Die Grundel: Kleiner Fisch, großes Problem

Die Grundel gilt als sehr anpassungsfähige und invasive Art, die sich langsam aber beständig in ganz Europa ausbreitet.

Grundel

Grundel

Steckbrief Grundel

  • Name: Grundel. Engl.: Goby
  • Wiss. Name: Gobiidae
  • Ordnung: Grundelartige (Gobiiformes)
  • Familie: Grundeln
  • Verbreitung: europäische Flüsse, Mündungsgebiete des Schwarzen und Kaspischen Meeres
  • Lebensraum: auf dem Gewässergrund
  • Nahrung: Insekten, Krebstiere, Weichtiere, Fischbrut
  • Natürliche Feinde: Hecht, Zander, Aal, Quappe
  • Verhalten: Friedfisch
  • Maximale Größe: 25 cm
  • Maximales Alter: 6 Jahre
  • Körperform: langgestreckt und zylindrisch
  • Körperfarbe: braun-grau-marmoriert
  • Maul: groß und unterständig
  • Schuppen: klein und glatt
  • Geschlechtsreife: mit 2-3 Jahren
  • Laichzeit: April bis September
  • Wirtschaftliche Bedeutung: in Deutschland unbedeutend, in Osteuropa beliebter Speisefisch mit großen Fangmengen
  • Kulinarische Qualität: schmackhaftes Fleisch mit mittleren Fettgehalt / geeignet zum Braten, Grillen, Trocknen und Konserven-Herstellung
  • Nährwert (100 g Fisch): 86 kcal / 17 g Eiweiß / 2 g Fett
  • Angelsport: wird als Köderfisch zum Raubfischangeln verwendet
  • Aquarium: beliebte und artenreiche Zierfische, die sich mit vielen anderen Flossenträgern vergesellschaften lassen
  • Gefährdung: aufgrund der hohen Anpassungsfähigkeit gilt aktuell als nicht gefährdet

Herkunft und Lebensraum

Obwohl die Grundel inzwischen auch in Süd- und Mitteleuropa verbreitet ist, stammt sie ursprünglich aus den Flussmündungen des Schwarzen und des Asowschen Meeres. Dort gedeiht sie auch im Brackwasser. Bei den meisten europäischen Unterarten der Grundel handelt es sich um bodenlebende Kleinfische, die feste Böden mit steinigen oder sandigen Untergründen bevorzugen.

Die gesamte Grundel-Fischfamilie umfasst über 130 verschiedener Gattungen und knapp 2.000 Unterarten, wovon die Mehrheit im Meer lebt. In Deutschland haben sich in den letzten Jahrzehnten vor allem Schwarzmund-Grundel (Neogobius melanostomus), Kesslerg-Gundel (Ponticola kessleri), Flussgrundel (Neogobius fluviatilis) weit verbreitet und gelten als invasive Arten.

Interessante Fakten über Grundel

Schwarzmund-Grundel

Schwarzmund-Grundel

  • Obwohl in Deutschland als Speisefisch verschmäht, gehört die Grundel in ihrem ursprünglichen Lebensraum – dem Asowschen und Schwarzen Meer – zu beliebten Speisefischen. Sie wird gebraten, gekocht, als Stockfisch verarbeitet und zur Herstellung von Pasteten verwendet.
  • In dem berühmten ukrainischen Kurort Berdjansk schätzt man die Grundel so sehr, dass ihr sogar ein Denkmal gesetzt wurde. Der Fisch wird nicht nur vor Ort gefangen sondern auch zu Konserven verarbeitet und in viele Länder exportiert.
  • Die Grundel enthält zahlreiche Spurenelemente, die das Knochengewebe des Menschen regenerieren und vor altersbedingten Erscheinungen schützen sollen. Der Fisch ist auch reich an Mineralstoffen, die vom menschlichen Körper sehr gut absorbiert werden.

Wichtige Merkmale der Grundel

Grundel

Grundel

Charakteristisch für Anatomie der Grundel ist ein langgestreckter zylindrisch geformte Körper und auffällig bulliger Kopf. Der Unterkiefer des Mauls ist vorstehend. Die Augen der Grundel sind obenstehend und verhältnismäßig groß. Von Kopf bis zum Schwanz ist sie braun-grau-marmoriert.

Obwohl Kessler-Grundeln sehr stark unserer heimischen Groppe ähneln, gibt es dennoch einen eindeutigen Unterscheidungsmerkmal: Ihre Bauchflossen sind zusammengewachsen und bilden eine Saugscheibe. Die Anzahl der Schuppen entlang der Seitenlinie beträgt bei der Grundel 65-79 Stück.

Wie ernährt sich Grundel?

Grundeln leben am Gewässergrund, wo sie sich von allerlei Wasserinsekten, kleinen Krebstieren, Weichtieren und von der Fischbrut ernähren. Im Frühling stürzen sie sich auch gerne auf den Fischlaich anderer Arten.

Fortpflanzung der Grundel

Grundel

Grundel

Geschlechtsreif wird die Grundel im Durchschnitt mit 2-4 Jahren. Die Weibchen erreichen die Geschlechtsreife schneller als die Männchen. Die Laichzeit der Grundel unterscheidet sich je nach Unterart und liegt zwischen April und September. Gewöhnlich legt das Weibchen von 300 bis 1000 Eier ab, die sich anschließend an Steine kleben und durch das Männchen bewachst werden, bis sie schlüpfen.

Grundeln als invasive Arten

Seit den 80-er Jahren des vorigen Jahrhunderts beobachten Ichthyologen in Süd- und Mittel-Europa eine regelrechte Invasion der Kessler-Grundel. Seit dem sie im Jahr 1984 zum ersten mal im ungarischen Abschnitt der Donau entdeckt wurde, setz sie ihren Anmarsch gen Norden unaufhaltsam fort. So gilt sie inzwischen als eine invasive Spezies, die einheimische Arten gefährden kann. In Deutschland gibt es inzwischen in allen großen Flüssen Kessler-Grundel-Populationen.

Auch die Schwarzmund-Grundel hat sich hierzulande in den letzten Jahren fast explosionsartig verbreitet. Ihr ursprüngliches Habitat umfasst Brack- und Süßwasser des Asowschen und Schwarzen Meeres. Mit der vorschreitender Industrialisierung und Zunahme am Schiffsverkehr gelangte sie immer weiter Richtung Westeuropa. Die zunehmend strengeren Auflagen in Bezug auf das Wasserqualität hierzulande hat sich ihr Anmarsch noch beschleunigt, da sie reines Wasser bevorzugt.

Wie gefährden Grundeln einheimische Fischfauna?

Grundeln gelten als gefräßig und ernähren sich bevorzugt von verschiedenen Wasserinsekten sowie diversen Krebs- und Weichtieren, die zugleich als Nahrungsgrundlage für viele einheimische Arten dienen. Außerdem haben die Grundeln einen Faible für Eier und Jungfische anderer Arten. Hinzu kommt, dass Grundeln eine hohe Fortpflanzungsrate aufweisen. Diese Faktoren können in Summe die Reproduktionsfähigkeit und den Fortbestand bedrohter oder empfindlicher einheimischer Fischarten erheblich beeinträchtigen.