Seewespe ist das giftigste Tier der Welt. Viele Menschen sind bereits durch die Berührung mit Seewespen gestorben und noch mehr haben schwere Verletzungen erlitten.
Allgemeines über Seewespe
- Name: Seewespe (Chironex fleckeri). Engl.: Australian box jelly
- Stamm: Nesseltiere (Cnidaria)
- Klasse: Würfelquallen (Cubozoa)
- Ordnung: Chirodropida
- Familie/Gattung: Chirodropidae/Chironex
- Vorkommen: Nord- und Ostküste Australiens
- Habitat: flaches, küstennahes Wasser
- Max. Größe: 3 m (mit Tentakeln)
Herkunft und Lebensraum
Seewespe, auch bekannt als Chironex fleckeri, ist eine Art der Würfelquallen, die an den pazifischen Stränden Nordaustraliens beheimatet und aufgrund ihres Giftes gefürchtet ist. Um sich vor den Tieren zu schützen, werden in Australien ganze Badestrände seeseitig eingezäunt oder man geht mit einem nesselsicheren Tauch-, Surf- oder einem speziellen Quallenschutzanzug ins Wasser.
Die Seewespe kommt an der Nord- und Ostküste Australiens vor, etwa von Broome im Westen bis ins südliche Queensland (Moreton Bay). Darüber hinaus werden einige verwandte Arten der Familie als Seewespen bezeichnet, die nicht nur in Australien, sondern von den Stränden des Pazifiks bis zu den Philippinen und nach Japan beheimatet sind und eine vergleichbare, aber meist etwas schwächere Giftwirkung haben.
Wie groß wird eine Seewespe?
Die Seewespe ist die größte Würfelquallenart, die einen Schirmdurchmesser von 30 cm und ein Frischgewicht von etwa 6 kg erreichen kann. Typischer sind aber Individuen bis zu etwa 14 cm Schirmdurchmesser.
Lebensweise der Seewespe
Seewespen leben fast ausschließlich in flachem, küstennahem Wasser, kaum tiefer als 5 m. Man hat sie zwar auch in küstenfernen Gewässern gesucht, etwa im Great Barrier Reef, was allerdings nur vereinzelte Nachweise erbrachte. Bei einer Untersuchung von Korallenriffen im Camden Sound, Kimberley, zeigte sich allerdings, dass sich die Seewespen zumindest gelegentlich in Wassertiefen von bis zu 40 m aufhalten können.
Diese Quallernart ist ein guter Schwimmer und als eine von nur wenigen Quallen in der Lage, gegenüber einer anders gerichteten Wasserströmung ihre Schwimmrichtung beizubehalten. Sie erreichen auch auf engem Raum hohe Manövrierfähigkeit und können enge Kurven schwimmen. Die Orientierung beim Schwimmen erfolgt bei den Seewespen zumindest teilweise optisch, die Tiere können Hindernissen ausweichen.
Interessante Fakten über Seewespe
- Die Form der Seewespe ähnelt einem abgerundeten Würfel, was zur Namensgebung der gesamten Klasse der Würfelquallen beigetragen hat.
- Die Seewespe gilt nicht ohne Grund als eines der gefährlichsten Meerestiere für den Menschen. Das Gift dieser Kreaturen tötet jedes Jahr weit mehr Menschen, als durch Angriffe des Weißen Hais getötet werden.
- Selbst der tote Körper einer Seewespe, der an Stand gespült wurde, ist giftig. Es dauert bis zu einer Woche, bis sich das Gift auflöst.
- Seewespen ernähren sich von verschiedenen kleinen Meeresbewohner, werden aber auch selbst zur Beute einiger größerer Fischarten. Darüber hinaus gehören sie zu Vorzugsbeute der Suppenschildkröte (Chelonia mydas).
- Wenn die Seewespe einfach schwimmt, schrumpfen ihre Tentakel auf 15 cm. Wenn sie auf der Jagd ist, werden die Tentakel zu dünnen Fäden von 3 m Länge.
- Die Wissenschaftler rätseln über die Tatsache, dass die Qualle zwar Augen hat, aber kein Gehirn. Daher ist es nicht klar, wie die von den Augen kommenden Informationen verarbeitet werden.
