Seeigel: Alles über die Stachelhäuter

Seeigel sind stachelige Meeresbewohner, die eine wichtige Rolle im Ökosystem spielen und für ihre Arten-Vielfalt sowie ihre Anpassungsfähigkeit bekannt sind.

Allgemeines über Seeigel

  • Name: Seeigel. Engl.: Sea urchin
  • Wissenschaftlicher Name: Echinoidea
  • Stamm / Klasse: Stachelhäuter / Seeigel
  • Vorkommen: alle Weltmeere
  • Habitat: felsige küstennahe Böden
  • Max. Größe: 38 cm
  • Gefährdung: stark gefährdet

Herkunft und Lebensraum

Seeigel

Seeigel

Das Verbreitungsgebiet der Seeigel ist riesig. Sie bewohnen alle Ozeane und gedeihen sowohl in tropischen als auch in arktischen Meeren. Die wichtigste Habitat-Voraussetzung für diese Tiere ist der ausreichende Salzgehalt des Wassers. Gewässer mit niedrigem Salzgehalt wie z.B. Schwarzes Meer und Kaspisches Meer meiden sie. Es gibt etwa 950 Arten der Seeigel, die in 14 Ordnungen gefasst sind.

Einige Seeigel-Arten können bis zu 35 Jahre alt werden. Es gibt sie in verschiedenen Formen und Größen. Im Durchschnitt sind sie 6 bis 12 cm groß, einige Spezies können allerdings bis zu 38 cm groß werden. Seeigel sind ein unverzichtbarer Bestandteil der marinen Unterwasserlandschaften, sie gehen oft Symbiosen mit anderen Tieren ein und und bilden selbst Nahrungsgrundlage für viele Meeresbewohner.

Lebensweise des Seeigels

Der Lebensraum der Seeigel kann extrem sein. Diese Tiere halten dem ungeheuren Druck der Wassersäule problemlos stand. Forschungssonden haben sie in Tiefen von bis zu 7 Kilometern entdeckt. Die große Mehrheit der Seeigelarten lebt allerdings in den Tiefen zwischen 2 und 100 m. Diese Tiere sind nachtaktiv. Einige Fische gehen mit Seeigeln Symbiose ein, indem sie sich bei Gefahr zwischen den Nadeln verstecken. Im Gegenzug fressen sie Parasiten, die der Seeigel nicht selbst loswerden kann.

Ein Seeigel hat zwar keine Flossen und kann nicht schwimmen, dennoch ist er beweglicher, als man denkt. Er bewegt sich mithilfe eines ausgeklügelten Gefäßsystems fort, das für Stachelhäuter charakteristisch ist. Eine Vielzahl kleiner, weicher Röhren, die das so genannten Ambulakralsystem bilden, können sich verlängern, verkürzen und mit ihren Saugnäpfen an einer Unterlage festhalten, indem der Seeigel den hydrostatischen Druck in speziellen Organen im Inneren der Schale verändert.

