Seepferdchen: Alle Infos zu den besonderen Fischen

Seepferdchen sind bizarr und wunderschön zugleich: Sie bewegen sich extrem langsam, indem sie mit ihren Brustflossen wie mit winzigen Flügeln flattern.

Seepferdchen

Seepferdchen

Steckbrief Seepferdchen

  • Name: Seepferdchen. Engl.: Seahorse
  • Wiss. Name: Hippocampus
  • Ordnung: Seenadelartige (Syngnathiformes)
  • Familie: Seenadeln (Syngnathidae)
  • Gattung: Seepferdchen
  • Verbreitung: tropische und subtropische Meere
  • Lebensraum: flache Bereiche in Küstennähe
  • Nahrung: Zooplankton, Krebse, Garnelen und andere Wirbellose
  • Natürliche Feinde: Rochen, große Krebse, Thunfische
  • Verhalten: Raubfische, bilden kleine Gruppen
  • Maximale Größe: 30 cm
  • Maximales Alter: 7 Jahre
  • Körperform: hoch, knochig und vertikal ausgerichtet
  • Körperfarbe: sehr bunt je nach Habitat
  • Maul: klein, lang und dünn
  • Schuppen: schuppenlos, mit Knochenplatten bedeckt
  • Geschlechtsreife: mit 6-12 Monaten
  • Laichzeit: Frühling bis Herbst
  • Wirtschaftliche Bedeutung: beliebte Aquarienfische, als Speisefische nur lokal gefragt
  • Gefährdung: z.T. stark gefährdet durch Zerstörung der Lebensräume

Herkunft und Lebensraum

Es gibt weltweit ca. 35 Unterarten der Seepferdchen. Die Forscher haben herausgefunden, dass ihre engsten Verwandten die Nadelfische sind. In der Tat ähneln sie sich die beiden Spezies in einigen ihrer anatomischen Merkmale, wie z.B. dem langgezogenen Körper, dem ähnlich geformten Maul und dem langen und beweglichen Schwanz.

Zum Lebensraum der Seepferdchen gehören tropische und subtropische Gewässer. Das wichtigste Klimafaktor für das Seepferdchen ist die Temperaturstabilität. Die meisten Populationen leben in flachen Gewässern vor der Küste Philippinen, Australiens, Malaysias und Thailands. Es gibt allerdings einige Seepferdchen, die sich auch in tiefen Gewässern wohlfühlen.

Lebensweise der Seepferdchen

Seepferdchen

Seepferdchen

Das Seepferdchen lebt hauptsächlich in flachen Küstenabschnitten und bildet gerne kleine Gruppen von 10-50 Individuen. Diese Formationen sind allerdings nicht besonders fest, so dass ein Individuum leicht in einen anderen Schwarm wechseln kann. Die meiste Zeit ihres Lebens halten sich die Seepferdchen mit ihren biegsamen Schwänzen an Pflanzenstängeln oder Korallen fest und warten auf Beute. Bei Sturm wickeln sie ihre Schwänze auch mal um schwimmende Gegenstände wie z.B. Seegras oder Algenklumpen und können so große Entfernungen zurücklegen. Dadurch sparen sie zwar Kraft, laufen aber auch die Gefahr an Land geschleudert zu werden.

Interessante Fakten über Seepferdchen

  • Seepferdchen haben eine Besonderheit, die im Tierreich nicht oft vorkommt – nicht die Weibchen tragen bei ihnen den Nachwuchs aus sondern die Männchen. Bei Fortpflanzung spritzt das Weibchen dem Männchen in seine Bauchtasche ihre Eier, wo sie vom Sperma befruchtet werden.
  • Die vertikale Anordnung des Körpers von Seepferdchen ergibt sich aus der Beschaffenheit ihrer Schwimmblase. Sie ist in zwei Teile unterteilt – den Bauchteil und den Kopfteil. Der Kopfteil der Blase ist größer, weshalb diese Fische hauptsächlich vertikal stehen und sich auch so fortbewegen.
  • Die meisten Seepferdchen passen sich farblich an ihren Lebensraum an und sind damit wahre Meister der Tarnung. Einige von ihnen sind sogar in der Lage, ihre Farbe zu ändern, um sich an die neue Umgebung anzupassen.
  • Der Schwanz des Seepferdchens ist so konstruiert, dass er sich an Algen und Korallen festhalten kann, wodurch das Tier lange Zeit bewegungslos bleiben kann. Der Kopf des Seepferdchens hat eine besondere Form, die den Wasserwiderstand auf das Minimum reduziert.
  • Das Seepferdchen ist der langsamste Fisch der Welt. Laut Guinness-Buch der Rekorde ist es die Art Pygmäenseepferdchen (Hippocampus bargibanti), das sich mit einer Geschwindigkeit von nur 1,5 Metern pro Stunde fortbewegt.

