Mit einer Durchschnittslänge von 60 bis 90 cm gehört der Sterlet zu den kleinsten aber auch schmackhaftesten Vertretern der Störfamilie.
Steckbrief Sterlet
- Deutscher Name: Sterlet (Engl.: Sterlet)
- Wiss. Name: Acipenser ruthenus
- Ordnung: Störartige (Acipenseriformes)
- Familie: Störe (Acipenseridae)
- Gattung: Acipenser
- Verbreitung: Flusssysteme des Schwarzen und Asowschen Meeres, Sibirien
- Lebensraum: Flüsse mit reinem Wasser und mittlerer Strömung
- Nahrung: Schnecken, Würmer, Insektenlarven, gelegentlich kleine Fische
- Verhalten: Friedfisch, lebt in Schwärmen
- Maximale Größe: 120 cm
- Maximales Gewicht: 15 kg
- Maximales Alter: 30 Jahre
- Körperform: langgestreckt und haifischförmig
- Körperfarbe: dunkelgrauer bis brauner Rücken, etwas hellere Flanken, gelblicher Bauch
- Maul: lang und unterständig
- Schuppen: statt Schuppen hat der Sterlet Knochenplatten am Rücken, an Flanken und am Bauch
- Flossenformel: D XIII/28, A IX/14-18
- Geschlechtsreife: Männchen mit 4-5, Weibchen mit 7-8 Jahren
- Laichzeit: Mai und Juni
- Wirtschaftliche Bedeutung: bedeutender Speise- und Kaviar-Fisch, wird in Aquakulturen als Hybrid-Form mit Beluga-Stör gezüchtet
- Kulinarische Qualität: wohlschenkendes, weißes Fleisch mit mittlerem Fettgehalt / optimal geeignet zum Backen, Braten, Grillen und Räuchern
- Nährwert (100 g Fisch): 95 kcal / 19 g Eiweiß / 2,1 g Fett
- Angelsport: aufgrund starker Gefährdung ist das Angeln (in Russland) nur unter strengen Auflagen möglich
- Gefährdung: aufgrund von Überfischung und Verbau der Laichwanderwege akut gefährdet
Herkunft und Lebensraum
Der Lebensraum des Sterlets sind Flüsse, die in das Schwarze Meer, das Kaspische Meer und das Asowsche Meer münden. Dieser Stör verträgt auch Brackwasser und hält sich oft in Flussmündungen auf. Im Zaren-Russland bewohnte Sterlet einst fast das gesamte Kaspische Meer, ist dort inzwischen leider ausgerottet. Heute gibt es Sterlet-Populationen auch in den Einzugsgebieten der beiden großen sibirischen Flüsse – Ob und Jenissei. Der Sterlet bewohnt Fließgewässer mit sauberem, klarem Wasser und mittlerer Strömung.
Lebensweise des Sterlets
Während die meisten Stör-Arten Einzelgänger sind, bilden Sterlets in dieser Hinsicht eine Ausnahme, weil sie sich meist in Schwärmen aufhalten, auch außerhalb der Paarungszeit. Sie lieben Flussbereiche mit sandigem oder kieseligem Boden und suchen dort nach Gruben, die gut mit Wasser durchströmt werden und wo sie sich hinlegen können. In der Nacht kann der Sterlet auch an die Wasseroberfläche aufsteigen und sich in die seichten und schlammigen Uferbereiche begeben, wo er reichlich Nahrung findet.
Der Sterlet gilt als ein sehr vorsichtiger Stör, der beim kleinstem Verdacht auf Gefahr zurück in die Tiefe flüchtet. Mit Beginn des kalten Herbstwetters ziehen sich die Fische in tiefe und strömungsruhige Bereiche zurück, wo sie überwintern. Den ganzen Winter bleiben die Sterlets an einem Standort, jagen nicht und fressen sehr selten. Sobald die Eisschmelze im Fluss beginnt, verlassen die Fische das tiefe Wasser und bereiten sich auf die Laichwanderung zum Oberlauf des Flusses.
Wichtige Merkmale
- Der Sterlet hat einen schlanken, haifischförmigen Körper mit spitzer, leicht nach oben gebogener Schnauze und vier Bartfäden.
- Auf seinem Rücken trägt er 11 bis 18 Knochenplatten, die alle einen hakenförmigen Fortsatz haben und den scharfen Rückenkiel des Fisches bilden.
- Auf den Flanken hat der Sterlet 60 bis 70 dachziegelartig gereihte Seitenschilder und 10 bis 20 Bauchschilder.
