Multirollen: Ratgeber, Empfehlungen & Vergleich 2024

Multirollen sind an allen Ruten für das Meeresangeln zu finden. Der Markt bietet eine Vielzahl von Modellen mit unterschiedlichen technischen Merkmalen.

Nicht nur beim Fjordangeln hochgeschätzt

Multirollen wurden ursprünglich für das Angeln auf große Meeresfische entwickelt, die im Drill besonders widerstandsfähig sind. Daher müssen sie äußerst robust und salzwasserbeständig sein. Zudem bieten sie eine höhere Schnurfassung als die meisten Stationärrollen, da die Köder beim Meeresfischen oft in große Tiefen abgelassen werden, wie es z.B. beim Angeln in norwegischen Fjorden der Fall ist.

Inzwischen setzen auch viele Welsangler auf Multirollen, da sie deutlich robuster als die Stationärrollen sind und selbst beim Drill von kapitalen Wallern nicht so schnell aus der Spur geraten. Als Faustregel gilt, dass für sehr große Fänge eine Multirolle grundsätzlich besser geeignet ist. Weiterhin greifen selbst Ansitzangler zu einer Multirolle, wenn es ums Fischen auf lange Distanzen geht.

Multirollen: Auswahlkriterien und Empfehlungen

Eine hochwertige Multirolle kostet fast automatisch anständig Geld. Wer sich zum Big-Game-Fishing ein billiges Modell eines Noname-Herstellers holt, ist selber schuld. Denn beim Meeresfischen muss man zu jeder Zeit mit schweren Brocken rechnen, die von der Ausrüstung alles abverlangen. Hält die Rolle der Belastung im Drill nicht stand, kann eine zerrissene Schnur den Menschen an Board üble Verletzungen zufügen. Folgend kurze Übersicht der wichtigsten Auswahlkriterien für Multirollen, die weiter unten ausführlich erläutert werden.

1. Robustheit und Gewicht: Multirollen müssen aus widerstandsfähigen Materialien gefertigt sein, um den harten Bedingungen des Meeresangelns standzuhalten. Dabei kommen Aluminium, Carbon und Kunststoff zum Einsatz.
2. Kugellager und Getriebe: Hochwertige Kugellager, oft aus Edelstahl, sorgen für einen geschmeidigen Lauf der Rolle. Ein gutes Getriebe, wie das Duragear-System, trägt zur Langlebigkeit und Effizienz der Rolle bei.
3. Bremssystem: Eine zuverlässige Spulenbremse ist essenziell und soll fein justierbar sein, um auch bei großen Fischen eine optimale Kontrolle zu gewährleisten. Es gibt zwei Bremssysteme: Stern- oder Schiebebremsen.
4. Schnurzähler und Schnurfassung: Ein integrierter Schnurzähler ist vor allem beim Tiefseeangeln hilfreich. Die Schnurfassung sollte groß genug sein, um ausreichend Schnur für tiefe Angelstellen aufzunehmen.
5. Übersetzungsverhältnis: Ein höheres Übersetzungsverhältnis ermöglicht ein zügiges Einholen der Schnur, was beim Angeln in sehr großen Tiefen vorteilhaft ist.
6. Rechts- oder Linkshandmodell: Die Wahl des passenden Modells für Rechts- oder Linkshänder ist wichtig für eine bequeme Handhabung der Rolle, was mitunter für mehr Ausbeute und mehr Sicherheit sorgt.

In folgender Tabelle bieten wir einen Vergleich von sechs sehr guten Multirollen, die der Markt aktuell anbietet.

Aluminium, Graphit oder Composite-Modell?

Multirollen aus Aluminium bieten eine hohe Festigkeit und Robustheit und sind optimal fürs Meeresangeln geeignet. Sie sind zudem sehr langlebig und widerstandsfähig gegenüber mechanischer Beanspruchung. Leider kann Aluminium anfällig für Korrosion sein, besonders dann, wenn es nicht gut gepflegt wird. Aus diesem Grund werden vor allem hochwertige Multirollen mit einer speziellen Beschichtung versehen, die der Korrosion entgegen wirkt.

Auch Carbon ist ein leichtes und korrosionsbeständiges Material, das bei Multirollen eingesetzt wird. Leider ist es weniger robust als Aluminium und kann unter extremen Belastungen brechen. Aus diesem Grund bieten Composite-Modelle, die Aluminium, Carbon und Kunststoff kombinieren, einen guten Kompromiss zwischen Robustheit und Gewicht. Der Nachteil von Composite-Modellen ist, dass verschiedene Materialien unterschiedliche Wartungsanforderungen haben und die Verbindungsstellen anfälliger für Verschleiß sind.

Kugellager und Getriebe

Korrosion durch Salzwasser kann auch zu den Lagern in Multirollen durchdringen und deren Leistung  erheblich beeinträchtigen. Hochwertige Modelle verfügen daher über spezielle Versiegelungen, die das Eindringen von Salzwasser verhindern. Insgesamt müssen die Multirollen also nicht nur den mechanischen Belastungen des Meeresfischens gewachsen sein, sondern auch der aggressiven Salzwassereinwirkung trotzen.

Speziell Systeme, wie zum Beispiel das Duragear-Getriebe, sind bekannt für ihre Robustheit und Effizienz. Solche Getriebe gewährleisten eine optimale Kraftübertragung und unterstützen die gleichmäßige Schnurführung. Die Langlebigkeit dieser Systeme resultiert aus der Verwendung hochwertiger Materialien und präziser Fertigungstechniken, die den Verschleiß minimieren.

