Seeigel sind Meerestiere, die eine wichtige Rolle im marinen Ökosystem spielen und für ihre Anpassungsfähigkeit bekannt sind.
Steckbrief Seeigel
- Name: Seeigel. Engl.: Sea urchin
- Wissenschaftlicher Name: Echinoidea
- Stamm: Stachelhäuter (Echinodermata)
- Klasse: Seeigel
- Verbreitung: alle Weltmeere
- Lebensraum: felsige Böden in Küstennähe
- Nahrung: Algen, Seegras, Muscheln, Schnecken und Krebstiere
- Natürliche Feinde: Vögel, Fische, Seelöwen, Seeotter
- Verhalten: nachtaktiv
- Gefahr für Mensch: einige Arten habe sehr giftige Stacheln
- Maximale Größe: 38 cm
- Maximales Alter: 35 Jahre
- Körperform: rundlich mit Stacheln
- Körperfarbe: sehr unterschiedlich
- Geschlechtsreife: mit 2-3 Jahren
- Fortpflanzung: getrenntgeschlechtlich und selbstbefruchtend
- Wirtschaftliche Bedeutung: beliebtes Nahrungsmittel, wird auch gezüchtet
- Kulinarische Qualität: der Geschmack des Seeigels erinnert an Austern
- Nährwert (100 g Fisch): 89 kcal / 17 g Eiweiß / 2,3 g Fett
- Aquarium: einige Arten können in Aquarien gehalten werden
- Gefährdung: aufgrund von Umweltzerstörung und Klimawandel z.T. stark gefährdet
Herkunft und Lebensraum
Das Verbreitungsgebiet der Seeigel ist riesig. Sie bewohnen alle Ozeane und gedeihen sowohl in tropischen als auch in arktischen Meeren. Die wichtigste Habitat-Voraussetzung für diese Tiere ist der ausreichende Salzgehalt des Wassers. Wenig salzhaltige Gewässer wie z.B. Schwarzes Meer meiden sie.
Es gibt etwa 950 Arten der Seeigel, die in 14 Ordnungen gefasst sind. Einige von ihnen können bis zu 35 Jahre alt werden. Im Durchschnitt sind Seeigel 6 bis 12 cm groß, es gibt aber auch Spezies, die 38 cm groß werden. Der Lebensraum der Seeigel kann extreme Lebensbedingungen aufweisen, wie z.B. enormer Wasserdruck.
Lebensweise des Seeigels
Seeigel halten dem ungeheuren Druck der Wassersäule problemlos stand. Forschungssonden haben sie in Tiefen von bis zu 7 Kilometern entdeckt. Die große Mehrheit dieser Tiere lebt allerdings in Tiefen zwischen 2 und 100 m. Sie sind nachtaktiv. Einige Fische gehen mit Seeigeln Symbiose ein, indem sie sich bei Gefahr zwischen den Nadeln verstecken. Im Gegenzug fressen sie Parasiten, die der Seeigel nicht selbst loswerden kann.
Ein Seeigel hat zwar keine Flossen und kann nicht schwimmen, dennoch ist er agiler, als man denkt. Er bewegt sich mithilfe eines ausgeklügelten Gefäßsystems fort, das für Stachelhäuter charakteristisch ist. Eine Vielzahl kleiner, weicher Röhren, die an seinen Außenkörper angebracht sind, können sich verlängern, verkürzen und mit ihren Saugnäpfen an einer Unterlage festhalten, indem der Seeigel den hydrostatischen Druck in speziellen Organen im Inneren der Schale verändert.
Interessante Fakten über Seeigel
- Wenn man auf einen Seeigel tritt, zerbrechen seine Nadeln (die sprödem Glas ähneln) in viele Scherben und setzen sich im Körper fest. Ihre Entfernung ist eine sehr schwierige und schmerzhafte Aufgabe, die nur Ärzte durchführen können.
- Das für den Menschen schädliche Gift befindet sich nicht auf den Nadeln des Seeigels, wie häufig fälschliche Weise behauptet wird, sondern auf den Spitzen der biegsamen Saugschläuche, die sich direkt hinter seinen Stacheln verstecken.
- Anhand der Jahresringe auf der Schale der Seeigel lässt sich ihr Alter bestimmen, ähnlich den Jahresringen von Bäumen. Einige Seeigelarten sind sehr langlebig und werden bis zu 35 Jahre alt.
- Seeigel haben keine Augen im herkömmlichen Sinne des Wortes. Wissenschaftler haben jedoch herausgefunden, dass sie in der Lage sind, Licht in allen Teilen ihres Körpers gleichzeitig wahrzunehmen. Dafür sind die lichtempfindlichen Rezeptoren zuständig, die sich an den Spitzen der Hinterbeine befinden und in alle Richtungen gleichzeitig „schauen“.
