Bachneunauge: Alle Details zum besonderen Tier

Anders als die meisten Neunaugen-Arten saugen erwachsene Bachneunaugen kein Blut anderer Tiere und nehmen auch keine sonstige Nahrung zu sich.

Bachneunauge

Bachneunauge. Bild: Lampetra planeri

Steckbrief Bachneunauge

  • Name: Bachneunauge. Engl.: Brook lamprey
  • Wiss. Name: Lampetra planeri
  • Ordnung: Neunaugen (Petromyzontiformes)
  • Familie: Petromyzontidae
  • Gattung: Lampetra
  • Verbreitung: Europa, außer hohem Norden und der Alpenregion, Zentralrussland
  • Lebensraum: Bächen und strömende Flüsse
  • Nahrung: nur Larven (Querder) nehmen Nahrung zu sich in Form von Algen und Detritus
  • Verhalten: Einzelgänger
  • Maximale Größe: 22 cm
  • Maximales Alter: 10 Jahre
  • Körperform: schlangenförmig
  • Körperfarbe: grau mit einem metallischen Schimmer
  • Maul: ringförmiges Saugmaul mit hornigen Zähnen
  • Schuppen: schuppenlos
  • Flossen: Bachneunauge hat 2 schmale Rückenflossen, die sich an der Basis berühren
  • Geschlechtsreife: mit 7-9 Jahren
  • Laichzeit: Februar bis Mai
  • Wirtschaftliche Bedeutung: aufgrund der giftigen Hautdrüsen keine Bedeutung als Speisefisch
  • Angelsport: unbedeutend
  • Gefährdung: aufgrund Verhinderung der Laichwanderwege durch Wasserbauten stark gefährdet

Herkunft und Lebensraum

Das Bachneunauge ist die einzige stationär lebende Neunaugen-Art in Deutschland. Sie bevorzugt klare Bäche und kleine Flüsse und ist in der Forellen- und Äschenregion heimisch. Darüber hinaus ist das Bachneunauge fast in ganz Europa verbreitet: Vor allem im Nord- und Ostseebereich, auf den britischen Inseln, in Südfrankreich, Süditalien, und im Einzugsgebiet der Wolga in Russland.

Das Bachneunauge dient als Indikator für intakte Gewässerökosysteme mit guter bis sehr guter Wasserqualität (Gewässergüteklasse I-II). Das Tier ist in Deutschland 1988 (gemeinsam mit dem Flussneunauge) und in der Schweiz 2017 zum Fisch des Jahres ernannt worden.

Lebensweise der Bachneunauge

Das primitive Atmungssystem des Bachneunauges macht es anfällig für den Sauerstoffgehalt im Wasser. So ist diese Spezies auf die ständige Wasserzufuhr zu ihren Atemöffnungen angewiesen, was sie entweder durch die ständige Bewegung oder den Aufenthalt in starker Strömung bewerkstelligt.

Lebenszyklus des Bachneunauges

Zur Laichzeit wandert das Bachneunauge bachaufwärts und schlägt Gruben, um dort seine Eier abzulegen. Die Elterntiere sterben nach der Paarung. Die Larven der Bachneunaugen werden Querder genannt und schlüpfen nach wenigen Tagen und leben etwa 3-5 Jahre versteckt unter verrottendem Laub. Bemerkenswert ist, dass die Querder weder Augen noch Zähne haben und den Elterntieren überhaupt nicht ähnlich aussehen. Lange Zeit hielt man sie sogar für eine eigenständige Tierart.

Im letzten Jahr des Larvenstadiums beginnen die Querder sich zu erwachsenen Tieren umzuwandeln. Es bilden sich die Geschlechtsorgane, die Augen und die Zähne. Die Verdauungsorgane werden dabei zurückgebildet. Die Umwandlung ist spätestens im nächsten Frühjahr, vor Beginn der Paarung beendet.[1] Mit der Laichzeit schließt sich der Lebenszyklus des Bachneunauges.

Wichtige Merkmale

Das Bachneunauge hat einen langen und aalähnlichen Körper mit zwei Rückenflossen, die sich an der Basis berühren. Die Färbung ist grau mit einem metallischen Schimmer. Die schuppenlose Haut ist reichlich mit Schleim bedeckt. Das Maul ist trichterförmig und mit Hornzähnen besetzt. Auf der Oberseite des Kopfes befindet sich eine einzige Nasenöffnung. Hinter den Augen auf jeder Seite gibt es sieben abgerundete Atemöffnungen.

Die Larve der Bachneunauge unterscheidet sich stark vom erwachsenen Tier: Sie ist größer und erreicht eine Länge von 20 cm, hat keine Hornzähne, die Augen sind unter der Haut verborgen, und die Flossen sind rudimentär entwickelt.

Wie groß wird ein Bachneunauge?

Das Bachneunauge wird im Durchschnitt etwas 10 bis 15 cm groß. Manche Exemplare können bis zu 22 cm groß werden.

Wie ernährt sich Bachneunauge?

Algen

Algen

Erwachsene Bachneunaugen nehmen keine Nahrung zu sich, weil sie einen verkümmerten Darm haben. Nur die Larven ernähren sich von Kieselalgen und anderen kleinen Algen, sowie vom Detritus zersetzter Pflanzen- und Tierreste.

Kulinarische Bedeutung

Die Bachneunaugen haben keinen kulinarischen Wert, auch gab es diesen nicht in der Vergangenheit. Es gibt Berichte von schweren Vergiftungen von Menschen, die Bachneunaugen verzehrt haben. Die Sekrete der einzelligen Hautdrüsen dieser Neunaugen-Art enthalten Gift, das hitzebeständig ist und eine Entzündung des Magen-Darm-Trakts verursacht.

Besondere Gefährdung

Das Bachneunauge gehört zu den akut bedrohten Tierarten, weil die besondere Lebensweise seiner Larven eine vielfältige Verteilung von Bodensubstraten erfordert. Der Rückgang dieser Art wird hauptsächlich durch die Zerstörung ihrer Lebensräume, drastische Veränderungen in Fließgewässern und ungeeignete Maßnahmen zur Gewässerpflege verursacht. Besonders bei Ausbauarbeiten an Gewässern gehen lebenswichtige Schlick- und Feinsedimentbänke sowie feine Detritusablagerungen verloren, den den Querdern als Nahrung dienen.[2]


Einzelnachweise

  1. Landesfischereiverband Bayern e.V.: Bachneunauge. Abgerufen am 12. August 2023.
  2. Wikipedia.org: Bachneunauge. Abgerufen am 12. August 2023.