Interessante Fakten über Seeigel

Seeigel

Seeigel

  • Wenn man auf einen Seeigel tritt, zerbrechen seine Nadeln (die sprödem Glas ähneln) in viele Scherben und setzen sich im Körper fest. Ihre Entfernung ist eine sehr schwierige und schmerzhafte Aufgabe, die nur Ärzte durchführen können.
  • Das für den Menschen schädliche Gift befindet sich nicht auf den Nadeln des Seeigels, wie häufig fälschliche Weise behauptet wird, sondern auf den Spitzen der biegsamen Saugschläuche, die sich direkt hinter seinen Stacheln verstecken.
  • Anhand der Jahresringe auf der Schale dieser Tiere lässt sich ihr Alter bestimmen, ähnlich den Jahresringen von Bäumen. Einige Seeigelarten sind sehr langlebig und werden bis zu 35 Jahre alt.
  • Seeigel haben keine Augen im herkömmlichen Sinne des Wortes. Wissenschaftler haben jedoch herausgefunden, dass sie in der Lage sind, Licht in allen Teilen ihres Körpers gleichzeitig wahrzunehmen. Dafür sind die lichtempfindlichen Rezeptoren zuständig, die sich an den Spitzen der Hinterbeine befinden und in alle Richtungen gleichzeitig „schauen“. Indem das Tier die Beine in die Schale einzieht und ihr „Blickfeld“ auf eine kleine Öffnung begrenzt, kann es die „Blickrichtung“  in gewisser Weise ändern.
  • Seeigel sind nicht aggressiv, können aber für den unvorsichtigen Badegast eine Gefahr darstellen. Mehrere tiefe Einstiche mit Seeigelnadeln können zu Schwäche, starken Schmerzen, Entzündungen und Schwellungen an der betroffenen Stelle, sowie bei allergischen Reaktion zu Schock, Lähmung und Atemstillstand führen.
  • In freier Wildbahn sind Seeigel vielen Gefahren ausgesetzt. Sie können Vögeln, Seesternen, einigen Fischarten, Hummern und Seeottern zum Opfer fallen. Letztere spezialisieren sich an manchen Orten an violett gefärbte Seeigel und fressen soviel davon, dass sich ihre Zähne, Knochen und inneren Organe mit der Zeit ebenso tiefviolett verfärben.

Das Gift des Seeigels

Das Seeigelgift ist für den menschlichen Körper in zweierlei Hinsicht gefährlich. Das Gift ist zwar nicht in der Lage, einen Menschen zu töten, kann jedoch als Allergen wirken und eine starke allergische Reaktion hervorrufen, die zu einem anaphylaktischen Schock führen kann. Es können neben Rötung und Empfindlichkeitsverlust der Haut auch Übelkeit, Atemnot und Muskelschwäche auftreten.

Eine der gefährlichsten Arten ist der Rosen-Seeigel (Toxopneustes pileolus), der eher wie eine exotische Koralle als wie ein Seeigel aussieht, weshalb Taucher doppelt vorsichtig sein sollten. Normalerweise kommt er im westlichen Pazifik vor. Sein Gift enthält zwei Grundbestandteile – Contratine A und Peditoxin. Während das erstere Krämpfe und eine Verklumpung der roten Blutkörperchen verursacht, kann Peditoxin zu anaphylaktischem Schock führen.

Was tun, wenn man in Seeigel tritt?

Tritt man beim Baden versehentlich auf einen Seeigel, sollte man die betroffene Stelle sofort behandeln. Während die tief ins Gewebe eingedrungene Nadel operativ zu entfernen sind, können kleinere Nadel, die nicht einfach zu fassen sind, mit Essig getränkten Kompressen behandelt werden. Durch Essig lösen sie sich auf. Heißes Wasser kann wiederum die Schmerzen lindern.

Seeigel als Forschungsobjekt

Seeigel

Seeigel

Seeigel werden häufig als Gegenstand wissenschaftlicher Forschung bei Embryologie eingesetzt, da sie sich problemlos im Aquarium halten lassen und sich schnell fortpflanzen. So können in nur wenigen Wochen alle Veränderungen, die ein  Seeigel-Ei durchläuft – von der Befruchtung über die Fragmentierung bis hin zur Bildung eines kleinen Seeigels – unter dem Mikroskop beobachtet werden.

Seeigel werden auch zur Prüfung der Umweltqualität und zur Untersuchung der Auswirkungen verschiedener Stoffe auf biologische Systeme verwendet, da sich die Auswirkungen ungünstiger Faktoren unmittelbar in Störungen der Fortpflanzung und Entwicklung der Tiere niederschlagen.

Anatomische Merkmale

Obwohl sie wegen der Nadeln nicht sichtbar ist, haben alle Seeigel eine starre äußere Schale mit abgeflachter, runder Form. Ihr äußeres Skelett besteht aus zehn Kalkplatten, die fest miteinander verschmolzen sind und den Seeigel wie Blütenblätter umgeben. Die Größe des Stachelhäuters hängt von seinem Alter und dem Nahrungsangebot ab. Die Nadeln bestehen aus Kalk, weshalb sie auch so leicht brechen.

