Rapfen im Fokus: Der Wolf im Schafspelz

Rapfen ist ein überaus bemerkenswerter Fisch: Er entspringt einer Friedfisch-Familie und ist zugleich ein eingefleischter Räuber.

Rapfen (Schied)

Rapfen (Schied)

Steckbrief Rapfen

  • Name: Rapfen (auch Schied genannt). Engl.: Asp
  • Wissenschaftlicher Name: Aspius aspius
  • Ordnung: Karpfenartige (Cypriniformes)
  • Familie: Weißfische (Leuciscidae)
  • Gattung: Leuciscus
  • Verbreitung: Ost- und Mitteleuropa
  • Lebensraum: langsam fließende Binnengewässer
  • Verhalten: im jungen Alter Friedfisch, später Raubfisch, bildet kleine Gruppen
  • Nahrung: kleine Fische, Insekten
  • Maximale Größe: 120 cm
  • Maximales Gewicht: 12 kg
  • Maximales Alter: 20 Jahre
  • Körperform: kegelförmig, muskulös und stromlinienförmig
  • Körperfarbe: grauer bis grau-bläulicher Rücken, silbrige Seiten
  • Maul: mittelgroß, oberständig, zahnlos
  • Schuppen: mittelgroß und glatt
  • Schuppenformel: SL 65-72
  • Flossenformel: D III/8, A II/14, P I/16, V II/8-9
  • Geschlechtsreife: mit 3-4 Jahren
  • Laichzeit: April bis Juni
  • Wirtschaftliche Bedeutung: als Speisefisch kaum gefragt, als Angelfisch sehr beliebt
  • Kulinarische Qualität: grätenreiches, weiches und trockenes Fleisch
  • Nährwerte: 105 kcal / 19 g Eiweiß / 1,5 g Fett
  • Angelsport: beliebter Zielfisch beim Spinnfischen (Tipps fürs Rapfen-Angeln)
  • Gefährdung: geringfügig durch Umweltverschmutzung gefährdet

Räuberischer Friedfisch

Obwohl der Rapfen einer Friedfisch-Familie entstammt (Karpfen ist sein unmittelbarer Verwandter), hat er sich im Laufe der Evolution auf das Jagen und Fressen von Fischen spezialisiert. Das zahnlose Maul des Rapfens täuscht geschickt über sein erbarmungsloses Wesen hinweg. Bis zu dem Alter von 6 Jahren behalten die Rapfen ihre schmale stromlinienförmige Körperform. Doch ab 60 cm Länge aufwärts werden sie bulliger und nehmen rasant an Gewicht zu.

Anders als Hechte wachsen die Rapfen sowohl in fließenden als auch in stehenden Gewässern gleich schnell. Einzige Voraussetzung fürs Erreichen kapitaler Ausmaße sind ausreichend große Wasserflächen und gutes Nahrungsangebot. Zu ihrer bevorzugte Beute gehören Fischbrut, kleine Weißfische, wie auch ins Wasser gefallene Käfer und andere größere Insekten.

Lebensweise des Rapfens

Rapfen

Rapfen

Der Rapfen ist ein sehr vorsichtiger Fisch mit ausgezeichnetem Sehvermögen. Er ist ein flinker und geschickter Schwimmer, der sich mit zunehmendem Alter bevorzugt mitten in der Strömung in den oberen Wasserschichten aufhält. Hier lauert der Rapfen seiner Beute nach, die aus kleinen Fischen und größeren Insekten besteht und die er mit seinem oberständigen Maul direkt von der Oberfläche aufnehmen kann. Sein natürliches Habitat umfasst überwiegend große Flusssysteme in Ost- und Mitteleuropa.

Wichtige Merkmale

  • Der Körper des Rapfens hat eine für Fließgewässer-Bewohner typische spindelförmige Form, die muskulös und stromlinienförmig ist.
  • Sein Kopf ist kegelförmig mit Neigung Richtung Oberfläche, der Mund ist stark oberständig.
  • Die Kiefer des Rapfens haben keine Zähne, dafür aber kleinere Beulen und Kerben, mit denen sie die Beutefische festhalten können.
  • Alle Flossen haben grau-rote, manchmal auch gelb-rote Farbe. Entlang der Seitenlinie beträgt die Schuppenanzahl 70 bis 75 Stück.
  • Der Bauch ist weiß und die Flanken silbrig. Der Rücken des Rapfens ist je nach Gewässer grau bis grau-bläulich gefärbt.

Wie groß wird ein Rapfen?

Rapfen Wachstum

Rapfen Wachstum

Erwachsene Rapfen können eine maximale Länge von 110-120 cm und ein Gewicht von bis 12 kg erreichen. Solche Kolosse sind allerdings die absolute Seltenheit. Die meisten ausgewachsen Fische sind in der Regel nicht länger als 60-80 cm und wiegen 1,5 – 3 kg.

