Doktorfische sind bunte Meeresbewohner, die für ihre auffälligen Farben und messerscharfen Stacheln berüchtigt sind. Es gibt über 80 Arten dieser Fische.
Steckbrief Doktorfisch
- Name: Doktorfisch (auch Chirurgenfisch genannt). Engl.: Surgeonfish
- Wiss. Name: Acanthuridae
- Ordnung: Doktorfischartige (Acanthuriformes)
- Familie: Doktorfische
- Verbreitung: tropische Meere
- Lebensraum: Korallenriffe und Lagunen
- Nahrung: Zooplankton, Algen, Detritus
- Verhalten: Friedfische, bilden Schwärme
- Maximale Größe: 100 cm
- Maximales Alter: 15 Jahre
- Körperform: hochrückig, fast oval, von den Seiten stark abgeflacht
- Körperfarbe: sehr bunt in verschiedenen Farbtönen
- Maul: verglichen mit Körpergröße sehr klein
- Schuppen: klein und zart
- Geschlechtsreife: mit 8-12 Monaten
- Laichzeit: ganzjährig laichbereit
- Wirtschaftliche Bedeutung: weltweit geschätzter Aquariumfisch, in wenigen Regionen auch als Speisefisch gefragt
- Gefährdung: durch Überfischung z.T. stark gefährdet
Herkunft und Lebensraum
Doktorfische bilden zwei Unterfamilien, sechs Gattungen und umfassen über 80 Arten. In der internen Systematik werden gemeinhin Skalpell- und Nasendoktorfische als Unterfamilien behandelt. Die Sägedoktorfische stellen eine Gattung dar, die innerhalb der Skalpelldoktorfische anzusiedeln ist, die Borstenzahndoktorfische stehen innerhalb der Gattung Acanthurus.
Doktorfische leben ausschließlich im Salzwasser um die Tropen herum, finden sich also weltweit in äquatornahen Gewässern. Sechs Doktorfisch-Arten leben im Atlantik, die restlichen im Indischen und Pazifischen Ozean. Doktorfisch-Populationen gibt es in Korallenriffen und Lagunen im Roten Meer, im Persischen Golf, an den Küsten von Ostafrika, Madagaskar, Japan, Hawaii und Australien.
Lebensweise der Doktorfische
Doktorfische weisen ein sehr großes Spektrum an unterschiedlichen Verhaltensmustern auf, die teilweise auch innerhalb einer Art auftreten und dabei vom Lebensalter, von der Fortpflanzungsphase und von den Umweltbedingungen abhängig sind. Nimmt die Häufigkeit der Art zu, bilden Doktorfische Fressschwärme aus. Am häufigsten sind sie jedoch als Einzeltier oder als Paar zu beobachten und verhalten sich überwiegend territorial.
Bereits während ihrer Jungfischzeit bilden sie Minireviere und verteidigen diese entschlossen gegen Fresskonkurrenten. Dieses Verhalten ist notwendig, da die Jungfische sich aufgrund der Gefährdung durch Fressfeinde noch nicht ins offene Riff wagen und damit die ihnen zur Verfügung stehenden Algen begrenzt sind. Die Fische verteidigen daher auch gegenüber Artgenossen ein Revier rund um ihren Unterschlupf, das ihnen ausreichend Nahrung bietet.
Interessante Fakten über Doktorfische
- Die Bezeichnung Doktorfische ist von den hornartigen Stacheln abgeleitet, die wie Skalpelle scharf sind und die diese Fische vor der Schwanzwurzel tragen und als Defensivwaffe gegen Fressfeinde einsetzen.
- Früher wurde angenommen, dass Doktorfische mit dem Skalpell die Bäuche anderer Fischarten aufschlitzen, um deren Eingeweide zu fressen. Das ist nicht zutreffend – die Skalpelle sind eine reine Defensivwaffe der Fische.
