Sandtigerhai: Biologie, Lebensweise und Verbreitung

Mit seinem markanten Aussehen und dem ruhigen Verhalten ist der Sandtigerhai ein besonderer Vertreter der Haifamilie, der fast überall unter Schutz steht.

Sandtigerhai

Sandtigerhai

Steckbrief Sandtigerhai

  • Name: Sandtigerhai. Engl.: Sand tiger shark
  • Wiss. Name: Carcharias taurus
  • Ordnung: Makrelenhaiartige (Lamniformes)
  • Familie: Carchariidae
  • Gattung: Carcharias
  • Verbreitung: tropische und subtropische Meere, Mittelmeer
  • Lebensraum: küstennahe Gewässer
  • Nahrung: Fische, Rochen, große Tintenfische, Krabben
  • Verhalten: Raubfisch, bildet kleine Gruppen, nachtsaktiv
  • Gefahr für Mensch: gilt als gefährlich, manche Tigerhai-Angriffe werden allerdings ihm zugeschrieben
  • Maximale Größe: 3,3 m
  • Maximales Gewicht: 200 kg
  • Maximales Alter: 25 Jahre
  • Körperform: stromlinienförmig und langgestreckt
  • Körperfarbe: hellbraune oder bronzefarbene Oberseite mit gelben Flecken, weißer Bauch
  • Schnauze: zugespitzt und abgeflacht
  • Schuppen: Placoidschuppen
  • Geschlechtsreife: Weibchen mit 5-6 Jahren, Männchen mit 4-5 Jahren
  • Laichzeit: unterschiedlich je nach Region
  • Wirtschaftliche Bedeutung: beliebter Speisefisch, wird mit Langleinen und Schleppnetzen kommerziell befischt
  • Angelsport: begehrter Hai beim Big-Game-Fishing
  • Aquarium: gilt als pflegeleicht und wird oft in öffentlichen Aquarien gehalten
  • Gefährdung: aufgrund des langsamen Wachstums, dreijährigen Fortpflanzungszyklus und Überfischung stark gefährdet

Herkunft und Lebensraum

Verbreitungsgebiete des Sandtigerhais

Verbreitungsgebiete des Sandtigerhais. Bild: Carcharias taurus distmap

Der Sandtigerhai ist ein in warm-gemäßigten Meeren vorkommender Hai. Sein Verbreitungsgebiet ist weit gesteckt. Er ist in den gemäßigten wie auch in subtropischen und tropischen Gewässern anzutreffen. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN stuft diese Art, die innerhalb der Ordnung der Makrelenhaiartigen zur Familie der Sandtigerhaie gehört, als „vom Aussterben bedroht“ ein.

Populationen von Sandtigerhaien gibt es im westlichen Atlantik vom Golf von Maine über die Karibik und den Golf von Mexiko bis nach Brasilien und Patagonien. Im Ostatlantik sind diese Haie vor den Küsten Marokkos, im Mittelmeer, vor den Kanarischen Inseln bis zum Golf von Guinea verbreitet. Weitere Vorkommen gibt es vor der Ostküste von Südafrika im Indischen Ozean und im Roten Meer. Auch vor Australien, Korea und Japan gibt es Sandtigerhai-Populationen.

Lebensweise des Sandtigerhais

Sandtigerhai

Sandtigerhai

Sandtigerhaie halten sich bevorzugt einzeln in flachen Wasserschichten in Küstennähe oder bei Korallen- und Felsriffen in küstenferneren Gebieten auf und ernähren sich hauptsächlich von Fischen und Meerestieren. Gelegentlich trifft man größere Gruppen an, die während der saisonalen Wanderungen, während der Fortpflanzungszeit oder auch zur Jagd zusammenkommen.

Wegen der fehlenden Schwimmblase sind Sandtigerhaie ständig in einer gemächlichen Schwimmweise in Bewegung, um ein Absinken in tiefere Wasserschichten zu vermeiden. Sie haben als einzige Haiart die Fähigkeit, geschluckte Luft in ihren Mägen zu speichern, sodass diese als eine Art Schwimmblase fungiert. Das ermöglicht es den Fischen, reglos im Wasser zu schweben.

Tagsüber halten sich die Sandtigerhaie oft in Höhlen auf, in denen sie schlafen. Beim Schwimmen haben die Fische stets das Maul leicht geöffnet, sodass die scharfen, langen Zähne sichtbar sind. Das gibt ihnen ein gefährliches Erscheinungsbild. Sie gelten jedoch als nicht aggressiv.

Wie groß ist der Sandtigerhai?

Bei Sandtigerhaien erreichen die Weibchen maximal eine Länge von 3,3 Metern, während Männchen höchstens 2,8 Meter lang werden. Sie wiegen über 100 kg. Die meisten Tiere sind 2 m lang oder etwas länger.

Wichtige Merkmale

Sandtigerhaie weisen einen stromlinienförmigen, langgestreckten Körperbau auf, wobei sich die Geschlechter äußerlich kaum voneinander unterscheiden. Durch die hellbraune oder bronzefarbene Oberseitenfarbe und das Muster sind die Haie perfekt an den Meeressandboden angepasst. Charakteristisch sind die gelben bis dunkelroten Flecken auf dem langgestreckten, kräftigen, gelblichen Körper, die mit zunehmendem Alter blasser werden. Die Bauchseite ist weiß.

