Lippfische: Alle Infos zu den Fischen

Lippfische sind farbenfrohe Meeresbewohner, die in den tropischen und subtropischen Gewässern vorkommen und für ihre markanten Lippen bekannt sind.

Allgemeines über Lippfische

Lippfisch

Lippfisch

  • Name: Lippfische. Engl.: Wrasse
  • Wissenschaftlicher Name: Labridae
  • Ordnung / Familie: Labriformes / Lippfische
  • Vorkommen: tropische, subtropische und gemäßigte Meere
  • Habitat: Fels- und Korallenriffen
  • Max. Größe: 1.3 m
  • Gefährdung: stark gefährdet

Herkunft und Lebensraum

Die Lippfische sind eine Familie von Meeresfischen aus der Gruppe der Barschverwandten (Percomorphaceae). Sie sind oft außergewöhnlich farbenfroh und zeigen zudem eine große Vielfalt in Größe und Gestalt. Sie leben im flachen, küstennahen Wasser aller Weltmeere, vor allem in den tropischen Korallenriffen sowie mit wenigen Arten im Mittelmeer und in der Nordsee.

Die Bezeichnung Lippfische kommt von den wulstartigen Lippen, die besonders die größer werdenden Arten auszeichnet (lat. labrum „Lippe“). Mit mehr als 65 Gattungen und über 550 Arten sind sie nach den Grundeln (Gobiidae) die zweitgrößte Familie mariner Fische. Nach neueren Untersuchungen zählen auch die Papageifische zur Familie der Lippfische.

Lebensweise der Lippfische

Schachbrett-Lippfisch (Halichoeres hortulanus)

Schachbrett-Lippfisch (Halichoeres hortulanus)

Die kleinen und mittelgroßen Lippfischarten sind lebhafte Schwimmer, die immer in Bewegung sind. Ausgewachsene Fische sind eher ruhig und behäbig, sie schwimmen durch gleichzeitige Schläge der Brustflossen und benutzen die Schwanzflosse, außer auf der Flucht, nur zur Steuerung. Alle Lippfische sind tagaktiv, werden erst spät nach Tagesanbruch munter und ziehen sich nachts in Felshöhlen zurück oder graben sich in den Boden ein.

Zum Schlafen sondern Lippenfische aus dem Maul und den Kiemen eine Schleimhülle ab, die den Körper nach kurzer Zeit umhüllt. Dieser schlafsackähnliche Schleimkokon verhindert, dass die wehrlosen Tiere von Räubern mit Hilfe des Geruchsinns aufgespürt werden.

Interessante Fakten über Lippfische

  • Den größten Artenreichtum an Lippenfischen weisen die Meeresgebiete um Australien auf, wo insgesamt 42 Gattungen mit 165 Arten vorkommen.
  • Im Mittelmeer und im angrenzenden östlichen Atlantik leben 20 Arten der Lippenfische, davon sechs Arten auch in Teilen der Nordsee. Der Gefleckte Lippfisch (Labrus bergylta), die Goldmaid (Symphodus melops) und der Klippenbarsch (Ctenolabrus rupestris) kommen auch an der deutschen Nordseeküste vor.
  • Einige Lippfische betätigen sich als Putzer, indem sie von der Haut und den Kiemen größerer Fische Parasiten, hauptsächlich Copepoden und Isopoden, entfernen. Diese Ernährungsweise wurde bei insgesamt 49 Lippfischarten festgestellt.
  • Lippenfische sind in der Regel langsam, können aber bei Erschrecken plötzliche und sehr schnelle Bewegungen machen. Dies geschieht in der Regel nicht, um anzugreifen, sondern um einzuschüchtern. Der Fische kann allerdings sein Revier auch sehr aktiv verteidigen.
  • Dem Napoleon-Lippfisch (Cheilinus undulatus) wird von den Tauchern die Fähigkeit nachgesagt, sich die Gesichter von Menschen zu merken. Der Fisch kann den ausgestreckten Arm einer vertrauten Person mit seinen großen Lippen anstupsen oder berühren, als ob er um Zuneigung bitten würde.
  • Die Lippfische leben ausschließlich tagaktiv. Ihr besonderes Merkmal ist ein ausgiebiger Nachtschlaf, in den sie bei Einbruch der Dunkelheit fallen. Viele Arten graben sich im Sand ein, während andere ihren Körper fest in einen speziellen schleimigen Kokon einhüllen.

Anatomische Merkmale

Lippfisch Meerpfau (Thalassoma pavo)

Lippfisch Meerpfau (Thalassoma pavo)

Lippfische haben eine schlanke, zylinderförmige oder auch hochrückige Gestalt. Kleine Arten sind meist schlank mit zigarrenförmigem, strömungsgünstigem Körper, größere Arten sind hochrückig. Viele Lippenfische sind farbenprächtig. Der Körper ist von oft großen Cycloidschuppen bedeckt, das Seitenlinienorgan kann gerade, gebogen durchgehend oder unterbrochen sein.

Lippfische können ihre Augen unabhängig voneinander bewegen. Das Maul ist oft mit deutlichen „Lippen“ versehen und weit vorstreckbar. Bei der Gattung Gomphosus ist es schnabelförmig ausgezogen. Die Zähne sind meist klein, einige Gattungen wie Anampses oder Macropharyngodon haben einige vergrößerte Zähne, die dem Zerbeißen hartschaliger Beute dienen oder dem Festhalten am Partner bei der Paarung.

