Kein Fisch ist so berüchtigt für seine Blutrunst wie der Piranha. Was aber viel nicht wissen – Piranhas sind auch sehr schreckhaft und stressanfällig.
Allgemeines über Piranha
- Name: Piranha (auch Roter Piranha). Engl.: Piranha
- Wissenschaftlicher Name: Pygocentrus nattereri
- Ordnung / Familie: Salmlerartige / Sägesalmler
- Vorkommen: Flusssysteme des Amazonas und Orinoko
- Habitat: flache Abschnitte in Nebenflüssen und Altarmen
- Max. Größe/Gewicht: 35 cm / 1,2 kg
Herkunft und Lebensraum des Piranha
Die Familie der Piranhas umfasst fünf räuberische Arten und eine große Anzahl von pflanzenfressenden Spezies. Der häufigste und bekannteste von fleischfressenden Piranhas ist der Rote Piranha. Er ist den Süßgewässern Südamerikas sehr weit verbreitet und im Amazonas-, Orinoco- und La-Plata-Becken nahezu allgegenwärtig.
Den roten Piranha findet man auch in den östlichen Ausläufern der Anden, in Kolumbien, in Bolivien, Paraguay, Peru, Uruguay und im Nordosten Argentiniens. Kleine Piranha-Populationen gibt es auch in den Vereinigten Staaten und sogar in manchem europäischen Ländern, wo sie aus Aquarien ausgesetzt wurden.
Lebensweise des Piranha
Als geborene Schwarmfische weisen Piranhas in der Gruppe ihr ausgeprägtes und berüchtigtes Jagdverhalten auf, indem sie scheinbar alles attackieren, was ihnen in die Quere kommt. Doch die meisten Berichte über die Blutrunst der Piranhas sind stark übertrieben. Die Fische attackieren in der Regel fast ausschließlich nur verletzte Tiere und das nur in Schwarm. Der einzelne Fisch reagiert hingegen ängstlich auf Bedrohungen und gerät selbst zwangläufig unter Stress.
Piranhas haben einen fantastischen Geruchs- und Gehörsinn – sie können das Blut ihrer Beute und die Bewegungen im Wasser bis auf fünf Kilometer Entfernung wahrnehmen. Das ist auch zwingend nötig, denn aufgrund der Wassertrübung in südamerikanischen Flüssen können sie nicht weit sehen. Ein frischer Kratzer an einem tierischen Körper reicht aber aus, damit Piranhas ihn aus Hunderten von Metern Entfernung riechen können.
Interessante Fakten über Piranha
- Dass die Piranhas angriffslustig und gefährlich sind, ist allgemein bekannt. Dennoch ist ihre Gefährlichkeit für den Menschen keineswegs wissenschaftlich belegt. In Südamerika haben die Eingeborenen gewöhnlich keine Angst vor Piranhas und baden häufig in denselben Gewässern, wo auch die Fische vorkommen.
- Während der Regenzeit, wenn es schwierig ist, Gräber auszuheben, lassen manche indigene Stämme die Piranhas als Totengräber „arbeiten“. Der tote Körper wird einfach ins Wasser gelegt, den Rest erledigen die Fische.
- Obwohl Piranhas einen blutrünstigen Ruf haben, sind diese Fische sehr scheu und erleiden leicht einen Schock, wenn sie erschreckt werden, z.B. durch eine plötzliche Veränderung der Wasserqualität beim Aquarien-Umzug. In diesem Fall wird der Fisch blass und fällt seitlich auf den Boden. Nach einer Weile erholt er sich allerdings wieder.
Die Beißkraft eines Piranha
Laut einer 2012 in Scientific Reports veröffentlichten Studie hat eine der heute größten Piranha-Arten, der Schwarze Piranha (Serrasalmus rhombeus), eine Beißkraft von 320 Newton. Die Autoren der Studie berichten, dass dies die stärkste Bisskraft ist, die bisher bei Knochen- oder Knorpelfischen aufgezeichnet wurde, und stellen fest, dass sie fast dreimal so hoch ist wie die Bisskraft eines ähnlich großen amerikanischen Alligators.