- In freier Wildbahn sind Seeigel vielen Gefahren ausgesetzt. Sie können Vögeln, Seesternen, einigen Fischarten, Hummern und Seeottern zum Opfer fallen. Letztere spezialisieren sich an manchen Orten an violett gefärbte Seeigel und fressen soviel davon, dass sich ihre Zähne, Knochen und inneren Organe mit der Zeit ebenso violett verfärben.
Das Gift des Seeigels
Das Seeigelgift ist für den menschlichen Körper in zweierlei Hinsicht gefährlich. Das Gift ist zwar nicht in der Lage, einen Menschen zu töten, kann jedoch als Allergen wirken und eine starke allergische Reaktion hervorrufen, die zu einem anaphylaktischen Schock führen kann. Es können neben Rötung und Empfindlichkeitsverlust der Haut auch Übelkeit, Atemnot und Muskelschwäche auftreten.
Eine der gefährlichsten Arten ist der Rosen-Seeigel (Toxopneustes pileolus), der eher wie eine exotische Koralle als wie ein Seeigel aussieht, weshalb Taucher doppelt vorsichtig sein sollten. Normalerweise kommt er im westlichen Pazifik vor. Sein Gift enthält zwei wichtige Toxine – Contratine A und Peditoxin. Während das erstere Krämpfe und eine Verklumpung der roten Blutkörperchen verursacht, kann Peditoxin zu anaphylaktischem Schock führen.
Was tun, wenn man in Seeigel tritt?
Tritt man beim Baden versehentlich auf einen Seeigel, sollte die betroffene Stelle sofort behandelt werden. Während die tief ins Gewebe eingedrungene Nadel operativ zu entfernen sind, können kleinere Nadel, die nicht einfach zu fassen sind, mit Essig getränkten Kompressen aufgelöst werden. Heißes Wasser kann wiederum die Schmerzen lindern.
Seeigel als Forschungsobjekt
Seeigel werden häufig als Gegenstand wissenschaftlicher Forschung bei Embryologie eingesetzt, da sie sich problemlos im Aquarium halten lassen und sich schnell fortpflanzen. So können in nur wenigen Wochen alle Veränderungen, die ein Seeigel-Ei durchläuft – von der Befruchtung über die Fragmentierung bis hin zur Bildung eines kleinen Seeigels – unter dem Mikroskop beobachtet werden.
Seeigel werden auch zur Prüfung der Umweltqualität und zur Untersuchung der Auswirkungen verschiedener Stoffe auf biologische Systeme verwendet, da sich die Auswirkungen ungünstiger Faktoren unmittelbar in Störungen der Fortpflanzung und Entwicklung der Tiere niederschlagen.
Wichtige Merkmale
Seeigel haben eine starre, äußere Schale mit abgeflachter, runder Form. Außen ist die Schale von oben bis unten von grün-grauen, elastischen Schläuchen durchzogen, die das Verdauungssystem darstellen. Das äußeres Skelett des Seeigels besteht aus zehn Kalkplatten, die fest miteinander verschmolzen sind und das Tier wie Blütenblätter umgeben. Die Nadeln bestehen aus Kalk, weshalb sie auch so leicht brechen. Je nach Art haben die Nadeln verschiedene Farben und Formen.
Die Zähne des Seeigels bestehen aus Magnesiumcalcit-Kristallen. Das ist das gleiche Material, aus dem sich auch viele Felsen zusammensetzen, sodass sich die Seeigel durch diese „durchfressen“ können, um sich z.B. zu befestigen. Dabei greifen die Zähne so ineinander, dass sie beim beißen sich selbst schärfen können. Da die Zähne an einem Ende wachsen und am anderen Ende abgeschliffen werden, sind diese Tiere echte Fressmaschinen.
Wie ernähren sich Seeigel?
Die Ernährung von Seeigeln ist vielfältig und abhängig von dem Habitat. Die meisten von ihnen sind Allesfresser und ernähren sich von einer Mischung aus Pflanzen- und Tiermaterial. Sie fressen Algen, Seegras, Kleintiere wie Muscheln, Schnecken und Krebse. Einige Seeigelarten spezialisieren sich ausschließlich auf bestimmte Algen oder Korallenpolypen.
Die Ernährung der Seeigel hat auch Auswirkungen auf ihre Umwelt. Überpopulation von Seeigeln kann zu übermäßigem Algenwachstum führen. Zugleich kann ihr Fressverhalten auch dem Schutz von Korallenriffen beitragen, indem sie Algen in Schach halten. Insgesamt sind Seeigel wichtige Akteure im marinen Biotop.
