Spinnangeln mitten in der Strömung ist eine ganz andere Angelegenheit als im Stillwasser. Worauf es dabei ankommt, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Strömung schafft Chancen und Hindernisse zugleich
Strömendes Wasser bietet grundsätzlich eine sehr interessante und potenzialträchtige Angelsituation. Denn Strömungen formen im Flussverlauf vielfältige Strukturen wie z.B. Buchten, Kehrwasser, Scharkanten, Gumpen und andere Verstecke, die Fische als Ruhezonen und Jagdgründe nutzen. Zudem sorgt fließendes Wasser für mehr Sauerstoff und ständige Nährstoffzufuhr, was sich wiederum in einer vielfältigeren Fischfauna widerspiegelt.
Zugleich fordert das Angeln in der Strömung das Geschick und die Anpassungsfähigkeit des Anglers. Der sich ständig ändernde Wasserpegel verlangt nach immer neuen Analysen der Tiefen- und Strömungsverhältnisse, was wiederum die Wahl des Köders und dessen Führung determiniert. Beim Angeln in der Strömung ist es wichtig, den Köder so einzuholen, dass er natürlich wirkt und nicht durch den Strom völlig aus dem Konzept gebracht wird, was leider viel zu oft passiert.
Köderführung mit der Strömung
An jedem Fluss ist die Köderführung mit der Strömung eine gute Anfangstaktik, weil sich die Raubfische im Fluss tendenziell mit dem Kopf gegen die Strömung positionieren. So haben sie alles, was die Strömung mit sich bringt, im Blick und können blitzschnell zuschnappen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Ein Blinker oder ein anderer Kunstköder, der einen Räuber von hinten überholt, überrascht oder gar erschreckt ihn eher.
Wer die Bodenbeschaffenheit im Fluss allerdings richtig zu deuten weiß, erhöht seine Fangchancen erheblich. Ob Bereiche hinter Buhnenköpfen, Abfälle zu Fahrrinnen oder Einmündungen von Nebenflüssen – hier entstehen Strömungsschatten, wo die Räuber sich ausruhen, auf die Beute lauern oder eben beides. An diesen Stellen kann der Köder in beliebige Richtung geführt werden. Die Raubfische müssen hier nicht explizit gegen den Strom ankämpfen und haben einen größeren Wahrnehmungsradium für die Beute um sie herum.
Gegen den Strom geht auch
Wenn der Kunstköder nicht stromaufwärts ausgeworfen werden kann, sei es wegen der Behinderungen durch die Ufervegetation oder aufgrund eines starken Gegenwindes, kann man ihn auch gegen die Strömung führen. Manche erfahrene Angler setzen sogar bewusst auf diese Taktik. Hierbei ist wichtig, dass der Köder nicht zu schnell durchs Wasser eilt, weil der Gegenstrom jedem Fisch viel Körpereinsatz abverlangt und unsere künstlichen Fischimitate bereits im ruhigen Wasser alles andere als naturgetreu laufen. Das langsame Einziehen, indem der Köder immer wieder mal nach links und rechts ausschlägt, imitiert ein sich anstrengendes Geschöpf, das sich ein Räuber scheinbar leicht holen kann.
Angeln mit Blinker in der Strömung
Blinker gibt es in unterschiedlichsten Formen – von schmal und lang bis breit und oval. Die Form des Blinkers bestimmt maßgeblich sein Spiel im Wasser und die Wirkung auf die Räuber. Schmale und längliche Blinker bieten weniger Widerstand, was sie für schnelle und turbulente Gewässerabschnitte gut geeignet macht. Sie können passend zu Wasserdynamik auch mit höherer Geschwindigkeit geführt werden, ohne dabei unnatürlich zu wirken.
Breitere Blinker hingegen bieten zwar mehr Widerstand, erzeugen aber auch deutlichere Vibrationen und mehr Lichtreflexionen, was sich in trüberen oder langsamer fließenden Gewässern lohnen kann. Für alle Blinker-Formen gilt: Ihre Führung sollte so schnell erfolgen, dass sie von Seite zur Seite taumeln und sich nur gelegentlich um die eigene Achse drehen, etwas alle 3-4 Sekunden. Viel zu oft werden Blinker von Anglern zu schnell eingeholt, sodass sie sich permanent drehen und dadurch wirkungslos bleiben.
Welchen Spinner passt zur Strömung?
