Panzerwelse und Schwielenwelse

Panzerwelse und Schwielenwelse sind beide beliebte Süßwasser-Aquarienfische, die für ihre friedlichen und geselligen Verhaltensweisen bekannt sind.

Allgemeines über Panzerwelse und Schwielenwelse

  • Name: Panzerwelse und Schwielenwelse (Callichthyidae). Engl.: Callichthyidae
  • Kohorte: Otomorpha
  • Unterkohorte: Ostariophysi
  • Ordnung: Welsartige (Siluriformes)
  • Vorkommen: Binnengewässer Südamerikas
  • Max. Größe: 24 cm

Herkunft und Lebensraum der beiden Welse

Panzerwels

Panzerwels

Die Panzer- und Schwielenwelse (Callichthyidae von griechisch kallis „schön“, ichthys „Fisch“) sind eine Familie aus der Ordnung der Welsartigen (Siluriformes). Die Mitglieder dieser artenreichen Familie leben mit Ausnahme des Südens und der Gebiete westlich der Anden in fast ganz Südamerika und sind vor allem als Süßwasserzierfische bekannt geworden.

Panzer- und Schwielenwelse leben in Süßgewässern im größten Teil Südamerikas, im Amazonasbecken, im Stromgebiet des Orinoko, im Rio São Francisco, in den Flüssen des atlantischen Brasilien, im Stromgebiet von Río Paraná und Río Paraguay, im Río Magdalena, in einigen Flüssen Panamas und auf Trinidad. Ihr Artenreichtum ist im oberen Amazonasgebiet und in den Flüssen des Guayanaschildes am höchsten.

Unterschied zwischen Panzerwels und Schwielenwels

Während Schwielenwelse überwiegend als Einzelgänger leben und 7 bis 24 cm[1] groß werden, handelt es sich bei den Panzerwelsen meist um Schwarmfische, von denen die meisten Arten lediglich 2 bis 8 cm groß werden.

Lebensweise der Panzerwelse

Panzer- und Schwielenwelse bewohnen alle Arten von Süßgewässern, sowohl sauerstoffreiche, schnell fließende Bergbäche, als auch große Flüsse, überflutete Areale, und sauerstoffarme Sümpfe. Während die verwandten Harnisch- und Schmerlenwelse nur in sauerstoffarmen Wohngewässern Luft atmen, nehmen alle Panzer- und Schwielenwelse, unabhängig davon, ob ihr Wohngewässer sauerstoffreich oder sauerstoffarm ist, in regelmäßigen Abständen über das Maul atmosphärische Luft zu sich.

Während der Trockenzeit sammeln sich die Panzerwelse zu riesigen Gruppen in Restwassern und können dann auch größere Salzkonzentrationen vertragen. Die Arten aus den Gattungen Callichthys und Hoplosternum können mit Hilfe ihrer Brustflossenstacheln und schlängelnden Bewegungen austrocknende Gewässer verlassen und neue Wohngewässer aufsuchen. Um Austrocknung zu vermeiden tun sie dies für gewöhnlich nur in der Nacht. Außerdem schützt sie der Knochenpanzer.

Die Fähigkeit atmosphärische Luft zu atmen

Panzerwels

Panzerwels

Die Panzer- und Schwielenwelse sind in der Lage die atmosphärische Luft direkt einzuatmen. Diese Fähigkeit ist vor allem für das Hydrostatische Gleichgewicht wichtig und nur unter sauerstoffarmen Bedingungen eine Zusatzatmung. Dazu schwimmen die Welse rasch zur Wasseroberfläche, schnappen nach Luft und tauchen ebenso schnell wieder zum Gewässerboden ab. Der Sauerstoff wird anschließend über den Mitteldarm aufgenommen und verbrauchte Luft über den Anus ausgestoßen. Der Mitteldarm wird dazu intensiv mit Blut versorgt und hat eine reduzierte glatte Muskulatur.