Im Schlund sind die unteren Schlundknochen Y-förmig verschmolzen und mit runden, stumpfen Zähnen besetzt. Die oberen Schlundknochen des zweiten bis vierten Kiemenbogens sind ebenfalls miteinander verwachsen und gelenkig mit der Schädelbasis verbunden. Zusammen mit den unteren Schlundknochen bilden sie eine sogenannte Schlundzahnmühle, die dem Zerquetschen der (oft harten) Nahrung dient.

Die Rückenflosse ist ungeteilt und hat 8 bis 21, vorne recht schwache Hartstrahlen. Der hintere Teil ist stets kürzer als der vordere und wird von 6 bis 21 Weichstrahlen gestützt. Die Afterflosse hat 2 bis 6 Hartstrahlen und 7 bis 18 Weichstrahlen. Die Bauchflossen sitzen weit vorne kurz hinter den Brustflossen. Die meisten Lippfische werden 25 bis 80 Zentimeter lang und haben 23 bis 42 Wirbel.

Napoleon-Lippfisch (Cheilinus undulatus)

Napoleon-Lippfisch (Cheilinus undulatus)

Wie groß wird ein Lippfisch?

Der größte Lippfisch ist der Napoleon-Lippfisch (Cheilinus undulatus), der eine Länge von 2,30 m und ein Gewicht von bis zu 191 kg erreichen kann; der kleinste ist mit einer Länge von sechs cm Minilabrus striatus aus dem Roten Meer.

Wie ernähren sich Lippfische?

Lippfische ernähren sich im Allgemeinen räuberisch von allerlei wirbellosen Tieren, Fischlaich oder kleineren Fischen. Größere Lippfischarten knacken mit ihren kräftigen Zähnen hartschalige Wirbellose wie Krebse, Seeigel und Muscheln. Die Arten der Gattung Choris schlagen ihre Beute gegen Steine, um sie aufzubrechen. Andere Lippfische suchen sich passende Steine, nehmen sie ins Maul und schlagen damit hartschalige Beute auf.

Viele Lippfische begleiten auch die räuberischen Stachelmakrelen, Rochen oder die ständig den Sand durchkauenden Meerbarben, um flüchtende und aufgewirbelte kleine Tiere zu erbeuten. Zwerglippfische wie Cirrhilabrus und Paracheilinus jagen im Freiwasser zusammen mit Fahnenbarschen und Riffbarschen nach Zooplankton.

Geschlechtswandel

Zwerglippfisch (Cirrhilabrus cyanogularis)

Zwerglippfisch (Cirrhilabrus cyanogularis)

Fast alle Lippfische wechseln im Laufe ihres Lebens das Geschlecht. In der frühen Juvenilphase sind sie noch nicht geschlechtsreif und unterscheiden sich in Farbe, oft auch in der schlankeren Körperform von den erwachsenen Tieren. Bei Erreichen der Geschlechtsreife kommen die Fische in die Initialphase. Die meisten von ihnen sind dann zunächst weiblich.

Mit der Zeit verändern die Individuen der Initialphase ihre Farbe und nehmen die Färbung der Terminalphase an. Dabei wechseln die Weibchen das Geschlecht und werden zu Sekundärmännchen. Diese unterscheiden sich meist durch Körpergröße, Farbenpracht und ausgezogenen Flossenfilamenten von Weibchen und Primärmännchen.

Geschlechtsreif leben Lippfische je nach Art einzeln, in kleinen umherstreifenden Gruppen, in denen die Weibchen immer die Mehrzahl stellen, oder in festen Revieren. Zwerg- und Putzerlippfische sowie viele andere Arten leben in Haremsverbänden mit einem dominanten Sekundärmännchen und mehreren, meist zwei bis acht Weibchen.

Sekundärmännchen sind meist recht kurzlebig, verbrauchen sich durch das Laichgeschäft und werden eher von Raubfischen erbeutet, da sie durch ihre prächtigen Farben auffallen. Stirbt das Sekundärmännchen einer Gruppe, so wandelt sich das stärkste Weibchen innerhalb weniger Tage in ein Männchen um. Schon nach kurzer Zeit laicht sie mit den Weibchen der Haremsgruppe.

Fortpflanzung der Lippfische

Regenbogenlippfisch (Halichoeres melanurus)

Regenbogenlippfisch (Halichoeres melanurus)

Alle indopazifischen und viele atlantische Lippfische sind Freilaicher, die keine Brutpflege betreiben und die Keimzellen in das freie Wasser abgeben. Viele im Harem lebende Arten laichen jeden Tag in der Abenddämmerung, andere nur bei ablaufender Springflut, damit die befruchteten Eizellen in den offenen Ozean gespült werden.

Eine völlig andere Fortpflanzungsstrategie verfolgen einige Lippfischarten der im Mittelmeer und im Nordatlantik lebenden Unterfamilie Labrinae. Sie sind brutpflegend und legen ihre Eier in Mulden in den Bodengrund oder, ähnlich wie Stichlinge, in Nester aus Algen und anderen Pflanzenteilen. Die Eier werden vom Männchen bis zum Schlupf der Jungen bewacht.

Geschlüpfte Lippfischlarven sind nur wenige Millimeter groß und leben zunächst pelagisch im offenen Wasser. Die Dauer der pelagischen Phase ist sehr variabel und reicht von 15 Tagen bis zu mehr als 120 Tagen. Erst nach der Metamorphose zum juvenilen Fisch suchen sie Seegraswiesen, Algenbiotope, Fels- und Korallenriffe auf.

Quellenhinweise

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