Grönlandhai hat Frostschutzmittel im Blut und gehört zu den größten und langlebigsten Tieren auf dem Planeten.
Steckbrief Grönlandhai
- Name: Grönlandhai (auch Eishai genannt). Engl.: Greenland shark
- Wiss. Name: Somniosus microcephalus
- Ordnung: Dornhaiartige (Squaliformes)
- Familie: Schlafhaie (Somniosidae)
- Gattung: Somniosus
- Verbreitung: arktische Meere
- Lebensraum: offenes Meer und Küstengewässer
- Nahrung: Fische und Robben
- Verhalten: Raubfisch, bildet kleine Gruppen
- Gefahr für Mensch: es sind keine Angriffe bekannt
- Maximale Größe: 7,5 m
- Maximales Gewicht: 1500 kg
- Maximales Alter: geschätzt 500 Jahre
- Körperform: torpedoförmig und massiv
- Körperfarbe: bräunlich, grau bis schwarzbraun, heller Bauch
- Schnauze: kurz, breit und abgerundet
- Wirbelzahl: 41-44
- Geschlechtsreife: Weibchen mit 450, Männchen mit 300 cm
- Laichzeit: noch keine sicheren Erkenntnisse
- Wirtschaftliche Bedeutung: früher wegen Leberöl stark dezimiert, heute nur Beifang beim Fischen mit Schleppnetzen
- Kulinarische Qualität: wegen dem Trimethylaminoxid im Fleisch, nur nach aufwendiger Zubereitung genießbar
- Angelsport: wird selten beim Big-Game-Fishing in kalten Meeren gefangen
- Gefährdung: aufgrund des Klimawandels und erleichtertem Zugang für Fischereiflotten zu arktischen Gewässern immer mehr gefährdet
Herkunft und Lebensraum
Der Grönlandhai kommt im Nordatlantik, im Arktischen Ozean und im Weißen Meer vor. Sein Verbreitungsgebiet umfasst große Flächen um den 80. Breitengrad. Sehr häufig werden Grönlandhaie vor der Küste Grönlands, Islands, Norden Russlands und Kanadas beobachtet. Gelegentlich wandern sie auch weit nach Süden. So wurden Grönlandhaie im Golf von Biskaya sowie im Golf von Mexiko gesichtet.
Lebensweise des Grönlandhais
Der Grönlandhai hält sich für gewöhnlich in einer Tiefe von 200-500 Meter auf und steigt gelegentlich in die oberen Wasserschichten auf. Es wurde aber auch schon ein Grönlandhai in 2200 Meter Tiefe beobachtet. Im Herbst und Frühjahr begeben sich die Fische häufig in Ufernähe und dringen in Fjorde ein. Sie neigen zu langen Wanderungen und schwimmen dabei sehr gemächlich. Ihr bevorzugtes Habitat sind kalte, arktische Gewässern, wo sie kleine Gruppen bilden.
Grönlandhaie gehören zu den langsamsten Haien. Ihre Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt 1,6 km/h und die Höchstgeschwindigkeit 2,7 km/h, also die Hälfte der Höchstgeschwindigkeit von Robben. Wissenschaftler haben sich daher lange gefragt, wie diese ungeschickten Fische solch schnelle Beutetiere jagen können. Es gibt Hinweise darauf, dass sie schlafende Robben erbeuten.
Interessante Fakten über Grönlandhai
- Der Körper des Grönlandhais produziert Glykoproteine, die eine Frostschutzfunktion haben. Dank ihnen können die Haie die Bildung von Eiskristallen in ihrem Muskelgewebe und in inneren Organen verhindern.
- Grönlandhai kann bis zu 7,5 m lang werden und wächst dabei ausgesprochen langsam, durchschnittlich etwa 1 cm pro Jahr. Große erwachsene Tiere über 6 Meter müssen also einige Hundert Jahre auf dem Buckel haben.
- Bedingt durch den geringen Stoffwechsel seines Organismus hat der Grönlandhai eine riesige Leber entwickelt, die bis zu 20% des Körpergewichts ausmachen kann. Bis in die 1970er Jahre wurde dieser Hai wegen seiner Leber intensiv gefischt, die zur Herstellung von technischem Fett verwendet wurde. Heutzutage wird der Grönlandhai hauptsächlich als Beifang gefangen.
Wie alt wird ein Grönlandhai?