Fortpflanzung der Seeigel
Seeigel erreichen ihre Geschlechtsreife im Alter von 2-3 Jahren. Bei einigen Arten dauert es sogar fünf Jahre. Die meisten Seeigel sind getrenntgeschlechtlich, mit männlichen und weiblichen Individuen, die zur Fortpflanzungszeit ihre Eier und Spermien ins Wasser abgeben. Die befruchteten Eier entwickeln sich zu Larven, die als Plankton im Wasser treiben.
Sobald die Larven ausreichend entwickelt sind, sinken sie zum Meeresboden und durchlaufen eine Metamorphose, bei der sie ihre stachelige Schale und typische Seeigelmerkmale entwickeln. Die Fortpflanzungsstrategien der Seeigel sind entscheidend für den Erhalt ihrer Populationen und die Aufrechterhaltung des ökologischen Gleichgewichts in marinen Ökosystemen. So gibt es auch selbstbefruchtende Seeigel-Arten.
Fressfeinde der Seeigel
Eine große Anzahl verschiedener Tiere ernährt sich von Seeigeln. Dazu gehören Vögel, Fische, Seelöwen, Seeotter, Krabben und viele andere. Einige von ihnen haben sogar die Fähigkeit entwickelt, dem Gift der Seeigel standzuhalten. So ernähren sich beispielsweise Seeotter, Hummer, Krabben, Drückerfische und Seewölfe regelmäßig von giftigen Seeigeln. Darüber hinaus brechen die Seeotter die Nadeln der Stachelhäuter mit einem Stein und fressen dann die Innereien.
Dennoch gehört der Mensch und die durch seine Tätigkeit ausgelösten Umweltverschmutzungen zu den schlimmsten Feinden der Seeigel. Auch sind diese Tiere in vielen Ländern Teil der nationalen Küche und werden in großen Mengen gefangen und verspeist. Die Verschmutzung der Meere und die Überfischung sind die beiden größten Probleme, mit denen die Seeigel konfrontiert werden.
Kulinarische Bedeutung
Die Seeigelfauna zählt über 950 Arten. Nur 30 von ihnen sind jedoch essbar. Dabei isst man nur die Innereien der Seeigel. Die beliebteste Spezies unter den Feinschmeckern ist die Echinus esculentus, die im Atlantik vor den Küsten Europas weit verbreitet ist. Dieser Seeigel unterscheidet sich von seinen Verwandten durch eine rötlichen Schale und die violetten Nadeln.
Seeigel fressen Algen, daher enthalten sie eine hohe Konzentration an Kalzium, Kalium, Phosphor, Zink, Eisen, Magnesium und Jod. Die Innereien dieser Tiere sind reich an Vitaminen A, B, E, D, PP sowie Omega-6 und Omega-3 Säuren. Seeigel sind sehr schmackhaft und haben eine positive Wirkung auf die allgemeine Gesundheit, die Blutbildung und die Erhöhung des Hämoglobins.
Wie schmeckt Seeigel?
Für die einen erinnert der subtile Geschmack von Seeigeln an fleischige Austern, für die anderen schmeckt der Stachelhäuter nach einer süßen Jakobsmuschel mit einem Hauch reifer Papaya.
Welcher Teil von Seeigel ist essbar?
Im Innern der Schale der Seeigel befinden sich leuchtend orangefarbene und gelbe Läppchen. Sie erscheinen auf den Restaurant-Speisekarten vieler Ländern unter dem Namen Seeigel-Kaviar. Allerdings ist diese Bezeichnung nicht ganz korrekt. Biologisch gesehen handelt es sich um die Keimdrüsen bzw. die Fortpflanzungsorgane der Seeigel. Bei den männlichen Tieren sind sie blass-bräunlich, bei den weiblichen leuchtend orange.
Wie isst man Seeigel?
Der Seeigel bzw. seine Innereien werden meist roh verzehrt. Manchmal betont man den Geschmack mit dem sauren Zitronensaft. Seeigel passt hervorragend zur klassischen japanischen Ponzu-Sauce, die auf Basis von Zitrusfrüchten, Reiswein, Eigelb und Dashi hergestellt wird.
Schutzmaßnahmen für Seeigel
Im Rahmen der Bestandserhaltungspolitik vieler Länder gibt es mehrere Vereinbarungen, die den Fang von untermaßigen Seeigeln, die noch nicht die Geschlechtsreife erreicht haben, verbietet. Durch diese Beschränkungen und die Engagement zahlreicher Umweltschutz-Organisationen werden kleine Seeigel vor dem vorzeitigen Fang bewahrt. Zugleich führen diese Maßnahmen dazu, dass Seeigel im Handeln immer teurer werden.