Je nach Art gibt es Seeigelnadeln in verschiedenen Farben und Formen. Auf die eine oder andere Weise haben sie eine Schutzfunktion und ermöglichen es dem Tier, bei Sturm und Flut in Felsspalten festen Halt zu finden. Auf der Oberseite seines Gehäuses (auch Schale genannt) befindet sich ein Anus. Außen ist die Schale von oben bis unten von grün-grauen, elastischen Schläuchen durchzogen, die das Verdauungssystem darstellen.

Die Zähne des Seeigels bestehen aus Magnesiumcalcit-Kristallen. Das ist das gleiche Material, aus dem sich auch viele Felsen zusammensetzen, sodass sich die Seeigel durch diese „durchfressen“ können, um sich z.B. zu befestigen. Dabei greifen die Zähne so ineinander, dass sie beim beißen sich selbst schärfen können. Da die Zähne an einem Ende wachsen und am anderen Ende abgeschliffen werden, sind diese Tiere echte Fressmaschinen.

Wie ernähren sich Seeigel?

Seeigel

Seeigel

Die Ernährung von Seeigeln ist vielfältig und abhängig von dem Habitat. Die meisten Seeigel sind Allesfresser und ernähren sich von einer Mischung aus Pflanzen- und Tiermaterial. Sie fressen Algen, Seegras, Kleintiere wie Muscheln, Schnecken und Krebse. Einige Seeigelarten sind spezialisieren und ernähren sich ausschließlich von bestimmten Nahrungsquellen, wie z.B. von bestimmten Algen oder Korallenpolypen.

Die Ernährung der Seeigel hat auch Auswirkungen auf ihre Umwelt. Überpopulation von Seeigeln kann zu übermäßigem Algenwachstum führen, während ihr Fressverhalten auch zum Schutz von Korallenriffen beitragen kann, indem sie Algen in Schach halten. Insgesamt sind Seeigel wichtige Akteure im marinen Biotop.

Fortpflanzung der Seeigel

Seeigel erreichen die Geschlechtsreife erst 2-3 Jahre nach der Geburt. Bei einigen Arten dauert es sogar fünf Jahre. Die meisten Seeigel sind getrenntgeschlechtlich, mit männlichen und weiblichen Individuen, die zur Fortpflanzungszeit ihre Eier und Spermien ins Wasser abgeben, wo sie sich befruchten. Die befruchteten Eier entwickeln sich zu Larven, die als Plankton im Wasser treiben. Während dieser Phase sind sie anfällig für Prädation und Umweltbedingungen.

Sobald die Larven ausreichend entwickelt sind, sinken sie zum Meeresboden und durchlaufen eine Metamorphose, bei der sie ihre stachelige Schale und typische Seeigelmerkmale entwickeln. Die Geschlechtsreife wird nach einigen Jahren erreicht. Die Fortpflanzungsstrategien der Seeigel sind entscheidend für den Erhalt ihrer Populationen und die Aufrechterhaltung des ökologischen Gleichgewichts in marinen Ökosystemen. Es gibt auch selbstbefruchtende Seeigel-Arten.

Fressfeinde der Seeigel

Seewolf

Seewolf

Eine große Anzahl verschiedener Tiere ernährt sich von Seeigeln. Dazu gehören Vögel, Fische, Seelöwen, Seeotter, Krabben und viele andere. Viele von ihnen haben sogar die Fähigkeit entwickelt, dem Gift einiger Seeigel-Arten standzuhalten. So ernähren sich beispielsweise Seeotter, Hummer, Krabben, Drückerfische und Seewölfe regelmäßig von giftigen Seeigeln. Weiterhin brechen die Seeotter die Nadeln der Stachelhäuter mit einem Stein und fressen dann die Innereien.

Dennoch gehört der Mensch und die durch seine Tätigkeit ausgelösten Umweltverschmutzungen zu den schlimmsten Feinden der Seeigel. Auch sind diese Tiere in vielen Ländern Teil der nationalen Küche und werden in großen Mengen gefangen und verspeist. Die Verschmutzung der Meere und die Überfischung sind die beiden größten Probleme, mit denen die Menschheit konfrontiert ist, um die Bestände dieser erstaunlichen Kreaturen zu retten.