Wie groß wird ein Seepferdchen?

Das größte Seepferdchen kann bis zu 30 cm lang werden. Die meisten Arten dieser Fischfamilie werden allerdings zwischen 10 und 15 cm groß.

Wichtige Merkmale

Seepferdchen

Seepferdchen

Das Seepferdchen sieht sehr ungewöhnlich aus und ist wie die bekannte gleichnamige Schachfigur geformt. Es hat viele lange knöcherne Stacheln und verschiedene ledrige Wucherungen auf seinem Körper. Dadurch sieht das Seepferdchen inmitten der Algen unauffällig aus und bleibt für Raubtiere unsichtbar. Die Augen dieses Fisches können sich gleichzeitig in verschiedene Richtungen bewegen.

Die Farbe des Seepferdchens variiert stark und hängt davon ab, in welchem Habitat das Tier lebt. Die häufigsten Arten haben eine graue Färbung mit gelegentlichen kleinen schwarzen Punkten. Es gibt auch Arten mit leuchtenden Farben: gelb, rot, grün. Oft wird die leuchtende Farbe von entsprechenden Flossen begleitet, die visuelle und in ihrer Form an Algenblätter erinnern.

Das Maul des Seepferdchens ist lang und dünn. Es hat die Form einer Röhre, was den Fressvorgang etwas einschränkt. Aus diesem Grund ist der Speiseplan des Seepferdchens begrenzt. Es kann nur Nahrung mit geringem Durchmesser aufnehmen, die es mit seinem Rüssel wie mit einer Pipette aufsaugt. Die Kiefer dieser Fische sind verschmolzen und können keine Nahrung kauen.

Wie ernähren sich Seepferdchen?

Die Seepferdchen ernähren sich von vielen verschiedenen wirbellosen Tieren. Während sie im Jungalter vor allem Zooplankton fressen, schalten die Fische im erwachsenen Alter auf kleine Krebse, Garnelen und andere wirbellose Tiere um. Da Seepferdchen ein Verdauungssystem, aber keinen Magen haben, müssen sie fast ständig fressen, um am Leben zu bleiben.

Aufgrund der besonderen anatomischen Struktur ihres Körpers, jagen Seepferdchen ihre Beute nicht aktiv nach, wie man es von anderen Fischen kennt, sondern verharren an Ort und Stelle und warten darauf, dass sich die Beute ihnen von alleine nähert. Dabei klammern sie sich mit ihren Schwänzen an Algen und Korallenriffen fest, um dem Zug der Strömung zu widerstehen.

Fortpflanzung der Seepferdchen

Seepferdchen bei der Balz

Seepferdchen bei der Balz

Die Paarungszeit der Seepferdchen ist je nach Region unterschiedlich und kann sowohl im Sommer als auch im Herbst und im Frühling stattfinden. Dabei beginnen die Männchen ein Weibchen zu umkreisen und demonstrieren so ihre Bereitschaft zur Paarung. Währenddessen färbt sich der weiche Brustbereich des Männchens, der nicht durch Chitin geschützt ist, dunkel. Das Weibchen verharrt an einer Stelle und beobachtet das Spektakel einige Zeit.

Hat sich das Weibchen für ein Seepferdchen entschieden, fängt ein wunderschönes Schauspiel an: Das Paar verbindet seine Schwänze und tanzt im Wasser. Während des Tanzes drücken sich die Seepferdchen aneinander, woraufhin das Männchen eine spezielle Tasche in seinem Bauch öffnet, in die das Weibchen die Eier fallen lässt. Das Männchen befruchtet sie mit seinem Sperma und brütet den Nachwuchs anschließend ca. einen Monat lang.

