Tintenfische: Alles über die Weichtiere

Tintenfische sind äußerst anpassungsfähig und intelligent. Durch die Fähigkeit verschiedene Farben und Muster anzunehmen, kommunizieren sie mit ihren Artgenossen und können sich sehr gut tarnen.

Allgemeines über Tintenfisch

Tintenfisch (Kalmar)

Tintenfisch (Kalmar)

  • Name: Tintenfisch. Engl.: Coleoidea
  • Wissenschaftlicher Name: Coleoidea
  • Stamm / Klasse: Weichtier / Kopffüßer
  • Vorkommen: alle Weltmeere
  • Habitat: Freiwasser und auf dem Meeresboden
  • Max. Größe: 8 Meter

Herkunft und Lebensraum

Die Tintenfische sind eine Unterklasse der Kopffüßer (Cephalopoda) und zeichnen sich durch ein von Weichteilen umschlossenes Gehäuse oder dessen Rudimente sowie einen Tintenbeutel aus. Sie sind weit verbreitet und kommen in den meisten Ozeanen der Welt vor. In einigen allgemein- und populärwissenschaftlichen Texten heißen sie auch Tintenschnecken, um ihre Zugehörigkeit zu den Weichtieren zu verdeutlichen, denn Tintenfische sind keine Fische (diese zählen zu den Wirbeltieren).

Die bekanntesten Gruppen innerhalb der Tintenfische sind die Sepien (Sepiida), die Kalmare (Teuthida) und die Kraken (Octopoda). Derzeit kennt man aus den heutigen Meeren etwa 800 Tintenfisch-Arten und laufend werden neue Spezies beschrieben. Zwischen Gaming und Lunz am See, im Bezirk Scheibbs, Niederösterreich haben Wissenschaftler des Naturhistorischen Museums und der Universität Wien weltweit erstmals fossile 233 Millionen Jahre alte Tintenfisch-Knorpel entdeckt.

Die Strategie hinter dem Tintenstoß

Tintenfisch (Oktopus)

Tintenfisch (Oktopus)

Anders als häufig vermutet wird, hat der Tintenstoß eines Tintenfisches keine abschreckende und weniger eine Nebelwirkung, sondern es ist viel mehr ein Täuschungsmanöver. Der angreifende Räuber soll die Tintenwolke mit dem Beutetier verwechseln und mit seiner Fehlattacke Zeit verlieren, die der Tintenfisch zur erfolgreichen Flucht nutzt. Tatsächlich kann man häufig beobachten, wie Raubfische (etwa Scholle, Steinbutt) in die Wolke schnappen und hierdurch die weite Verwirbelung der Pigmente bewirken und sich damit selbst einnebeln.

Kraken haben einen größeren Tintenbeutel und können ihn deshalb häufiger nacheinander benutzen als Kalmare. Bei Kalmaren ist der Tintenbeutel manchmal so klein, dass er nur zu einer Entleerung reicht. Dies ein weiterer Indiz darauf hin, dass die primäre Abwehrstrategie nicht, wie gemeinhin vermutet, im Aufbau einer Nebelwand liegt. In Wirklichkeit bildet das Tintensekret eine relativ kleine, kompakte Pigmentkörnchen-Wolke, die an der Stelle schwebt, an der einen Augenblick vorher noch der per Rückstoß davongeschossene Tintenfisch war.

Interessante Fakten über Tintenfisch

  • Der Tiefsee-Riesenkalmar ist der größte Tintenfisch der Welt. Er kann bis zu 8 Meter lang werden, wovon bis zu 2,5 Meter der Körper und der Rest die Tentakel ausmachen. Einige Kalmare verbringen ihr ganzes Leben in völliger Dunkelheit, in Tiefen von 1.000 bis 1.500 Metern.
  • In ihrer Körpergröße, der Bewegungs- und Reaktionsfähigkeit überragen die Tintenfische alle anderen Mollusken deutlich. Tintenfische sind die intelligentesten Weichtiere. Sie machen nach den Wirbeltieren die höchste Organisationsform im Tierreich aus.
  • Obwohl einige von ihnen farbenblind sind, können Tintenfische die Farbe ihres Körpers ändern, um sich so mit ihrer Umgebung zu verschmelzen. Oktopusse können darüber hinaus ihren Körper umformen, um gefährliche Raubtiere nachzuahmen, was man als Mimikry bezeichnet.
  • Unter den Tintenfischen sind Kraken sehr gute Schwimmer. Dafür saugen sie Wasser in ihren Körper auf und stoßen es durch ein Röhr, den sogenannten Siphon aus. So können sie schnell beschleunigen und dem Angreifer entfliehen. Allerdings ziehen Kraken es vor, langsam über den Meeresboden zu kriechen.

