Güster: Biologie, Verhalten und Lebensraum im Detail

Der Güster ist ein standortgetreuer Schwarmfisch, der eine Brassen-ähnliche hochrückige Form aufweist und eigene Gattung bildet.

Güster (Blicca bjoerkna)

Güster (Blicca bjoerkna)

Steckbrief Güster

  • Name: Güster (auch Halbbrasse, Pliete oder Blicke genannt). Engl.: White bream
  • Wiss. Name: Blicca bjoerkna
  • Ordnung: Karpfenartige (Cypriniformes)
  • Familie: Weißfische (Leuciscidae)
  • Gattung: Blicca
  • Verbreitung: Mittel-, Ost- und Westeuropa
  • Lebensraum: stehende und langsam fließende Binnengewässer
  • Nahrung: Muscheln, Schnecken, Würmer, Insektenlarven und Wasserpflanzen
  • Natürliche Feinde: Hecht, Zander, Wels
  • Verhalten: Friedfisch, Schwarmfisch
  • Maximale Größe: 45 cm
  • Maximales Gewicht: 1 kg
  • Maximales Alter: 15 Jahre
  • Körperform: hochrückig, auf beiden Seiten abgeflacht
  • Körperfarbe: dunkelgrauer Rücken mit leichtem Blaustich, helle, silbrige Flanken
  • Maul: klein und endständig
  • Schuppen: klein und glatt
  • Schuppenformel: SL 40-50
  • Flossenformel: D III/8, A III/19-23, P I/14-15, V II/8
  • Geschlechtsreife: mit 3-4 Jahren
  • Laichzeit: Mai-Juni
  • Wirtschaftliche Bedeutung: in Deutschland als  Speisefisch fast unbedeutend, in Osteuropa sehr beliebt
  • Kulinarische Qualität: fettreicher Fisch mit vielen Gräten / in Osteuropa als Grill- und Stockfisch sehr gefragt
  • Nährwert (100 g Fisch): 82 kcal / 15,1 g Eiweiß / 2,4 g Fett
  • Angelsport: beliebter Zielfisch beim Posen und Grundangeln (Angeln auf Güster)
  • Gefährdung: derzeit gilt der Güster als nicht gefährdet

Herkunft und Lebensraum

Der Güster ist ein Friedfisch aus der Ordnung der Karpfenartigen. Er bewohnt große wie kleine Binnengewässer in Europa nördlich der Alpen. In Großbritannien ist der Güster nur vereinzelt in einigen östlichen Flüssen anzutreffen und in Skandinavien fehlt er. Angler nennen diesen Fisch auch Halbbrasse, Pliete oder Blicke. Im Durchschnitt wird der Güster 15 bis 20 cm groß. Nur einige wenige Fische können bis zu 45 cm lang und 1 kg schwer werden.

Der Güster mag warmes Wasser und keine schnellen Strömungen, er ist in Seen und Stauseen weit verbreitet. In langsam fließenden Flüssen hält er sich lieber an ruhigen Stellen auf wie z.B. in großen Buhnenfeldern. Am liebsten hält er sich in Bereichen mit sandigem, sandig-steinigem oder lehmigem Grund auf. In sumpfigen Gewässern oder schnellfließenden Flüssen ist er praktisch nie anzutreffen.

Lebensweise des Güsters

Güster

Güster

Der Güster lebt in großen Schwärmen, die auf der Suche nach Nahrung ständig in Bewegung sind. Ein Schwarm beinhaltet in der Regel Fische derselben Größe. Manchmal können sich einige Schwärme zusammenschließen und große Ansammlungen dieser Spezies bilden, ähnlich wie es auch Brassen tun. Güster vertragen sich gut mit vielen anderen Fischen mit ähnlichen Fressgewohnheiten und Eigenschaften.

Grundsätzlich stellt der Güster keine großen Ansprüche an die Wasserqualität und Nahrungsangebot. Er ist sesshaft und wandert nur selten über weite Strecken. Normalerweise hält sich ein Güster-Schwarm in einem bestimmten Bereich des Gewässers auf und unternimmt längere Wanderungen nur dann, wenn es ums Laichen geht, auf der Suche nach einem Platz zum Überwintern oder aufgrund der Nahrungsknappheit.

Wichtige Merkmale

Der Körper des Güsters ist an den Seiten sehr flach und in der Höhe gestreckt. Auf seinem Rücken befindet sich ein hoher Buckel, mit einer langen, ausgeprägten Flosse. Die Schwanzflosse ist tief gegabelt und kräftig. Die Flossen am Bauch sind mittelgroß. Der Güster hat verglichen mit der Brasse viel größere Augen. Das Maul ist stumpf, nach unten gerichtet (unterständig) und die Lippen sind wulstig.

