Bullenhai ist einer der aggressivsten Tiere auf unserem Planeten. Im Rankings der Hai-Angriffe auf Menschen steht er an dritter Stelle.
Steckbrief Bullenhai
- Name: Bullenhai (auch Stierhai genannt). Engl.: Bull shark
- Wiss. Name: Carcharhinus leucas
- Ordnung: Grundhaie (Carcharhiniformes)
- Familie: Requiemhaie (Carcharhinidae)
- Gattung: Carcharhinus
- Verbreitung: tropische Meere rund um den Globus
- Lebensraum: flache Küstenabschnitte und Flussmündungen
- Nahrung: alle Fische und Tiere, die in seinem Habitat vorkommen
- Verhalten: Raubfisch, Einzelgänger
- Gefahr für Mensch: sehr gefährlich, es gibt im Süß- und im Salzwasser immer wieder Angriffe
- Maximale Größe: 4 m
- Maximales Gewicht: 300 kg
- Maximales Alter: 32 Jahre
- Körperform: spindelförmig und massiv
- Körperfarbe: dunkelgraue Oberseite, zum Bauch hin blass werdende Flanken, weißer Bauch
- Schnauze: für Haiverhältnisse recht kurz
- Schuppen: Placoidschuppen
- Geschlechtsreife: Weibchen mit 18-19 Jahren, Männchen mit 14-15 Jahren
- Laichzeit: unterschiedlich je nach Region
- Wirtschaftliche Bedeutung: beliebter Speisefisch, wird durch lokale Fischer gefangen
- Aquarium: gilt als wenig anspruchsvoll und lässt sich in großen, öffentlichen Aquarien halten
- Gefährdung: aufgrund langsames Wachstums, geringer Nachkommenzahl und Überfischung akut gefährdet
Lebensraum des Bullenhais
Der Bullenhai lebt in fast allen Ozeanen (außer der Arktis) und im Süßwasser vieler Flüsse. Am liebsten hält er sich in flachen Abschnitten in unmittelbarer Küstennähe und in Flussmündungen auf. Dabei steigt er nicht selten Hunderte von Kilometern ins Landesinnere auf. In seinem Habitat herrscht bereits bei geringstem Seegang durch die Vermischung des Süß- und Salzwassers schlechte Sich unter Wasser. Dies nutzt der Bullenhai geschickt aus.
Im Durchschnitt werden Bullenhaie 17 bis 18 Jahre alt. Es gibt aber auch belegte Fälle in Gefangenschaft, die bis zu 30 Jahre alt wurden. Diese Spezies sind Einzelgänger.
Sehr gute Süßwasserverträglichkeit
Bullenhaie verfügen über die Fähigkeit, durch ihre Nieren die Osmoregulation zu betreiben. Das bedeutet, sie können den Salz- und Harnstoff-Gehalt in ihrem Blut anpassen, indem sie aus dem Salz- ins Süßwasser schwimmen und umgekehrt. Dies verschafft ihnen mehr Möglichkeiten bei der Nahrungssuche und vergrößert ihr Verbreitungsgebiet. Neugeborene oder junge Haie halten sich in der Regel im Süßwasser auf, während ältere Tiere bevorzugt im Salzwasser leben. Es gibt allerdings Bullenhaie, die ihr ganzes Leben im Süßwasser verbringen.
Bullenhai-Populationen im Süßwasser
Bullenhaie sind aggressiv, haben unbändigen Appetit und dringen immer weiter ins Süßwasser vor auf der Suche nach Beute. So sind sie z.B. über den Río San Juan in den mittelamerikanischen Nicaraguasee gelangt, wo sich mit der Zeit eine größere Population gebildet hat. In Nordamerika gibt es dokumentierte Berichte über Bullenhaie, die 1100 km den Mississippi River hinaufgeschwommen sind.
Im australischen Logan City im Jahr 1990 wurden einige Bullenhaie nach einer Flut in einem Golf-Club eingeschlossen. Seitdem leben sie in diesem See und werden dort als Attraktion bestaunt. Darüber hinaus wurden zahlreiche Sichtungen dieser Fische in Süßgewässern von Indien, Iran, Brasilien, Marokko, Südafrika und in vielen anderen Ländern rund um den Globus verzeichnet.
Wichtige Merkmale des Bullenhais
Der Bullenhai verdankt seinen Namen dem bulligen Körperbau, wie auch ihm oft zugeschriebenen aggressiven Verhalten. Die Weibchen sind deutlich größer als die Männchen und werden bis zu 2,5 m lang und ca. 130 kg schwer, wohingegen Männchen die Größe von 2,2 m und das Gewicht von 95 kg erreichen. In der Moderne gibt es dokumentierte Berichte über 4 Meter lange Exemplare, die das Gewicht von über 300 kg aufwiesen.
Der Körper des Bullenhais ist grau-grünlich gefärbt, langgestreckt und spindelförmig. Seine Flossen sind dunkler als der Rücken. Die Intensität der Körperfarbe kann sich an das Licht anpassen: tagsüber heller, in der Dämmerung dunkler. Sein Kopf ist breiter als bei den meisten anderen Hai-Arten, so dass er leicht zu unterscheiden ist. Er hat eine fast rechtwinklige Rückenflosse. Der für die Haie typische Hautkamm zwischen der vorderen und hinteren Rückenflosse fehlt ihm.
Warum ist der Bullenhai so gefährlich?
Bullenhaie sind deshalb so gefährlich, weil sie zu plötzlichen und sehr aggressiven Attacken neigen. Sie können sich auf alles stürzen, was sich bewegt – sogar auf die Propeller von Bootsmotoren. Einige Wissenschaftler halten männliche Bullenhaie für die aggressivsten Tiere auf unserem Planeten. Diese Meinung beruht auf große Mengen von Testosteron, die männliche Bullenhaie produzieren.