Wie intelligent sind Tintenfische?

Unter den Tintenfischen zählen Kraken (auch Oktopusse genannt) zu den intelligentesten Tieren im Ozean. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sie individuelle Charakterzüge aufweisen können. Experimente haben gezeigt, dass die Tiere sehr individuell auf Stresssituationen reagieren. Einige werden aggressiv, andere zeigen panische Reaktionen, während andere völlig ruhig bleiben.

Anatomische Merkmale

Tintenfisch

Tintenfisch

Alle Tintenfische besitzen zwei Nieren, ein Herz und zwei branchiale oder Kiemenherzen (Vorhöfe). Ihr Nervensystem zeigt einen hohen Grad an Zentralisierung und bildet ein Gehirn im hinteren Teil des Kopfes. Die Blaufärbung des Tintensekrets ist auf Kupferproteine zurückzuführen.

Im Linsen-Auge der Tintenfische sind die lichtempfangenden Zellen der Netzhaut als ursprüngliche Einbuchtung der Haut zur Seite des Lichtes gewandt (bei Wirbeltieren ist die Netzhaut hingegen eine Gehirn-Ausstülpung; die Licht empfangenden Zellen sind dort auf der lichtabgewandten Seiten zu finden). Mehrere Tintenfisch-Gruppen können die Polarisierungs-Richtung von Licht erkennen.

Wie ernähren sich Tintenfische?

Tintenfisch (Sepie)

Tintenfisch (Sepie)

Tintenfische sind Karnivoren, die sich von Krabben, Garnelen, kleinen Fischen und seltener von kleinen Tintenfischen ernähren. Letzteres kommt nur im Fall von Nahrungsknappheit vor und sehr kleine Exemplare fressen nur Plankton und Krill. Tintenfische sind fähig, Krustentiere wie Muscheln zu zerlegen und zu verdauen.

Fortpflanzung der Tintenfische

Tintenfische pflanzen sich sexuell fort. Die Befruchtung erfolgt in der Regel von außen, kann aber auch von innen erfolgen. Nach der Paarung legen sie Eier ab. Praktisch alle Kopffüßer paaren sich und pflanzen sich einmal im Leben fort. Nach erfolgreicher Fortpflanzung sterben die weiblichen Tintenfische und sinken auf den Meeresboden, wo sie als Nahrung für Aasfresser in der Tiefsee dienen. Viele Tintenfische sind nach der Geburt bereits geschickte Räuber und jagen aktiv nach Beute.

Kulinarische Bedeutung

Tintenfisch-Gericht

Tintenfisch-Gericht

Genau wie Fische gehören Tintenfische zu den Nahrungsmitteln des Menschen. Am beliebtesten sind Sepien, Kalmare und Kraken, wobei sie durch den internationalen Handel häufig als Kalmare, Calamari oder Calamaio bezeichnet werden, unabhängig von der biologischen Taxonomie. Im Handel werden Tintenfische im Ganzen oder zerteilt (Fangarme, Ringe, Filets), frisch, gefroren (teilweise vorgegart), geräuchert oder als Konserve angeboten.

Zur Vorbereitung entfernt man prinzipiell das Chitinbein. Je nach der Größe des Tieres werden zusätzlich ungenießbare Teile wie der Kopf, Kauwerkzeuge, größere Saugnäpfe und die Innereien entfernt. Größere Tiere werden vor der Zubereitung in einer Kräuterbrühe vorgegart. Es haben sich mehrere Standardzubereitungen herausgebildet, die regional um einige Zutaten ergänzt werden:

  • Gefüllte Tintenfischtuben, die anschließend frittiert, gebacken oder gebraten werden. Beispiele hierfür sind Calamaio al forno und Calamari ripieni, bei denen die Füllung aus Brötchen, Eiern, Knoblauch, Zwiebeln und gehackten Sardellenfilets besteht.
  • Als Ragout in Tomatensauce (braisé).
  • Als frittierte Stücke, wie z. B. Calamari fritti, wobei der Mantel in Ringe und die Tentakel in Stücke geschnitten werden.

Tintenfische gehören auch zu begehrten Zielobjekten der Hobby-Angler im Urlaub. Wie man die Weichtiere erfolgreiche beangeln kann, erfahren Sie hier.

Quellenhinweise