Seeanemonen passen sich an extreme Bedingungen an und gehen oft erstaunliche Symbiosen mit anderen Meeresbewohnern ein. Erfahren Sie mehr über das Leben dieser Tiere.
Allgemeines über Seeanemonen
- Name: Seeanemonen (auch Seerosen oder Aktinien genannt). Engl.: Sea anemone
- Wissenschaftlicher Name: Actiniaria
- Klasse / Ordnung: Blumentiere / Seeanemonen
- Vorkommen: flache Küstengewässer
- Habitat: auf dem Meeresboden
- Max. Größe: 50 cm im Durchmesser
- Gefährdung: stark gefährdet
Herkunft und Lebensraum
Seeanemonen (Actiniaria), auch Seerosen, Seenelken oder Aktinien genannt, sind eine arten- und gattungsreiche Ordnung der Hexacorallia innerhalb der Blumentiere (Anthozoa). Es handelt sich ausschließlich um im Meer vorkommende, stets solitär lebende, meist relativ große Tiere, die vom Flachwasser bis in abyssale Tiefen vorkommen. Derzeit sind etwa 1.200 Arten bekannt.
Man findet sie in arktischen Breiten und am Äquator, in Küstengebieten und in Meerestiefen von über 10 km. Die meisten Actinia-Arten bevorzugen jedoch flache Küstengewässer und Wasser mit ausreichend hohem Salzgehalt. So gibt es im Mittelmeer bei Neapel etwa 50 Arten von Seeanemonen, im Schwarzen Meer mit halb so hohem Salzgehalt nur 4 Arten und im Asowschen Meer bei sehr niedrigem Salzgehalt nur eine Art.
Lebensweise der Seeanemonen
Seeanemonen besitzen kein Skelett und leben einzelgängerisch. Im Gegensatz zu den meisten anderen Vertretern der Blumentiere bilden Seeanemonen keine Kolonien. Sie sind halbsessil und können sich durch langsames Kriechen auf ihrer Fußscheibe fortbewegen, mit der sie sich normalerweise auf hartem Untergrund festkrallen oder in Sand und Geröll eingraben.
Die Art der Fortbewegung ist bei verschiedenen Spezies unterschiedlich. Einige Seeanemonen bewegen sich langsam mit der Fußsohle. Andere wiederum beugen sich zum Boden hinunter, klammern sich mit dem Mund daran fest, reißen den Fuß vom Boden ab, heben ihn hoch, klammern sich dann wieder mit ihrem Saugnapf in Bewegungsrichtung am Boden fest und so weiter.
Wie giftig sind Seeanemonen?
Die scheinbare Zartheit und Hilflosigkeit einer Seeanemone verschwindet, sobald ein kleiner Meeresbewohner in der Nähe auftaucht. Ihre wie Blütenblätter aussehende Tentakel haben spezielle Stachelkapseln an den Enden, die blitzschnell ausgeschleudert werden. Das Gift lähmt das Opfer augenblicklich. Die Stachel dienen den Seeanemonen auch zur Verteidigung.
Wer eine Anemone berührt, bekommt eine Verbrennung: Die Hand schwillt an und es kommt zu einem rauschartigen Zustand, begleitet von Kopfschmerzen und Schüttelfrost. Später stirbt die Haut an der Brandstelle ab und es bilden sich Narben. Nur bestimmte Arten von Weichtieren und Fischen, die mit Seeanemonen Symbiosen eingehen, sind gegen das Gift unempfindlich.
Interessante Fakten über Seeanemonen
- Ihren Namen bekamen Seeanemonen wegen ihrer Form und der Farbenvielfalt, die vergleichbar mit den bekannten Blumen sind. Anatomisch gesehen sind sie mit den Korallenpolypen verwandt, haben aber kein mineralisches Skelett.
- Die meisten Seeanemonen sind einzelgängerisch – nur einige Unterarten leben in Kolonien. Wenn eine Seeanemone eine andere in ihrer Nähe entdeckt, versucht sie meist, diese mit ihren Stachelzellen zu töten.
- Die kleinen Krebse der Gattung Lybia plumosa, die auch Boxer-Krabben genannt werden, gehen mit Seeanemonen eine Symbiose ein, indem sie diese in ihre Scheren aufnehmen und sie zum Schutz vor Fressfeinden vor sich halten. Die Anemonen wiederum gewinnen dank der Krebse an Beweglichkeit und können so mit ihren Tentakeln mehr Nahrung erbeuten.
- Es gibt Seeanemonen, die nur einige Millimeter groß sind und welche, die einen Durchmesser von 1,5 Meter erreichen, wie z.B. die Riesenanemone (Stichodactyla gigantea). Einige mittelgroße Arten gedeihen in Aquarien und werden von den Aquarianern hoch geschätzt.