- Beim Menschen können Verletzungen durch die Stacheln mit einem starken und schmerzhaften Anschwellen der betroffenen Stellen bzw. Gliedmaßen einhergehen. Die Schmerzen können dabei über Wochen anhalten.
- Beim Arabischen Doktorfisch (Acanthurus sohal) und Blaustreifen-Doktorfisch (Acanthurus lineatus) hat man die Ausbildung von Haremsrevieren beobachtet: Während weibliche Fische eigene kleine Reviere besitzen, verteidigt ein einzelnes Männchen diese gegen die Eindringlinge.
- Die Larven des Doktorfische unterscheiden sich völlig von ihren Eltern und wurden lange Zeit der eigenständigen Gattung Acronurus zugeordnet. Sie sind nicht nur anders gefärbt, sondern ihnen fehlt auch das charakteristische Merkmal der Schwanzstacheln.
- Es ist nicht möglich, Doktorfische in einem Aquarium zu züchten, sie vermehren sich ausschließlich in der natürlichen Umgebung. Unter den Aquarianern sind vor allem der Blaue Doktorfisch, der Arabische Doktorfisch und der Weiße Doktorfisch besonders beliebt.
Wie groß werden Doktorfische?
Die meisten Doktorfischarten erreichen eine Körperlänge von 30 bis 40 cm. Zu den Zwergen in dieser Familie zählen der Japanische Doktorfisch (Acanthurus japonicus) und Randalls Doktorfisch (Acanthurus randalli), die jeweils eine Körperlänge von bis zu 18 cm erreichen, sowie als kleinste Art der Tomini-Borstenzahndoktorfisch (Ctenochaetus tominiensis), der nur 12 cm lang wird.
Die Riesen unter den Doktorfischen sind Arten der Nasendoktorfische. Der Langnasen-Doktorfisch (Naso annulatus) erreicht eine Körperlänge von bis zu 1 Meter, der Pferdekopf-Nasendoktorfisch (Naso fangeni) wird bis zu 80 cm lang. Typisch und auch namensgebend für Nasendoktorfische sind die hornartigen Auswülstungen auf der Stirn – sie können bei einigen Arten derart groß werden, dass ausgewachsene Fische nicht mehr in der Lage sind, mit ihrem Maul Algen von Korallen oder vom Untergrund abzuzupfen. Es kommt daher zu einer Nahrungsumstellung von Algen auf Plankton.
Wichtige Merkmale
Typisch für Doktorfische sind die hochrückigen und sehr schmalen Körper. Bei der Unterfamilie der Nasendoktorfische ist der Körper generell etwas länger und wirkt dadurch spindelförmiger. Ein Unterschied zwischen den Geschlechtern bezüglich der Körperfärbung besteht in der Regel nicht – allerdings können Männchen größer werden als Weibchen, und ihre Färbung kann während der Laichphase etwas intensiver sein.
Bei den Männchen der Nasendoktorfische wird die nasenförmige Ausstülpung auf der Stirn häufig kräftiger und länger. Bei älteren Männchen der Echten Doktorfische kann außerdem eine sogenannte Stirnbeule auftreten. Allen Doktorfischen ist das tiefliegende und sehr kleine Maul zu eigen, bei dem der Oberkiefer etwas länger als der Unterkiefer ist. Es sitzt endständig am Kopf, der einen Anteil von etwa 15 Prozent der Körperlänge ausmacht.
Mit Ausnahme der Nasendoktorfische haben Doktorfischarten lange, schmale Brustflossen. Bei den Nasendoktorfischen sind die Brustflossen dagegen kurz und breit abgerundet. Die Schuppen der Doktorfischarten sind sehr klein. Aufgrund der relativen Keimfreiheit des Meereswassers haben Doktorfische im Vergleich zu Süßwasserfischen eine verhältnismäßig dünne Haut und dünne Schleimschicht.
