Schleie ist einer der interessantesten und schönsten Friedfische in unseren Seen, die ganz besondere Eigenschaften hat.
Steckbrief Schleie
- Name: Schleie (auch Schlei und Schloppe genannt). Engl.: Tench
- Wiss. Name: Tinca tinca
- Ordnung: Karpfenartige (Cypriniformes)
- Familie: Tincidae
- Gattung: Tinca
- Verbreitung: Europa, Zentralasien
- Lebensraum: verschlammte Binnengewässer
- Nahrung: kleine wirbellose Tiere, Wasserpflanzen
- Natürliche Feinde: Hecht, Zander, Wels, Kormoran
- Verhalten: Friedfisch, Einzelgänger
- Maximale Größe: 70 cm
- Maximales Gewicht: 7 kg
- Maximales Alter: 30 Jahre
- Körperform: spindelförmig mit massivem Schwanzstiel, von Seiten abgeflacht
- Körperfarbe: olivgrün mit goldenem Schimmer, gilt als einer der schönsten Fische
- Maul: endständig und vorstülpbar
- Schuppen: sehr klein und dich beieinander sitzend
- Schuppenformel: 95-100 SL
- Flossenformel: D IV/8-9, A III-IV/6-8, P I/15-17, V II/8-9
- Geschlechtsreife: Männchen mit 2-3, Weibchen mit 3-5 Jahren
- Laichzeit: von April bis Mai
- Wirtschaftliche Bedeutung: gefragter Zuchtfisch in Aquakulturen, auch als Angelfisch gefragt
- Kulinarische Qualität: beliebter Speisefisch mit geringem Fettgehalt / optimal geeignet zum Braten, Dünsten, Backen und Grillen
- Nährwert (100 g Fisch): 80 kcal / 18 g Eiweiß / 0,9 g Fett
- Angeln: beliebter Zielfisch beim Grundangeln (Angeln auf Schleie)
- Gefährdung: das die Schleie geringe Ansprüche an Sauerstoffgehalt und Nahrung hat, ist sie kaum gefährdet
Herkunft und Lebensraum der Schleie
Die Schleie gehört, wie der Name bereits anmuten lässt, zu den besonders schleimigen Vertretern der Karpfen-Familie. Ihren Ursprung hat sie in Mitteleuropa. In unserem Zeitalter ist das Areal der Schleie sehr breit. Man kann dieser Fischart in den Binnengewässern Europas und Sibiriens (bis zum Baikalsee) begegnen. Bis auf Griechenland und den Norden Skandinaviens lebt die Schleie in unzähligen großen und kleinen Seen, wobei sie aufgrund ihrer vorsichtigen Lebensweise selten auffällt. Es gibt sicherlich viele Teichbesitzer, die über die Existenz der Schleie im eigenen Teich keinen Schimmer haben und nicht schlecht staunen, wenn ein Angler sie zufällig fängt.
Lebensweise der Schleie
In ihrem Habitat bevorzugt die Schleie Stellen mit schwacher Strömung und viel Vegetation. Am wohlsten fühlt sie sich in Bodennähe, meidet helles Licht und versteckt sich gerne in dichter Vegetation. Auf der Suche nach Nahrung wühlt sie die meiste Zeit im Schlamm herum und bewegt sich dabei sehr langsam fort. Gleichzeitig entfernt sie sich aber nicht weit von ihrem angestammten Standort.
Schleien gelten als gemächliche Fische, denen Hektik fremd ist. Jeder ausgewachsene Fisch bewohnt einen bestimmten Bereich des Gewässers und dringt nicht in das Revier seines Artgenossen ein. Nur bei schlechtem Wetter und zur Überwinterung versammeln sich die Fische in Gruppen.
In der warmen Jahreszeit ist die Schleie den ganzen Tag über auf Nahrungssuche, wobei sie morgens und abends am aktivsten ist. Im Sommer, wenn Insekten nachts in großen Massen über dem Wasser schwirren, steigt sie auch an die Oberfläche. Wenn die kalte Jahreszeit näher rückt, stellen die Schleien die Nahrungsaufnahme ein, versammeln sich in Schwärmen und fallen in den Winterschlaf.
Interessante Fakten über Schleie
- Der Schleie wird nachgesagt, dass sie für die gesunde Mikroflora im Gewässer sorgt, indem erkrankte Fische (die mit Bakterien oder Pilzen befallen wurden) sich an ihr Schleim reiben und dadurch antiseptische Behandlung bekommen.
- Im Mittelalter wurden der Schleie im Bezug auf menschliche Krankheiten heilende Kräfte zugesprochen. So galt es als schmerzlinderndes Mittel eine halbierte Schleie an wunde Stelle zu legen.
- Schleie ist dafür bekannt, selbst den kältesten Winter zu überleben, wenn das Gewässer komplett zugefroren und kaum Sauerstoff im Wasser vorhanden ist. Um es zu schaffen, gräbt sie sich komplett im Schlamm ein und fällt in Anabiose.