Der Rücken des Güsters ist dunkel und hat einen leichten Blaustich, der Bauch ist hell, fast weiß, die Seiten haben einen silbrigen Schimmer. Die Körperfärbung  ändert sich zu Beginn der Brutzeit und wird kontrastreicher. Die Weibchen bekommen eine schillernde Silberfärbung, ihre Flossen heben sich auf dem hellen Körper ab und haben einen leuchtend orangen Farbton. Auch die Flossen der Männchen werden rötlicher.

Wie unterscheidet sich Güster von der Brasse?

Von der Brasse ist der Güster an seiner silbrig glänzender Färbung zu unterscheiden, während die Brasse immer golden schimmert. Auch kann der Güster im Gegensatz zur Brasse sein Maul nicht vorstülpen. Darüber hinaus haben die Flossen des Güsters einen rötlichen Stich, während diese bei der Brasse schwarz-grau sind.

Wie ernährt sich der Güster?

Unter Wasser

Unter Wasser

Der Güster ernährt sich von verschiedenen wirbellosen Tierchen. So gehören Muscheln, Schnecken, Würmer und zahlreiche Insektenlarven auf seinen Speiseplan. Im Sommer pickt er sich gerne auch die ins Wasser gefallenen Fluginsekten. Darüber hinaus gehören Wasserpflanzen ebenso zu seiner Nahrung.

Fortpflanzung der Güster

Die Güster werden im Alter von 3-4 Jahren bei einer Größe von 15-20 cm geschlechtsreif. Die Fruchtbarkeit der Weibchen hängt von dessen Größe und kann bis zu 20-100 Tausend Eier betragen. Das Weibchen laicht in der Regel in 2-3 Schüben, wobei der zeitliche Abstand dazwischen bis zu zwei Wochen betragen kann. So dauert der gesamte Fortpflanzungsprozess dieser Art in manchen Fällen bis zu 1,5 Monate an.

Die Laichplätze sind jedes Jahr die gleichen. Für gewöhnlich sind es ausgedehnte, flache und dichtbewachsene Uferbereiche. Das Laichen beginnt in der Regel Ende Mai und dauert bis Ende Juni. Während dessen machen die Güster viel Lärm durch Plantschen, der nach Sonnenuntergang beginnt und bis zum Morgengrauen andauern kann. Die Eier sind ca. 2 mm groß, sehr klebrig und bleiben überall an der Vegetation haften.

Die Verbreitung von Güstern in einem bestimmten Gewässer hängt oft von der Wahl des Laichplatzes ab. Für gewöhnlich laichen diese Fische in einer Tiefe von 40-50 cm, manchmal auch weniger. So besteht für ihren Laich immer das Risiko der Austrocknung, was zur lokalen Gefährdung der Güster-Population führen kann. Die Larven schlüpfen in 4-5 Tagen. Zuerst ernähren sie sich von Algen und steigen anschließend auf Zooplankton um.

Kulinarische Bedeutung

Bratfisch

Bratfisch

Der Güster ist als Speisefisch nicht besonders beliebt. Vor allem liegt es an den zahlreichen Gräten, die das Kochen und auch den Verzehr erschweren. Aber die geschmacklichen Qualitäten überwiegen die arbeitsintensive Zubereitung, denn ein gekonnt gebratener Güster kann zu einer echten Delikatesse werden. Generell eignet sich der Güster zum Braten, Kochen, Backen und kann mit fast jeder Beilage kombiniert werden.

Der Fettgehalt des Güsters ist kleiner als der von Brasse und beträgt etwa 2,4 g pro 100 g Filet. Auch viele nützliche Mineralstoffe und Spurenelemente sprechen für Güster. Sein Fleisch enthält die Vitamine A, B, PP und D. Es beinhaltet auch Fluor, Eisen, Chrom, Natrium, Magnesium und Kalzium. Der Verzehr von Güster wirkt sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System, das Nervensystem, die Haut, die Zähne und sogar das Gedächtnis aus.

Auch wenn der Güster hierzulande als Speisefisch eher verpönt ist, genießt er in Osteuropa einen Kultstatus. Dort kommt er vor allem in die Fischsuppe und wird darüber hinaus als Stockfisch in großen Mengen produziert. Letzterer gilt vor allem in Russland, Weißrussland und der Ukraine als Pflichtsnack beim Biertrinkern in jedem Biergarten wie auch daheim.