Karpfen: Steckbrief, Lebensraum und Verhalten

Der Karpfen ist der bekannteste und am weitesten verbreitete Speisefisch der Binnengewässer weltweit. Er ist robust, gefräßig und schmeckt vorzüglich.

Karpfen

Karpfen

Steckbrief Karpfen

  • Name: Karpfen (Engl.: Carp)
  • Wiss. Name: Cyprinus carpio
  • Ordnung: Karpfenartige (Cypriniformes)
  • Familie: Karpfenfische (Cyprinidae)
  • Gattung: Cyprinus
  • Verbreitung: weltweit außer dem Polargebiet
  • Lebensraum: stehende und langsam fließende Binnengewässer
  • Nahrung: Allesfresser mit hoher Anpassungsfähigkeit
  • Natürliche Feinde: Hecht, Zander, Wels
  • Verhalten: Friedfisch, Schwarmfisch
  • Maximale Größe: 120 cm
  • Maximales Gewicht: 50 kg
  • Maximales Alter: 30 Jahre
  • Körperform: spindelförmig und massiv
  • Körperfarbe: bronzen
  • Maul: unterständig, rüsselartig vorstülpbar
  • Schuppen: groß und glatt
  • Schuppenformel: 33-40 SL
  • Flossenformel: D 0/20-28, A 0/8-9, P 0/16-17, V 0/10-11, C 0/19
  • Geschlechtsreife: mit 3 bis 5 Jahren
  • Laichzeit: von Mai bis Juli
  • Wirtschaftliche Bedeutung: der Karpfen ist der meist gezüchtete Speisefisch weltweit
  • Kulinarische Qualität: wohlschmeckendes, weiches und saftiges Fleisch mit hohem Fettgehalt / optimal geeignet zum Braten, Dünsten, Backen und Grillen
  • Nährwert (100 g Fisch): 110 kcal / 18 g Eiweiß / 4,2 g Fett
  • Angeln: sehr beliebter Zielfisch beim Grundangeln, es wurden sogar spezielle Köder für Karpfen entwickelt – die Boilies (Tipps fürs Karpfenangeln)
  • Gefährdung: wildlebende Populationen sind oft durch Überfischung und Wasserbau gefährdet

Lebensraum des Karpfens

Der Karpfen ist der Namensgeber für die Gattung der Karpfenfische (Cyprinidae), die mit etwa 3.000 Arten weltweit die größte Familie der Knochenfische (Osteichthyes) bilden. Obwohl der Karpfen ursprünglich aus Asien stammt, wurde er durch Züchtung auch in Europa etabliert. Die am weitesten verbreiteten Zuchtformen sind der Spiegelkarpfen und der Schuppenkarpfen.

Neben den Zuchttieren gibt es auf dem europäischen Kontinent auch wildlebende Karpfen-Populationen. Das Habitat des widerstandfähigen Wildkarpfens umfasst zahlreiche Flüsse und Binnenseen in Europa bis nach Sibirien. Weit verbreitet ist diese Spezies in den zahlreichen Zuflüssen des Schwarzen und des Kaspischen Meeres. In Deutschland gelten Wildkarpfen als bedroht.

Interessante Fakten über Karpfen

  • Bereits im Mittelalter haben Karpfen die Esskultur entscheidend mitbestimmt. Schon damals wurden sie in der Teichwirtschaft als Fleischersatz für die christlichen Feiertage in großen Mengen gezüchtet.
  • Das Fleisch des Karpfens gilt als sehr wohlschmeckend und kann zugleich wegen seinem geringen Kaloriengehalts bei relativ hohem Fettanteil in Diäten für Diabetes und Verdauungskrankheiten aufgenommen werden.
  • Im Laufe der letzten Jahrhunderte wurden verschiedene neue Karpfen-Arten künstlich gezüchtet. Doch der wilde Karpfen, mit dem alles begann, ist heute in vielen Ländern aufgrund von Überfischung und Wasserbau vom Aussterben bedroht.
  • In anderen Regionen wiederum hat sich der durch Menschen künstlich eingeführte Karpfen zu einer invasiven Art entwickelt und wird als Schädling wahrgenommen, wie zum Beispiel die springenden Karpfen in Nordamerika.
  • Während des Winters fahren die Karpfen ihren Metabolismus stark herunter. Der Körper des Fisches ist mit dicker Schleimschicht bedeckt und die Atmung verlangsamt sich. Der Fisch ist im Winter sehr träge und frisst nur ein Mal pro Woche, während er im Sommer jeden Tag Nahrung zu sich nimmt.

