Bitterling: Alle Infos zum Fisch

Das besondere am Bitterling ist seine Fortpflanzungsbiologie, denn die Befruchtung und Entwicklung seiner Eier findet ausschließlich in den Süßwassermuscheln statt.

Allgemeines über Bitterling

  • Name: Bitterling (Rhodeus amarus). Engl.: European bitterling
  • Ordnung: Karpfenartige (Cypriniformes)
  • Unterordnung: Karpfenfischähnliche (Cyprinoidei)
  • Familie: Bitterlinge (Acheilognathidae)
  • Gattung: Rhodeus
  • Vorkommen: Mitteleuropa
  • Max. Größe: 10 cm

Herkunft und Lebensraum

Bitterling (Rhodeus amarus)

Bitterling. Bild: Rhodeus-Amarus, CC BY-SA 3.0

Der Bitterling (Rhodeus amarus) ist ein Karpfenfisch, der in pflanzenreichen, flachen, langsam fließenden oder stehenden Gewässern mit sandigem oder schlammigen Grund zu finden ist. Sein Verbreitungsgebiet liegt in Mitteleuropa nördlich der Alpen, nach Westen bis zum Rhonegebiet, nach Osten bis zum Kaspischen Meer.

Als wärmetolerante Art profitiert der Bitterling vom Klimawandel[1] und breitet sich in den letzten Jahren nach Norden aus. Der Bitterling ist in Deutschland 1985 und 2008 sowie in Österreich 2008 zum „Fisch des Jahres“ benannt worden. Die vier bis fünf Jahre alt werdenden Fische erlangen im zweiten Lebensjahr die Geschlechtsreife.

Lebensweise des Bitterlings

Bitterlinge leben meist in Flussunterläufen, alten Flussarmen und einigen Seen, wo sie Buchten mit schlammigem Grund aufsuchen, in denen die Große Flussmuschel (Unio tumidus) oder die Große Teichmuschel (Anodonta cygnea) vorkommen. Bei der Fortpflanzung sind die Bitterlinge auf die Muscheln angewiesen, da sie bei den Männchen das Balzverhalten auslösen.

Die intensiv gezeichneten Milchner (Männchen) zeigen ein ausgesprochenes Territorialverhalten gegenüber ihren Rivalen. Das aggressive Verhalten wie auch die Reviergröße und die Anzahl der verteidigten Muscheln hängen von der Populationsdichte der Bitterlinge ab.[2] Das Territorialverhalten nimmt rapide ab, sobald der Rogner (das Weibchen) seine Eier abgelegt hat.

Anatomische Merkmale

Der Bitterling ist eine kleine Fischart mit relativ hohem Rücken und halbunterständigem Maul. Den Körper schützen große Schuppen, die Poren der unvollständigen Seitenlinie sind nur auf den ersten 4 bis 7 Schuppen hinter dem Kopf erkennbar. Den größten Teil des Jahres ist der Rücken graugrün gefärbt, Seiten und Bauch sind silbrig.

Über die Mitte der Seiten zieht sich ein opalisierender Streifen blaugrüner Farbe. In der Laichzeit intensivieren sich die Farben der Männchen – Kehle, Brust und vordere Bauchseite werden rötlich, Rücken und Hinterkörper schillern grün. An zwei Stellen über den Augen und dem Maul erscheinen Laichwarzen und hinter den Kiemendeckeln je ein blauer Fleck.

Was bedeutet Bitterlingtest?

Der Bitterlingstest diente vor der Entwicklung moderner Verfahren als Schwangerschaftstest, insbesondere in den 1920er bis 40er Jahren. Durch Zugabe geringer Mengen Schwangerenurin zum Wasser zeigen Bitterlingsweibchen bereits nach 24 Stunden mit einer Sicherheit von etwa 80 % eine deutliche Verlängerung der Legeröhre. Der geringeren Sicherheit im Vergleich zur Aschheim-Zondek-Reaktion (sogenannter Mäusetest) standen das schnellere Ergebnis und das Überleben des Tieres gegenüber.[3]

Wie ernähren sich Bitterlinge?

