Koboldhai: Alle Infos zum rätselhaften Tiefsee-Hai

Seinem Namen gerecht ist der Koboldhai ein sehr merkwürdiges Geschöpf, das in großen Tiefen lebt und aus diesem Grund nur wenig erforscht ist.

Koboldhai

Koboldhai. Bild: Goblin shark, Pengo

Steckbrief Koboldhai

  • Name: Koboldhai (auch Nasenhai genannt). Engl.: Goblin shark
  • Wiss. Name: Mitsukurina owstoni
  • Ordnung: Makrelenhaiartige (Lamniformes)
  • Familie: Koboldhaie
  • Gattung: Mitsukurina
  • Verbreitung: gemäßigte und warme Meere
  • Lebensraum: Tiefen zwischen 300 und 2000 m
  • Nahrung: Fische, Kopffüßer
  • Verhalten: Raubfisch, Einzelgänger
  • Gefahr für Mensch: aufgrund von sehr tief gelegenem Lebensraum nur hypothetisch gefährlich
  • Maximale Größe: 4 m
  • Maximales Gewicht: 200 kg
  • Maximales Alter: noch keine sicheren Erkenntnisse
  • Körperform: sehr lang, schlank, mit dickerer Bauchpartie in Körpermitte
  • Körperfarbe: durchscheinend rosa
  • Maul: spitz, mit langgezogenen Kiefern
  • Schuppen: klein und rau (dermale Dentikel)
  • Wirbelzahl: 122-125
  • Geschlechtsreife: noch keine sicheren Erkenntnisse
  • Laichzeit: noch keine sicheren Erkenntnisse
  • Wirtschaftliche Bedeutung: unbedeutend, wird selten als Beifang mit Grundschleppnetzen gefangen
  • Angelsport: unbedeutend
  • Gefährdung: von der IUCN als wenig gefährdet eingestuft

Lebensraum des Koboldhais

Verbreitungsgebiete des Koboldhais

Verbreitungsgebiete des Koboldhais. Bild: Mitsukurina owstoni distmap

Obwohl der Koboldhai seit etwa einem Jahrhundert bekannt ist (das erste Exemplar fiel den Wissenschaftlern 1897 in die Hände), wurde seine Biologie bisher nur wenig untersucht. Der Grund dafür ist, dass dieser Raubfisch in den Tiefen von 300 bis 2000 Metern lebt und nur bei aufwendigen Tauchgängen mit kostspieliger Ausrüstung in freier Wildbahn beobachtet werden kann.

Die meisten Erkenntnisse über diese Art gewann die Wissenschaft auf Grundlage der Erforschung von angespülten toten Tieren. Demnach leben Koboldhaie hauptsächlich in den gemäßigten und warmen Meeresgewässern rund um die Welt. Man geht davon aus, dass diese Spezies ein einzelgängerisches Dasein hat und nur zur Paarung zu den Artgenossen findet.

Merkmale des Koboldhais

Die Rückenflossen des Koboldhais sind im Vergleich mit anderen Hai-Arten relativ klein, abgerundet und stehen  weit voneinander entfernt. Auch ihre Bauch- und Afterflossen sind abgerundet. Die Schwanzflosse ist auffällig groß und lang, sodass er die Bewegungsrichtung scharf ändern kann. Allerdings erreicht der Koboldhai keine besonders hohen Geschwindigkeiten, so wie es bei den Tiefseefischen üblich ist.

Seine Vorderzähne sind lang und sehr scharf, haben aber glatte Kanten. Die Hinterzähne sind massiv und zum Zertrümmern von Beute bestimmt. Im unteren Teil der Schnauze, am Oberkiefer, befinden sich kleine Nasenlöcher. Auch die Augen sind nicht sehr groß und leuchten im Dunkeln grünlich. Dieses Phänomen tritt bei vielen Fischarten auf, die in großer Tiefe und in völliger Dunkelheit leben.

Färbung und Anatomie

Die Färbung des Koboldhais ist ungewöhnlich und unterscheidet ihn von seinen Artgenossen. Lebende Exemplare haben eine durchscheinende rosa Haut, durch die die Blutgefäße zu sehen sind. Vermutlich kann der Hai über seine Haut zusätzlich Sauerstoff aufnehmen, was in großen Tiefen ein evolutionäre Vorteil darstellt. Tote Exemplare haben braune Färbung. Die Flossen des Koboldhais sind bläulich.

Da allen Haien die Schwimmblase fehlt, wird dies bei einigen Arten teilweise durch eine vergrößerte Leber kompensiert. Auch der Koboldhai hat eine (im Verhältnis zum Körper) sehr große Leber, die bis zu 25 % seines Gesamtgewichts ausmacht. Dank diesem anatomischen Merkmal kann das Tier wochenlang ohne Nahrung auskommen, so zumindest vermuten einige Wissenschaftler.

Nahrung des Koboldhais

Sepien

Sepien

Einige Ichthyologen gehen davon aus, dass sich der Koboldhai von einer recht breiten Palette verschiedener Beutetiere ernährt. Dabei kann es sich sowohl um Zooplankton als auch um größere Fischarten handeln, einschließlich einer ganzen Reihe wirbelloser Tiere wie Tintenfische, Kalmare, Sepien usw. Der Raubfisch fängt mit seinen vorderen und sehr scharfen Zähnen die Beute und benutzt seine Hinterzähne, um diese zu zerkleinern bzw. zermalmen.

Bemerkenswertes Jagdverhalten

Der Koboldhai schnappt sich die Beute, indem er seine gut entwickelten Kiefern sehr weit nach vorne ausfährt. Anschließend zieht er die Kiefern samt dem Fang ins Maul zurück. Die Beutetiere erspürt der Hai durch einen speziellen Auswuchs am Maul, in dem eine große Anzahl von Rezeptoren konzentriert ist. Damit ist er in der Lage, elektromagnetische Impulse wahrzunehmen. Dies ermöglicht es dem Hai, in völliger Dunkelheit effektiv zu jagen.

Paarung des Koboldhais

Weil der Koboldhai nur sehr wenig erforsch ist, gibt es keine Informationen über die Fortpflanzung dieser Fiche, abgesehen von der rätselhaften Tatsache, dass alle den Wissenschaftlern bekannte (gefangene oder an der Küste gefundene) Tiere Männchen waren. Es wird vermutet, dass diese Fische lebendgebärend sind. Der Koboldhai wird in der Internationalen Roten Liste als eine seltene und marginal erforschte Art geführt.

Koboldhais und der Mensch

Der Koboldhai hat keinen kommerziellen Wert. Allerdings sind die besonderen Kiefer dieser Art bei Sammlern sehr begehrt. Ein einziges lebend gefangenes Koboldhai hat in einem Aquarium an der Universität von Tokio eine Woche lang überlebt. Er gilt zwar für den Menschen als potenziell gefährlich (wie jeder Hai, der größer als 80 cm ist), aber aufgrund der Tatsache, dass er in großen Tiefen lebt, besteht keine Chance, ihm zufällig zu begegnen.