In folgender Tabelle finden Sie Richtwerte, wie schnell die Rapfen wachsen und wie viel sie dabei je nach Alter wiegen können. Je nach Gewässergröße und dem vorhandenen Nahrungsangebot können die Wachstumswerte vor allem bei kapitalen Fischen relativ stark variieren.

Alter Länge Gewicht
1 Jahr 12 cm 80 g
2 Jahre 22 cm 130 g
3 Jahre 35 cm 350 g
5 Jahre 50 cm 900 g
7 Jahre 65 cm 1.700 g
9 Jahre 75 cm 4.500 g
11 Jahre 80 cm 6.000 g
13 Jahre 90 cm 7.000 g
15 Jahre 95 cm 8.700 g
20 Jahre 100 cm 11.500 g

Nahrung des Rapfens

Während junge Rapfen sich von allerlei Insekten ernähren, die sie in Ufernähe vorfinden, lauern ausgewachsene Exemplare fast ausschließlich den kleinen Beutefischen nach. Somit gehört der Rapfen zu den Fischen, die zwar als Friedfische geboren werden, sich aber mit zunehmendem Alter zu echten Räubern entwickeln. Das zahnlose Maul des Rapfens ist in diesem Zusammenhang nur ein Indiz für die Zugehörigkeit zu der Karpfenfamilie und kein Charakteristikum für sein Fressverhalten.

Das Jagdverhalten

Die meiste Zeit im Jahr verbringt der Rapfen in oberen und mittleren Wasserschichten. Er schleicht sich vorsichtig an die Schwärme kleinere Fische heran, stürzt sich hinein und verursacht einen Tumult. Im nächsten Augenblick springt er aus dem Wasser und schlägt mit seinem Schwanz kräftig auf die Wasseroberfläche. Ein Paar Fischchen werden dadurch betäubt und treiben orientierungslos im Wasser. Diese pickt er sich anschließend.

Aktivität je nach Jahreszeit

Rapfen

Rapfen

Besonders im Sommer ist der Rapfen aktiv und gefräßig. Zu dieser Jahreszeit tun sich die Räuber in kleinere Gruppen zusammen, um auf die Brutfische Jagd zu machen. Sie bewegen sich viel, jagen viel und verdauen schnell. Während des Winters suchen Rapfen tiefe Löcher auf und verharren dort in Gruppen zusammen. Dabei fahren sie ihren Metabolismus auf die Sparflamme und fressen nur noch alle zwei Wochen mal. Aus diesem Grund sind Rapfen im Winter besonders schwierig zu beangeln.

Fortpflanzung des Rapfens

Geschlechtsreife erreichen die Rapfen etwa mit 3-4 Jahren, wenn das durchschnittliche Körpergewicht der Fische eineinhalb Kilogramm übersteigt. Das Fortpflanzungsalter der Fische, die in nördlichen Gebieten leben, beginnt etwa ein bis zwei Jahre später als das ihrer südlichen Verwandten.

Die Laichzeit beginnt für Rapfen in Mitteleuropa ab April bis Juni. Das Weibchen legt bis zu 100.000 Eiern ab. Das Laichen an sich findet an stark durchgeströmtem Gewässerabschnitten direkt über den Kiesbänken statt. Die Balz kann sehr geräuschvoll vonstatten gehen, indem die Männchen aus dem Wasser springen.

Kulinarische Bedeutung

Aufgrund der vielen kleinen Gräten ist des Rapfen hierzulande kein hochgeschätzte Speisefisch. Zu unrecht: Die Gräten lassen sich bei Fischen ab 60 cm Größe sehr leicht entfernen. Dafür hat das Fleisch des Rapfen eine sehr feine Textur. Es ist schmackhaft, zart und hat die gleichen Nährwerteigenschaften wie zum Beispiel Keta-Lachs.

In Osteuropa wird der Rapfen oft und gerne für eine Vielzahl von Gerichten verwendet. Er lässt sehr gut backen, kochen, schmoren, braten, kann aber auch gesalzen, getrocknet und geräuchert werden. In der Ukraine wird der Rapfen zum Beispiel für die Zubereitung von reichhaltigen Brühen, Aufläufen und Vorspeisen verwendet.

Als Sportfisch hochgeschätzt

Gefangener Rapfen

Gefangener Rapfen

Der Rapfen ist ein erbarmungslose Räuber, der sich vehement zur Wehr setzt, wenn er beim Angeln gefangen wird. Dafür wird er als Sportfisch hoch geschätzt. Im nächsten Artikel verraten wir wertvolle Tipps und Tricks rund um das Thema Rapfen angeln.