Piranha im Fokus: Alle Infos zum berüchtigten Fisch

Kein Fisch ist so berüchtigt für seine Blutrunst wie der Piranha. Was aber viele nicht wissen: Piranhas sind auch sehr schreckhaft und stressanfällig.

Piranha

Piranha

Steckbrief Piranha

  • Name: Roter Piranha. Engl.: Piranha
  • Wiss. Name: Pygocentrus nattereri
  • Ordnung: Salmlerartige (Characiformes)
  • Familie: Sägesalmler (Serrasalmidae)
  • Verbreitung: große Flusssysteme Südamerikas
  • Lebensraum: flache Abschnitte in Nebenflüssen und Altarmen
  • Nahrung: Fische, alle verletzten Tiere
  • Natürliche Feinde: Flussdelfinen, Kaimanen und Arapaimas
  • Verhalten: Raubfisch, Schwarmfisch
  • Maximale Größe: 35 cm
  • Maximales Gewicht: 1,2 kg
  • Maximales Alter: 10 Jahre
  • Körperform: hochrückig, fast rundlich, von den Seiten stark abgeflacht
  • Körperfarbe: Rücken und Flanken sind silbrig mit metallischem Glanz, der Bauch ist rot-orange
  • Maul: mittelgroß und leicht oberständig
  • Schuppen: klein und glatt
  • Flossenformel: D II/14-15, A III/26-30, P 15-18
  • Geschlechtsreife: mit 15 cm Länge
  • Laichzeit: März bis August
  • Wirtschaftliche Bedeutung: beliebter Speisefisch bei einheimischer Bevölkerung
  • Kulinarische Qualität: schmackhaftes, helles Fleisch mit feiner Struktur / optimal geeignet zum Braten und Grillen
  • Angelsport: beliebter Angelfisch bei Einheimischen und Touristen, wird mit sehr einfacher Ausrüstung gefangen
  • Aquarium: lassen in sich in Gruppe ab 5 Tiere im Heimaquarium halten, aber mit keinen anderen Fischen vergesellschaften
  • Gefährdung: aufgrund von Regenwaldabholzung und Umweltverschmutzung in einigen Regionen stark gefährdet

Herkunft und Lebensraum des Piranha

Die Familie der Piranhas umfasst fünf räuberische Arten und eine große Anzahl von pflanzenfressenden Spezies. Die häufigste Art ist der Rote Piranha, der zugleich auch der blutgierigste ist. Er kommt in viele Süßgewässern Südamerikas vor und ist im Amazonas-, Orinoco- und La-Plata-Becken nahezu allgegenwärtig.

Den roten Piranha findet man auch in Kolumbien, Bolivien, Paraguay, Peru, Uruguay und im Nordosten Argentiniens. Kleine Piranha-Populationen gibt es auch in den Vereinigten Staaten und sogar in manchem europäischen Ländern, wo sie aus Aquarien ausgesetzt wurden.

Lebensweise des Piranha

Amazonas

Amazonas

Als geborene Schwarmfische weisen Piranhas in der Gruppe ihr ausgeprägtes Jagdverhalten auf, indem sie scheinbar alles attackieren, was ihnen in die Quere kommt. Doch die meisten Berichte über die Blutrunst der Piranhas sind stark übertrieben. Die Fische attackieren in der Regel nur verletzte Tiere und das nur im Schwarm. Der einzelne Fisch reagiert hingegen ängstlich auf Bedrohungen und gerät dabei zwangläufig unter Stress.

Piranhas haben einen fantastischen Geruchs- und Gehörsinn, sie können das Blut ihrer Beute und die Bewegungen im Wasser bis auf fünf Kilometer Entfernung wahrnehmen. Das ist auch zwingend nötig, denn aufgrund der Wassertrübung in südamerikanischen Flüssen können sie nicht weit sehen. Ein frischer Kratzer z.B. reicht aber aus, damit Piranhas ihn noch auf Hundert Meter Entfernung riechen können.

Interessante Fakten über Piranha

  • Dass die Piranhas angriffslustig und gefährlich sind, ist allgemein bekannt. Dennoch ist ihre Gefährlichkeit für den Menschen keineswegs wissenschaftlich belegt. In Südamerika haben die Eingeborenen gewöhnlich keine Angst vor Piranhas und baden häufig in denselben Gewässern.
  • Während der Regenzeit, wenn es schwierig ist, Gräber auszuheben, lassen manche indigene Stämme die Piranhas als Totengräber „arbeiten“. Der tote Körper wird  einfach ins Wasser gelegt, den Rest erledigen die Fische.
  • Obwohl Piranhas einen blutrünstigen Ruf haben, sind sie sehr scheu und erleiden leicht einen Schock, wenn sie erschreckt werden, z.B. durch eine plötzliche Veränderung der Wasserqualität beim Aquarien-Umzug. In diesem Fall wird der Fisch blass und fällt seitlich auf den Boden. Nach einer Weile erholt er sich wieder.

