Schmerlen: Alle Infos zu den Fischen

Schmerlen bilden eine große Fischfamilie, die über 1.200 Arten umfassen. Einige Schmerlen-Arten gehören in Asien zu beliebten Speisefischen, andere wiederum sind Aquarienfische.

Allgemeines über Schmerlen

  • Name: Schmerlen (Cobitoidea). Engl.: Loaches
  • Überkohorte: Clupeocephala
  • Kohorte: Otomorpha
  • Unterkohorte: Ostariophysi
  • Ordnung: Karpfenartige (Cypriniformes)
  • Vorkommen: Süßwasserflüsse in Europa und Asien
  • Max. Größe/Gewicht: 50 cm / 3 kg

Herkunft und Lebensraum

Prachtschmerle

Prachtschmerle. Bild: Chromobotia macracanthus

Die Schmerlen (Cobitoidea) sind Süßwasserfische aus der Unterordnung der Karpfenartigen (Cypriniformes). Die Fischgruppe der Schmerlen weist eine beträchtliche Vielfalt auf und zeichnet sich durch einen Dorn unter dem Auge aus, der bei Bedrohung nach unten geklappt und verriegelt werden kann. Zudem ist das Maul an der Unterseite fürs Saugen geformt.

Schmerlen leben in den Süßwasserflüssen Europas und Asiens und bevorzugen vor allem strömende Gewässer. Mit ihren Saugorganen können sie sich an den Steinen des Gewässergrundes festhalten und sich praktisch kriechend fortbewegen. Einige Schmerlen-Arten graben sich in Sand ein und bewohnen Flussbetten in breitem und flachem Terrain. Mindestens drei Schmerlen-Familien enthalten blinde troglomorphe Arten, die an das Leben in Höhlen angepasst sind.

Systematik der Schmerlen

Die Schmerlenartigen umfassen etwa 1.200 Arten. Nelson (2016) unterteilt sie in 11 Familien mit über 120 Gattungen:[1]

  • Familie: Saugschmerlen (Gyrinocheilidae)
  • Familie: Prachtschmerlen (Botiidae)
  • Familie: Vaillantellidae
  • Familie: Steinbeißer (Cobitidae)
  • Familie: Plattschmerlen (Balitoridae)
  • Familie: Flossensauger (Gastromyzontidae)
  • Familie: Bachschmerlen (Nemacheilidae)
  • Familie: Barbuccidae
  • Familie: Ellopostomatidae
  • Familie: Serpenticobitidae

Lebensweise der Schmerlen

In der Natur kommen die Schmerlen in großen Gruppen vor, was jedoch nicht als Zeichen für eine gesellige Lebensweise gewertet werden kann. Im Gegenteil, die erwachsenen Fische halten sich in der Regel in einer Art Unterschlupf auf, den sie vor dem Eindringen anderer Fische schützen.

Schmerlen sind friedliche Fische. Bei Gefahr graben sie sich leicht im schlammigen Boden ein. Die meisten von ihnen führen eine dämmerungs- und nachtaktive Lebensweise. Als Verteidigungsmittel dienen Stacheln, die sich unterhalb der Augenhöhe befinden.

Anatomische Merkmale

Zwergschmerle

Zwergschmerle. Bild: Schachbrettschmerle, CC BY-SA 2.0

Schmerlen weisen eine große morphologische Vielfalt auf, so dass es schwierig ist, diese Fischgruppe anhand äußerer Merkmale als eine Einheit zu charakterisieren. Viele Schmerlen ähneln Aalen, andere wiederum haben konventionelle Körperform. Die Größe erwachsener Fische reicht von etwa 30 mm (Tigerzwergschmerle Micronemacheilus cruciatus) bis zum 50 cm (Kaiserprachtschmerle Leptobotia elongata). Letztere kann bis zu 3 kg wiegen.

Die meisten Schmerlen haben einen langgestreckten, schlangenförmigen Körper, kleine Augen und einen unterstelligen Mund. Der Körper ist langgestreckt, abgerundet, nackt oder mit sehr feinen Schuppen bedeckt. Die Fische haben keine Fettflosse und mindestens 3 Paar Bartfühler. Charakteristisch für viele Schmerlen ist auch die gesprenkelte Körperfärbung mit überwiegend gelben, braunen, grauen und schwarzen Tönen.

Viele Schmerlen-Männchen sind etwas heller, schlanker und kleiner als die Weibchen, die Brustflossen der Männchen sind stärker entwickelt, an den Seiten und auf den Kiemendeckeln treten während des Laichens Schwellungen und Perlenausschlag auf.

Wie lange lebt eine Schmerle?

Schmerlen sind langlebiger Fische. Unter günstigen Bedingungen in einem Aquarium kann zum Beispiel die Prachtschmerle (Chromobotia macracanthus) das stolze Alter von 20 Jahren erreichen.

Wie ernähren sich Schmerlen?

Bergfluss

Bergfluss

Die meisten Schmerlen sind Allesfresser, die nicht gerade wählerisch sind. Sie ernähren sich von kleinen Krebstieren, Insekten und anderen Wirbellosen sowie von organischem Detritus. Viele von ihnen leben in eutrophen Gewässern, die oft eine schlechte Wasserqualität aufweisen, und ernähren sich von Röhrenwürmern, die in diesem Lebensraum vorkommen.

Schmerlen und der Mensch

Einige Schmerlen sind in Ost- und Südostasien wichtige Speisefische, wo sie häufig auf den Märkten zu finden sind. Darüber hinaus sind Schmerlen in der Aquarienindustrie sehr beliebt wie zum Beispiel die Prachtschmerle (Chromobotia macracanthus), die Teufelskopfschmerle (Pangio kuhlii) und die Zwergschmerle (Ambastaia sidthimunki).

Es gibt auch Schmerlen, die neue Lebensräume besiedeln, wo sie durch Menschen ausgesetzt wurden, wie z.B. der Ostasiatische Schlammpeitzger (Misgurnus anguillicaudatus), der inzwischen in einigen Teilen der USA heimisch ist.

Schmerlen im Aquarium

In Aquarium sollten die Schmerlen in einem Schwarm von 4-6 Fischen gehalten werden. Sie lieben sandigen Boden, den sie immer wieder durch ihre Kiemen durchsieben auf der Suche nach Nahrung. Haben die Fische keine Möglichkeit sich mit dem Durchsieben des Bodensubstrates zu beschäftigen, sind sie anfälliger für Krankheiten. Auch diverse Unterstände, wie z.B. Wurzeln, Steine und Pflanzen mögen die Schmerlen und nutzen diese als Unterschlüpf.

Bei der Auswahl der richtigen Nachbarschaft sollten Sie zu den Schmerlen keine anderen Bodenfische gesellen, sondern diejenigen, die sich lieber in den oberen Wasserschichten aufhalten. Sonst kann es Konflikte geben. Da die Schmerlen in jedes kleine Loch eindringen können, sollte es im Aquarium keine potenziell gefährlichen Spalten innerhalb der Wasserfilterung oder Ähnliches geben, wo die Fische stecken bleiben könnten.


Einzelnachweise

  1. Joseph S. Nelson, Terry C. Grande, Mark V. H. Wilson: Fishes of the World. Wiley, Hoboken, New Jersey, 2016, ISBN 978-1118342336

Literatur

  • Wei-Jen Chen, V. Lheknim, Richard L. Mayden: Molecular phylogeny of the Cobitoidea (Teleostei: Cypriniformes) revisited: position of enigmatic loach Ellopostoma resolved with six nuclear genes. Journal of Fish Biology. Bd. 75, Nr. 9, 2009 doi:10.1111/j.1095-8649.2009.02398.x
  • Maurice Kottelat: Conspectus cobitidum: an inventory of the loaches of the world (Teleostei: Cypriniformes: Cobitoidei). The Raffles Bulletin of Zoology, Supplementum Nr. 26, 2012
  • Joseph S. Nelson: Fishes of the World, John Wiley & Sons, 2006

Quellenhinweise