Schwämme: Alles Wissenswerte zu den Meerestieren

Die Schwämme gelten als die unkonventionellsten Tiere auf unserem Planeten. Sie haben kein Verdauungssystem und keine inneren Organe und sind dennoch Tiere.

Schwämme

Schwämme

Steckbrief Schwamm

  • Name: Schwamm. Engl.: Sponge
  • Wiss. Name: Porifera
  • Stamm: Schwämme
  • Familie: Vielzellige Tiere (Metazoa)
  • Verbreitung: alle Weltmeere
  • Lebensraum: auf dem Meeresboden
  • Nahrung: Plankton
  • Maximale Größe: 2 m (Durchmesser)
  • Maximales Alter: 10.000 Jahre
  • Körperform: von rund über kegelförmig bis zweigartig
  • Körperfarbe: rot, gelb, blau, orange, violett
  • Mund: kein Mund vorhanden
  • Fortpflanzung: geschlechtlich und durch Knospung
  • Wirtschaftliche Bedeutung: einige Unterarten werden zur Badeschwamm-Verarbeitung verwendet
  • Aquarium: Aquarienhaltung ist möglich aber anspruchsvoll
  • Gefährdung: aufgrund der Umweltverschmutzung z.T. gefährdet

Herkunft und Lebensraum

Die Schwämme bilden einen Tierstamm innerhalb der vielzelligen Tiere (Metazoa). Sie leben allesamt im Wasser und kommen in allen Meeresgewässern der Erde vor. Nur wenige Arten leben im Süßwasser wie etwa die ungewöhnlich großen (bis 180 cm) Exemplare im Staffelsee. Es gibt über 8300 Arten der Schwämme. Ihre Größe reicht von zwei Millimetern bis über drei Meter.

Die Gestalt der meisten Arten ist abhängig von Ernährung und Milieu. Im Gegensatz zu den Gewebetieren (Eumetazoa) haben Schwämme keine Organe sowie keine Neuronen zur Verarbeitung von Signalen. Sie leben sessil, bevorzugt auf Hartböden, können aber auch Überzüge auf Pflanzen oder Mollusken-Schalen bilden. Der überwiegende Teil der Schwämme ernährt sich durch Filtration.

Lebensweise der Schwämme

Unter Wasser

Unter Wasser

Die Schwämme haben keine echten Organe; ihre Funktionen werden von einzelnen Zellen und Zellschichten ausgeführt. Die Tiere ernähren sich, indem sie Wasser durch ihren eigenen Körper fließen lassen. Das Filtrat, das Plankton und verschiedene organische Partikel enthält, dient ihnen als Nahrung.

Die Schwämme sind auch zur langsamen Fortbewegung in der Lage. Bei zahlreichen Arten wurde die Fähigkeit zu wellenartiger Kontraktion und anschließender Wiederausdehnung beobachtet, was vermutlich den Wasseraustausch im inneren Hohlraumsystem effizienter gestaltet.

Interessante Fakten über Schwämme

  • Es gibt einen eigenständigen Forschungsbereich in der Zoologie, der sich explizit mit den Schwämmen auseinandersetzt und als Spongiologie bezeichnet wird.
  • Trotz ihres einfachen zellulären Aufbaus ist die Physiologie der Schwämme komplexer als lange Zeit angenommen. Sie sind in der Lage, Licht, mechanische Reize, Wasserströmungen und Sedimentablagerungen wahrzunehmen und darauf zu reagieren.
  • Schwämme leben in allen Meeren der Welt, sind aber vor allem in wärmeren Gewässern zu finden. Die meisten von ihnen halten sich in Wassertiefen von bis zu 500 Metern auf, nur einige Arten leben in deutlich größeren Tiefen.
  • Seit der Antike werden Schwämme durch Menschen als Wasserfilter eingesetzt. Die Tiere enthalten antivirale, antibakterielle und antimykotische Bestandteile in ihrem Gewebe und  ermöglichen dadurch eine überaus effektive Filterung.
  • Die Schwämme leisten einen großen Beitrag zur Reinigung des Wassers: An einem Tag treibt ein einziger Schwamm ein Wasservolumen durch, das 2.000 Mal so groß ist wie er selbst. Kalk und andere Elemente, die das Wasser trüben, bleiben in ihm zurück.