Die Beißkraft eines Piranha

Laut einer 2012 in Scientific Reports veröffentlichten Studie hat eine der größten Piranha-Arten – der Schwarze Piranha (Serrasalmus rhombeus) – eine Beißkraft von 320 Newton. Die Autoren der Studie berichten, dass dies die stärkste Bisskraft ist, die bisher bei Knochen- oder Knorpelfischen aufgezeichnet wurde, und stellen fest, dass sie fast dreimal so hoch ist wie die Beißkraft eines ähnlich großen amerikanischen Alligators.

Wichtige Merkmale

Piranha

Piranha

Die Piranhas haben eine fast runde, flache Körperform. Ihre Farbe ist eher unauffällig: Sie ist silbrig mit metallischem Glanz. Jungfische haben Reihen von dunklen Flecken, die allerdings mit zunehmendem Alter verschwinden. Der untere Teil des Kopfes, der Bauch und die Afterflosse sind rot-orange. Je nach Lebensraum und Habitat kann die Farbe der Fische stark variieren, was manchmal zu Verwirrung bei der genauen Bestimmung der Art führt.

Das markanteste Körperteil eines Piranha ist zweifellos seine Zähne, die im Verhältnis zum Körper sehr groß und scharf sind. Dank ihnen und der besonderen Kiefermuskulatur, reißt der Piranha seine Beute nicht, sondern schneidet sie in Stücke wie mit dem Skalpell. Ein erwachsener Piranha kann leicht einen Stock oder einen menschlichen Finger abbeißen. Selbst Stahldraht können Piranhas durchtrennen.

Wie ernähren sich Piranhas?

Piranhas ernähren sich hauptsächlich von Fischen, machen aber auch keinen Bogen um verletzte Vögel oder Säugetiere. Bei der Jagd verlassen sich Piranhas auf ihre Schnelligkeit und Überraschung. Sie lauern ihrer Beute in einem Hinterhalt, z.B. hinter Baumstümpfen oder anderen Hindernissen unter Wasser. Als Schwarm stürzen sie sich auf ihre Beute und verschlingen sie regelrecht. Jeder Einzelne handelt dabei für sich selbst.

Ein Piranha-Schwarm ist in der Lage, ein bis zu 50 kg schweres Tier in wenigen Minuten abzunagen. Hungrige Piranhas können auch ihre schwächeren Artgenossen fressen. Zugleich sind sie sehr nützlich für ihre Umwelt. Während der Regenzeit steigt der Wasserspiegel schnell um einige Meter an, überflutet die umliegenden Wälder und tötet viele Tiere. Piranhas fressen Kadaver und verhindern die Verseuchung des Wassers.

Nichts für schwache Nerven: Piranhas im Fressrausch

Piranhas

Piranhas

Fressende Piranhas sind ein faszinierender und zugleich sehr beängstigender Anblick: Das Wasser kocht förmlich vor lauter Fische, die in ein Fressrausch geraten sind. In wenigen Minuten kann ein Piranha-Schwarm z.B. einen Hund bis auf sein Skelett zerlegen.

Im Eifer des Gefechtes fressen sie auch mal einen eigenen verletzten Artgenossen mit auf oder beißen ihrem Nachbarn ein Stück von der Flosse weg. Aus diesem Grund findet man in der freien Wildbahn selten Fische, die  unversehrt sind – fast alle sind frisch verwundet oder vernarbt. Gleichzeitig verfügen die Piranhas über eine starke Regenerationsfähigkeit – ihre Wunden heilen ausgesprochen schnell.

Fortpflanzung des Piranha

Die Fortpflanzung der Piranhas unter natürlichen Bedingungen erfolgt von März bis August mit einer Inkubationszeit von zehn Tagen bis zu einem halben Monat, was von der Wassertemperatur abhängt. Die Fruchtbarkeit der Piranhas ist hoch. Das Weibchen legt Tausende große Eier an die Baumwurzeln ab. Die Eltern beschützen die Eier vehement gegen jegliche Eindringlinge. Während dieser Zeit sind Piranhas ausgesprochen aggressiv und gefährlich.

Piranha und der Mensch

Aufgrund ihrer Aggressivität und Gefräßigkeit sind Piranhas beliebte Zielfische sowohl bei einheimischer Bevölkerung wie auch bei Angeltouristen. Das Angeln auf Piranhas erfordert keine besondere Ausrüstung, Kenntnisse oder Fähigkeiten. Es gibt Videos von Einheimischen, die Piranhas ohne Rute und Haken nur mit einer Leine in der Hand fangen. Als Köder verwenden sie Abfälle von Tier- oder Fischkadavern. Gierige Piranhas bohren ihre Zähne in das Fleisch und bleiben daran hängen, bis sie an Land gezogen werden. Mehr zum Thema im nächsten Beitrag: Angeln auf Piranhas.