Anatomische Merkmale

Seewespe (Chironex fleckeri). Bild: Avispa marina
Der glockenförmige, etwas abgerundet vierkantige und außen glatte Schirm der Seewespe ist glasklar transparent und im sonnenbeschienenen Wasser dadurch so gut wie unsichtbar. Am Schirm sitzen, typisch für Würfelquallen, vier tentakeltragende, Pedalia genannte Vorsprünge, die durch Muskeln bewegt werden und dem Tier eine hohe und für Quallen ungewöhnliche Manövrierfähigkeit verleihen.
Die innen hohlen, schnürsenkelartigen Tentakel der Seewespe sind durch Muskeln kontrahiert und etwa 5 bis 15 cm lang. Beim Beutefang werden sie ausgestreckt und erreichen dann zwei, möglicherweise bis zu drei Meter Länge, sie sind dann flach und breit. Innerhalb der Tentakel sitzen die blassbläulich gefärbten giftigen Nesselkapseln jeweils in bandförmigen Zonen.
Die Seewespe verfügt über eine komplexe Sehfähigkeit. Jedes Tier trägt 24 Augen. Davon sind jeweils die vier äußeren einfach aufgebaute Pigmentgruben, die nur hell und dunkel unterscheiden, die beiden mittleren verfügen aber über hochentwickelte Linsen. Die Linsen sind zwar nur einen Zehntelmillimeter groß, liefern aber ein erstaunlich scharfes Bild.
Wie stark ist das Gift der Seewespe?
Unfälle mit Vergiftung durch Seewespen treten in australischen Gewässern regelmäßig auf. Für die Jahre 1884 bis 1996 sind 63 Todesfälle durch die Art dokumentiert. Zu Unfällen kommt es in flachem Wasser, oft bei warmem, windstillem Wetter, wenn Schwimmer in die fast unsichtbaren Tentakel hineingeraten. Es kommt sofort zu einer heftigen Schmerzreaktion („wie mit glühendem Eisen“).
Bei Begegnung mit einer Seewespe können weitere Hautpartien wie Hände und Arme genesselt werden, etwa beim Versuch, die an der Haut klebenden Tentakel zu entfernen. In den nach Berührung mit den Tentakeln einer Seewespe folgenden Stunden kommt es zunächst zu starken Hautrötung und Schwellung, gefolgt von Nekrosen der Haut. Der Tod kann etwa fünf bis zwanzig Minuten nach dem Stich eintreten.
Wie wirkt das Gift der Seewespe?
Das Gift der Seewespe verursacht eine akute schmerzhalte und nekrotisierende Wirkung auf die Haut. Es lähmt die Muskeln und wirkt kardiotoxisch auf den Herzmuskel. Auch die roten Blutkörperchen werden durch das Gift aufgelöst, vorausgesetzt es gelangt in die Blutbahn. Für diese äußerst toxische Giftwirkung werden verschiedene im Gift enthaltene Proteine verantwortlich gemacht.
Die wirksamsten der giftigen Proteine wirken als porenbildendes Toxin, indem sie die Zellmembran durchlöchern. Die Proteine sind aber nur ein Teil der Gesamtstruktur, der Rest, der sogenannte Pro-Part, ist vermutlich an dem Transport zum Ziel und der korrekten Faltung beteiligt. Inzwischen wurde im Gift der Seewespe eine ganze Reihe weiterer Proteine mit unterschiedlicher Spezifität nachgewiesen.
Behandlung nach dem Stich der Seewespe
Das Gegengift für Behandlung von Seewespenstich wird vom Commonwealth Serum Laboratory (Melbourne) hergestellt und muss intravenös verabreicht werden. Seine Wirkung erwies sich aber nicht in allen Fällen als zufriedenstellend. Da die Wirkung der Nesselzellen sofort eintritt und das Leben der Patienten unmittelbar bedroht ist, müssen in jedem Fall zunächst Sofortmaßnahmen ergriffen werden.
Die Tentakel haften meist nach dem Unfall weiter auf der Haut des Opfers und geben bei Bewegung weiter erhebliche Giftmengen ab. Ein Abspülen mit Wasser ist nicht möglich. Eine mechanische Entfernung der Tentakel sollte versucht werden, ist aber mit dem Risiko weiterer Stiche verbunden. Allerdings sind die stark verhornten Handflächen vergleichsweise gut geschützt.
