Aal im Porträt: Biologie, Lebenszyklus, Verbreitung

Der Aal ist nicht nur visuell ein auffälliges Geschöpf. Auch hinsichtlich seines Verhaltens unterscheidet er sich von den meisten anderen Fischen.

Aal

Aal

Steckbrief Aal

  • Name: Europäischer Aal. Engl.: European eel
  • Wiss. Name: Anguilla anguilla
  • Ordnung: Aalartige (Anguilliformes)
  • Familie: Anguillidae
  • Gattung: Aale (Anguilla)
  • Verbreitung: europäische Binnengewässer und Atlantik
  • Lebensraum: schlammige Böden in Flüssen und Seen
  • Nahrung: Fische, Krebstiere, Würmer, Muscheln
  • Natürliche Feinde: Hecht, Zander, Quappe, Wels
  • Verhalten: Raubfisch, katadromer Wanderfisch
  • Maximale Größe: 150 cm
  • Maximales Gewicht: 6 kg
  • Alter: Aale ohne Zugang zum Atlantik können bis 50 Jahre alt werden
  • Körperform: schlangenförmig, im Querschnitt zylindrisch
  • Körperfarbe: brauner bis schwarzer Rücken, gelbe bis hellbraune Flanken
  • Maul: klein und oberständig
  • Schuppen: sehr klein und rund
  • Flossenformel: D 240-250, A 200-220
  • Geschlechtsreife: Männchen mit 6-9, Weibchen mit 12-14 Jahren
  • Laichzeit: im September-Oktober erfolgt Aufbruch zu Laichwanderung
  • Wirtschaftliche Bedeutung: sehr gefragter aber kostenintensiver Speisefisch, wird auch in Aquakulturen gezüchtet
  • Kulinarische Qualität: weich und sehr mild im Geschmack mit viel Fett / kann gebraten, gekocht, geräuchert und gebacken werden
  • Nährwert (100 g Fisch): 276 kcal / 15 g Eiweiß / 24 g Fett
  • Angeln: beliebter Zielfisch beim Grundangeln (mehr Infos: Aalangeln)
  • Gefährdung: aufgrund von Behinderung der Laichwanderungen durch Dämme akut gefährdet

Lebensraum des Aals

Der Aal lebt in den Binnengewässern in ganz Europa, wobei die größten Bestände in den Flüssen zu finden sind, die in die Ostsee und das Mittelmeer münden. Tagsüber sucht der Aal Schutz auf dem Gewässerboden und vergräbt sich im Schlamm. In der Nacht wird er aktiv und begibt sich auf Nahrungssuche. Dank der dicken Schleimschicht auf seiner Haut kann der Aal Hunderte von Metern durch nasses Gras und Erde kriechen und so von einem Gewässer ins andere gelangen.

Wichtige Merkmale des Aals

Aal

Aal

Der Aal hat einen markanten schlangenähnlichen Körper, der im Querschnitt zylindrisch ist. Sein Kopf ist klein und leicht abgeflacht. Auch sein Maul ist im Vergleich zu anderen Raubfischen eher kompakt als groß und mit kleinen, scharfen Zähnen versehen. Der Körper des Aals ist mit einer Schleimschicht überzogen, unter der sich kleine runde Schuppen befinden. Der Rücken eines erwachsenen Als ist braun oder schwarz und die Seiten hellbraun oder gelb. Sein Bauch ist gelblich oder weiß.

Die Körperfarbe des Aals variiert je nach Entwicklungsstadium des Fisches. Die im Meer frisch geschlüpften Jungtiere werden zum Beispiel Glasaale genannt, weil sie noch durchsichtig sind. Nach Wanderung ins Süßwasser entwickeln Fische ihre charakteristische dunkle Körperfarbe mit hellem Bauch. Bei geschlechtsreifen Aalen, die sich auf Laichwanderung begeben, nimmt der Körper eine gräuliche, bläuliche und manchmal silberne Färbung an.

Wie ernährt sich der Aal?

Aale fressen nur in der warmen Jahreszeit, meist nachts. Tagsüber graben sie sich in den Boden ein und lassen nur ihren Kopf nach außen. Mit dem Einsetzen des Frostes stellen sie die Nahrungsaufnahme bis zum Frühjahr fast komplett ein. Die Aale sind Raubfische und ernähren sich von verschiedenen kleinen Fischen, Krebstieren, Würmern, Larven, Muscheln und Schnecken. Die Größe seiner Beute wächst proportionell eigener Körpergröße des Aals.

