Bitterling im Porträt: Steckbrief, Biologie, Aquariumhaltung

Das besondere am Bitterling ist seine Fortpflanzungsbiologie, denn die Befruchtung und Entwicklung seiner Eier findet ausschließlich in den Süßwassermuscheln statt.

Bitterling (Rhodeus amarus)

Bitterling. Bild: Rhodeus-Amarus, CC BY-SA 3.0

Steckbrief Bitterling

  • Name: Bitterling (Rhodeus amarus). Engl.: European bitterling
  • Wiss. Name: Rhodeus amarus
  • Ordnung: Karpfenartige (Cypriniformes)
  • Familie: Bitterlinge (Acheilognathidae)
  • Gattung: Rhodeus
  • Verbreitung: Mittel- und Osteuropa, Nordasien
  • Lebensraum: langsam fließende und stehende Binnengewässer
  • Nahrung: Phyto- und Zooplankton, Insektenlarven, Fischeier
  • Natürliche Feinde: Hecht, Zander, Barsch, Aal
  • Verhalten: Friedfisch, Schwarmfisch
  • Maximale Größe: 8 cm
  • Maximales Alter: 5 Jahre
  • Körperform: spindelförmig und hochrückig
  • Körperfarbe: graugrüner Rücken, silbrige Flanken
  • Maul: klein und halbunterständig
  • Schuppen: groß und glatt
  • Flossenformel: D III/8-10, A III/8-10, C 19-20
  • Geschlechtsreife: mit 2 Jahren
  • Laichzeit: April bis Juni
  • Wirtschaftliche Bedeutung: aufgrund geringer Größe und bitter schmeckenden Fleisches als Speisefisch unbedeutend
  • Angelsport: kann beim Stippangeln gefangen werden
  • Aquarium: wenig anspruchsvoller Aquariumfisch, Schwarmhaltung notwendig (mind. 8 Fische)
  • Gartenteich: lässt sich optimal in Gruppe von 8 bis 15 Fischen halten und mit anderen Arten vergesellschaften
  • Gefährdung: aufgrund von Wasserverschmutzung und der Abhängigkeit von bestimmten Muschelarten bei Fortpflanzung z.T. stark gefährdet

Herkunft und Lebensraum

Der Bitterling (Rhodeus amarus) ist ein Karpfenfisch, der in pflanzenreichen, flachen, langsam fließenden oder stehenden Gewässern mit sandigem oder schlammigen Grund zu finden ist. Sein Verbreitungsgebiet liegt in Mitteleuropa nördlich der Alpen, nach Westen bis zum Rhonegebiet, nach Osten bis zum Kaspischen Meer. Als wärmetolerante Art profitiert der Bitterling vom Klimawandel und breitet sich immer weiter nach Norden aus.

Lebensweise des Bitterlings

Bitterlinge leben meist in Flussunterläufen, alten Flussarmen und einigen Seen, wo sie Buchten mit schlammigem Grund aufsuchen, in denen die Große Flussmuschel (Unio tumidus) oder die Große Teichmuschel (Anodonta cygnea) vorkommen. Bei der Fortpflanzung sind die Bitterlinge auf die Muscheln angewiesen, da sie bei den Männchen das Balzverhalten auslösen.

Die intensiv gezeichneten Männchen zeigen ein ausgesprochenes Territorialverhalten gegenüber ihren Rivalen. Das aggressive Verhalten wie auch die Reviergröße und die Anzahl der verteidigten Muscheln hängen von der Populationsdichte der Bitterlinge ab. Das Territorialverhalten nimmt rapide ab, sobald das Weibchen seine Eier abgelegt hat.

Wichtige Merkmale

Bitterling vor einer Muschel

Bild: Bitterlingsmännchen, CC BY-SA 4.0

Der Bitterling ist eine kleine Fischart mit relativ hohem Rücken und halbunterständigem Maul. Seine Schuppen sind im Verhältnis zum kleinen Körper recht groß. Der Rücken des Bitterlings sind graugrün gefärbt, Seiten und Bauch sind silbrig. Über die Mitte der Seiten zieht sich ein opalisierender Streifen blaugrüner Farbe.

In der Laichzeit intensivieren sich die Farben der Männchen – Kehle, Brust und vordere Bauchseite werden rötlich, Rücken und Hinterkörper schillern grün. An zwei Stellen über den Augen und dem Maul erscheinen Laichwarzen und hinter den Kiemendeckeln je ein blauer Fleck.

Was bedeutet Bitterlingtest?

Der Bitterlingstest diente in den 1920er bis 40er Jahren als Schwangerschaftstest. Durch Zugabe geringer Mengen Schwangerenurin zum Wasser zeigen Bitterlingsweibchen bereits nach 24 Stunden mit einer Sicherheit von etwa 80 % eine deutliche Verlängerung der Legeröhre.

