Der Napoleon-Lippfisch ist einer der größten Rifffische der Welt und das größte Mitglied der Familie der Lippfische.
Steckbrief Napoleon-Lippfisch
- Name: Napoleon-Lippfisch. Engl.: Napoleon fish
- Wiss. Name: Cheilinus undulatus
- Ordnung: Labriformes
- Familie: Lippfische (Labridae)
- Gattung: Cheilinus
- Verbreitung: Indo-Pazifik
- Lebensraum: Felsen- und Korallenriffe
- Nahrung: Wirbellose, Muscheln, Krebse
- Natürliche Feinde: Haie
- Verhalten: Raubfisch, Einzelgänger, tagesaktiv
- Gefahr für Mensch: ungefährlich
- Maximale Größe: 230 cm
- Maximales Gewicht: 190 kg
- Maximales Alter: 40 Jahre
- Körperform: hochrückig und massiv
- Körperfarbe: blau, blaugrün oder violett-blau
- Maul: groß und mit wulstigen Lippen versehen
- Schuppen: klein und rau
- Flossenformel: D IX/10, A III/8
- Geschlechtsreife: mit 5-7 Jahren
- Laichzeit: über das ganze Jahr hindurch
- Wirtschaftliche Bedeutung: sehr beliebter Fisch bei Tauchern, auch als Angelfisch begehrt
- Angelsport: wird in manchen Regionen von Boot aus beangelt, steht aber oft unter Artenschutz
- Aquarium: Haltung nur in großen, öffentlichen Aquarien möglich
- Gefährdung: aufgrund von Umweltzerstörung und Klimawandel stark gefährdet
Herkunft und Lebensraum
Der Napoleon-Lippfisch ist ein imposanter Bewohner der tropischen Korallenriffe. Sein Verbreitungsgebiet liegt im Indo-Pazifik und erstreckt sich entlang der Küsten Ostafrikas, über den Indischen Ozean, einschließlich der Malediven, bis zu den Inseln Fidschi, Tahiti und Hawaii. Auch im Roten Meer gibt es Napoleon-Lippfisch-Populationen. Diese Meeresbewohner bevorzugen klare, warme Gewässer und lieben Korallenriffe.
Ihr eindrucksvolles Aussehen, gekennzeichnet durch leuchtende Farben und eine massive Statur, macht sie zu einer Attraktion für Taucher und Schnorchler. Dazu kommt, dass Napoleon-Lippfische sehr zutraulich Menschen gegenüber sind. Trotz ihrer weiten Verbreitung und relativ großer Populationen sind sie bedroht durch Überfischung, illegalen Handel und den Verlust des Lebensraums aufgrund von Umweltzerstörung und Klimawandel.
Lebensweise der Napoleon-Lippfische
Napoleon-Lippfische bewohnen am liebsten Felsen- und Korallenriffe in Tiefen von 2 bis 70 Meter. Je größer ein Individuum ist, umso einzelgängerischer ist seine Lebensweise. Manchmal bilden sie gemischte oder gleichgeschlechtliche Paare. Auch kleine Gruppen von 5-7 Individuen, zu denen auch Jungtiere gehören können, sind möglich.
Die ausgewachsenen Napoleon-Lippfische schwimmen tagsüber über die Riffe und ruhen sich nachts in Höhlen und Korallen aus. Um während des Schlafs keine leichte Beute für Raubtiere zu werden, verstecken sie sich in Felsspalten, zwischen Korallen oder graben sich im Sand ein und hüllen dabei ihren Körper in einen dicken Schleimkokon ein. Die Jungfische halten sich gerne in Weichkorallen sowie in Seegraswiesen auf.
Besonderes Verhalten
Der Napoleon-Lippfisch gilt als sehr gesellig und wissbegierig. Profi-Taucher berichten über Fische, die ihnen unter Wasser folgen und dabei ein Verhalten zum Vorschein bringen, das mit dem der Hunde vergleichbar ist: Sie scheinen es zu genießen, gestreichelt zu werden, und geben dem Taucher sogar einen sanften Schubs, genau wie ein Hund, der gestreichelt werden möchte.
Auf Malediven kursiert eine Geschichte, in der ein Taucher einen verletzten Napoleon-Lippfisch fand, sich um ihn gekümmert und ihn geheilt hat. Aus Dankbarkeit für die Rettung hing der Fisch sehr an seinem Retter und folgte ihm unter Wasser überall hin, was auch zahlreiche Touristen bezeugen konnten.
