Atmungsaktive Bekleidung: Schnell und einfach erklärt

Atmungsaktive Bekleidung gibt es mit großen Qualitätsunterschieden. Die Kennzeichnung allein sagt noch nicht viel aus. Hier erklären wir, wie hochwertige atmungsaktive Produkte funktionieren und wie man sie erkennt.

Was bedeutet atmungsaktive Bekleidung?

Natur

Natur

Bei Outdoor- und Funktionskleidung wird oft und gerne die Eigenschaft „atmungsaktiv“ gepriesen. Im normalen Sprachgebrauch bedeutet es, dass das Material luftdurchlässig ist. Körperschweiß samt warmer, feuchter Luft können durch den atmungsaktiven Stoff nach außen dringen. Diese Eigenschaft ist vor allem für Kleidung, die beim Sport und diversen Outdoor-Aktivitäten getragen wird, besonders sinnvoll.

Wenn man ins Schwitzen gerät, wird in einem atmungsaktiven Kleidungsstück die durch den Schweiß entstehende Feuchtigkeit nach außen abtransportiert. Atmungsaktiv können Unterwäsche, Shirts, Pullover, Jacken, Hosen und auch Schuhe sein. Grundsätzlich können Sie davon ausgehen, dass atmungsaktive Bekleidung von bekannten Marken besser ausgerüstet ist, als sehr günstige No-Name-Produkte.

Was ist Membran und wie funktioniert sie?

Membran

Membran

Im Zusammenhang mit atmungsaktiver Bekleidung kommt der Begriff „Membran“ zur Geltung. Dabei handelt es sich um dünne Material- oder Gewebeschichten, die das Eindringen von Regenwasser verhindern und zugleich den Schweiß entweichen lassen. Bekannte Membranen sind Sympatex, Gore-Tex und Event. Je nach Verwendungszweck werden Membranen zusammen mit einem Obermaterial verbunden, das Ergebnis bezeichnet man als Laminat.

Es gibt verschiedene Laminate. Die Fachbegriffe lauten Z-Liner, S-Liner oder Drop Liner, 2-Lagen-Laminat, 3 Lagen-Laminat und Bodymapping. Ein 3-Lagen-Laminat ist eine sehr robuste Variante, ideal für schwere Berg- und Extremjacken. Z-Liner und Drop Liner werden für leichte Jacken verwendet. Bodymapping kommt bei Winterjacken zum Einsatz, indem für verschiedene Körperzonen unterschiedliche Laminate kombiniert werden.

Auf die Beschichtung kommt es an

Bei einer Membran wird auf die Innenseite des äußeren Gewebes eine mikroporöse Beschichtung aufgetragen. Dadurch entstehen mikroskopisch kleine Löcher, die den Dampf (den Schweiß) nach außen ausströmen und zugleich die Regentröpfen nicht ins Innere eindringen lassen. Zu den bekanntesten Membranen gehören Ceplex von Vaude, HyVent von The North Face oder Texapore von Jack Wolfskin.

Wie gut eine Membran und deren Leistungsfähigkeit ist, hängt von der Technik beim Beschichtungsprozess ab. Wichtig ist, dass das Material nicht nur dampfdurchlässig sondern auch abriebfest ist. Das setzt wiederum anspruchsvolle technische Entwicklungsverfahren voraus. Bei sehrt günstigen Jacken kommt es oft vor, dass die zumindest eine der beiden Eigenschaften gering ist.

Wie wird Atmungsaktivität gemessen?

Atmungsaktive Membran

Atmungsaktive Membran

Es gibt zwei Testmethoden, die Hersteller anwenden, um die Atmungsaktivität zu messen: MVTR- und RET-Verfahren. Unter MVTR versteht man ein Messverfahren, das die Menge der Feuchtigkeit misst, die in einem bestimmten Zeitraum verdunstet. MVTR steht für Moisture Vapour Transmission Rate. Der Test ist aber nicht eindeutig genormt. Das bedeutet, dass die Ergebnisse stark von den jeweiligen Test- und Laborbedingungen abhängen.