Kulinarische Bedeutung

Die Seeigelfauna zählt über 950 Arten. Nur 30 von ihnen sind jedoch essbar. Dabei isst man nur die Innereien der Seeigel. Die beliebteste Spezies unter den Feinschmeckern ist die Echinus esculentus, die im Atlantik vor den Küsten des europäischen Kontinents weit verbreitet ist. Dieser Seeigel unterscheidet sich von seinen Verwandten durch eine rötlichen Schale und die violetten Nadeln.

Ernährungswissenschaftler definieren den Seeigel als kalorienarmes Produkt mit folgenden Nährwerten pro 100 g: Kohlenhydrate – 2,5 g, Eiweiß – 13,8 g, Fette – 4,3 g. Wer den Seeigel in den täglichen Speiseplan aufnimmt, versorgt seinen Körper mit zahlreichen Fettsäuren, Vitaminen und Mineralien. Regelmäßiger Verzehr wirkt sich positiv auf die Lebenserwartung aus, hilft bei der Beseitigung von Krankheiten und steigert die körperliche Aktivität.

Wie schmeckt Seeigel?

Für die einen erinnert der subtile Geschmack von Seeigeln an fleischige Austern, für die anderen schmeckt der Stachelhäuter nach einer süßen Jakobsmuschel mit einem Hauch reifer Papaya.

Welcher Teil von Seeigel ist essbar?

Seeigel

Seeigel

Im Innern der Schale der Seeigel befinden sich leuchtend orangefarbene und gelbe Läppchen, die auch verzehrt werden. Sie erscheinen auf den Restaurant-Speisekarten vieler Ländern unter dem Namen Seeigel-Kaviar. Allerdings ist diese Bezeichnung nicht ganz korrekt. Biologisch gesehen handelt es sich bei diesen Läppchen um die Keimdrüsen, d. h. die Fortpflanzungsorgane der Seeigel. Bei den männlichen Tieren sind sie blass-bräunlich, bei den weiblichen leuchtend orange.

Wie isst man Seeigel?

Der Seeigel bzw. seine Innereien werden meist roh verzehrt. Manchmal betont man den Geschmack dieses exotischen Produkts mit dem sauren Zitronensaft. Seeigel passt auch hervorragend zur klassischen japanischen Ponzu-Sauce, die auf Basis von Zitrusfrüchten, Reiswein, Eigelb und Dashi hergestellt wird.

Seeigel fressen Algen, daher enthalten sie eine hohe Konzentration an Kalzium, Kalium, Phosphor, Zink, Eisen, Magnesium und Jod. Die Innereien dieser Tiere sind reich an Vitaminen A, B, E, D, PP sowie Omega-6 und Omega-3 Säuren. Seeigel sind sehr schmackhaft und haben eine positive Wirkung auf die allgemeine Gesundheit, die Blutbildung, die Erhöhung des Hämoglobins und die Normalisierung der weißen und roten Blutkörperchen.

Schutzmaßnahmen für Seeigel

Im Rahmen der Bestandserhaltungspolitik vieler Länder gibt es mehrere Vereinbarungen, die den Fang von untermaßigen Seeigeln, die noch nicht die Geschlechtsreife erreicht haben, verbietet. Durch diese Beschränkungen und die Engagement zahlreicher Umweltschutz-Organisationen werden kleine Igel vor dem vorzeitigen Fang bewahrt. Zugleich führen diese Maßnahmen dazu, dass Seeigel im Handeln immer teurer werden.

Fischlexika und -Atlanten

Falls Sie sich für die mannigfaltige Tierfauna der Meere, Seen oder Flüsse interessieren, empfehlen wir Ihnen folgende Bücher*, die neben herausragenden Fotos und detailgetreuen Zeichnungen auch Informationen über die einzelnen Fisch- und Tierarten anbieten:
  1. Gefährliche Meeresfische
  2. Was lebt im Mittelmeer?
  3. Süßwasserfische Europas
  4. Fische Krebse Muscheln
  5. Heimische Gewässer