Der Candirú ist berüchtigt für sein ungewöhnliches Verhalten, bei dem er sich an den Kiemen anderer Fische festsaugt und sich von ihrem Blut ernährt.
Allgemeines über Candirú

Penisfisch (Vandellia cirrhosa). Bild: Ivan Sazima & Jansen Zuanon, Vandellia cirrhosa
- Name: Candirú (auch Penisfisch genannt). Engl.: Candiru
- Wissenschaftlicher Name: Vandellia cirrhosa
- Ordnung / Familie: Welsartige / Schmerlenwelse
- Vorkommen: Amazonas- und Orinoko-Becken
- Habitat: Sandbänke in Flüssen
- Max. Größe: 15 cm
Herkunft und Lebensraum
Der Vandellia cirrhosa ist der größte Vertreter der Unterfamilie Vandelliinae aus der Ordnung der Welsartigen, der in seinem Verbreitungsgebiet Candirú oder Canero genannt wird. In den Medien wird dieser Fisch auch als Harnröhrenwels oder Penisfisch bezeichnet. Er ist wie alle seine näheren Verwandten ein reiner Süßwasserfisch, der im Amazonas- und Orinokobecken vorkommt.
Lebensweise des Candirú
Penisfisch bzw. Candirú lebt über Sandbänken, leicht mit Sand bedeckt und wartet auf vorbeischwimmende Großfische. Er ist ein Parasit. Oft wird behauptet, er könne die Harnstoffe aus den über die Kiemenatmung ausgetauschten Stoffwechselprodukten großer Fische wahrnehmen, aktuellen Experimenten zufolge aber nutzt er zur Jagd primär seinen Sehsinn und ignoriert Harnstoffe völlig.
Der Candirú schwimmt in die Kiemenöffnungen größerer Fische und nutzt seine eigenen Kiemenstacheln, um bis zur Kiemenaorta hochzuklettern und sich festzuhalten. Mit nadelförmigen Zähnen perforiert er die Arterie und nimmt das Blut des Wirtsfisches auf, was ihm den Beinamen „Brasilianischer Vampirfisch“ einbrachte. Er ist jedoch kein Blutsauger, denn die Spezies verfügt nicht über Saugorgane. Der Druck des aus der Arterie ausströmenden Blutes reicht aus, um den Candirú innerhalb von 30 bis 145 Sekunden mit Blut zu füllen. Danach lässt der Candirú vom Wirtstier ab.
Kann Penisfisch in die Harnröhre kriechen?
Es existiert ein einzelner Fallbericht, wonach ein Candirú in die Harnröhre eines Mannes geschwommen und operativ entfernt worden sein soll, jedoch sind viele Details in diesem Bericht widersprüchlich. Obwohl es nur wenige solcher Berichte gibt, tragen einige Indios an den betreffenden Flüssen spezielle Kleidungsstücke, wie die Penisschnur, die sie beim Baden davor schützen sollen, befallen zu werden, aber auch der Bequemlichkeit beim Laufen dienen.
Ebenso sollen die Naturvölker in den Verbreitungsgebieten Kenntnis davon gehabt haben, wie sie sich durch pflanzliche Säfte, die das Skelett der festsitzenden Penisfische auflösen, ohne eine Operation von den Parasiten befreien könnten. Da es praktisch keine belegten Fälle gibt, sind Zweifel an Jagdverhalten des Candirú gegenüber dem Menschen überaus angebracht.
Wissenschaftliche Erkenntnisse
Die Berichte der indigenen Bevölkerung über die Fähigkeit von Candirú vom Urin des Menschen angelockt zu werden ließen sich bisher durch wissenschaftliche Untersuchungen nicht belegen. Experimentell (in Aquarien) konnte nicht gezeigt werden, dass die Fische durch Ammoniak, Aminosäuren, frischen Schleim von Fischen oder menschlichen Urin angelockt werden konnten.
Auch wenn einzelne der zugrunde liegenden Vorkommnisse nicht mit Sicherheit auszuschließen sind, konnte bisher kein einziger Fall der Eindringens eines Candirú in die Harnröhre eines Mannes wissenschaftlich nachvollziehbar belegt werden. Eine Literaturrecherche der Berichte ergab, dass das Harnröhren-penetrierende Verhalten eine 200-jährige Legende der Amazonasbevölkerungen widerspiegelt, deren Wahrheitsgehalt zuwendest kontrovers erscheint.
Anatomische Merkmale
Typisch für diese Art ist ein langgestreckter, fast wurmartiger Körper, mit kleinen, weit hinten liegenden Rücken- und Afterflossen. Auch die Bauchflossen sind dem Schwanz näher als dem Maul. Die Zähne sind sehr klein und nadelförmig, in einer Serie in der Mitte des Oberkiefers, Krallen-ähnliche Zähne am Ende der Maxillare. Sehr kleine Kiemenöffnung; keine Nasal- oder Oberkieferbarteln, die Barteln am Mundwinkel sind sehr klein.
Wie groß wird ein Penisfisch?
Der Penisfisch kann bis zu 15 Zentimeter groß werden. Seine Durchschnittsgröße beträgt allerdings 4-7 cm.
Verwechslung mit anderen Spezies
Im deutschen Sprachgebrauch wird auch der Schmerlenwels fälschlich als Harnröhrenwels bezeichnet und ihm aus Verwechslungsgründen ähnliches Verhalten nachgesagt. Darüber hinaus wird eine weitere Welsart in Amazonien als Candiru bezeichnet, Cetopsis candiru, der aber eine gänzlich andere Lebensweise hat.
Diese zu den Walwelsen (Cetopsidae) gehörenden Tiere ernähren sich von toten oder sterbenden größeren Fischen und anderen Tieren, indem sie in die Bauchdecke ein Loch fressen und die Tiere von innen auffressen. Sie folgen dabei dem Aas- und Blutgeruch und stehen im Verdacht, für die Überfälle auf badende Frauen, vor allem während der Menstruation, verantwortlich zu sein.