Drei wichtigste Schwamm-Gruppen

Schwamm

Schwamm

Es gibt drei wichtigste Gruppen von Schwämmen: Hornkiesel-Schwämme (Demospongiae), die am häufigsten vorkommen und auch in Süßwasser leben können; Kalk-Schwämme (Calcarea), die hauptsächlich in flachen tropischen Gewässern anzutreffen sind; Glas-Schwämme (Hexactinellida), die in großen Tiefen leben.

Wie groß wird ein Schwamm?

Während die kleinsten Schwämme weniger als 2 mm Körpergröße aufweisen, können große Schwämme bis zu 2 m im Durchmesser (Spheciospongia vesparia) oder 3 m in der Länge (Monoraphis chuni) werden.

Wie ernähren sich Schwämme?

Die meisten Schwämme nehmen die im Wasser enthaltenen Nahrungspartikel, indem sie diese beim Einstrudeln herausfiltern. Da sie keinen Mund haben, dringt das Wasser durch die kleinen Poren (Ostia) ein und gelangt durch Kanäle in den inneren Hohlraum (Gastralraum). Durch die anderen Poren (das Osculum) tritt das Wasser wieder aus.

Bisher waren 3 australische Schwamm-Arten als fleischfressend bekannt. Im Jahr 2017 bei einer Tiefseeexpedition von Forschern des Queensland Museums mit deutschen Wissenschaftlern an Board wurden 17 weitere neue fleischfressende Schwammarten vor Australien entdeckt und im Mai 2020 in dem Fachmagazin Zootaxa beschrieben.

Fortpflanzung der Schwämme

Schwämme können sich sowohl geschlechtlich als auch ungeschlechtlich vermehren. Bei der asexuellen Vermehrung kommt es zu einer Abschnürung von Zellverbänden an der Körperoberfläche, man spricht hier von Knospung, oder einem Verbleib der Zellverbände und somit einer Koloniebildung.

Bei der sexuellen Vermehrung gibt es keine Geschlechtsorgane im eigentlichen Sinne. Die Spermien werden, nachdem sie ins Wasser abgesetzt wurden, von benachbarten Schwämmen in die Kragengeißelkammer aufgenommen, von wo aus sie in das Mesohyl zu einer Eizelle transportiert werden. Aus der Eizelle entwickelt sich eine Larve, wobei verschiedene Larven-Typen vorkommen.

Wie alt werden Schwämme?

Unter Wasser

Unter Wasser

Schwämme können ein sehr hohes Alter erreichen, beispielsweise ist der älteste bekannte noch lebende Schwamm der Art Anoxycalyx joubini mindestens 10.000 Jahre alt und zählt somit zu den ältesten Lebewesen unseres Planeten. Er lebt im Südpolarmeer und wurde dort mehrmals von Wissenschaftlern untersucht, die sein Alter anhand des sehr geringen Sauerstoffverbrauchs ermittelt haben: Je weniger Sauerstoff ein Tier in Bezug auf seine Körpergröße benötigt, desto geringer sein Wachstum und umso älter ist es.

Wirtschaftliche Bedeutung

Die Skelette der Schwämme Dictyoceratida bestehen aus einem Geflecht flexibler Sponginfasern. Durch einen Prozess, den man als Mazeration bezeichnet, wird das Zellmaterial aufgelöst und ausgespült. Das so gewonnene Sponginskelett eignet sich durch seine Saugfähigkeit sehr gut als Gebrauchsschwamm (Badeschwamm).

Das Schwammtauchen war in der Vergangenheit lange Zeit ein sehr verbreitetes Gewerbe, bis es durch die industrielle Fertigung künstlicher Schwämme unrentabel wurde. Heutzutage werden Schwämme in Aquakulturen gezüchtet, um verschiedene chemische Substanzen aus ihnen zu gewinnen, die vor allem in der Medizin Anwendung finden.

Quellenhinweise