In Europa gibt es zwei Unterarten von Aalen: der Breitkopf- und der Spitzkopf-Aal. Beide Spezies haben unterschiedliche Nahrungspräferenzen. So jagen und fressen die Breitkopf-Aale überwiegend kleinere Fische, wohingegen sich Spitzkopf-Aale auf Krustentiere und Würmer spezialisiert haben. Angler wissen ganz genau, welche Art in ihrem Gewässer heimisch ist und wählen dementsprechend den passenden Köder (im nächsten Beitrag erfahren Sie mehr zum Thema Aal angeln).

Fortpflanzung des Aals

Aale

Aale

Erst im 20. Jahrhundert hat man entdeckt, dass Europäische Aale in dem tiefen und warmen Sargassosee laichen. Im September-Oktober brechen sie zur Laichwanderung auf und überwinden dabei eine immense Entfernung von 5.000 km, um vom europäischen Binnenland zum Sargassosee zu gelangen. Da der Laichvorgang noch nicht beobachtet wurde, wird vermutet, dass die Fische in einer Tiefe von 400 m laichen, wo die Wassertemperatur zwischen 16 und 17 °C beträgt.

Die kleinen Aallarven steigen an die Oberfläche und beginnen ihre Wanderung mit dem Golfstrom zu den Küsten Europas, die je nach Studien ein bis drei Jahre dauern kann. In Deutschland kommen die Jungfische (die wegen ihrer durchsichtigen Körper Glasaale genannt werden) im Frühjahr an der Ostseeküste an und gelangen über die Zuflüsse ins Landesinnere. Geschlechtsreif werden die weiblichen Aale mit 12-14 Jahren und Männchen mit 6-9 Jahren.

Also doch Tiefseefisch?

Tiefsee

Tiefsee

De Aal ist im Grunde genommen ein Tiefseefisch, der in Atlantik geboren wird und dorthin zurückkehrt, um sich fortzupflanzen. Bis es allerdings soweit ist, lebt er in unseren Flüssen und Seen, sammelt Muskelkraft und Fettreserven, die ihm später auf einer langen Reise gute Dienste leisten werden. Im Alter von 4-5 manchmal auch 10 Jahren bricht er auf, legt dabei Tausende von Kilometern zurück und überwindet alle Hindernisse.

Wie alt kann ein Aal werden?

Die Lebenserwartung und somit die Größe des Aals hängt davon, ob der Fisch zum Laichen den Atlantik erreichen kann oder nicht. Denn nach dem Laichen sterben die Aale. Leben sie in Gewässern ohne den Zugang zum Atlantik oder gar in Gefangenschaft, können Aale das stolze Alter von bis zu 50 Jahren erreichen.

Kulinarische Qualitäten

Aal

Aal

Das Fleisch des Aals enthält ca. 24 % hochwertige Fette, etwa 15 % Eiweiß und einen Komplex von Mineralstoffen. Darüber hinaus enthält es eine große Menge an Vitaminen A, B1, B2, D und E. Der Verzehr von Aal hat im Allgemeinen eine positive Wirkung auf den menschlichen Organismus. Dennoch raten die Ärzte den übergewichtigen Menschen, sowie bei Gastritis, Gallenblasen- und Lebererkrankungen davon ab, diesen Fisch zu essen.

Das Fleisch des Aals ist mild und schmeckt vorzüglich. Es gilt fast überall auf der Welt als Delikatesse. Allerdings wird Aal in keinem Land roh gegessen, selbst in Japan nicht, da sich Giftstoffe in seinem Blut befinden. Diese werden durch die Wärmebehandlung komplett zerstört. So wird der Aal gebraten, gekocht, geräuchert, gebacken und mariniert. Auch in Dosen ist er sehr beliebt und wird vielen in Supermärkten angeboten.

Besondere Gefährdung des Aals

Der Europäische Aal steht seit 2008 auf der Roten Liste der Internationalen Union zur Erhaltung der Natur als gefährdete Art. Seine Population nimmt kontinuierlich ab. Und doch findet man Aale immer noch auf den Fischtheken. Die Hauptgründe für die rapiden Bestandsrückgänge sind kommerzielle Fang und die Errichtung von Dämmen und anderen Hindernissen auf den Wanderrouten der Fische.

Um das Schrumpfen der Aal-Populationen zu verhindern, hat die Europäische Union im Jahr 2007 die sogenannte Aalverordnung verabschiedet. So werden an den Wanderruten der Aale zum Schutz der aufsteigender Fische spezielle Aufstiegsanlagen angelegt, sowie Rechen eingebaut. Darüber hinaus werden Turbinenmanagement-Konzepte für die Hauptwanderzeit der Aale ausgearbeitet, die die Verluste beim Abstieg der Aale deutlich reduzieren sollen.

Im folgenden Video finden Sie Unterwasser-Aufnahmen von Aalen, die in Irland gemacht wurden. Besonders bemerkenswert ist bei dieser Spezies die Fähigkeit rückwärts zu schwimmen, die in diesem Videomaterial gut zu sehen ist.