Die Führung eines Spinners im Strom erfordert wiederum ein Verständnis für die Form und Größe seines Rotorblattes. Spinner mit langen, schmalen Blättern eignen sich für schnelle Strömungen, weil sie dem Wasser weniger Angriffsfläche bieten und bei höheren Geschwindigkeiten eine dezente Vibration erzeugen. Auch lassen sie sich durch das Kfhrwasser nicht so schnell aus dem Gleichgewicht bringen, was bei Spinnern mit großen Rotorblättern schnell passiert. Ein typischer Fluss-Spinner ist der Mepps Aglia Long.
Richtige Wobbler-Führung in der Strömung
Um sich in der Strömung behaupten zu können, muss ein Wobbler sehr stabil laufen. Dies setzt eine durchdachte Konstruktion und gute Verarbeitung voraus. Zweitklassige Wobbler, die im Stillwasser noch einen ansehnlichen Lauf hinlegen würden, wären in der Strömung nicht zu gebrauchen. Einen guten Fluss-Wobbler erkennt man daran, dass er sich beim schnellen Einholen nicht auf die Flanke legt. Dies gilt um so mehr je länglicher ein Wobbler geformt ist. Grundsätzlich bietet ein schlanker Wobbler (Minnow) weniger Angriffsfläche in der Strömung und läuft stabiler als dicke und rundliche Modelle (Cranks).
Die Möglichkeiten der Wobbler-Führung im Strom sind sehr vielfältig: Man kann sie mittels unterschiedlich starken Schlägen „twitchen„, „jerken“ oder einfach Einholen. Wichtig ist, dass die Strömungsverhältnisse bei der Führungstechnik einkalkuliert werden. Während z.B. in einem ruhigen Buhnenfeld das Twitchen wirkungsvoll ausgeübt werden kann, sollte man mitten in der Strömung eher Jerken oder einfach einkurbeln. Die Kombination aus verschiedenen Führungsstillen je nachdem, welchen Flussabschnitt der Köder gerade passiert, ist natürlich auch angebracht.
Jiggen im Strom geht nur mit schweren Bleiköpfen
Beim Jiggen mitten im Strom kommt man an einem massiven Jigkopf nicht vorbei. Ein richtig schweres Bleistück sorgt dafür, dass der Köder den Grund erreicht und der Angler es trotz der Strömungskraft mitbekommt. Dasselbe gilt auch für den Biss. Das richtige Bleigewicht zu wählen, erfordert ein Verständnis der Strömungsverhältnisse und der Wassertiefe. Je stärker und tiefer die Strömung, umso schwerer muss der Jigkopf sein. Beispiel: Während beim Angeln im Strömungsschatten hinter einem Buhnenkopf ein 15 g schwerer Jigkopf ausreicht, wird an derselben Stelle aber mitten im Strom mindestens ein 25 g schwerer Jigkopgf notwendig sein.
Bei der Führung der Gummifische mitten in der Strömung geht es darum, den Köder in einer Weise zu führen, die eine verwundete oder fliehende Beute imitiert. Dazu gehört die rhythmische Schläge mit der Rutespitze, welches dem Köder eine hüpfende Bewegung am Gewässergrund verleiht. Dabei muss man ein Gleichgewicht zwischen der Stärke der Schläge und den Pausen finden, um ein natürliches Köderspiel zu erzielen. Selbst im Stillwasser ist es eine Kunst. Im Strom verkompliziert sich das ganze erheblich, weil die gesamte Montage viel schwerer wird und sich in Wassermassen sehr dynamisch bewegt. Man ermüdet deutlich schneller und macht Fehler.
Rute und die richtige Schnur für die Strömung
Beim Spinnangeln in der Strömung ist eine harte Rute unerlässlich, um im turbulenten Wasser sicher hantieren zu können. Eine steife Gerste mit hoher Widerstandskraft bietet den benötigten Rückhalt, um den Köder kontrolliert zu führen und beim Biss den sofortigen Anhieb zu setzen. Viel zu oft gehen beim Angeln in starker Strömung die Fische verloren, weil sie zu spät oder nicht richtig gehakt wurden. Die Steifheit der Rute ist besonders vorteilhaft, wenn es darum geht, größere Fische zu landen, die im Strom zusätzliche Kraft entwickeln können.
Flechtschnüre sind für ihre minimale Dehnung bekannt und übertragen jeden Köderkontakt mit dem Flussbett. Auch beim Biss lässt eine Geflochtene es den Angler im selben Augenblick wissen. Ihre hohe Abriebfestigkeit und dünne Durchmesser macht die Flechtschnur zur ersten Wahl fürs Fischen in turbulenten Gewässern. Fazit: Die Kombination aus einer harten Rute und einer Flechtschnur maximiert die Effizienz des Angelns im Strom erheblich, indem sie eine direkte Verbindung zum Köder und damit dessen kontrollierte Führung erlaubt.