Die beiden Rückenflossen, von denen die vordere verhältnismäßig weit nach hinten versetzt ist und hinter dem freien Ende der Brustflossen beginnt, sind gleich groß. Die Schwanzflosse ist verlängert und hat einen deutlich erkennbaren Endlappen. Sandtigerhaie haben fünf Kiemenspalten sowie eine zugespitzte, abgeflachte Schnauze. Die Augen sind im Verhältnis zum Körper eher klein und haben keine schützende Nickhaut. Die langen spitzen Zähne sind stark nach vorne gerichtet.

Wie ernährt sich ein Sandtigerhai?

Makrelen

Makrelen

Nachts begeben sich die Sandtigerhaie auf die Jagd. Sie erbeuten überwiegend mittelgroße Fische wie Makrelen, Seehechte, Heringe, Blaufische oder Lippfische. Daneben stehen auch kleinere Haie, Rochen, große Tintenfische, Krabben und Langusten sowie Kopffüßer auf ihrem Speiseplan. Bei Tageslicht sind Sandtigerhaie nur gelegentlich bei der Nahrungsaufnahme zu sehen. Manchmal gehen sie in kleinen Gruppen auf die Jagd. Zuerst wird ein großer Schwarm von Beutefischen umzingelt, dann fallen die Sandtigerhaie gemeinsam über ihre Beute her.

Fortpflanzung der Sandtigerhaie

Weibliche Sandtigerhaie erreichen bei einer Länge von etwa zwei Meter die Geschlechtsreife. Wie bei den meisten Haien beißen die Sandtigerhai-Männchen während der Balz und der Paarung das Weibchen, die sich durch eine dickere Haut schützen. Bei den Bissen verlieren die Sandtigerhaimännchen einige Zähne, die auf den Meeresgrund fallen. In den paarigen Eierstöcken des Weibchens bilden sich bis zu 25 Eizellen, die in den dazugehörigen Eileitern befruchtet werden.

Die Keimlinge schlüpfen in einem frühen Entwicklungsstadium. Die einjährige Trächtigkeit beginnt mitunter mit sechs bis sieben Embryos pro Eierstock. Die Embryos haben jeweils einen großen Dottersack auf der Bauchseite und sind etwa 18 Zentimetern lang, wenn er aufgezehrt ist. Es wird jedoch in der Regel nur ein Hai pro Gebärmuttersack geboren, da die kräftigsten Nachkommen pränatalem Kannibalismus betreiben.

Das Muttertier kann auch weitere unbefruchtete Eier erzeugen, die den Jungen als Nahrung dienen. Durch die proteinreiche Kost werden die Jungtiere mit einer Länge von bis zu einem Meter geboren, was ihre eigene Überlebenswahrscheinlichkeit gegenüber Fressfeinden deutlich erhöht.

Sandtigerhai und der Mensch

Sandtigerhai

Sandtigerhai

Sandtigerhaie sind enorm in ihren Beständen bedroht und ihre Population nimmt beständig ab. Wegen der Verwechslungsgefahr mit dem ähnlich aussehenden Tigerhai (Galeocerdo cuvieri) wird er für Angriffe auf Badende und Taucher verantwortlich gemacht, die nicht nachgewiesen wurden. Denn der Tigerhai dringt häufig ins Habitat der Sandtigerhaie vor und schnappt nach allem, was sich bewegt, gelegentlich auch nach Menschen.

Daraus folgte eine starke Bejagung der Sandtigerhaie, die 1974 dazu führte, dass sie in bestimmten Verbreitungsgebieten gesetzlich geschützt wurden, wie z.B. vor Queensland und New South Wales in Australien und auch in den Hoheitsgewässern der Vereinigten Staaten. Von der IUCN wurden Sandtigerhaie Ende 2020 als gefährdet eingestuft und haben mittlerweile den Status vom Aussterben bedroht.

Industrielle Bedeutung

In Japan sind Sandtigerhaie begehrte Speisefische, die meistens mit beköderten Langleinen gefangen werden. Durch Beifang in Schleppnetzen, die für den Fang von Knochenfischen verwendet werden, besteht eine weitere Bedrohung. Weitere große Dezimierungen der Bestände werden durch Sportfischer, die Sandtigerhaie mit Harpunen und Explosivgeschossen (power heads) erlegen, vorangetrieben.

Vor den Küsten von Australien kam es zwischen 1950 und 1990 zu einer Verminderung des Bestands um bis zu 95 Prozent. In anderen Bereichen wie vor Florida ist die Art fast gänzlich verschwunden. In mehreren Verbreitungsgebieten wird mittlerweile ein Aussterben befürchtet. Auch die Umweltverschmutzung und das Errichten von immer mehr Aquakulturen in weniger stark verunreinigten Gebieten lässt den Lebensraum der Haie weiter schrumpfen.

Quellenhinweise