Wie alt wird eine Seeanemone?
Die Lebensdauer einer Seeanemone variiert je nach Art und Lebensraum. Manche Seeanemonen ein Paar Jahrzehnte leben, wobei einige Arten sogar 70 Jahre und mehr erreichen können. Faktoren, die ihre Lebensdauer beeinflussen, sind die Verfügbarkeit von Nahrung, Anwesenheit von Fressfeinden und Umweltverschmutzung.
Anatomische Merkmale
Der Körper der Seeanemone besteht aus einem muskulösen Bein, das von einer Vielzahl von Tentakeln gekrönt wird. Die Tentakel sind einfach und in der Regel nicht verzweigt und oft durchscheinend. Einige Aktinien haben an der Unterseite ihrer Beine einen speziellen Saugnapf, mit dem sie sich am Boden, an Felsen oder einer anderen Oberfläche festhalten können.
Am oberen Teil des Körpers der Seeanemone befindet sich eine Mundöffnung. Sie ist von Reihen dünner, langer und sich ständig bewegender Tentakel umgeben, an deren Enden sich Stachelzellen befinden. Bei Gefahr oder beim Beutefang schleudern die Stachelzellen giftige Fäden aus.
Wie ernähren sich Seeanemonen?
Trotz ihrer scheinbar harmlosen blumigen Äußeren sind Seeanemonen Tiere, die sich räuberisch von anderen Meeresbewohnern ernähren. Zwar können sich Seeanemonen sehr langsam fortbewegen, ziehen es aber vor, sich mit ihren muskulösen Sohlen an einen festen Untergrund zu klammern und auf ihre Beute zu warten.
Am oberen Rand einer Seeanemone befinden sich in sechs Reihen kurze Tentakel mit Stachelzellen. Berührt ein kleiner Fisch, Garnele oder Plankton diese, wird die Beute sofort von dem Gift der Stachelzellen getroffen. Das gelähmte Opfer zieht die Seeanemone anschließend mit den Tentakeln langsam zum Maul hoch und frisst es.
Symbiose mit Clownfischen
Seeanemonen leben oft in enger Symbiose mit anderen Meeresbewohnern wie z.B. z. B. Anemonenfischen, einigen Krabben und Garnelen. Besonders gut erforsch ist ihre Symbiose mit Clownfischen. Die Fische finden Schutz vor Raubtieren in den Tentakeln und verteidigen gleichzeitig ihre Gastgeberin vor Schädlingen. Die Eier der Clownfische werden sicher unter der Seeanemone abgelegt, wo sie für Fressfeinde unerreichbar sind.
Die Ausscheidungen der Clownfische dienen darüber hinaus als Nahrung für die symbiotischen Algen der Seeanemone, die Zooxanthellen. Die Clownfische tragen auch zur Wasserbewegung um die Seeanemone bei, was deren Sauerstoffversorgung verbessert. Insgesamt ist die Symbiose zwischen Clownfischen und Seeanemonen eine einzigartige und vorteilhafte Beziehung, die sich im Laufe der Evolution perfektioniert hat.
Um die Koexistenz mit einer Seeanemone einzugehen, muss der Clownfisch eine Immunität gegen das Gift der Seeanemone entwickeln. Ohne diese Immunität würde der Clownfisch, wie jeder andere Fisch auch, sterben, sobald er in Kontakt mit den Tentakeln der Seeanemone gerät. Um diese Immunität zu entwickeln, gewöhnt der Clownfisch die Seeanemone allmählich an seine Anwesenheit.
Fortpflanzung der Seeanemonen
Bei Seeanemonen sind vielfältige Formen an Fortpflanzungsmodi bekannt. So existieren getrenntgeschlechtliche, aber auch zwittrige Arten. Sogar Querteilung oder Abschnüren von Fußpartien kommt vor.
Kann man Seeanemonen essen?
In einigen Kulturen werden Seeanemonen als Delikatesse geschätzt. So ist z.B. in Spanien das sogenannte Ortiguilla sehr begehrt. Hierbei handelt es sich um eine essbare Seeanemone, die fürs Tapas zubereitet wird. Meist wird sie in Mehl gewälzt und in Olivenöl frittiert. Mit einem Spritzer Zitrone und etwas Salz serviert, entfalten sie ihren vollen Geschmack.
Bei der Zubereitung von Seeanemonen ist es wichtig, die Tiere gründlich zu reinigen und richtig zuzubereiten, um potenzielle Toxine zu entfernen. Noch besser ist, sich an erfahrene Köche oder Experten zu wenden, um sicherzustellen, dass sie korrekt zubereitet werden.