Lippfische: Alle Infos zu den farbenfrohen Meeresfischen

Lippfische sind farbenfrohe Meeresbewohner, die in tropischen und subtropischen Gewässern leben und für ihre markanten Lippen bekannt sind.

Lippfisch

Lippfisch

Steckbrief Lippfisch

  • Name: Lippfisch. Engl.: Wrasse
  • Wiss. Name: Labridae
  • Ordnung: Labriformes
  • Familie: Lippfische
  • Verbreitung: tropische, subtropische und z.T. gemäßigte Meere
  • Lebensraum: Fels- und Korallenriffe
  • Nahrung: Fische, diverse Wirbellose, Muscheln
  • Verhalten: Raubfisch, tagesaktiv
  • Maximale Größe: 1,3 m
  • Maximales Gewicht: 20 kg
  • Maximales Alter: 30 Jahre
  • Körperform: hochrückig oder zylinderförmig
  • Körperfarbe: sehr unterschiedlich, oft bunt mit Streifenmustern
  • Maul: groß und mit wulstigen Lippen versehen
  • Schuppen: Cycloidschuppen
  • Wirbelzahl: 23-42
  • Geschlechtsreife: mit etwa einem Jahr
  • Laichzeit: je nach Unterart sehr unterschiedlich
  • Wirtschaftliche Bedeutung: als Aquariumfisch von großer Bedeutung, als Speisefisch nur lokal gefragt
  • Angelsport: werden beim Bootsangeln mit Naturködern gefangen
  • Aquarium: kleine Lippfisch-Arten sind beliebte Zierfische für Heimaquarien
  • Gefährdung: einige Arten sind durch Überfischung und Klimawandel stark bedroht

Herkunft und Lebensraum

Die Lippfische sind eine Familie von Meeresfischen aus der Gruppe der Barschverwandten (Percomorphaceae). Sie sind oft außergewöhnlich farbenfroh und zeigen zudem eine große Vielfalt in Größe und Gestalt. Sie leben im flachen, küstennahen Wasser aller Weltmeere, vor allem in den tropischen Korallenriffen sowie mit wenigen Arten im Mittelmeer und in der Nordsee.

Mit mehr als 65 Gattungen und über 550 Arten sind sie nach den Grundeln (Gobiidae) die zweitgrößte Familie mariner Fische. Nach neueren Untersuchungen zählen auch die Papageifische zur Familie der Lippfische. Den größten Artenreichtum an Lippenfischen weisen die Meeresgebiete um Australien auf, wo insgesamt 42 Gattungen mit 165 Arten vorkommen.

Lebensweise der Lippfische

Schachbrett-Lippfisch (Halichoeres hortulanus)

Schachbrett-Lippfisch (Halichoeres hortulanus)

Die kleinen und mittelgroßen Lippfischarten sind lebhafte Schwimmer, die immer in Bewegung sind. Ausgewachsene Fische sind eher ruhig, sie schwimmen durch gleichzeitige Schläge der Brustflossen und benutzen die Schwanzflosse meist nur zur Steuerung. Alle Lippfische sind tagaktiv, werden erst spät nach Tagesanbruch munter und ziehen sich nachts in Felshöhlen zurück oder graben sich in den Boden ein.

Zum Schlafen sondern Lippenfische aus dem Maul und den Kiemen eine Schleimhülle ab, die den Körper nach kurzer Zeit umhüllt. Dieser schlafsackähnliche Schleimkokon verhindert, dass die wehrlosen Tiere von Räubern mit Hilfe des Geruchsinns aufgespürt werden.

Interessante Fakten über Lippfische

  • Im Mittelmeer und im angrenzenden östlichen Atlantik leben 20 Arten der Lippenfische, davon sechs Arten auch in Teilen der Nordsee. Der Gefleckte Lippfisch (Labrus bergylta), die Goldmaid (Symphodus melops) und der Klippenbarsch (Ctenolabrus rupestris) kommen auch an der deutschen Nordseeküste vor.
  • Einige Lippfische betätigen sich als Putzer, indem sie von der Haut und den Kiemen größerer Fische Parasiten, hauptsächlich Copepoden und Isopoden, entfernen. Diese Ernährungsweise wurde bei insgesamt 49 Lippfischarten festgestellt.
  • Lippenfische sind in der Regel langsam, können aber bei Erschrecken plötzliche und sehr schnelle Bewegungen machen. Dies geschieht in der Regel nicht, um anzugreifen, sondern um einzuschüchtern. Der Fische kann allerdings sein Revier auch sehr aktiv verteidigen.
  • Dem Napoleon-Lippfisch (Cheilinus undulatus) wird von den Tauchern die Fähigkeit nachgesagt, sich die Gesichter von Menschen zu merken. Der Fisch kann den ausgestreckten Arm einer vertrauten Person mit seinen großen Lippen anstupsen oder berühren, als ob er um Zuneigung bitten würde.

Wichtige Merkmale

Lippfisch Meerpfau (Thalassoma pavo)

Lippfisch Meerpfau (Thalassoma pavo)

Lippfische haben eine schlanke, zylinderförmige oder auch hochrückige Gestalt. Kleine Arten sind meist schlank mit zigarrenförmigem, strömungsgünstigem Körper, größere Arten sind hochrückig. Viele Lippenfische sind farbenprächtig. Der Körper ist von oft großen Cycloidschuppen bedeckt. Lippfische können ihre Augen unabhängig voneinander bewegen. Das Maul ist oft mit deutlichen „Lippen“ versehen und weit vorstreckbar.

