Sardelle: Alle Infos zum kleinen und beliebten Speisefisch

Die Geschichte der europäischen Sardelle ist eine der ältesten unter den Fischen. Hier finden Sie spannende Infos über den Schwarmfisch.

Sardellen

Sardellen

Steckbrief Sardelle

  • Name: Sardelle (auch Anchovis genannt). Engl.: European anchovy
  • Wiss. Name: Engraulis encrasicolus
  • Ordnung: Heringsartige (Clupeiformes)
  • Familie: Sardellen
  • Verbreitung: Ostatlantik, Mittelmeer, Schwarzes Meer
  • Lebensraum: Küstengewässer und offenes Meer
  • Nahrung: Zooplankton und Phytoplankton
  • Natürliche Feinde: Große Fische, Delfine, Kopffüßer, Seevögel
  • Verhalten: Friedfisch, Schwarmfisch
  • Maximale Größe: 20 cm
  • Maximales Alter: 5 Jahre
  • Körperform: sehr schlank mit abgeflachten Seiten
  • Körperfarbe: grünlich-blauer oder grünlich-grauer Rücken, silbrige Flanken
  • Maul: groß und unterständig
  • Schuppen: sehr zart und fallen bei Berührung leicht ab
  • Flossenformel: D 0/16-18, A 0/13-15
  • Wirbelzahl: 46-47
  • Geschlechtsreife: mit 1-2 Jahren
  • Laichzeit: Sommer
  • Wirtschaftliche Bedeutung: einer der meist gefangenen Speisefische weltweit
  • Kulinarische Qualität: schmackhaftes, zartes Fleisch mit salzig-bitterer Note, optimal geeignet zum Braten, Schmoren, Einlegen und Konserven-Verarbeitung
  • Nährwert (100 g Fisch): 185 kcal / 21 g Eiweiß / 4,5 g Fett
  • Angelsport: wird oft beim Meeresangeln auf Raubfische als Köderfisch eingesetzt
  • Gefährdung: aufgrund von schneller Geschlechtsreife und hoher Reproduktionsfähigkeit wird von der IUCN als wenig gefährdet eingestuft

Herkunft und Lebensraum

Europäische Sardelle gehört zu der großen Hering-Fischfamilie und bewohnt die Gewässer des Ostatlantiks von Schottland bis zu Nordafrika. Auch im Mittelmeer, im Schwarzen Meer und im Asowschen Meer gibt es Sardellen-Populationen. Sie ist ein typischer Schwarmfisch der Küstengewässer, der Schwankungen innerhalb des Salzgehaltes und der Wassertemperatur gut vertragen kann. Je nach Lebensraum unterscheiden sich Sardellen-Populationen geringfügig in Farbe, Wachstumsrate und Größe.

Lebensweise der Sardelle

Im Sommer sind riesige Sardellenschwärme weit über das Meer verstreut und halten sich in den oberen Wasserschichten auf. Zu dieser Zeit profitieren die Fische von den großen und planktonreichen Gebieten im offenen Meer. Im Winter, wenn das Oberflächenwasser stark abkühlt und die Stürme zunehmen, tauchen die Sardellen bis in 70-80 m Tiefe ab und konzentrieren sich in den Küstengewässern.

Die Sardellen leben pelagisch. Sie ernähren sich hauptsächlich vom Meeresplankton, das sie mit weit geöffnetem Maul schwimmend erbeuten und über ihre Kiemenstacheln herausfiltern. Diese Schwarmfische spielen eine wichtige Rolle in marinen Bio-Systemen, da sie die Hauptnahrung vieler Raubtiere darstellen – nicht nur der Fische, sondern auch von Vögeln, Delfinen und Kopffüßern.

Interessante Fakten über Sardelle

Sardellen

Sardellen

  • Zur Selbstverteidigung kann ein Sardellenschwarm die Form einer Kugel mit 10-20 Meter im Durchmesser annehmen. Die silbrig glänzenden und sich schnell bewegenden Fische blenden dadurch die Räuber, denen es schwer fällt, einen einzelnen Fisch in der Kugel zu erkennen und zu schnappen.
  • Im Altertum wurde Sardellen in besonders großen Mengen auf der Halbinsel Krim gefangen und nach Rom und Griechenland verkauft. Den Quellen zufolge stand dieser Fisch an zweiter Stelle nach Brot und wurde zu einem der wichtigsten Güter der Antike. Sein besonderer, zarter Geschmack mit einer bitteren Note war im Volk und in gehobenen Kreisen gleichermaßen beliebt.

Sind Sardinen und Sardellen das gleiche?

Sardinen und Sardellen gehören zwar zu derselben Fischordnung, sind dennoch zwei unterschiedliche Arten, die sich durch die Struktur ihrer Mäuler unterscheiden: Sardellen haben ein größeres Maul mit einem stärkeren Oberkiefer. Auch im Körperbau gibt es einen Unterschied zwischen den beiden Arten: Die Sardine ist flacher und hat einen hängenden Bauch.