- In Ungarn heißt die Schleie „Zigeunerfisch“ und genießt besonders weite Verbreitung sowie hohe kulinarische Aufmerksamkeit.
Wichtige Merkmale
Von anderen Karpfenfischen unterscheidet sich die Schleie durch einen plumpen Körper und einen sehr hohen Schwanzstiel. Sie hat sehr kleine Schuppen und leuchtend rote Augen. Ihr Mund ist klein, fleischig und scheint wie geschwollen zu sein. In den Mundwinkeln befinden sich zwei winzige Barteln.
Das wichtigste anatomische Merkmal der Schleie ist zweifellos der Schleim. Er umschließt den gesamten Körper mit einer dicken Schicht und macht den Fisch sehr robust und anpassungsfähig. Dies geschieht durch die antiseptische Wirkung des Schleims, der eine natürliche Barriere gegen Bakterien und Pilzen bildet.
Der Schleim verleiht der Schleie eine besondere Farbe, die als Olivgrün mit goldenem Schimmer bezeichnet werden kann und die den Fisch sehr attraktiv aussehen lässt. Nach dem Fangen, wenn die Schleie in der Luft langsam austrocknet, verfärbt sie sich, indem sie zunehmend dunkler wird.
Wie ernährt sich die Schleie?
Die Schleie gilt als anspruchslos, was ihre Nahrung anbelangt. Sie ernährt sich von Insekten, Insektenlarven, Würmern, wie auch von verschiedenen Algen und Wasserpflanzen, auch Fischbrut anderer Arten verschmäht sie nicht ganz. Wenn die Nahrungsangebot geringer wird, frisst sie auch Detritus Fischbrut anderer Arten.
Fortpflanzung der Schleie
Geschlechtsreif werden männliche Schleien mit 2-3 Jahren und Weibchen mit 3-5 Jahren. Das Laichen beginnt Ende April – Anfang Mai, wenn sich das Wasser auf über 18 Grad erwärmt. Dann bilden die Fische größere Gruppen und begeben sich auf die Suche nach den passenden Stellen, die optimalerweise nicht weit vom Ufer entfernt liegen. Ideal sind flache Bereiche, die mit Algen bewachsen sind und direkt von der Sonne angestrahlt werden.
Die Weibchen legen bis zu 300.000 Eier ab. Weil die Eltern ihre Brut nicht schützen, werden die meisten Eier von den Bewohnern des Teiches verschlungen. Allerdings hat die Schleie im Laufe der Evolutionen einen eigenen natürlichen Mechanismus dagegen entwickelt: Ihre Eier entwickeln sich sehr schnell – bei einer Wassertemperatur von 20-25 Grad schlüpfen die Fischchen bereits in 3 Tagen und entkommen somit der totalen Ausrottung.
Ist Schleie ein guter Speisefisch?
Schleie ist ein gefragter Speisefisch mit zartem Aroma und feinem Geschmack. Insbesondere in der jüdischen Küche ist die Schleie hoch geschätzt. Hier wird sie nicht gebraten sondern in Milch gekocht. Dafür muss der Fisch zuerst entschuppt und dann in Stücke geschnitten werden. Anschließend legt man die Filets in eine Gewürz-Brühe in die Pfanne und übergießt sie mit Milch, bis sie ganz bedeckt sind. Zum Schluss wird das Gericht gesalzen, mit Butter verfeinert und 45 Minuten lang gekocht.
Grundsätzlich lässt sich Schleie mit fast allen Gewürzen und verschiedenen Beilagen gut kombinieren. Auf den Tisch kann sie sowohl heiß als auch kalt serviert werden. Beides hat seine Vorzüge, die sich zum Teil in sehr unterschiedlichen Geschmacksnoten bemerkbar machen.
Sehr beliebt in Aquakulturen
Weil die Schleie ein langsamer Fisch ist, der keine großen Wasserflächen benötigt und darüber hinaus wenig anspruchsvoll bei der Nahrung ist, gehört sie zu den beliebten Zuchtfischen in Aquakulturen. Unternehmer, die sich mit der Schleienzucht beschäftigen, erzielen ihre Gewinne nicht nur durch den Fischverkauf sondern auch durch die Erbringung von Angeldienstleistungen. Aus diesem Grund steht Schleie in Deutschland an vierter Stelle der gezüchteten Fische in kommerziellen Teichanlagen.
Die Hobby-Angler lieben Schleie und nehmen solche Angel-Angebote gerne in Anspruch, nicht zuletzt, weil die Fangwahrscheinlichkeit in einer kommerzieller Teichanlage wesentlich höher ist als in der freien Wildbahn. Da die Schleien nach ihrer Nahrung am Grund des Gewässers suchen, kann man ihnen am besten mit verschiedenen Grundmontagen nachstellen. Im nächsten Artikel werden einige Angel-Techniken zum Schleien-Angeln genau beschrieben.