Korallen: Alle Infos zu den winzigen Meerestieren

Korallen zeichnen sich durch ihre farbenfrohe und z.T. bizarre Formenvielfalt aus. Sie bauen ganze Kolonien und bilden die Hotspots der Biodiversität mit einer Vielzahl von marinen Pflanzen- und Tierarten.

Korallen

Korallen

Steckbrief Koralle

  • Name: Koralle. Engl.: Coral
  • Wissenschaftlicher Name: Corallium
  • Stamm: Nesseltiere (Cnidaria)
  • Verbreitung: alle Weltmeere, bevorzugt im tropischen Gürtel
  • Lebensraum: auf dem Meeresboden
  • Natürliche Feinde: einige Fische, Seesterne
  • Nahrung: Zooplankton, Zooxanthellen
  • Körperform: astförmig
  • Körperfarbe: sehr unterschiedlich, in alle Regenbogenfarben
  • Fortpflanzung: geschlechtlich und durch Knospung 
  • Wirtschaftliche Bedeutung: früher wichtiger Schmucklieferant, heute stehen Korallen unter strengem Artenschutz
  • Aquarium: einige Korallen-Arten können im Aquarium gehalten werden
  • Gefährdung: aufgrund des Klimawandels z.T. akut gefährdet

Herkunft und Lebensraum

Als Korallen werden sessile, koloniebildende Nesseltiere bezeichnet. Die verschiedenen Gruppen von Korallen sind nicht näher miteinander verwandt, sondern gehören verschiedenen Spezies der Nesseltiere an. Am bekanntesten sind die Steinkorallen (Scleractinia), die den Hauptanteil an der Entstehung der Korallenriffe haben. Eine weitere bedeutende, artenreiche Korallengruppe sind die Oktokorallen (Octocorallia).

Korallen kommen ausschließlich im Meer vor, insbesondere im Tropengürtel. Neben den Steinkorallen der Tropen gibt es auch Kaltwasserkorallen (oder Tiefseekorallen). Sie werden erst seit den 1990er Jahren näher erforscht. Seitdem wurden sie fast in allen Weltmeeren in Meerestiefen von 40 m bis zu 3.383 m bei Temperaturen von 4 bis 12 °C gefunden.

Was sind Korallen einfach erklärt?

Korallen sind keine Pflanzen sondern Tiere und gehören zur selben Gattung wie Quallen. Sie beginnen ihr Leben als mikroskopisch kleine Polypen, die zusammen mit ihren unzähligen Artgenossen riesige Kolonien bilden. Diese werden Korallenriffe bezeichnet. Die winzigen Tierchen entziehen dem Meerwasser Mineralien und verwenden diese, um eine harte Schale um ihren Körper zu bilden. Nach dem Absterben einer Koralle bleibt ihre schützende Schale im Riff zurück.

Lebensweise der Korallen

Korallenpolyp

Korallenpolyp

Die Korallen unterscheiden sich im Hinblick auf ihre Wuchsform. So gibt es Weichkorallen und Steinkorallen, wobei letztere durch Einlagerungen von Kalk Skelette bilden, die wiederum Korallenriff entstehen lassen. Die Korallenskelette bestehen zum größten Teil aus Aragonit, den die Korallentiere aus ihrer Fußscheibe oder ihrem Ektoderm absondern, um der Kolonie Stütze zu verleihen.

Wie bei den meisten sessilen Meerestieren handelt es sich auch bei Korallen um Filtrierer, die sich durch das Herausfiltern von Mikroplankton und Nährstoffen aus dem Meerwasser ernähren. Viele der Korallen, die in Nähe der Wasseroberfläche leben, ernähren sich zusätzlich durch die in ihren Polypenzellen eingelagerten Symbiosealgen, sogenannte Zooxanthellen.