Wichtige Merkmale
Der Napoleon-Lippfisch ist an seiner Größe, Farbe und Form sofort zu erkennen. Ein Männchen kann leuchtend blau über grün bis hin zu violett-blau gefärbt sein. Weibchen sind auf der Oberseite des Körpers rot-orange und unten orange bis weiß. Jungtiere erkennt man an ihrer blassgrünen Farbe und zwei schwarzen Linien hinter dem Auge.
Auf seiner Stirn hat der Napoleon-Lippfisch eine markante Ausstülpung, die mit zunehmendem Alter größer und massiver wird und der er auch seinen Namen zu verdanken hat. Diese Ausstülpung soll stark an den Hut des berühmten französischen Kaisers erinnern.
Die Zähne des Napoleon-Lippfisches sind zu einem papageienähnlichen Schnabel verwachsen. Darüber hinaus hat er Rachenzähne, mit denen er die harten Schalen seiner Beutetiere zerkleinert. Taucher, die eine Gruppe von Napoleon-Lippfischen an einem Riff beobachten, berichten vom Lärm und den Staubwolken, die die Fische bei der Zerstörung von Korallen produzieren.
Wie groß wird ein Napoleon-Lippfisch?
Napoleon-Lippfisch ist der größte der Vertreter der Lippfisch-Familie. Durchschnittlich wird er etwa 70-80 cm groß. Ältere Fische, die 30 und mehr Jahre auf dem Buckel haben, können bis zu 230 cm groß werden.
Wie ernährt sich ein Napoleon-Lippfisch?
Die kräftigen und starken Zähne des Napoleonfisches verbergen sich hinter seinen wulstigen Lippen und offenbaren einem Beobachter nicht sofort ihr Potenzial. Tatsächlich kann der Fisch mit seinen Zähnen nicht nur die Panzerschalen von Muscheln und verschiedenen Krebstieren zerkleinern, sondern auch die härtesten Korallen mühelos zermalmen.
Zu seiner Nahrung gehören Weichtiere, Seesterne, Krebse und diverse kleine wirbellose Tiere, die er aus den zermalmten Korallen herausholt. Darüber hinaus gehören Napoleon-Lippfische zu den wenigen Jägern von giftigen Meeresbewohnern wie Seehasen und Kofferfischen.
Fortpflanzung der Napoleon-Lippfische
Bei den Napoleon-Lippfischen handelt sich um protogyne Zwitter. Fast alle Männchen dieser Art werden als Weibchen geboren und waren schon mal in der Lage, Eier zu produzieren. Mit der Zeit werden sie jedoch zu Männchen. Ihre Geschlechtsreife erreichen Napoleonfische im Alter von 5-7 Jahren. Bis zum Alter von etwa 9-10 Jahren bleiben die Fische Weibchen, danach werden sie allmählich größer, bekommen einen Buckel auf der Stirn und wechseln schließlich ihr Geschlecht.
Sie pflanzen sich auf traditionelle Weise fort, indem sie sich in Gruppen von mehreren hundert Tieren zusammenfinden und Paare bilden. Nach der Paarung legt das Weibchen in geringer Tiefe Eier ins Wasser ab, die von der Strömung getragen werden. Die Jungtiere leben und wachsen in Korallendickichten und Seegraswiesen.
Napoleon-Lippfisch und der Mensch
In vielen Spitzenrestaurants im indo-pazifischem Raum ist der Napoleon-Lippfisch, oft auch nur seine dicken Lippen, eine sehr beliebte Delikatesse. Feinschmecker sind bereit, viel Geld für ein Gericht aus diesem Fisch auszugeben. Mancherorts gelten sie sogar als Aphrodisiakum, was die Nachfrage noch mehr erhöht. Für diese Beliebtheit muss der Napoleonfisch teuer bezahlen. In der Vergangenheit wurde er so gefangen, bis er am Rande der Ausrottung stand.
Sein eindrucksvolles Aussehen, gekennzeichnet durch leuchtende Farben und eine massive Statur, macht ihn zu einer Attraktion für Taucher und Schnorchler, sodass er inzwischen vielerorts unter Artenschutz steht und nicht mehr gefangen werden darf. Trotzdem ist er nach wie vor durch Überfischung, illegalen Handel und den Verlust seines Lebensraums aufgrund von Umweltzerstörung und Klimawandel akut gefährdet.