Bis 2005 erfolgte die Behandlung mit druckfixierenden Verbänden, um die Verteilung des Giftes über das Lymph- und Blutkreislaufsystem zu verhindern. Diese wird von den Gesundheitsbehörden heute nicht mehr empfohlen, da Untersuchungen gezeigt haben, dass die Verwendung von Verbänden zur Gewebekompression die Entladung von Nesselzellen provoziert hat.
Essig (4–6 % Essigsäure) gilt als probates Mittel und wird zu Behandlung des Seewespenstichs, weil es die nicht entladenen Nesselzellen dauerhaft deaktiviert. Manche Experten behaupten allerdings, dass die bereits entladene Zellen könnten durch Essig veranlasst werden, noch etwas Restgift abzugeben, das bis dahin in der Zelle verblieben war. Trotz dieser Bedenken ist verdünnte Essigsäure nach wie vor die empfohlene Behandlung.
Wie ernährt sich Seewespe?
Die Seewespe jagt als Jungtier Krebstiere, insbesondere der Garnelenart Acetes australis, größere und ältere Tiere erbeuten auch Fische. Bei ausgewachsenen Seewespen machen Fische den Hauptanteil der Beutetiere aus. Mit der Verschiebung des Beutespektrums hin zu Fischen geht auch eine Veränderung bei den Nesselkapseln einher: Der Anteil der Nesselzellen mit gegen Wirbeltiere (und damit auch gegen den Menschen) hochgradig wirksamem Gift nimmt stark zu.
Die für Würfelquallen typische Fangtechnik ist: Die Tiere schwimmen mit hoher Geschwindigkeit aufwärts und stoppen mit einer schnellen Drehung. Sie sinken anschließend, mit weit ausgebreiteten Tentakeln, abwärts. Bleibt Beute hängen, werden die Tentakel mittels Muskelbewegungen verkürzt und das Beutetier zum Mundöffnung transportiert.
Lebenszyklus der Seewespe
Wie alle Würfelquallen zeigt auch die Seewespe einen regelmäßigen Generationswechsel (Metagenese) zwischen zwei Lebensstadien, dem Polypen und der Meduse bzw. Qualle. Die Art besitzt einen einjährigen Zyklus, das heißt eine Generation pro Jahr. Frei schwimmende Quallen, die eine Gefahr für Schwimmer darstellen, werden in Australien etwa von November bis Mai, reproduzierende Individuen – im späten Südsommer bis Frühherbst registriert.
Das Polypenstadium der Seewespe entwickelt sich in Küstengewässern (insbesondere in Mangrovensümpfen) unter Bedingungen schwankender Salinität, bis zu einem Minimum von etwa 11 Promille, wobei noch geringere Gehalte bis 5 Promille (bei Hochwassern des Flusses) kürzere Zeit ertragen werden. Die im Wasser treibenden Planula-Larven besitzen eine klebrige Oberfläche und bleiben daher beim Anspülen an die Küste mit dem Tidestrom am Substrat kleben.
Die Planulae sind beweglich und können durch aktives Umherschwimmen eine günstigere Stelle aufsuchen. Nach dem Festsetzen entwickeln sie sich in ein kriechfähiges, bewegliches Polypenstadium, das noch keine Nahrung aufnimmt. Die bereits ausgebildeten Nesselkapseln dienen dem Schutz vor Prädatoren. Ist eine zusagende Stelle, immer auf Hartsubstrat, erreicht, wandeln sie sich in das festsitzende (oder sessile), nahrungsaufnehmende Polypenstadium um.
Das Polypenstadium sehr klein, es fängt Beute (Plankton) mithilfe seines Tentakelkranzes, wobei jedes Tentakel nur eine, große Nesselkapsel an der Spitze der Arme besitzt. Diese können über asexuelle Sprossung weitere, sekundäre Kriechlarven abgeben, die sich meist in der Nähe ansiedeln. Etwa im Oktober bis November wandelt sich der Polyp durch eine vollständige Metamorphose in eine junge und winzige (1mm groß) Qualle um. Sie leben in dieser Zeit innerhalb der Flussmündungen.