Interessante Fakten über Korallen

  • Das grandioseste von Korallen geschaffene Bauwerk ist das Great Barrier Reef, das sich über 2.000 Kilometer vor der Nordostküste Australiens erstreckt. In diesen tropischen Gewässern, leben, wachsen und sterben seit Zehntausenden von Jahren Milliarden winziger Korallen.
  • Je nach vorhandenem Plankton kann die Größe der Korallenpolypen sehr unterschiedlich sein, deshalb unterscheidet man zwischen großpolypigen und kleinpolypigen Korallen, wobei die Polypengröße von Millimeter-Bruchteilen bis zu mehreren Zentimetern variiert.
  • Unter den günstigsten Bedingungen wachsen Korallenkolonien etwa 1 cm pro Jahr, doch meist wachsen sie viel langsamer. Außerdem werden Polypenkolonien von einigen Fischen (z.B. Papageienfische), manchen Weichtieren, sowie auch von Seesternen gefressen.
  • Viele Korallen haben eine baumähnliche Struktur mit Ästen. Dabei weisen sie genauso wie die Bäume Jahresringe auf, anhand deren ihr Alter bestimmt werden kann. Die Gesamtfläche aller Korallenriffe beträgt etwa 600.000 km². Jährlich werden im Durchschnitt 640 Millionen Tonnen Riffkalk abgelagert.
  • Die Korallenkolonien reinigen das Wasser, indem sie die Nährstoffe herausfiltern. Daher ist das Wasser um große Korallenriffe besonders rein und beherbergt eine große Anzahl von Fischen, Weich- und Krustentieren. Im verschmutztem Wasser können Korallen nicht leben.
  • In den meisten Ländern wird die Beschädigung von Korallen streng geahndet. In Thailand, Ägypten oder auf den Malediven kann man schon für ein kleines mitgenommenes Korallenstück für lange Zeit ins Gefängnis wandern. Selbst die Berührung von lebenden Polypenkolonien unter Wasser ist verboten.

Wie ernähren sich Korallen?

Koralle

Koralle

Einige Korallenpolypen ernähren sich von Zooplankton, andere wiederum von mikroskopisch kleinen Algen – den sogenannten Zooxanthellen, die Teil ihrer Zellenstruktur sind. Die Braunfärbung vieler Korallen ist auf die Anwesenheit dieser interessanten Symbionten in ihren Zellen zurückzuführen. Die Zooxanthellen betreiben Photosynthese und bilden die Nährstoffe, die die Koralle verbraucht.

Bunte Korallen mit leuchtenden Farben (rot, gelb, violett) enthalten im Allgemeinen keine oder nur sehr wenige Zooxanthellen. Je brauner die Koralle ist, desto mehr dieser Algen sind in ihren Zellen vorhanden. Braune Korallen ernähren sich hauptsächlich (70-100 %) von Zooxanthellen. Sie sind in den hellsten Bereichen des Riffs zu finden, während sich farbige Korallen mit überwiegend tierischer Nahrung in die schattigeren Bereiche ansiedeln.

Sexuelle Fortpflanzung der Korallen

Wie alle Tiere pflanzen sich auch Korallen geschlechtlich fort. Es gibt männliche Korallen-Polypen, die Samenzellen freigeben, und weibliche Tiere, die Eier produzieren. Bei Korallen, die in einer Kolonie leben, können sowohl männliche als auch weibliche Exemplare vorkommen, so dass eine Koralle als hermaphroditisch gilt.

Die Befruchtung, bei der männliche und weibliche Keimzellen zusammentreffen, kann auf zwei Arten erfolgen: Von außen, indem die Spermien auf die Eier im offenen Wasser treffen, und intern, indem die männlichen Polypen Spermien freisetzen, die in den weibliche Tiere eindringen.

Aus der befruchteten Eizelle entsteht die sogenannten Planula-Larve, die eine Weile in den Meeresströmungen umherwandert, bevor sie auf den Grund sinkt. Anschließend entwickelt sich die Larve zu einem Polypen, der eine neue Kolonie bildet, indem er sich an den Felsen anheftet. Durch die geschlechtliche Fortpflanzung können sich die Korallen in neue Gebiete ausbreiten und eine genetische Durchmischung gewährleisten.