Was sind die gängigen Karpfen-Arten?

Karpfen

Karpfen

Die bekanntesten Karpfen-Arten sind Schuppenkarpfen, Zeilkarpfen, Spiegelkarpfen sowie Lederkarpfen. Eine Unterscheidung zwischen Arten kann anhand von Reduktion der Schuppen vorgenommen werden:

  • Schuppenkarpfen (weist ein vollständig vorhandenes Schuppenkleid vor)
  • Zeilkarpfen (besitz eine Reihe von sehr großen Schuppen entlang der Seitenlinie)
  • Spiegelkarpfen (zeichnet sich durch unregelmäßig verteilte und wenige Schuppen aus)
  • Leder- oder Nacktkarpfen (es ist einzige Karpfenspezies ohne Schuppen)

Im folgenden Video sind drei typischen und weit verbreiteten Karpfen-Arten zu sehen: Schuppenkarpfen, Spiegelkarpfen und Koi-Karpfen. In einem anderen Beitrag finden Sie weitere Infos zu verschiedenen Karpfen-Arten.

Wichtige Merkmale des Karpfens

Der Karpfen hat einen langgestreckten und massiven Körper. Je älter ein Individuum ist, umso dicker ist sein Torso. Die Schuppen des Karpfens sind relativ groß und haben einen dunklen Rand. Die Schuppenanzahl entlang der Seitenlinie beträgt etwa 35-40 Stück. Der Karpfen weist einen dunklen oliv- oder bronzen-farbigen Rücken auf mit goldenen, leicht bräunlichen Seiten. Sein dicker Bauch hat einen helleren Ton. Das unterständige rüsselartige Maul des Karpfens ist sein Markenzeichen.

Mit seinem vorgestülpten Maul saugt der Karpfen alles ein, was er mit Nahrung in Verbindung bringt, um es „auf den Zahn zu fühlen“. An seiner Oberlippe hat der Fisch zwei Paar Barteln, die sehr empfindlich sind und dem Fisch dabei helfen, Nahrung im Schlamm ausfindig zu machen. Die Augen des Karpfens sind hoch positioniert und von grünlich-goldener Iris gesäumt. Der Fisch weist drei Reihen von Schlundzähnen auf.

Wie ernährt sich der Karpfen?

Karpfen

Karpfen

Der Karpfen ist ein absoluter Allesfresse und seine Gefräßigkeit ist legendär: Alles, was er in seinem Lebensraum vorfindet, wird sofort auf die Genießbarkeit hin untersucht. Weil diese Spezies schon von weitem die Gerüche wahrnimmt, folgt er jeder interessanten Duftspur und erkundet das potenzielle Futter aus nächster Nähe mit seinen empfindlichen Barteln.

Auf der Suche nach Nahrung durchforsten Karpfen alle Wasserschichten. An der Oberfläche fangen diese Fische allerlei Insekten und am Boden suchen sie nach kleinen Krebstieren, Larven und Würmern. Auch frisst der Karpfen viel und gerne Wasserpflanzen. Im Hochsommer, wenn sich Fischbrut im Gewässer verteilt, schnappt er sich hin und wieder mal kleine Fischchen.

Physiologische Besonderheit

Der Karpfen ernährt sich aufgrund der Beschaffenheit seines Verdauungssystems fast ununterbrochen. Dieser Fisch hat nämlich keinen ausgebildeten Magen: Seine Speiseröhre geht direkt in den Mitteldarm über, wo die Nahrung mit Hilfe von Enzymen aufgelöst und verdaut wird. Als Ausgleich für den Magen sind Mittel- und Enddarm des Karpfens von beachtlicher Länge. In drei Reihen angeordnete Schlundzähne ermöglichen es dem Karpfen, seine Nahrung zu zerkleinern, diverse Krustentierschalen inbegriffen.

Wie schnell wachsen Karpfen?

Karpfen

Karpfen

Es gilt heute als erwiesen, dass das Wachstum und das erreichbare Gewicht der Karpfen von einem bestimmten Wachstumshormon abhängt. Dieses Hormonvorkommen ist bei jeder Fischpopulation unterschiedlich ausgeprägt, deshalb ist es sehr schwer, einen Zusammenhang zwischen Alter, Gewicht und Größe herzustellen. Dazu kommt, dass unterschiedliche Karpfen-Arten unterschiedliche Größen erreichen.

