellen bringen Sauerstoff

Angeln bei Regen

Angeln bei Regen

Grundsätzlich zeigt die Wasseroberfläche während des Regens mehr Bewegung. Es gibt stärkere Wellen, der Regen wälzt die obere Schicht ordentlich um. Als Folge wird das Wasser mit mehr Sauerstoff angereichert, was für die meisten Fischarten vor allem im Sommer ein absoluter Wohlfüllfaktor ist. Die Flossenträger können während und nach dem Regen richtig aufatmen und werden agiler und gefräßiger. Gerade stehende Gewässern wie Teiche und Seen profitieren von großen Regenmassen und starkem Wind.

Normalerweise schichtet sich das Wasser in Seen temperaturbedingt, wobei wärmeres Wasser oben und kühleres unten liegt. Diese Schichtung kann zu Sauerstoffmangel in tieferen Schichten führen, da die oberen Schichten die Sauerstoffzufuhr durch Photosynthese monopolisieren. Starkregen und Wind brechen diese Schichtung auf, ermöglichen eine gleichmäßigere Verteilung des Sauerstoffs und erhöhen die Wasserzirkulation. Der erhöhte Sauerstoffgehalt verbessert wiederum den Metabolismus und damit die Fressaktivität und Vitalität der Fische.

Reich gedeckter Tisch nach dem Regen

Nach dem Regen

Nach dem Regen

Starkregen sorgt nicht nur für eine erhöhte Sauerstoffzufuhr im Wasser sondern trübt es auch und beeinträchtigt dadurch vor allem Fische, die auf ihr Augenlicht angewiesen sind, wie z.B. Barsche und zahlreiche Weißfische. Durch die plötzliche Sichteinschränkung werden sie vorsichtiger. Zugleich schwimmen Sedimente, Erdreich und Pflanzenteile aus dem Uferbereich herum und tragen verschiedene Nahrungspartikel wie auch allerlei Insekten mit sich, die viele kleinere Friedfische anlocken. Würmer locken außerdem kleinere Raubfische an.

Lukrative Angelstellen nach dem Regen

Grundsätzlich sind nach dem Regen Einläufe von Nebenflüssen und Kanälen, selbst die von kleinen Bächen hervorragende Hostspots. Hier ist das Wasser zwar trüb, birgt aber sehr viele Leckerbissen in sich, sodass die Friedfische die eingeschränkte Sicht in Anbetracht solch eines Festmahls in Kauf nehmen. Die Räuber wiederum nutzen das trübe Wasser, um sich unbemerkt an die Beute heranzupirschen. Darüber hinaus gibt es nach einem Regenschauer oft mehr Insekten direkt über dem Wasser – ein weiterer Faktor, der den Appetit der Fische anregt und sie näher an die Oberfläche bringt, was der Angler ebenso ausnutzen kann.

Faktor Wasserpegel beachten

Um einen guten Angelplatz nach dem Regen zu finden, empfiehlt sich immer ein Blick auf den Wasserstand. Nach einem kurzen Schauer sind zwar keine großen Veränderungen zu erwarten, hat sich der Pegel jedoch deutlich erhöht, ist damit zu rechnen, dass die Fische an anderen Stellen stehen als zuvor. Denn ein signifikanter Anstieg des Wasserstands kann neue Nahrungsquellen für Fische zugänglich machen, wie z.B. Insekten und Pflanzenteile, die von stark bewachsenen Uferbereichen ins Wasser gespült werden.

Der Regen kann das Wasser abkühlen

Am Wasser

Am Wasser

Starker Regen im Sommer kann die Temperatur der Wasseroberfläche senken, was in heißen Monaten zu einer erhöhten Aktivität bei einigen Fischarten führen kann. Zugleich kann das abgekühlte Wasser auch einen gegenteiligen Effekt bewirken, indem die Fische nach einer Abkühlung tieferes Wasser aufsuchen, wo noch konstante Temperaturen herrschen, die sie gewöhnt sind. Weiterhin können die Auswirkungen der Temperaturabkühlung auf die Beißlaune je nach Fischart variieren. Einige Arten wie z.B. Hecht, Barsch oder Plötze können auf die kühleren Bedingungen positiver reagieren und aktiver werden, während andere wie Karpfen, Karausche oder Schleie eine längere Anpassungszeit benötigen.

Je länger der Regen, umso größer Herausforderung

Das Angeln unmittelbar nach dem Unwetter kann herausfordernd sein, da hohe Wasserstände und Wassertrübung das Auffinden von Fischen erschweren können. Es kann jedoch auch Chancen bieten, insbesondere wenn das Wasser beginnt, sich zu klären und der Sauerstoffgehalt hoch bleibt. So fängt das große Fressen manchmal erst in ein paar Tagen nach dem Regen an, wenn sich die Bedingungen stabilisiert haben. In dieser Phase beginnen die Fische sich die Energiereserven wieder anzufressen, die sie zuvor verbraucht haben. Dies gilt allerdings nur für warme Jahreszeit, im Spätherbst ist der Dauerregen an der Tagesordnung, sodass es andere Faktoren geben muss, die die Beißlaune der Fische beeinflussen.

Regen

Regen

Regeln fürs Equipment und Bekleidung bei Regen

Wer bei Regen angeln möchte, sollte den Wetterbericht und die Niederschlagskarte vorher genau studieren. Kleidung, Regenschutz und Schuhwerk müssen dementsprechend angepasst sein. Es ist auch ein Unterschied, ob leichter Sommerregen angesagt ist oder ein Unwetter. Bei stärkeren Windböen muss die Ausrüstung zusätzlich gesichert werden, um Verletzungen durch herumfliegende Gegenstände zu vermeiden. Steine und Felsen am Wasser sind nach Niederschlägen genauso rutschig wie der Pflanzenbewuchs in Ufernähe.

Besonders bei Gewitter ist beim Angeln große Vorsicht geboten. Wie Sie sich dabei richtig verhalten und ob sich das Angeln bei Gewitter sich lohnt, erfahren Sie im nächsten Beitrag.