Die berüchtigten Skalpelle der Doktorfische
Doktorfische haben ein bis zwanzig scharfe Stacheln an der Schwanzwurzel, die als „Skalpelle“ bezeichnet werden und mit denen sie sich verteidigen können. Die Stacheln sind aus der Umwandlung einer Schuppe entstanden und haben rasiermesserscharfe Schnittflächen. Bei Nasen- und Sägedoktorfischen sind es dornartige Hornplatten, von denen mindestens zwei pro Körperseite ausgebildet werden.
Die „Skalpelle“ sind häufig farblich hervorgehoben und deshalb leicht zu erkennen. Bei einigen Doktorfischen ist die „Skalpelle“ beweglich und im Ruhezustand an den Körper angelegt. Bei anderen wiederum sind sie feststehend, das heißt, ihre Klingen sind immer einsatzbereit. Die Stacheln werden zur Verteidigung etwa gegen Fressfeinde wie Muränen, Zackenbarsche und Barracudas sowie bei innerartlichen Auseinandersetzungen eingesetzt. Bei Verletzungen durch diese Skalpelle kommt es zu Vergiftungserscheinungen.
Wechseln der Körperfärbung
Einige Arten der Doktorfische wechseln während des Heranwachsens ihre Körperfärbung. Der Blaue Doktorfisch (Acanthurus coeruleus) ist während seiner juvenilen Lebenszeit gelb gefärbt, ähnelt damit einer in Riffspalten lebenden Fischart und signalisiert durch diese Mimikry seinen Fressfeinden, dass er eine nur wenig lohnende Beute darstellt. Während dieser Phase verteidigen die Tiere ihr Revier entschlossen gegenüber Fresskonkurrenten, auch wenn diese Artgenossen sind.
Wenn ihr kleines Revier ihnen nicht mehr ausreichend Nahrung bietet, nehmen Jungfische die Färbung der erwachsenen Tiere an und bilden gemeinsam mit Artgenossen Fressschwärme. Eine dem Blauen Doktorfisch vergleichbare Mimikry zeigen auch der Kreisdorn-Doktorfisch (Acanthurus tennenti) und der Schokoladen-Doktorfisch (Acanthurus pyroferus). Sie gleichen als Jungfische den Zwergkaiserfischen, die ebenfalls nur sehr schwer zu erjagende Riffspaltenbewohner sind.
Wie ernähren sich Doktorfische?
Doktorfische sind Nahrungsspezialisten, wobei sich die überwiegende Zahl der Arten nach ihrer Larvenphase, in der sie vor allem tierisches Plankton fressen, auf eine pflanzliche Nahrung umstellt. Die pflanzliche Nahrung besteht entweder aus Algen oder aus Detritus, also zellulären Zerfallsprodukten. Die meisten Arten nutzen ausschließlich wenige bestimmte Nahrungsquellen.
Der Japanische Doktorfisch beispielsweise frisst lediglich den Fadenalgen-Aufwuchs. Randalls Doktorfisch benötigt dagegen einen hohen Anteil von Kalkalgen in seiner Ernährung. Beim Goldtupfen-Doktorfisch (Acanthurus nigrofuscus) ist die bevorzugte Nahrungsquelle saisonabhängig. Im Sommer frisst er Rot- und Braunalgen, im Winter dagegen Grünalgen. Stehen ihm die Grünalgen im Winter nicht zur Verfügung, hat dies Auswirkung auf seine Laichfähigkeit.
Fortpflanzung der Doktorfische
Alle Doktorfischarten suchen zum Ablaichen das freie Wasser auf. Sie sind dabei durch Fressfeinde besonders gefährdet. Ist die Individuendichte innerhalb eines Gebietes entsprechend hoch, bilden sie daher Schwärme aus, in denen der einzelne Fisch besser gegen diese geschützt ist. Ist die Individuendichte dagegen gering, laichen die Fische auch als Paar ab. Die Synchronisation des Laichverhaltens geschieht dabei über Mondphasen.