Trotz seiner geringen Größe ist der Bitterling recht gefräßig und befindet sich ständig auf der Suche nach Nahrung. Er ernährt sich von Phyto- und Zooplankton, von kleinen Insekten und deren Larven sowie gelegentlich auch von Eiern und Fischbrut anderer Arten.

Fortpflanzung des Bitterlings

Die Laichzeit der Bitterlinge findet je nach Wassertemperatur zwischen April und Juni statt. Die Männchen suchen sich eine oder mehrere Süßwassermuscheln aus. Die Anwesenheit von Muscheln löst beim Männchen erst die Umfärbung zum „Hochzeitskleid“ und das Balzverhalten aus. Nähert sich dann ein geschlechtsreifes Weibchen, beginnen die Männchen, es zu ihrer Muschel zu locken. Manchmal locken sie auch mehrere Weibchen zu ihren Muscheln.

Zu der Laichzeit wächst den Weibchen hinter der Afteröffnung eine 5 bis 6 cm lange Legeröhre. Diese hilft den weiblichen Bitterlingen, die Eier (40 bis 100 Stück) in den Kiemenraum großer Süßwassermuscheln abzulegen, wobei jede Muschel nur ein bis zwei Eier erhält. Dieselbe Muschel nutzen mitunter aber auch andere Bitterlingspaare, so dass man dann in ihr über 100 verschiedene Entwicklungsstadien der jungen Bitterlinge zählen kann.

Beim Laichen schiebt das Weibchen die Legeröhre in den Kiemenraum der Muschel und legt dort ihre Eier ab. Das Männchen lässt über der Einsaugöffnung des Weichtieres seine Samenflüssigkeit ab. Bis sich die Larven entwickeln, bleiben sie – vor Feinden weitgehend geschützt – in den Muscheln und verlassen diese nach zwei bis vier Wochen. Die Muscheln selbst profitieren auch, indem sich ihre Larven (Glochidien) an die Fische anheften und durch diese verbreitet werden.

Gefährdung des Bitterlings

Am See

Am See

Die Weltnaturschutzunion IUCN führt den Bitterling in der Roten Liste gefährdeter Arten insgesamt als nicht gefährdet (Least Concern). Es werden aber lokale Bedrohungen durch Wasserverschmutzung, Unkrautentfernung und den Besatz mit Raubfischen angeführt.[4]

Aufgrund seiner speziellen Fortpflanzungsbiologie, also der Abhängigkeit vom gleichzeitigen Vorkommen bestimmter Muschelarten, ist der Bitterling in manchen Regionen Mitteleuropas eine bedrohte Fischart geworden. Durch Gewässerverschmutzung und -unterhaltungsmaßnahmen (Baggerarbeiten etc.) sind die Bestände dieser Muscheln vielerorts zurückgegangen oder sogar ausgerottet worden.

Vom Verband Deutscher Sportfischer (VDSF) und dem Österreichischen Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz (ÖKF) wurde der Bitterling zum „Fisch des Jahres 2008“ gewählt. Der Wahl angeschlossen haben sich erstmals der Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) und das Bundesamt für Naturschutz (BfN).


Einzelnachweise

  1. Martin Behrens, Thomas Fartmann und Norbert Hölzel: Auswirkungen von Klimaänderungen auf die Biologische Vielfalt: Pilotstudie zu den voraussichtlichen Auswirkungen des Klimawandels auf ausgewählte Tier- und Pflanzenarten in Nordrhein-Westfalen, Münster, 2009
  2. Jochen Schaumburg: Zur Ökologie von Stichling Gasterosteus aculatus L., Bitterling Rhodeus sericeus amarus Bloch, 1782 und Moderlieschen Leucaspius delineatus (Heckei, 1843) – drei bestandsbedrohten, einheimischen Kleinfischarten, Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL), Ber. ANL Dez. 1989
  3. Axel M. Gressner, Torsten Arndt: Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik, Springer, Berlin, Heidelberg, 2019, ISBN 978-3-662-48986-4
  4. Rhodeus amarus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2009. Eingestellt von: Freyhof, J. & Kottelat, M., 2008. Abgerufen am 5. August 2023.

Quellenhinweise

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