Der Bullenhai ist ein extrem starkes und schnelles Tier. Wenn er einen Menschen angreift, ist es fast unmöglich ihm zu entkommen. Er verbeißt sich in sein Opfer bei dessen Wiederstand umso mehr. Manchmal macht er einen „Erkundungsbiss“ bevor er angreift. Bullenhaie haben ein ausgeprägtes Territorialverhalten und schützen ihr Revier vehement gegen jegliche Eindringlinge.
Nahrung des Bullenhais
Der Bullenhai ist ein eingefleischter Fleischfresser ohne feinen Geschmack und isst alles, was er sieht, dazu gehört auch Aas und Abfallprodukte der Fischverarbeitungsindustrie. Auf der Suche nach Nahrung sucht der Bullenhai langsam und ohne Hektik sein Revier ab und beschleunigt abrupt uns sehr stark, sobald er eine geeignete Beute in Sicht hat.
Zur Hauptnahrung des Bullenhais gehören Fischen, andere Haie, Säugetiere (einschließlich Delfine), Krabben, Rochen, Weichtiere und Schildkröten. Er jagt überwiegend in trübem Gewässer, weil seine Beute durch schlechte Sicht gehandicapt ist und leichter geschnappt werden kann.
Fortpflanzung des Bullenhais
Bullenhaie erreichen die Geschlechtsreife im Alter von 10 Jahren. Die Paarungszeit findet zwischen August und September statt. Vor der Paarung beißen Männchen die Weibchen in den Schwanz oder Flossen, um sie dazu zu bringen, sich auf den Kopf zu stellen und die Paarungsbereitschaft zu signalisieren. Die Bisse sind ziemlich stark und können Wunden hinterlassen.
Bullenhaie sind lebendgebärend. Die Jungtiere sind bei der Geburt rund 80 cm lang. Weibchen gebären ihre Jungen in Lagunen und Flussmündungen, wo sie geschützt heranwachsen können. Die evolutionär geprägte Bedingung, dass Bullenhaie auch in Süßwasser überleben können, kommt den Jungtieren sehr zum Vorteil. In Flüssen leben keine anderen Haie, die den Junghaien gefährlich werden könnten.
Bullenhai und der Mensch
Der Bullenhai wird für viele Haiangriffe auf Menschen verantwortlich gemacht und zwar rund um den Globus. Einige Experten sind sogar der Meinung, dass Haiattacken, die dem Weißen Hai zugeschrieben werden, in Realität vom Bullenhai begangen sind. Ein Argument dafür sind die häufigen Verwechslungen aufgrund sehr ähnlicher Bissspuren der beiden Arten.
Bullenhaie greifen selten Gruppen von Menschen an, sondern suchen sich gezielt einzelne Beute aus. Sie sind besonders gefährlich in seichten Gewässern, wo man keinen Angriff erwartet. In den vom Bullenhaien bewohnten Gebieten sollte man trübes Wasser meiden und nicht bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang ins Wasser gehen – dies verringert das Risiko eines Angriffs erheblich.
Die Gefährlichkeit der Bullenhaie für den Menschen wird durch die Tatsache verstärkt, dass sie sich in Süßwasserflüssen ausgesprochen wohlfühlen und sogar in weit vom Meer entfernten Süßwassergewässern vorkommen. So werden Bullenhaie immer wieder in Flüssen in Australien, Nord- und Südamerika und sogar in einigen entlegenen Süßwasserseen gesehen.
Bullenhai-Attacke in South Carolina
Bullenhaie lieben Brackwasser, wo das Wasser trüb ist und sie sich unbemerkt an die Beute anpirschen können. Folgendes Video aus Myrtle Beach an der Ostküste in den USA führt es deutlich vor. Sara Brame aus Cherry Grove (South Carolina) hatte gerade ihren ersten Fisch an der Angel als urplötzlich ein Bullenhai aus dem Wasser sprang und den Fisch samt Haken in sein riesiges Maul schnappte. Die Schnur brach, die Anglerin blieb zurück im tiefsten Schock!
Gleich am nächsten Tag erfuhren mehr als zwei Millionen US-Bürger über ABC, CBS, Fox news, YouTube oder gar Los Angeles Times von dem Vorfall. Manch einer Zuschauer war so beängstigt, dass vielerorts die Frage nach der Sicherheit in den Küstengewässern wieder entflammte und in Medien heiß diskutiert wurde.
Die Erkenntnis: Haiattacken sind in South Carolina extrem selten. In den letzten 12 Jahren gab es rund 34 Hai-Angriffe in der Gegend – keiner davon hatte tödliche Folgen. Man betrachte nun die Anzahl der Angriffe im Verhältnis: Schätzungsweise 160 Millionen Menschen besuchten South Carolina während der letzten 12 Jahre. Die Wahrscheinlichkeit einer Haiattacke ist also verschwindend gering.
Gefährdung des Bullenhais
Bullenhai gehört zu den Spezies, die immer mehr kommerziell ausgebeutet werden, was zum stetigen Rückgang der Population führt. Nicht nur das Fleisch des Bullenhais sondern auch seine Leber und die Bauchspeicheldrüse werden z.B. in der Pharmaindustrie verwertet. Darüber hinaus gilt seine elastische Haut als exquisites Material für die Herstellung von Uhrenbändern und anderer Schmuck-Assessors.
Die International Union for Conservation of Nature stuft die Art heute als „nahezu gefährdet“ ein. Aufgrund ihrer guten Widerstandsfähigkeit und geringen Ansprüchen ans Futter passen sich Bullenhaie gut an künstliche Umgebungen an und werden oft in zahlreichen öffentlichen Aquarien in verschiedenen Ländern gehalten.