Grundsätzlich hängt das Wachstum der Fische vom Nahrungsangebot und der Wassertemperatur ab. Als Anhaltspunkt für unsere wildlebende Spiegel- und Schuppenkarpfen kann festgehalten werden, dass das Wachstum pro Jahr etwa 10 cm beträgt und im fünften bis maximal im sechsten Lebensjahr abgeschlossen ist. Asiatische Karpfen hingegen wachsen in ihren Heimatländern wesentlich schneller.

Wie alt werden Karpfen?

Karpfen

Karpfen

Karpfen gehören nicht zu besonders langlebigen Fischen. Die Lebenserwartung der wildlebenden Tiere beträgt selten mehr als 7 Jahre. Für domestizierte Spezies wie zum Beispiel den Koi-Karpfen gelten andere Maßstäbe. Bei stabilen Lebensbedingungen kann ein Koi-Karpfen 60 Jahre alt und mehr werden.

Fortpflanzung der Karpfen

Karpfen werden etwa mit 3 bis 5 Jahren geschlechtsreif. Die weiblichen Tiere nennt man Rogner, die männlichen Milchner. Die beiden Kontrahenten treffen sich zur Laichzeit von Mai bis Juli im 18-20 Grad warmen Wasser bevorzugt an den Stellen mit hoher Pflanzendichte. Die Fortpflanzung erfolgt, indem das Männchen seinen Samen über die jährlich bis zu 500.000 – 700.000 Eier verteilt, welche das Weibchen nach dem Laichspiel ablegt.

Die Eier heften sich nach dem Ablaichen mithilfe einer besonderen Substanz an Pflanzen an. Die Brütlinge sind ab diesem Zeitpunkt sich selbst überlassen, da bei Karpfen keine Brutpflege erfolgt. Zwischen dem dritten und dem achten Tag schlüpfen die kleinen Fischchen. Die Jungfische ernähren sich von ihrem Dottersack am Bauch. Nach und nach stellen sie sich dann auf Kleintiere um. Im Brütlingsstadium sind alle Karpfen männlich, erst durch einen Entwicklungsschritt beim Heranwachsen erfolgt die Umwandlung zu weiblichen Tieren.

Karpfen als Zuchtfisch

Die ersten historischen Überlieferungen über die Zuchtform des Karpfens stammen aus China, wo der Fisch für die Tafel des Kaisers und seiner Entourage gezüchtet wurde. Andere Quellen schreiben die erste Domestikation des Karpfens den Römern zu. In Europa kam der Karpfen zuerst in die Küchen der britischen Adligen und hat sich schnell zu einem sehr beliebten Fisch bei den Mächtigen etabliert. Im Mittelalter setzte der Fisch seinen siegreichen Zug als Speisefisch weiter und wurde immer breiteren Bevölkerungsschichten zuteil.

Heute wie damals ist Karpfen der meistgezüchtete Fisch weltweit. In Deutschland beansprucht er 23 % der erzeugten Gesamtzuchtfischmenge und steht an der zweiten Stelle nach der Regebogenforelle. Zur sehr weiten Verbreitung des Karpfens als Zuchtfisch hat vor allem seine hohe Fruchtbarkeit (bis zu 1 Million Eier) und schneller Wachstum beigetragen – die Karpfenlarve bringt bereits in wenigen Monaten 500 g auf die Waage. Auch der angenehme nussige Geschmack des Fisches mit hohem Fettanteil und strukturiertem Fleisch macht ihn zu einem sehr beliebten Produkt.

Fische in Aquakulturen in Deutschland

Fische in Aquakulturen in Deutschland

Springende Karpfen in den USA

Jeder hat schon mal Aufnahmen von springenden Fischen gesehen, die scheinbar von alleine ins Boot hüpfen. Dabei handelt es sich um asiatische Karpfen, die durch amerikanische Farmer in den 70-er Jahren aus Asien importiert wurden. Die Fische sollten amerikanische Zuchtteiche von Algen befreien, was sie auch erfolgreich erledigt haben. Als dann Mississippi Anfang 90-er über die Ufer getreten ist, gelangen einige Tiere in den Fluss und sind seit dem auf Expansionskurs nicht nur in dem gesamten Flusssystem sondern auch in den angrenzenden Seen.

Die springenden Karpfen sind in den USA zu einer echten Plage geworden. Diese Spezies ist besonders schreckhaft und springt beim kleinsten Anzeichen von Gefahr (z.B. bei lauten Motorgeräuschen) sofort aus dem Wasser. Hat es ein Fisch vorgemacht, machen alle anderen es ihm nach. So kommt es zu einer Kettenreaktion, die z.B. für die Menschen auf einem Boot oft Prellungen und manchmal sogar gebrochene Knochen bedeutet.