Angeln im Kanal: Angelstellen, Zielfische, Technik

Auch wenn sie nicht den Eindruck erwecken: In Kanälen lassen sich viele Fische fangen. Vorausgesetzt, man weiß, wo sie stehen.

Kanal-Landschaft in Deutschland

Angeln im Kanal

Angeln im Kanal

Hierzulande gibt es verschiedene Arten von Süßwasserkanälen. Zu den wichtigsten gehören Schifffahrtskanäle, Bewässerungs– und Entwässerungskanäle. Am häufigsten kommen Schifffahrtskanäle vor. Sie tragen erheblich zur Vernetzung der Wasserstraßen bei und erleichtern den Transport von Gütern. Auch durch die Freizeit-Angler werden Schifffahrtskanäle am häufigsten frequentiert.

Schifffahrtskanäle erfordern eine möglichst schwache Wasserströmung, damit der Schiffsverkehr ungehindert abläuft. Aus diesem Grund haben sie gar keins oder nur minimales Gefälle. Um dennoch Höhenunterschiede bei ihrer Verlegung zu bewältigen, werden Schleusen gebaut. So bilden Schifffahrtskanäle eine Abfolge von scheinbar strömungslosen Wasserstraßen getrennt durch Schleusen.

Faktor Schleusennähe

Je näher sich ein Angler an einem Kanal zu einer Schleuse positioniert, umso größer wird die Strömung sein, die bei abgelassenen Schiffen erzeugt wird. Das Wissen um diese Strömung, ihre Stärke und Frequenz kann dabei helfen, die eigene Angeltaktik zu optimieren.

Angelplätze in einem Kanal finden

Am Kanal angekommen, nimmt man zuerst die Umgebung gründlich in den Augenschein. Ein Indiz auf einen Hotspot kann z.B. heruntergetretenes Gras sein, was darauf hinweist, dass an dieser Stelle gerne geangelt und möglicherweise sogar angefüttert wird. Weiterhin sind überhängende Bäume und viel Gebüsch am Ufer vielversprechend, da allerlei Insekten hier gelegentlich ins Wasser fallen, worauf die Fische immer aus sind.

Auch Abwasserrohre von Fabriken gelten im Kanal als Hotspots. Obwohl verunreinigte Industrieabwässer die Fische gefährden können, lockt das saubere Kühlwasser sie im Sommer stark an. Weitere gute Hotspots sind Schiffsanlegestellen, Brücken, Schleusen und Einläufe von Bächen. Fahren regelmäßig Schiffe durch den Kanal, halten sich z.B. Zander gerne in den Fahrrinnen, wo sie im aufgewirbelten Wasser Beutefische jagen.

Hotspots im Kanal

Hotspots im Kanal

Was tun in stark bewachsenen Kanälen?

Ist ein Kanal kaum befahren und stark mit Wasserpflanzen bewachsen, sollte man nach einer Lichtung suchen. Vor allem in Seerosenfeldern gibt es oft krautfreie Bereiche, wo sich nicht nur Friedfische sondern auch Barsche und Hechte gerne aufhalten. Wenn keine Lichtung zu finden ist, kann man selber welche schaffen. Zum Beispiel mit einem Recher, der am Seil befestigt den Krautteppich an der gewünschten Stelle entfernt.

Der Recher sollte etwa eine Stunde vor Angel-Session zum Einsatz kommen, da die Fische vor dem ganzen Lärm und Krach zuerst flüchten. Zugleich werden durch diese Aktion Insekten und andere Nährstoffe im Wasser aufgewirbelt, sodass die Flossenträger davon angezogen werden und schnell wieder zurückkommen.

Ausrüstung und Angelmontage für Kanal

Die beste Rute fürs Friedfisch-Angeln in einem Kanal ist die sogenannte Kopfrute. Vom Prinzip her handelt es sich dabei um eine unberingte Stipprute, die allerdings bis zu 16 m lang sein kann. Diese scheinbar immense Rutenlänge ist in einem stark bewachsenen Kanal durchaus hilfreich, um zum Beispiel eine entfernte Lichtung zu erreichen.

Gut geeignet für eine Kopfrute und fürs Angeln in einem Kanal ist eine Stippposen-Montage. In folgender Abbildung ist der Aufbau dieser Montage speziell für Rotfedern zu sehen. Die kleinen Weißfische sind typische Kanal-Bewohner, auf die man mit leichter Kopfrute und sensibel eingestellter Pose besonders gute Aussichten hat.

Rotfeder-Angeln Montage

Rotfeder-Angeln Montage

Angelzeiten, Köder und Futter

Die besten Angelzeiten in einem Kanal sind der frühe Morgen und späte Abend. In der Dämmerung wagen sich die Fische zur Nahrungssuche weiter hinaus und werden generell agiler und wagemutiger. Als Köder sind vor allem Caster, Maden, Würmer und Mais vielversprechend. Hat man in einem dicht bewachsenen Kanal keine Lichtung zum Angeln gefunden, kommt die Brotkruste zum Einsatz, da sie auf dem Krautteppich liegen bleibt und sich nicht so schnell vom Haken löst.

Alternativ kann man mit verschiedenen Futtermischungen anfüttern. Dabei kommen unterschiedliche Strategien zum Einsatz. Gibt es im Kanal kaum oder nur gelegentlich Strömung, greift man zum losen und fluffigen Futter, das sich in der Wassersäule gleichmäßig verteilt. Bei starker Strömung, was z.B. in Schleusennähe häufig der Fall ist, lohnt sich der Einsatz von zähen Futtermischungen mit Beimengen von Lehm oder Erde. So sinkt das Futter schnell zum Grund, löst sich langsam ab und wird nicht so schnell durch die Flut fortgetragen.

Barsche angeln im Kanal

Ausbuchtungen in der Spundwand

Ausbuchtungen in der Spundwand

Gibt es Spundwände in einem Kanal, so bergen sie oft Fischaufkommen innerhalb der sonst sehr eintönigen Wasserlandschaft. Barsche haben von Natur aus die beste Voraussetzung zum Rauben an Spundwänden: Sie haben die optimale Größe, um sich in den Vertiefungen der Spundwand-Struktur zu verstecken. Doch bei weitem nicht in jeder Ausbuchtung lauert ein Räuber. Daher ist Strecke machen auch an der Spundwand angesagt.

Als Köder nimmt man für Barsche 5-7 cm lange „Gummis“ (z.B. Keitech oder kleinere Kopytos), die mit 7-10 g schweren Jigköpfen bestückt werden. Die Räuber nehmen sich allerdings viel Zeit, um den Köder in Augenschein zu nehmen. Deshalb ist langsame und ausgefeilte Führungstechnik die wichtigste Voraussetzung für den Fangerfolg. Die Barsche sollen durch ein realistisches und attraktives Köderspiel langsam aber zielgerichtet „weich gekocht“ werden.

Baitcaster hilft bei Köderkontrolle

Barsch

Barsch

Manchmal empfiehlt es sich beim Barschangeln, einen Finger an die Schnur zu legen, um auch die ganz vorsichtigen Anfasser zu erspüren. Am besten lässt es sich mit einer Baitcastrolle bewerkstelligen. Beißen die Fische auf einen langsam geführten „Gummi“ nicht, muss ein schwererer Jigkopf her und der Köder wird viel dynamischer geführt. Auch die dadurch aufgewirbelten Sedimente ziehen die Aufmerksamkeit der Räuber auf sich.