Der eigentliche Laichakt beginnt in der Regel mit einem Imponiergehabe, bei dem Rücken- und Afterflossen aufgestellt werden. Wie bei vielen Fischarten üblich, die im freien Wasser ablaichen, schwimmen auch die Doktorfische für den eigentlichen Laichakt je nach Art zwei bis drei Meter aufwärts und stoßen auf dem höchsten Punkt gleichzeitig Eier und Sperma ab. Gelegentlich durchstoßen sie dabei sogar die Wasseroberfläche.
Die Weibchen der Doktorfischarten legen eine sehr hohe Anzahl von Eiern. Bei einem Sträflings-Doktorfisch-Weibchen mit einer Körperlänge von nur etwas mehr als 12 cm betrug die Anzahl der abgelaichten Eier 40.000. Diese Eier haben eine Ölkugel, aufgrund welcher sie frei im Wasser schweben können. Der Zeitraum, der zwischen Ablaichen und Larvenschlupf vergeht, ist nicht nur art-, sondern auch wassertemperaturabhängig.
Kulinarische Bedeutung
Einige Doktorfischarten werden für den menschlichen Verzehr genutzt. So werden allein vor Hawaii 13 Doktorfischarten und vor Palau 6 Arten befischt. Doktorfische enthalten außerdem eine große Menge an mehrfach ungesättigten n-3-Fettsäuren. Sie sind damit potenzielle Lieferanten von Rohstoffen zur Herstellung von Herz-Kreislaufpräparaten.
Als algenfressende Fische nehmen sie durch Verzehr von Dinoflagellaten jedoch gelegentlich auch die fettlöslichen und hitzestabilen Gifte Maitotoxin und Ciguatoxin auf und geben diese auch an ihre Fressfeinde weiter. Den Fischen selbst schadet dieses Gift nicht – Menschen reagieren darauf jedoch empfindlich und können an Ciguatera sterben.
Haltung der Doktorfische in Aquarien
Doktorfische sind als Aquarienfische sehr anspruchsvoll. Ihre artgerechte Haltung stellt hohe Anforderungen an den Aquarianer. Dies liegt zum einen an einem aggressiven Verhalten gegenüber Artgenossen und anderen Doktorfischarten, ihrem ausgeprägten Schwimmtrieb sowie den hohen Anforderungen an die Wasserqualität im Aquarium. Dazu kommt bei vielen Arten ein spezifisches Nahrungsbedürfnis.
Eine pflanzliche Zusatzfütterung in Form von Algen, Löwenzahn, Spinat oder verschiedenen Salaten ist bei den meisten Arten unerlässlich. Sollen mehrere Doktorfische gehalten werden, was als artgerecht gilt, werden alle Exemplare am besten gleichzeitig in das Aquarium eingesetzt. So gibt es noch keine etablierte Rangordnung. Bei einem späteren Einsetzen eines Doktorfisches in einem bestehenden Bestand wird der Neue schnell zum „Prügelknaben“ und kann getötet werden.
Gefährdung und Schutz der Doktorfische
Bei sämtlichen im Handel angebotenen Doktorfischen handelt es sich um Wildfänge. Der Wegfang von Individuen aus ihren natürlichen Revieren ist generell als problematisch zu betrachten. Dazu kommt, dass sich insbesondere ältere Wildfänge nur sehr schwer an ein Leben im Aquarium gewöhnen, da hier die Keimdichte sehr viel höher ist als im Meer. So sind Doktorfische im Aquarium anfällig gegenüber Darmparasiten.
Bei der Haltung von Doktorfischen gilt desweitern die nationalen Tierschutzgesetze zu beachten. So ist gemäß dem neuen österreichischen Tierschutzgesetz seit 1. Januar 2005 eine Haltung von Doktorfischen erst ab einer Aquariengröße von zumindest 1.000 Litern zulässig. Man sollte auch bedenken, dass Doktorfische schnell wachsen. Sie sollten daher gleich von Anfang an in größeren Behältern mit einer Reserve untergebracht werden.