Viele unserer einheimischen Süßwasserfische beißen beherzt auf Wollhandkrabbe. Was Sie beim Angeln mit Wollhandkrabbe alles beachten sollen, erklären wir in diesem Artikel.
Von China nach Europa – Abstammung der Wollhandkrabbe
Es gibt wohl kaum einen Angler, der diese Plagegeister nicht kennt: Hängt der Haken plötzlich leer im Wasser, ist häufig die chinesische Wollhandkrabbe schuld. Die bis zu dreißig Zentimeter großen Tiere sind nicht nur extrem gefräßig, sondern auch sehr aggressiv. So konnten sie sich in Mitteleuropa durchsetzen, obwohl sie Einwanderer sind. Wesentlich aggressiver als heimische Arten, wimmeln heute ganze Flussläufe von ihnen. Damit sind sie eine sogenannte invasive Art. Ihre Herkunft ist China. Wie sie aber nach Deutschland gerieten, bleibt Legende.
Vermutlich reisten Wollhandkrabben als blinde Passagiere auf Schiffen mit ein. Das ist nun hundert Jahre her, doch die anpassungsfähigen Tierchen starben mitnichten aus. Vielmehr bringen sie Fischer um ihren Fang, rauben Anglern den letzten Nerv und wühlen sogar Uferbefestigungen auf. Bei Gefahr heben sie die typischen behaarten Scheren, denen sie auch ihren Namen verdanken. Dabei haben die einstigen Feinde der Angler als Köder ganz entscheidende Vorteile: Kaum ein Fisch kann dieser Delikatesse widerstehen – vorausgesetzt, die Tiere sind frisch gehäutet.
So geht’s: Wollhandkrabben fangen und präparieren
Wollhandkrabben haben ein Problem: Ihr Panzer ist starr und macht die Wachstumsphasen nicht mit. Deshalb müssen sie sich in regelmäßigen Abständen häuten. Bis ein neuer Panzer gewachsen ist, sind Wollhandkrabben völlig wehrlos. Deshalb verkriechen sich die Tiere in dieser Zeit, meistens unter einem Stein in Ufernähe. Das gibt Anglern die Gelegenheit, Wollhandkrabben ganz einfach beim Spaziergang zu sammeln. Wer den Fang in großem Stil betreiben möchte, der kann auch gezielt Fallen aufstellen: Ausgehöhlte Steine oder alte Blumentöpfe dienen in flachem Wasser als Versteck. Der Fang ist an fast jedem größeren Fluss möglich.
In der Gegend am Wattenmeer ist die Chance auf einen massenhaften Fang aber immer noch am größten. Das wird auch so bleiben, denn obwohl sie eigentlich im Süßwasser leben, kehren die Wollhandkrabben zur Paarung stets ins Salzwasser zurück. Viele Angler nutzen das aus und fangen die Tiere auf ihrer Wanderung ab. Anschließend muss man sich entscheiden: Einfrieren oder frisch verwenden? Einfrieren ist praktisch, denn so konserviert man das leicht verderbliche Krebsfleisch. Doch viele Angler schwören auf einen Köder aus frisch getöteten Krabben – die Fische beißen dann einfach besser.
Delikatesse für Aal und Co. – Angeln mit der Wollhandkrabbe
Wollhandkrabben verdrängen nach und nach den althergebrachten Köder beim Aalangeln. Das hat seinen Grund: Aalbrut zählt nicht nur zu den Lieblingsspeisen der Krabbe. Auch umgekehrt finden Aale offenbar die Krabbe äußerst lecker. Darüber hinaus schätzen viele Fische den frisch gehäuteten Leckerbissen: Zander, Barsche und Karpfen, aber auch Brassen, Döbel oder Alande. Die Handhabung ist denkbar einfach. Bewährt hat sich folgende Montage: Stecken Sie ein Stück Krabbenfleisch auf den Haken. Verwenden Sie vor und nach dem Köder ein paar Beinstücke oder ein kleines Panzerstück als Konterung.
Wer gern weiter auswirft, sollte ein Ködergummi zu Hilfe nehmen, mit der das Krabbenteilstück mehrfach umwickelt wird, sodass es besser hält. Den Haken sollten Sie dabei unbedingt so befestigen, dass noch ein Stück frei bleibt und der Widerhaken im Fischmaul greift. Je nach Zielfisch und Gewässer nutzen Sie dabei die klassischen Posen- oder Grundmontagen. Für das Aalangeln in der Elbe hat sich zum Beispiel Festbleimontage bewährt.