Die Rückenflosse ist ungeteilt und hat 8 bis 21, vorne recht schwache Hartstrahlen. Der hintere Teil ist stets kürzer als der vordere und wird von 6 bis 21 Weichstrahlen gestützt. Die Afterflosse hat 2 bis 6 Hartstrahlen und 7 bis 18 Weichstrahlen. Die Bauchflossen sitzen weit vorne kurz hinter den Brustflossen. Die meisten Lippfische werden 25 bis 80 Zentimeter lang und haben 23 bis 42 Wirbel.

Napoleon-Lippfisch (Cheilinus undulatus)

Napoleon-Lippfisch (Cheilinus undulatus)

Wie groß wird ein Lippfisch?

Der größte Lippfisch ist der Napoleon-Lippfisch (Cheilinus undulatus), der eine Länge von 2,30 m und ein Gewicht von bis zu 191 kg erreichen kann; der kleinste ist mit einer Länge von sechs cm Minilabrus striatus aus dem Roten Meer.

Wie ernähren sich Lippfische?

Lippfische ernähren sich im Allgemeinen räuberisch von allerlei wirbellosen Tieren, Fischlaich oder kleineren Fischen. Größere Lippfischarten knacken mit ihren kräftigen Zähnen hartschalige Wirbellose wie Krebse, Seeigel und Muscheln. Die Arten der Gattung Choris schlagen ihre Beute gegen Steine, um sie aufzubrechen. Andere Lippfische nehmen die Steine ins Maul und schlagen damit hartschalige Beute auf.

Viele Lippfische begleiten auch die räuberischen Stachelmakrelen, Rochen oder die ständig den Sand durchkauenden Meerbarben, um flüchtende und aufgewirbelte kleine Tiere zu erbeuten. Zwerglippfische wie Cirrhilabrus und Paracheilinus jagen im Freiwasser zusammen mit Fahnenbarschen und Riffbarschen nach Zooplankton.

Geschlechtswandel

Zwerglippfisch (Cirrhilabrus cyanogularis)

Zwerglippfisch (Cirrhilabrus cyanogularis)

Fast alle Lippfische wechseln im Laufe ihres Lebens das Geschlecht. In der frühen Juvenilphase sind sie noch nicht geschlechtsreif und unterscheiden sich in Farbe, oft auch in der schlankeren Körperform von den erwachsenen Tieren. Bei Erreichen der Geschlechtsreife kommen die Fische in die Initialphase. Die meisten von ihnen sind dann zunächst weiblich.

Mit der Zeit verändern die Individuen der Initialphase ihre Farbe und nehmen die Färbung der Terminalphase an. Dabei wechseln die Weibchen das Geschlecht und werden zu Sekundärmännchen. Diese unterscheiden sich meist durch Körpergröße, Farbenpracht und ausgezogenen Flossenfilamenten von Weibchen und Primärmännchen. Geschlechtsreif leben Lippfische je nach Art einzeln, in kleinen umherstreifenden Gruppen.

Sekundärmännchen sind meist recht kurzlebig, verbrauchen sich durch das Laichgeschäft und werden eher von Raubfischen erbeutet, da sie durch ihre prächtigen Farben auffallen. Stirbt das Sekundärmännchen einer Gruppe, so wandelt sich das stärkste Weibchen innerhalb weniger Tage in ein Männchen um. Schon nach kurzer Zeit laicht sie mit den Weibchen der Haremsgruppe.

Fortpflanzung der Lippfische

Regenbogenlippfisch (Halichoeres melanurus)

Regenbogenlippfisch (Halichoeres melanurus)

Alle indopazifischen und viele atlantische Lippfische sind Freilaicher, die keine Brutpflege betreiben und die Keimzellen in das freie Wasser abgeben. Viele im Harem lebende Arten laichen jeden Tag in der Abenddämmerung, andere nur bei ablaufender Springflut, damit die befruchteten Eizellen in den offenen Ozean gespült werden.

Eine völlig andere Fortpflanzungsstrategie verfolgen einige Lippfischarten der im Mittelmeer und im Nordatlantik lebenden Unterfamilie Labrinae. Sie sind brutpflegend und legen ihre Eier in Mulden in den Bodengrund oder, ähnlich wie Stichlinge, in Nester aus Algen und anderen Pflanzenteilen. Die Eier werden vom Männchen bis zum Schlupf der Jungen bewacht.

Geschlüpfte Lippfischlarven sind nur wenige Millimeter groß und leben zunächst pelagisch im offenen Wasser. Die Dauer der pelagischen Phase ist sehr variabel und reicht von 15 Tagen bis zu mehr als 120 Tagen. Erst nach der Metamorphose zum juvenilen Fisch suchen sie Seegraswiesen, Algenbiotope, Fels- und Korallenriffe auf.

Quellenhinweise

Dieser Artikel wurde zum Teil der Wikipedia entnommen und steht unter dieser Nutzungslizenz.