Wichtige Merkmale

Sardelle beim Fressen

Sardelle beim Fressen

Die Sardelle ist ein kleiner, flacher Fisch mit einer Länge von höchstens 20 cm, die Durchschnittsgröße beträgt allerdings 13-15 cm. Sie hat einen kleinen, spitzen Kopf mit riesigem Maul. Der Oberkiefer reicht weit nach hinten. Der Unterkiefer ist lang und schmal. Die beiden Kiefer sowie die Zunge sind mit mickrigen Zähnen versehen.

Der Rücken der Sardelle ist grün, grünlich-blau oder grünlich-grau gefärbt. An den Seiten befindet sich ein langer blaugrauer oder silbriger Streifen, der mit zunehmendem Alter verschwindet. Die Rückenflosse wird von 16-18 Strahlen gestützt, die Afterflosse von 13-15 Strahlen. Die Ansätze der Bauchflossen liegen vor der Rückenflosse.

Wie ernährt sich Sardelle?

Zooplankton und Phytoplankton bilden die Grundlage der Ernährung von Sardellen. Dabei bevorzugen die Fische Ruderfußkrebse (Copepoda). Sobald sie Meeresbereiche erreichen, wo die Zooplanktondichte sehr hoch ist, schwimmen die Sardellen einfach mit geöffneten Mäulern durchs Wasser und filtern die Mikroorganismen durch die geöffneten Kiemendeckel aus.

Darüber hinaus ernähren sich die Sardellen von Eiern und Larven anderer Fische und Weichtiere. Zugleich sind Sardellen selbst eine wichtige Nahrungsquelle für viele Räuber – nicht nur für Fische, sondern auch für Vögel, Delfine und Kopffüßer.

Fortpflanzung der Sardelle

Die Sardelle laicht im Sommer, je nach Region bis zum Herbst hinaus. Die Weibchen brüten etwa 20-25.000 kleine (1,1-1,3 mm) Eier in zwei oder drei Anläufen aus. Die Eier der Sardelle haben eine eigentümliche ellipsoide oder sogar tropfenförmige Form. Die bei den meisten Fischen übliche kugelförmige Eier-Form kommt nur bei Sardellen vor, die ständig in stark entsalztem Wasser brüten.

Die Entwicklung der Fischeier dauert weniger als drei Tage. Die geschlüpften Larven wachsen sehr schnell und erreichen bis zum Herbst eine Länge von 2,5-8 cm. In den ersten beiden Lebensjahren setzt sich das schnelle Wachstum fort, danach verlangsamt sich die Wachstumsrate. Die Sardellen werden im Durchschnitt 3-4 Jahre alt und erreichen die Geschlechtsreife oft schon im ersten Lebensjahr.

Industrielle Bedeutung

Plankton

Plankton

Trotz ihrer bescheidenen Größe ist die Sardelle ein sehr wichtiger Handelsfisch und steht in der weltweiten Fischereistatistik weit an der Spitze der Fangmengen. Der Wert dieser Fische wird weitgehend durch ihren hohen Fettgehalt bestimmt. So ist die Sardelle im Herbst besonders wertvoll, weil sie nach dem Ende der Fütterungszeit sehr viel Fett enthält, etwa 20% ihrer Körpermasse.

Auch die geschmacklichen Qualitäten der Sardellen sind sehr hoch. Ihre einfache Lagerung hat sie zu einem traditionellen Gegenstand des Fernhandels gemacht. Darüber hinaus wird die kleinen fettreichen Fische zur Herstellung von Fischmehl für Viehfütterung und als Düngungsmittel eingesetzt.

 

Sardelle in der Kulinarik

Gebratene Sardellen

Gebratene Sardellen

Sardellen haben einen salzigen und kräftigen Geschmack, weswegen sie von Natur aus als pikant gelten. Manche Menschen essen sie roh. Die kleinen Fische werden frisch, getrocknet, geräuchert, gesalzen, in Öl eingelegt, tiefgefroren und zu Fischöl verarbeitet verkauft. Ihre einfache Lagerung haben die Sardellen zu einem traditionellen Gegenstand des Fernhandels gemacht.

Schon in der Antike wurden die kleinen Fische nicht nur in gesalzener Form geschätzt, sondern auch für die Zubereitung von so genannten Garum, einer sauren und scharfen Soße verwendet, die als beliebtes Würzmittel diente. Schlicht gebratene Sardellen beträufelt mit Zitronensaft ist heute ein sehr leckeres traditionelles Gericht in der spanischen Küche. Der Verzehr von Sardellen reguliert Cholesterinspiegel und wirkt sich überaus positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus.