Der Stör ist eine seltene Spezies, die an der atlantischen Küste in Europa vorkommt und vom Aussterben bedroht ist.
Allgemeines über Stör
- Name: Europäischer Stör (Engl.: European sea sturgeon)
- Wissenschaftlicher Name: Acipenser sturio
- Familie / Unterfamilie: Störe / Acipenser
- Vorkommen: Nordatlantik
- Habitat: In Küstennähe auf dem Meeresboden
- Max. Größe / Gewicht: 340 cm / 300 kg
- Max. Lebenserwartung: 40 Jahre
- Gefährdung: stark gefährdet
Herkunft und Lebensraum des Störs
Der Europäische Stör ist heute nur noch sehr selten in kleinen Populationen im Nordostatlantik anzutreffen. Diese Stör-Art ist anadrom und wandert zum Laichen in die Gironde nach Frankreich. Es gibt auch Berichte über die vereinzelte Vorkommnisse der Europäischen Störe im Schwarzen Meer, die zum Laichen nach Rioni in Georgien schwimmen sollten. Bisher konnte diese Population allerdings nicht von den Wissenschaftlern bestätigt werden.
Lebensweise des Störs
Die meiste Zeit seines Lebens verbringt der Stör in Küstennähe an tiefen Stellen auf dem Meeresboden. In der dort herrschenden Dunkelheit können die Augen des Störs die Beute nicht erkennen, so dass der Fisch mit seiner langen Schnauze im sandigen und schlammigen Boden wühlt und mit seinen Fühlern nach Nahrung sucht. Die Beute saugt er mit seinem faltbaren Maul ein. Während des Laichens fressen Störe fast nichts.
Der Europäische Stör wird oft beim Springen aus dem Wasser beobachtet. Es gibt die Theorie, dass der Fisch auf diese Weise versucht, externe Parasiten, darunter auch die Meerneunaugen, loszuwerden.
Anatomische Merkmale
Die Körperform des Störs erinnert grundsätzlich an die eines Hais. Die Rückenflosse liegt bei Stören sehr weit hinten. Typisch für den Europäischen Stör sind seine Knochenschilde am Bauch, auf dem Rücken und an den Seiten. Die Farbe des Störs kann von blau-schwarz bis hin zu bläulich-grün variieren, wobei die Fische an den Seiten heller sind als auf dem Rücken.
Der Europäische Stör erreicht eine Länge von 3 m und ein Gewicht von 200 kg. Das rekordverdächtige Exemplar wurde 1904 in der Nordsee gefangen: Es war 345 cm lang und wog über 320 kg.
Wie ernährt sich der Stör?
Störe suchen nach der Nahrung hauptsächlich am Meeresboden. Dort fressen sie bevorzugt Weichtiere wie Schnecken, Würmer, Mückenlarven, aber auch Garnelen, Krabben, Krebse und sogar kleine Fische. Ihre langgestreckte Körperform, die spitze Schnauze und die vergrößerte hintere Schwanzflosse ermöglichen schnelle und wendige Bewegungen, was für den Fang von Nahrung sehr wichtig ist.
Fortpflanzung des Störs
Störe sind Wanderfische, sobald sie die Geschlechtsreife erreichen (mit 10 bis 16 Jahren), ziehen sie gegen die Strömung die Flüsse entlang, um zu laichen. Nach dem Laichen kehren die Fische wieder ins Meer zurück. Einige Störe laichen in Flussmündungen, andere in den Oberläufen von Flüssen.
Die Jungtiere schlüpfen bereits nach wenigen Tagen und bleiben im Süßwasser die ersten Jahre ihres Lebens. Erst im erwachsenen Alter wandern sie ins Meer. Bei den wild lebenden Europäischen Stören ist das Paarungs- und Laichgebiet die Gironde in Frankreich.
Stör in Aquakulturen
In Europa werden Störe zwecks Kaviar-Produktion in Aquakulturen gezüchtet. Ihr Fleisch ist wirtschaftlich weniger bedeutsam und wird nur als Nebenprodukt vertrieben. Der Europäische Stör kommt in einheimischen Aquakulturen selten in reiner Form vor, sondern meist als Hybrid durch Kreuzung mit anderen Arten wie z.B. dem Beluga-Stör.
Ist Stör ein guter Speisefisch?
Es gibt nur wenige Fische, deren Fleisch so zart, schmackhaft und – ganz wichtig – fast grätenfrei ist. Stör ist ideal zum Braten, Backen, Grillen und sogar zum Marinieren. Die ungesättigten Fettsäuren tragen zur Senkung des Blutdrucks und des Cholesterinspiegels bei, beschleunigen den Stoffwechsel, helfen der Leber, mit Giftstoffen fertig zu werden. Diese Säuren wirken sich auch positiv auf die Stimmung aus, da sie zur Erhöhung des Serotoninspiegels beitragen.
Weiterhin ist Störfleisch eine Fundgrube wertvoller und leicht verdaulicher Aminosäuren. Es enthält hohe Konzentration von Leucin, das das Wachstum der Muskelmasse beschleunigt und daher häufig in Nahrungsergänzungsmitteln für Sportler beigemischt wird. Weiterhin enthält Stör Kalzium, das ein wichtiger Bestandteil von Haut und Knochen ist. Stör ist auch ein Lieferant von wertvollem Vitamin A und Folsäure.
Besondere Gefährdung des Störs
Seit dem Altertum ist der Europäische Stör eines der Hauptziele der Fischereiindustrie. Aufgrund seiner Größe und kulinarischer Qualität war der Fisch schon immer ein begehrter Fang. Verbesserte Ausrüstung und Fanggeräte haben zu einem erheblichen Anstieg der Ausbeute geführt, was sich zwangsläufig auf die Bestände dieser Art ausgewirkt hat: Sie sind stetig zurückgegangen und haben nun ein kritisches Niveau erreicht.
Auch der Bau von Dämmen und Deichen in Flüssen, die der Atlantische Stör zur Fortpflanzung nutzt, und die ständige Einleitung von Abwässern und Industrieabfällen hat sein Überleben in freier Wildbahn in Frage gestellt.
Wiederansiedlungs-Maßnahmen
Der Europäische Stör gehört zu den geschützten Arten, die vom Aussterben akut bedroht sind. In Deutschland war er 2001 und 2014 der Fisch des Jahres. Sowohl in Europa als auch in Deutschland laufen einige Programme zur Wiederansiedlung des Störs durch gezielte Freisetzung gezüchteter Tiere. So wurden seit 2006 2,4 Millionen Jungfische in der Oder ausgesetzt.
Leider ist es nicht ganz einfach, den sehr empfindlichen Europäischen Stör in seinen natürlichen Lebensraum wieder zu integrieren. Die verwilderten bastardisierten Störe, die in kommerziellen Teichanlagen gezüchtet werden und entweder entwischten oder bewusst ausgesetzt wurden, bilden eine Gefahr für die einheimische Art und verhindern deren Ausbreitung.