Die Geburt der Seepferdchen

Etwa vier Wochen nach der Befruchtung beginnt das Männchen damit, die Jungtiere aus seinem Beutel „auszupusten“: Der Beutel dehnt sich aus und viele Jungtiere werden heraus katapultiert. Dazu schwimmt das Männchen hinaus ins Freie, wo die Strömung am stärksten ist – so verteilen sich die Jungfische über ein weites Gebiet. Nach der Geburt sind die Jungtiere sich selbst überlassen. Die kleinen Seepferdchen werden als absolute Nachbildung der erwachsenen Tiere geboren.

Die Anzahl der befruchteten Eier hängt weitgehend von der Art und der Größe des Männchens ab. Kleinere tropische Seepferdchen produzieren bis zu 60 Eier, die größeren Arten 1000 und mehr. Manchmal bilden Seepferdchen stabile Paare, die sich während des gesamten Lebens der beiden Individuen nicht auflösen. Dann findet die Paarung ohne Rituale statt – das Weibchen legt einfach Eier in den Beutel des Männchens. In freier Wildbahn lebt das Seepferdchen etwa 4-5 Jahre.

Natürliche Feinde

Rochen

Rochen

Die größte Besonderheit der Seepferdchen besteht darin, dass sie sich nicht selbst verteidigen und nicht vor dem Feind fliehen können. Dafür wurden sie durch die Natur mit Knochenplatten und gut getarntem Äußerem beschert. Ein Seepferdchen verschmilzt praktisch mit seiner Umgebung. Weiterhin erfordert eine langsame Lebensweise keine entwickelten Muskeln, auch die ständige Verfügbarkeit von Nahrung macht die Fettreserven überflüssig.

So hat ein Seepferdchens nicht nur kaum Fleischgewebe sondern auch fast doppelt so viele Knochen wie ein normaler Fisch derselben Größe – zusätzlich zum üblichen Innenskelett kommen Knochenplatten, die fast seinen gesamten Körper bedecken. Daher ist dieser Fisch für andere Räuber einfach nicht appetitlich genug. Es sind nur einige wenige Rochen, große Krebse und Thunfische, die sich immer wieder mal ein Seepferdchen schnappen.

Seepferdchen als Aquarienfische

Seepferdchen sind begehrte Zierfische bei Aquarianern. Bei der Auswahl des Aquariums ist allerdings zu bedenken, dass sich Seepferdchen hauptsächlich vertikal bewegen, was bedeutet, dass im Aquarium ausreichend vertikalen Platz vorhanden sein muss. Weiterhin benötigen die Fischchen eine Umgebung mit vielen Steinen und Pflanzen, an denen sie sich festhalten können. Am besten kommen sie mit anderen Fischen, die ähnlich veranlagt sind wie sie: langsam, vorsichtig und nicht aggressiv.

In Gefangenschaft fressen die Seepferdchen Daphnien, Garnelen und spezielles Trockenfutter. Sie sind äußerst anfällig für alle Arten von Stress. Verliert ein Seepferdchen zum Beispiel seinen Partner, verliert es das Interesse an der Fortpflanzung und verweigert möglicherweise sogar die Nahrungsaufnahme, sodass es innerhalb von ein paar Tagen stirbt. Auch das Einfangen und Umsetzen in ein anderes Aquarien ist mit Stress für Seepferdchen verbunden.

Besondere Gefährdung von Seepferdchen

Seepferdchen

Seepferdchen

Es gibt viele Gründe für die Gefährdung der Seepferdchen-Populationen. Einer der wichtigsten davon ist die Zerstörung der Fische und ihrer Lebensräume durch den Menschen. Vor den Küsten Australiens, Thailands, Malaysias und der Philippinen werden Seepferdchen massenhaft abgefischt. Ihr exotisches Aussehen und ihre bizarre Körperform haben dazu geführt, dass die Menschen sie zwecks Souvenir-Herstellung in Massen vernichten.

Ein weiterer Grund, der zum Rückgang der Seepferdchen-Populationen beiträgt, ist ihr ausgefeilter Geschmack. Feinschmecker schätzen die Seepferdchen und sind bereit Riesensummen dafür auszugeben. So kostet ein Seepferdchen-Gericht in manch einem Restaurant 800 Dollar und mehr. Glücklicherweise sind Seepferdchen sehr fruchtbar und können mehr als tausend Jungtiere auf einmal zur Welt bringen, sodass ihre Existenz noch nicht akut bedroht ist.