RET-Messverfahren

Das RET-Messverfahren misst den Wasserdampfdurchgangswiderstand und gibt den RET-Wert (Resistance of Evaporation of a Textile) an. Dafür wird der Schwitzprozess simuliert, indem Wasserdampf durch eine poröse Sintermetall-Platte (auf der das zu messende Kleidungsstück liegt) geleitet wird. Das Testverfahren wird in einem Klimaschrank unter standardisierten Bedingungen durchgeführt.

Das RET-Messverfahren ist weitestgehend unabhängig von Schwankungen bei der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit. Der Test ist nach ISO-Standard 11092 genormt. Ein RET-Wert von 0 – 6 gilt als sehr atmungsaktiv. Bei einem Wert von 6 – 13 ist die Atmungsaktivität gut. Ein RET-Wert von 13 – 20 ist ausreichend atmungsaktiv. Über 20 spricht man von schlecht bis nicht atmungsaktiv.

Atmungsaktiv und wasserdicht zugleich?

Outdoor-Hose

Outdoor-Hose

Damit ein wasserdichtes Material wasserdicht und atmungsaktiv zugleich ist, müssen die einzelnen Funktionen und das eigene Budget sorgfältig abgewogen werden, denn die hohe Wasserresistenz kann bei weniger anspruchsvollen Produkten mit der Verminderung der Atmungsaktivität einhergehen. Offiziell gelten die Textilien hierzulande bereits ab 1.300 mm WS (Millimeter Wassersäule) als wasserdicht. Dennoch reicht dieser Wert bereits bei einem stärkeren Regenschauern nicht mehr aus.

Für Outdoor-Bekleidung ist ein Wert von 5.000 mm WS notwendig, damit das Kleidungsstück wirklich wasserdicht ist. Hochwertige Materialien erreichen bis zu 20.000 mm WS. Damit die Atmungsaktivität hierbei gegeben ist, darf das Material einer Jacke nur sehr wenig Feuchtigkeit aufnehmen und muss schnell trocknen. Polyester (PU) erfüllt diese Erwartungen, deshalb bestehen mehr als 90 % aller Funktionsjacken auf Basis von PU.

Wie nachhaltig ist atmungsaktive Bekleidung?

Wassertröpfchen

Wassertröpfchen

Klassische Bekleidung mit atmungsaktiven Eigenschaften ist nur bedingt nachhaltig, weil deren Grundmaterialien meist synthetisch sind und nur zum Teil recycelt werden können. Auch Reparaturen sind schwierig. Daher verwenden einige Hersteller zunehmend mehr synthetische Stoffe aus recycelten Materialien, die biologisch abbaubar sind. Ein Beispiel liefert hierfür der Fleece-Produzent Polartec, der dafür eine neue Technik entwickelt hat. Beim Waschen der Kleidung von Polartec gelangen viel weniger Mikrofasern ins Wasser als bei konventionellem Fleece.

Entwicklungen im Bereich atmungsaktiver Bekleidung

Neue Technologien im Bereich atmungsaktive Bekleidung nutzen mineralische Bestandteile, die sich gut für die Bekämpfung schlechter Gerüche eignen. Je nachdem, wie die Mineralien aufbereitet sind, kann dadurch auch die Feuchtigkeit noch schneller nach außen transportiert werden. Aktivkohle und Kaffeesatz sind zwei Beispiele, aus welchen Komponenten die künftigen Materialien produziert werden könnten.

Weiterhin gibt es Ansätze, wie man mit einem Spray oder einem Waschzusatz mit Polygiene die atmungsaktiven Eigenschaften wieder auffrischen kann. Polygiene sind Silbersalze, die aus recyceltem Silber hergestellt werden. Überaus innovativ und vielversprechend sind darüber hinaus Membranen, die zu einem Drittel aus dem Öl von Rizinussamen hergestellt werden. Diese Technologie setzt bereits das Label Picture Organic Clothing um.

Im nächsten Beitrag finden Sie ausführliche Informationen über Soft- und Hardshell-Bekleidung.