Korallen-Laich

Korallen-Laich

Asexuelle Vermehrung der Korallen

Zerbricht eine Korallenkolonie z. B. durch Wellenschlag, so haben die Bruchstücke, wenn sie an einen günstigen Siedlungsplatz getrieben werden, die Fähigkeit, weiter zu wachsen und eine neue Kolonie zu bilden. Diese Form der Vermehrung kommt besonders bei ästig wachsenden Geweihkorallen der Gattung Acropora vor. Diese Arten sind meist sehr schnellwüchsig. Meerwasseraquarianer nutzen diese Möglichkeit, um Steinkorallen künstlich zu vermehren.

Weitere Möglichkeiten der ungeschlechtlichen Vermehrung sind die Knospung und die Produktion von Anthocauli. Hierbei lösen sich einige Polypen ohne Skelett vom Korallenstock, lassen sich treiben, siedeln sich an einer günstigen Stelle wieder an und bilden eine neue Kolonie. Besonders bei der Gattung Pocillopora ist die Vermehrung durch Knospung häufig.

Besondere Gefährdung der Korallen

Korallen

Korallen

Die Zooxanthellen (Symbiosealgen, von denen sich die Korallen ernähren) sind sehr temperaturempfindlich. Erwärmt sich das Wasser zu stark, beginnen sie, Giftstoffe zu produzieren, und werden daraufhin von den Korallen abgestoßen. Der weiße Kalkmantel bleibt bestehen, daher der Begriff Korallenbleiche. Durch die globale Erwärmung kommt es leider immer häufiger zur Korallenbleiche.

Eine weitere Gefahr für die Korallen droht durch die Versauerung der Meere, die einen Teil der anthropogenen Emissionen von Kohlenstoffdioxid aufnehmen, was die Bildung neuer Kalkschalen hemmt. Steigt durch die Versauerung die Carbonat-Kompensationstiefe, sind auch Tiefwasserkorallen gefährdet. Das Einleiten von Fäkalien scheint ebenfalls ein Faktor für die Korallenbleiche darzustellen, da sie an entsprechenden Stellen beobachtet werden konnte.

Die Korallenbleiche hat in den letzten Jahren viele beliebte Tauchgebiete zerstört. Auch wenn noch nicht sicher ist, ab welcher Temperatur die Riffe aufgrund der globalen Welterwärmung absterben, zeigen Korallenriffe in warmen Gebieten bereits erste Symptome einer irreversiblen Änderung des Ökosystems. Im Jahr 2016 wurden bei der schwersten jemals gemessenen Korallenbleiche im Great Barrier Reef 55 % der Riffe schwer geschädigt.

Die Tiefseekorallen sind wiederum durch Tiefseefischerei bedroht. Ein negativer Einfluss von Bohrplattformen zur Erdöl- oder Erdgasförderung in der Umgebung von Kaltwasserkorallenriffen wird ebenso nicht ausgeschlossen. Transkontinentale Unterwasserkabel zur Telekommunikation stellen ebenfalls eine Bedrohung dar. Auch durch Mikroplastik werden Tiefseekorallen-Arten beeinträchtigt.

Korallen-Artefakte in der Geschichte

Korallen

Korallen

Korallen und Korallenäste, vornehmlich von roter Farbe, wurden schon in vorgeschichtlicher Zeit als Schmuck und in der Antike für Amulette verwendet. Ihnen wurden magische Eigenschaften zugeschrieben und sie galten als Schutz gegen Krankheiten, Blitzschlag und Misswuchs. Sie waren im alten Ägypten der Isis und in Rom der Venus heilig.

Für das Mittelalter ist neben Schmuckzwecken auch die heilkundliche Anwendung der Kalkskelette von weißen und roten Korallen belegt. Verwendet wurden sie zu Pulver gemahlen in Arzneitränken gegen Milz- und Harnsteinleiden.

Im italienischen Volksglauben schützen Korallen Kinder gegen Unheil. Daher findet man auch viele Darstellungen des Jesuskinds mit Korallenkette und Halsband mit Korallenast. In der Profanikonographie ist die Korallenkette ein Attribut der Kindheit geworden.

Quellenhinweise