Auf die Bremse kommt es an

Bei Multirollen gibt es zwei grundlegende Bremssysteme: die Sternbremse und die Schiebebremse. Die Sternbremse, benannt nach ihrem sternförmigen Einstellrad, ermöglicht eine einfache Justierung der Bremskraft. Dreht der Angler mit dem Finger das Sternrad nach vorne, überträgt sich die Bremswirkung über ein Ritzel auf die Spule. Beim Drehen in die entgegengesetzte Richtung wird die Bremswirkung geschwächt.

Die Schiebebremse bietet eine noch effektivere Bremswirkung als Sternbremse. Sie funktioniert ähnlich einer Autobremse, indem viel größere Bremsfläche direkt auf die Spule einwirkt. Der Angler kann die Bremskraft durch Verschieben des Hebels schnell und intuitiv verändern. Dies ist besonders vorteilhaft in Situationen, in denen rasche Anpassungen erforderlich sind, um auf die Fluchten von besonders großen Fischen zu reagieren.

Schnurzähler und Schnurfassung

Zählwerk oder auf Englisch „line-counter„ ist bei einer Multirolle vor allem dann hilfreich, wenn der Köder in unterschiedlichen Tiefen präsentiert werden soll. Wenn die Fische z.B. nicht wie gewohnt am Grund sondern im Mittelwasser jagen, macht ein Zählwerk überaus Sinn. Weil der line-counter ein relativ filigranes Konstrukt ist, lohnt sich der Kauf nur bei hochwertigen Rollen. Minderwertige Modelle haben auch minderwertige line-counter, die beim harten Meeresangeln schnell kaputt gehen.

Weiterhin ist auch die Schnurfassung bei einer Multirolle von Bedeutung. Einerseits hängt sie von der Tiefe, in der gefischt werden soll, und andererseits von dem Temperament des Zielfisches ab.  Möchte man in norwegischen Fjorden den großen Bodenfischen wie z.B. dem Leng oder dem Seewolf nachstellen, braucht man entsprechend viel Schnur. Dasselbe gilt auch beim Big-Game-Fishing auf Thunfisch & Co., die für ihre Fluchten bekannt sind und ebenso viel Schnur auf der Spule voraussetzen. Die Kapazität wird in Metern oder Yards angegeben und ist vom Durchmesser der verwendeten Schnur abhängig.

Übersetzungsverhältnis

Das Übersetzungsverhältnis einer Multirolle gibt an, wie oft sich die Spule bei einer Umdrehung der Kurbel um die eigene Achse dreht. Ein Verhältnis von 7:1 bedeutet z.B., dass sich die Spule sechs Mal dreht, während die Kurbel nur eine Umdrehung vollzieht. Hohes Übersetzungsverhältnis ermöglicht somit ein schnelles Einholen des Köders, sei es, um einen Raubfisch zum Biss zu animieren oder zum Tauschzweck.

Niedrigeres Übersetzungsverhältnis, wie z.B. 4:1, bietet wiederum mehr Kraft, was bei sehr großen Fängen von Vorteil ist. Die Wahl des richtigen Übersetzungsverhältnisses hängt also von der Größe der Zielfische und der Angelmethode ab. Ein ausgewogenes Verhältnis sorgt für eine optimale Balance zwischen Schnureinholgeschwindigkeit und Kraftübertragung.

Rechts- oder Linkshandmodell?

Eine der ersten Fragen, die sich ein Norwegen-Angler stellt, ist, welche Rolle brauche ich: Rechts- oder Linkshand? Um diese Frage zu beantworten, muss man sich einen großen Fisch kurz vor Board vorstellen: Mit welcher Hand würde man ihn greifen? Das wäre dann genau die Hand, mit der auch die Rolle bedient werden soll.

Weil in Norwegen oft überdurchschnittlich große Fische an den Haken gehen, muss viel Kraft beim Kurbeln angewendet werden. Daher ist die richtige Hand eine der Voraussetzungen für den Fangerfolg. Es gibt allerdings auch Angler, die grundsätzlich ein Linkshandmodell bevorzugen. Der Grund dafür ist, dass sie an das Spinnangeln in einheimischen Gewässern mit Stationärrollen gewöhnt sind, bei denen mit linker Hand gekurbelt wird.

Multirolle mit und ohne Schnurverlegung

Eine Multirolle mit Schnurverlegung verfügt über ein mechanisches System, das die Schnur beim Einholen gleichmäßig über die Spule verteilt. Dies verhindert Verwicklungen und fördert eine gleichmäßige Schnurabgabe beim Auswerfen. Besonders bei Verwendung von geflochtenen Schnüren, die zu Verwicklungen neigen, ist dieses System vorteilhaft.

Zugleich ist es auch möglich, die Schnur auch ohne automatische Schnurführung manuell auf die Spule zu verlegen, was genauso gut funktioniert, nur etwas aufwendiger. Für gelegentliche Angeltouren im Urlaub kann auf die automatische Schnurführung verzichtet werden. Bei häufigem Meeresangeln ist eine Rolle mit Schnurführung empfehlenswert, da sie komfortableres und weniger anstrengendes Angeln ermöglicht.

Batteriebetriebene Multirollen

Neben den konventionellen Multirollen gibt es batteriebetriebene Modelle, die fürs Tiefseefischen konzipiert wurden. Das erspart dem Angler die lästige und schwere Arbeit beim Hochkurbeln, was auch mal etliche Kilometer Leine am Tag bedeuten kann. Hier bieten wir einen Ratgeber für Elektrorollen.