Ein Gewässer bezeichnet man als umgekippt, wenn dem Wasser durch Konzentration von Schadstoffen Sauerstoff entzogen wird, woraufhin die meisten Organismen absterben.
Was passiert, wenn ein See umkippt?
Das Umkippen (Entrophierung) beginnt im Wasser mit der Zerstörung des Gleichgewichts innerhalb der Biomasse. Dabei kann der Auslöser unterschiedlichen Ursprungs sein, wie z.B. übermäßige Vermehrung der Algen bzw. des Phytoplanktons. Auch die von den Menschen in die Umwelt hinzugefügten Düngemittel können ein Gewässer umkippen. Schritt für Schritt läuft die Entrophierung wie folgt ab:
- Konzentration von Schadstoffen, Phosphaten und Biomasse des Gewässers steigt
- Immer dichteres Phytoplankton und Algenbewuchs verbraucht immer mehr Sauerstoff
- Immer mehr Organismen sterben an Sauerstoffmangel ab
- Das Gewässer kippt um (entrophiert)
Das Problem kündigt sich in der Nacht an
Am Tag produzieren Pflanzen im Wasser Sauerstoff, in der Nacht wird dieser verstoffwechselt und steht so anderen Lebewesen nicht mehr zur Verfügung. In späteren Stadien der Entrophierung sinkt der Sauerstoffgehalt auch am Tag, indem sich die organischen Bestandteile von Pflanzen immer mehr zersetzen. Die Algenblüte ist ein Zeitpunkt, an dem gefährdete Gewässer oft final umkippen: Zunehmend große Algenmengen verwesen und brauchen dabei den restlichen Sauerstoff des Gewässers auf.
Ein Fall in Finnland
In Littoinen, einem See im südwestlichen Finnland in der Nähe von Turku, wurde eine chemische Beseitigung von Grünalgen zur Steigerung des Sauerstoffgehalts durchgeführt. Einige Wochen nach dieser Maßnahme entdeckten die Angler Hechte, die so aussahen und rochen, als würden sie äußerlich verwesen. Aufgrund ihres apathischen Verhaltens und der ungewöhnlich hässlichen Erscheinung fanden sie als „Zombi-Hauki“ (Zombie-Hechte) Erwähnung unter der einheimischen Bevölkerung und einen Weg in die Presse (englischsprachiger Artikel).
Wie kann man umgekippte Gewässer retten?
Küstennahe Regionen der Ost- und Nordsee gelten als gefährdet. Besonders die Ostsee könnte als Binnengewässer in den nächsten Jahren eine dramatische Wende vollziehen. Was tun gegen Entrophierung? See- und Gewässersanierung sind die einzige Möglichkeit, einen umkippenden oder umgekippten See zu retten.
Im ersten Schritt wird versucht, die Phosphatkonzentration im Wasser durch die mechanische Reinigung oder Chemikalien zu mindern. Chemische Verfahren zur Reinigung von Gewässern sind sehr wirksam und das bereits in wenigen Wochen. Langfristige Folgen der Verfahren sind allerdings nicht ausreichend erforscht und kommen oft unerwartet.
Wie bewährt man einen See vor Umkippen?
Die beste Maßnahme, einen See vor dem Umkippen zu bewahren, ist die regelmäßige Gewässerpflege und professionelle Gewässersanierung. Angler können dazu beitragen, indem Müll korrekt entsorgt wird, Zigarettenstummel nicht im Wasser oder der Gewässerregion landen und bei kleinen Seen kaum bis überhaupt nicht angefüttert wird. Die lokalen Angelvereine beteiligen sich regelmäßig an der Pflege und Instandhaltung der Gewässer und geben auch Nichtanglern gern Auskunft, wie geholfen werden kann.
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