Ichthyologen gehen davon aus, dass der Grönlandhai etwa 500 Jahre alt werden kann. Dafür haben Wissenschaftler die Radiokohlenstoffanalyse der Augenlinse von 28 Grönlandhaien durchgeführt. Es stellte sich heraus, dass der größte von ihnen (länger als 5 m) zwischen 270 und 510 Jahre alt sein müsste. Die hohe Lebenserwartung der Haie erklärt sich durch ihren langsamen Stoffwechsel.
Wichtige Merkmale
Der Körper des Grönlandhais ist torpedoförmig. Seine Schnauze ist kurz, breit und abgerundet. Der Kopf ist länglich und der Schwanz ist kurz. Es gibt 5 Kiemenpaare. Die Kiemenschlitze sind relativ klein. Der Oberkiefer ist mit schmalen, symmetrischen Oberkieferzähnen und dicken, asymmetrischen Unterkieferzähnen ausgestattet, die mit abgeflachten Wurzeln versehen sind. Der Kiefer kann sich nicht weit öffnen.
Die kleinen Brust- und Rückenflossen der Grönlandhaie weisen keine Stacheln auf. Die Afterflosse fehlt. Das obere Teil der Schwanzflosse ist größer als das untere. Die Körperfarbe variiert von bräunlich und grau bis schwarzbraun. Der Bauch ist wie bei den meisten Haien heller gefärbt. An den Seiten sind kleine violette Flecken zu sehen. Der Grönlandhai wird im Durchschnitt etwa 300 Jahre alt bei einer Größe von 3,5 bis 4,5 Metern.
Wie ernähren sich Grönlandhaie?
Grönlandhaie ernähren sich hauptsächlich von Fischen und Robben. Zahlreiche Zahnabdrücke auf den Körpern toter Robben vor Nova Scotia deuten darauf hin, dass die Grönlandhaie zumindest im Winter ihre größten Feinde sind. Gelegentlich fressen die Haie aber auch Kadaver. Es wurden einige Fälle dokumentiert, in denen Grönlandhaie die Überreste von Eisbären und Rentieren in ihren Mägen hatten. Weiterhin werden die Grönlandhaie stark von Fischgeruch der Fischereiflotte angezogen und versammeln sich oft in großer Zahl um die Boote.
Fortpflanzung des Grönlandhais
Grönlandhaie erreichen die Geschlechtsreife im Alter von etwa 150 Jahren. Die Weibchen werden mit 450 cm und die Männchen mit 300 cm geschlechtsreif. Diese Spezies ist ovovivipar – die Jungtiere schlüpfen noch im Mutterleib aus den Eiern und werden lebend geboren. Die Eier haben ellipsoide Form, sind weichschalig und bis zu 9 cm groß. Ein einzelnes Weibchen trägt 400-500 Eier.
Die Embryonen ernähren sich von den im Dotter enthaltenen Nährstoffen. Es gibt keine zuverlässigen Informationen über den Verlauf der Schwangerschaft. Sie dauert etwa 8 bis 18 Monate. Biologen nehmen an, dass die Geburten in tiefem Wasser stattfinden. Junge Eishaie wachsen sehr langsam und werden pro Jahr nicht mehr als 1 cm großer.
Kulinarische Bedeutung
Der hohe Gehalt an Harnstoff, Ammoniak und Trimethylaminoxid im Fleisch des Grönlandhais ist nicht nur äußerst unangenehm im Geruch, sondern auch gesundheitsgefährdend. Sein Verzehr führt zu schweren Vergiftungen, Nervenschäden und Krämpfen, die schlussendlich mit dem Tod enden können. Die alten Wikinger haben es dennoch geschafft, dieses ungenießbare Fleisch in eine Delikatesse zu verwandeln. Das Rezept hat sich bis heute erhalten und ist in Island sehr beliebt.
Zuerst legt man die Filets auf Kies, damit der Saft herauskommt. Dann werden sie gewaschen und an der Luft getrocknet, bis eine Kruste entsteht. Die gesamte Prozedur dauert sechs Monate, danach kann man das Fleisch gefahrlos essen. Die Isländer nennen es Hákarl. Es hat einen scharfen Geruch und einen bitteren und säuerlichen Geschmack. Laut Einheimischen soll es auf nüchternen Magen mit starkem Alkohol verzehrt werden. Bei Touristen führt ein solcher Genuss oft zu heftigem Würgereiz.