Anatomische Merkmale
Die Piranhas haben eine fast runde, flache Körperform. Die Farbe der Körpers ist eher unauffällig: Sie ist silbrig mit metallischem Glanz. Jungfische haben Reihen von dunklen Flecken, die allerdings mit zunehmendem Alter verschwinden. Der untere Teil des Kopfes, der Bauch und die Afterflosse sind rot-orange. Je nach Lebensraum und Habitat kann die Farbe der Fische jedoch stark variieren, was manchmal zu Verwirrung bei der genauen Bestimmung der Art führt.
Das markanteste Körperteil eines Piranha ist zweifellos seine Zähne, die im Verhältnis zu seinem Körper sehr groß und scharf sind. Dank ihnen und der besonderen Kiefermuskulatur, reißt der Piranha seine Beute nicht, sondern schneidet sie in Stücke buchstäblich wie ein Chirurg mit dem Skalpell. Ein erwachsener Piranha kann leicht einen Stock oder einen menschlichen Finger abbeißen. Selbst Stahldraht können Piranhas durchtrennen.
Wie ernähren sich Piranhas?
Piranhas ernähren sich hauptsächlich von Fischen, machen aber auch keinen Bogen um verletzte Vögel oder Säugetiere. Bei der Jagd verlassen sich Piranhas auf ihre Schnelligkeit und Überraschung. Sie lauern ihrer Beute in einem Hinterhalt, z.B. hinter Baumstümpfen oder anderen Hindernissen unter Wasser. Als Schwarm stürzen sie sich auf ihre Beute und verschlingen sie regelrecht. Jeder Einzelne handelt dabei für sich selbst.
Ein Piranha-Schwarm ist in der Lage, ein bis zu 50 kg schweres Tier in nur wenigen Minuten abzunagen. Hungrige Piranhas können auch ihre schwächeren Artgenossen fressen. Zugleich sind sie sehr nützlich für ihre Umwelt. Während der Regenzeit steigt der Wasserspiegel schnell um einige Meter an, überflutet die umliegenden Wälder und tötet viele Tiere. Piranhas fressen Kadaver und verhindern so, dass diese verrotten und das Wasser verseuchen.
Nichts für schwache Nerven: Piranhas im Fressrausch
Fressende Piranhas sind ein faszinierender und zugleich sehr beängstigender Anblick: Das Wasser kocht förmlich vor lauter Fische, die in ein Fressrausch geraten sind. In wenigen Minuten kann ein Piranha-Schwarm ein größeres Tier bis auf sein Skelett zerlegen.
Im Eifer des Gefechtes fressen sie auch mal einen eigenen verletzten Artgenossen mit auf oder beißen ihrem Nachbarn ein Stück von der Flosse weg. Aus diesem Grund findet man in der freien Wildbahn selten Fische, die unversehrt sind – fast alle sind frisch verwundet oder vernarbt. Gleichzeitig verfügen die Piranhas über eine starke Regenerationsfähigkeit – ihre Wunden heilen ausgesprochen schnell.
Fortpflanzung des Piranha
Die Fortpflanzung der Piranhas unter natürlichen Bedingungen erfolgt von März bis August mit einer Inkubationszeit von zehn Tagen bis zu einem halben Monat, was von der Wassertemperatur abhängt. Tausende große Eier werden an Baumwurzeln abgelegt. Die Fruchtbarkeit der Piranhas ist hoch. Die Eltern beschützen die Eier vehement gegen jegliche Eindringlinge. Während dieser Zeit sind Piranhas ausgesprochen gefährlich.
Piranha und der Mensch
Aufgrund ihrer Aggressivität und Gefräßigkeit sind Piranhas beliebte Zielfische sowohl bei einheimischer Bevölkerung wie auch bei Angeltouristen. Das Angeln auf Piranhas erfordert keine besondere Ausrüstung, Kenntnisse oder Fähigkeiten. Viele haben Bilder von Einheimischen gesehen, die Piranhas ohne Rute und Haken fangen, indem sie Abfälle von Tier- oder Fischkadavern verwenden. Gierige Piranhas bohren ihre Zähne in das Fleisch und bleiben daran hängen, bis sie an Land gezogen werden. Mehr zum Thema im nächsten Beitrag: Angeln auf Piranhas.