- Wie bei allen Stören ist auch beim Sterlet die Schwanzflosse asymmetrisch, deren oberer Teil länger als der untere Teil ist.
- Der Sterlet hat eine dunkelgraue bis braune Körperfärbung und einen gelblich weißen Bauch.
Wie ernährt sich Sterlet?
Die jungen Sterlets ernähren sich von kleinen wirbellosen Organismen wie z.B. Schnecken, Krebsen, Würmern, sowie von den am Boden lebenden Insektenlarven z.B. der Eintagsfliegen. Mit zunehmender Reife stehen auch Kleinfische auf dem Speiseplan des Sterlets. Diese Störart ist nachtaktiv und begibt sich mit der Abenddämmerung auf Nahrungssuche. Im Sommer steigt sie gerne an die Oberfläche und schnappt nach zahlreichen Fluginsekten, die sich zu dieser Jahreszeit immens vermehren.
Fortpflanzung des Sterlets
Der Sterlet unterscheidet sich von anderen Vertretern der Stör-Familie nicht nur durch seine geringe Größe, sondern auch durch seine Fähigkeit, sich früher als andere Störe fortzupflanzen. So werden Sterlet-Männchen im Alter von 4-5 Jahren geschlechtsreif und Weibchen mit 7-8 Jahren. Mit der Schneeschmelze im Frühjahr bereiten sich die Sterlets auf die Laichwanderung in die Oberläufe der Flüsse vor. Im Mai und Juni laichen die Fische dort in starker Strömung über dem Kiesgrund ab.
Optimale Wassertemperatur fürs Laichen liegt zwischen 10 und 15 °C. Ein Weibchen legt im Durchschnitt etwa 15.000 klebrige Eier ab, die am Untergrund haften bleiben. Je jünger der Sterlet ist, desto weniger Eier legt er. Fische, die über 15 Jahre alt sind, können bis zu 60.000 Eier ablegen. Daraus schlüpfen nach vier bis fünf Tagen kaulquappenähnliche Jungfische. Ihre erste Lebenszeit verbringen sie in flachen, ruhigen Wasserzonen und erst im Herbst schwimmen sie zu den Flussmündungen.
Kulinarische Qualität
Nicht umsonst wird der Sterlet als „königlicher Fisch“ bezeichnet – unter allen Stören gilt er als der wohlschmeckendste. Die berühmte Sterlet-Suppe zählt seit jeher zu einem Juwel der russischen Küche. Feinschmecker beschreiben sie als die beste Fischsuppe überhaupt. Darüber hinaus schmeckt der Sterlet auf der Pfanne, auf dem Grill, im Offen und natürlich in geräucherte Form vorzüglich. Bei Sterlet-Zubereitung setzen Spitzenköche nur zwei Zutaten ein – Pfeffer und Salz. So entfaltet sich der Eigengeschmack des seltenen Fisches am besten. Sehr beliebt und begehrt ist auch der schmackhafte und kostspielige Kaviar des Sterlets.
Besondere Gefährdung
In Deutschland konnte der Sterlet in einer kleinen Population ausschließlich in der Donau überleben. Doch auch dieses letzte natürliche Vorkommen ist durch eingewanderte bzw. eingeschleppte Laichräuber wie Schwarzmundgrundel und Signalkrebs gefährdet. Eine weitere Gefahr stellt das Freisetzen von standortfremden Störarten dar, wie z.B. dem sibirischen Stör. Dadurch kann es zu einer genetischen Vermischung mit dem ansässigen Sterlet kommen und so zu dessen Aussterben führen. Einen Hoffnungsschimmer verbreiten die Wiederansiedlungs-Programme, die in der Donau, Drau und Isar durchgeführt werden.
Sterlets in Aquakulturen
Sterlet ist ein beliebter Zuchtfisch in zahlreichen Aquakulturen vieler Länder. Besonders lukrativ sind dabei die sogenannten Hybriden, die aus Kreuzung von Sterlet und dem Beluga-Stör entstehen. Die Besonderheit des Hybriden besteht darin, dass er die Vorteile beider Elternteile in sich vereint wie z.B. schnelles Wachstum und Gewichtszunahme von Beluga und frühe Geschlechtsreife von Sterlets. Dies ermöglicht eine schnelle Produktion der Nachkommen sowie hohe Wachstumsrate und gute Geschmackseigenschaften. Letztere stammen auch von Sterlet.