Wie ernährt sich der Bitterling?

Trotz seiner geringen Größe ist der Bitterling recht gefräßig und befindet sich ständig auf der Suche nach Nahrung. Er ernährt sich von Phyto- und Zooplankton, von kleinen Insekten und deren Larven sowie gelegentlich auch von Eiern und Fischbrut anderer Arten.

Fortpflanzung des Bitterlings

Geschlechtsreif werden Bitterlinge mit 2 Jahren. Die Laichzeit findet je nach Wassertemperatur zwischen April und Juni statt. Die Männchen suchen sich eine oder mehrere Süßwassermuscheln aus. Die Anwesenheit von Muscheln löst beim Männchen die Umfärbung zum „Hochzeitskleid“ und das Balzverhalten aus. Nähert sich dann ein geschlechtsreifes Weibchen, beginnen die Männchen, es zu ihrer Muschel zu locken.

Das Weibchen legt seine Eier in den Kiemenraum der Muschel ab. Das Männchen gibt anschließend seine Spermien in die Atemströmung der atmenden Muschel und befruchtet so die Eier. Dieselbe Muschel können auch andere Bitterlingspaare nutzen. So können sich in einer einzigen Muschel über 100 junge Bitterlinge in verschiedenen Entwicklungsstadien befinden. Bis sich die Larven entwickeln, bleiben sie zwei bis vier Wochen in der Muschel. Die Muscheln selbst profitieren auch, indem sich ihre Larven (Glochidien) an die Fische anheften und durch diese verbreitet werden.

Gefährdung des Bitterlings

Am See

Am See

Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft den Bitterling als nicht gefährdet (Least Concern) ein. Es werden aber lokale Bedrohungen durch Wasserverschmutzung, Unkrautentfernung und den Besatz mit Raubfischen angeführt. Darüber hinaus ist der Bitterling aufgrund seiner speziellen Fortpflanzungsbiologie, also der Abhängigkeit vom gleichzeitigen Vorkommen bestimmter Muschelarten, in manchen Regionen Mitteleuropas eine bedrohte Fischart geworden. Durch Gewässerverschmutzung und wasserbauliche Maßnahmen sind die Bestände dieser Muscheln vielerorts zurückgegangen oder sogar verschwunden.

Schonzeiten und Mindestmaße für Bitterling in Bundesländern

In Deutschland gehört der Bitterling zu stark gefährdeten Fischarten und wird in fast allen Bundesländern ganzjährig geschützt.
Letzte Aktualisierung: 05.03.2024

Bundesland Schonzeiten Mindestmaß
Bayern ganzjährig entfällt
Baden-Württemberg ganzjährig entfällt
Berlin ganzjährig entfällt
Brandenburg ganzjährig entfällt
Bremen ganzjährig entfällt
Hamburg ganzjährig entfällt
Hessen ganzjährig entfällt
Mecklenburg-Vorpommern 1. April bis 30. Juni kein Mindestmaß
Niedersachsen ganzjährig entfällt
Nordrhein-Westfalen ganzjährig entfällt
Rheinland-Pfalz ganzjährig entfällt
Saarland ganzjährig entfällt
Sachsen ganzjährig entfällt
Sachsen-Anhalt ganzjährig entfällt
Schleswig-Holstein ganzjährig entfällt
Thüringen ganzjährig entfällt

Bitterling im Aquarium

Aufgrund ihrer geringen Größe und des attraktiven Aussehens sind Bitterlinge beliebte Aquariumfische, die relativ einfach zu halten und mit allen Futtermischungen füttern sind. Da es sich hierbei nicht um reine Zuchtfische sondern um wildlebende Spezies handelt, muss das Aquarium entsprechend groß sein. Dabei rechnet man 3 Liter Wasser auf 1 cm Fisch. Bei einem kleinen Schwarm von etwa 8 Bitterlingen, sollte das Aquarium also etwa 200 Liter Volumen aufweisen.

Ganz wichtig ist, dass Bitterlinge nicht einzeln gehalten werden. Sie sind Schwarmfische und brauchen den Schwarm zum Überleben. Selbst in einem Aquarium, wo es scheinbar keine Gefahren gibt, geraten einzeln gehaltene Fische sofort unter Stress und werden schnell krank. Weiterhin brauchen Bitterlinge ca. 15° bis 24°C warmes Wasser mit einem pH-Wert von 6,5 bis 7,5. Nicht zuletzt soll das Aquarium gut bepflanzt sein, damit es möglichst genau dem natürlichen Habitat der Fische entspricht.


Quellenhinweise

wikipedia.org
fishbase.org