Candirú (Penisfisch): Alle Infos zum gefürchteten Fisch

Die Indianer halten diesen Fisch für gefährlicher als den Piranha. Und das aus gutem Grund. 

Penisfisch

Penisfisch. Bild: © Ivan Sazima & Jansen Zuanon, CC BY 3.0

Steckbrief Candirú

  • Name: Candirú (auch Penisfisch genannt). Engl.: Candiru
  • Wiss. Name: Vandellia cirrhosa
  • Ordnung: Welsartige (Siluriformes)
  • Familie: Schmerlenwelse (Trichomycteridae)
  • Gattung: Vandellia
  • Verbreitung: Amazonas- und Orinoko-Becken
  • Lebensraum: Sandbänke in großen und kleinen Flüssen
  • Nahrung: Blut anderer Fische
  • Verhalten: Parasit
  • Maximale Größe: 17 cm
  • Alter: noch keine sicheren Erkenntnisse
  • Körperform: langgestreckt und wurmartig
  • Körperfarbe: grau oder braun, leicht durchsichtig
  • Maul: mittelgroß und unterständig
  • Schuppen: sehr klein und zart
  • Geschlechtsreife: noch keine sicheren Erkenntnisse
  • Laichzeit: noch keine sicheren Erkenntnisse
  • Wirtschaftliche Bedeutung: unbedeutend
  • Angelsport: unbedeutend
  • Gefährdung: noch keine sicheren Erkenntnisse

Herkunft und Lebensweise des Candirú

Der Candirú ist ein Vertreter der Unterfamilie Vandelliinae aus der Ordnung der Welsartigen, der in seinem Verbreitungsgebiet auch Vampirfisch genannt wird. In den Medien wird dieser Fisch als Harnröhrenwels, noch öfter als Penisfisch bezeichnet. Er ist wie alle seine näheren Verwandten ein Süßwasserfisch, der im Amazonas- und Orinokobecken vorkommt und eine parasitäre Lebensweise pflegt.

Sobald ein größerer Fisch in seinem Blickfeld ist, versucht der Candirú in dessen Kiemenöffnungen hinein zu schwimmen und zur Kiemenaorta zu gelangen. Dann nutzt er seine eigenen Kiemenstacheln, um sich festzuhalten. Als nächstes beißt der Candirú die Arterie des Wirts an und lässt sich durch den Druck des ausströmenden Blutes innerhalb von etwa einer Minute mit Blut befüllen. Danach lässt er von seinem Opfer ab.

Kann Candirú wirklich in die Harnröhre kriechen?

Amazonas

Amazonas

Dem Candirú wird nachgesagt, dass er in die sämtlichen Körperöffnungen oder auch in das Glied eines Mannes hineinschwimmen kann. Anschließend beißt er ins umliegende Gewebe, was starke Schmerzen verursacht. Doch solche Geschichten sind selten dokumentiert. Es existiert ein einzelner Fallbericht, wonach ein Candirú in die Harnröhre eines Mannes geschwommen und operativ entfernt worden sein soll, jedoch sind viele Details in diesem Bericht widersprüchlich.

Interessanterweise tragen einige Indios spezielle Kleidungsstücke, wie die Penisschnur, die sie nach eigenen Aussagen davor schützen sollen, beim Baden durch den Candirú befallen zu werden. Zugleich ist auch bekannt, dass diese Schnüre der Bequemlichkeit beim Laufen dienen. Ebenso sollen die Naturvölker über das Wissen verfügen, das Skelett der festsitzenden Penisfische durch pflanzliche Säfte aufzulösen. Weiterhin behaupten Indigene, dass Candirú durch Urin angezogen wird.

Wissenschaftliche Erkenntnisse

Die Berichte der indigenen Bevölkerung über die Fähigkeit von Candirú vom Urin des Menschen angelockt zu werden ließen sich bisher durch wissenschaftliche Untersuchungen nicht belegen. Durch Experimente in Aquarien konnte nicht bewiesen werden, dass die Fische durch Ammoniak, Aminosäuren, frischen Schleim von Fischen oder menschlichen Urin angelockt werden.

Auch wenn viele Geschichten über die Gefährlichkeit des Candirú existieren, konnte bisher kein einziger Fall dessen Eindringens in die Harnröhre eines Mannes wissenschaftlich nachvollziehbar belegt werden. Zugleich gibt es eine überlieferte etwa 200-jährige Legende der einheimischen Bevölkerung, die das Harnröhren-penetrierende Verhalten des Candirú widerspiegelt.

Wichtige Merkmale

Typisch für diese Art ist ein langgestreckter, wurmartig geformter Körper, mit kleinen, weit hinten liegenden Rücken- und Afterflossen. Auch die Bauchflossen sind weit nach hinten positioniert. Die Zähne des Candirú sind sehr klein und nadelförmig. Auch die Kiemenöffnungen und die Barteln am Mundwinkel sind sehr klein.

Wie groß wird ein Candirú?

Der Penisfisch kann bis zu 17 Zentimeter groß werden. Seine Durchschnittsgröße beträgt allerdings 4-7 cm.

Verwechslung mit anderen Spezies

Amazonas

Amazonas

Im deutschen Sprachgebrauch kommt es vor, dass der Schmerlenwels fälschlicherweise als Harnröhrenwels bezeichnet und ihm ein ähnliches Verhalten nachgesagt wird. Darüber hinaus gibt es in Amazonas eine weitere Welsart, die ebenso den Namen Candiru trägt (Cetopsis candiru), zugleich aber eine gänzlich andere Lebensweise hat. Diese beiden zu den Walwelsen (Cetopsidae) gehörenden Fische ernähren sich von toten oder sterbenden Tieren, indem sie in der Bauchdecke ein Loch fressen und sie von innen auffressen. Trotzdem stehen die beiden Arten im Verdacht, für die Überfälle auf badende Frauen, vor allem während der Menstruation, verantwortlich zu sein.

Quellenhinweise