Anatomische Merkmale

Der Körper von Panzer- und Schwielenwelsen ist zwischen Kopf und Schwanzflosse fast vollständig durch zwei am Rücken und an den Körperseiten langlaufende Reihen von glatten, dachziegelartig übereinanderstehenden Knochenplatten gepanzert. Die Seitenlinie ist bis auf einen Rest auf einem bis sechs dieser Knochenplättchen reduziert. Die zweikammerige Schwimmblase ist von einer Knochenkapsel umgeben.

Der erste Brust- und Rückenflossenstrahl ist kräftig, stachelartig und arretierbar. Die große Rückenflosse hat außerdem sieben bis acht Weichstrahlen. Die Afterflosse ist kurz. Die Bauchflossen beginnen für gewöhnlich unter dem letzten Drittel der Rückenflosse. Eine Fettflosse ist vorhanden. Vor ihr liegen einige kleine, unpaare Knochenplättchen, von denen das letzte als Stachel ausgebildet ist.

Die Augen sind beweglich. Das kleine Maul ist von ein bis zwei Bartelpaaren umgeben. Auf Ober- und Unterlippe können sich zusätzliche, kürzere Auswüchse befinden. Die Kiefer sind bezahnt oder zahnlos, die Prämaxillare ist immer zahnlos.

Wie ernähren sich Panzerwelse?

Panzerwelse

Panzerwelse

Panzer- und Schwielenwelse sind überwiegend dämmerungsaktiv und ernähren sich von größeren Einzellern (Protisten), sehr kleinen Vielzellern (Bärtierchen, Rädertierchen), Würmern und anderen bodenbewohnenden Wirbellosen, vor allem jedoch von Wasserinsekten sowie kleinen Krebstieren. Die Nahrung spüren die Welse mit ihren Barteln auf. Dabei drücken sie ihren Kopf bis zu den Augen in den Bodengrund. Vor der Laichzeit nehmen einige Arten, abgesehen von Detritus und Pflanzenresten, keinerlei Nahrung zu sich.

Fortpflanzung der Panzerwelse

Die Gattungen Aspidoras, Scleromystax, Corydoras und Brochis (Unterfamilie Corydoradinae) sind Substratlaicher, wie die meisten anderen Welse, und befestigen ihren Laich an Steinen, Blättern oder Wasserpflanzen, während Callichthys, Megalechis, Lepthoplosternum, Hoplosternum und Dianema (Unterfamilie Callichthyinae) ein Schwimmnest aus Schaum und Pflanzenmaterial bauen und ihre Eier hineinlegen. Das Schaumnest hat einen Vorteil in sauerstoffarmen Gewässern, da der Sauerstoffgehalt in der Umgebung der Eier hier immer relativ hoch ist. Wahrscheinlich wirkt der Schaum auch antibakteriell.

Äußere Systematik

Panzer- und Schwielenwelse gehören zur Unterordnung Loricarioidei (Sullivan et al., 2006[2]) bzw. Überfamilie Loricarioidea (Nelson, 2006). Sie sind die Schwestergruppe eines gemeinsamen Taxons von Harnisch-, Kletter- und Stachligen Zwergwelsen.

  • Loricarioidea
    • Bleistiftwelse (Nematogenyidae)
    • Schmerlenwelse (Trichomycteridae)
    • Panzer- und Schwielenwelse (Callichthyidae)
      • Stachlige Zwergwelse (Scoloplacidae)
        • Harnischwelse (Loricariidae)
        • Kletterwelse (Astroblepidae)

Innere Systematik

Zu der Familie zählen etwa 200 Arten in neun Gattungen und zwei Unterfamilien. Mehr als 150 Arten zählen zur Sammelgattung Corydoras, der artenreichsten Gattung der Welsartigen (Siluriformes).

Unterfamilie Panzerwelse

Panzerwels

Panzerwels

Die Arten aus der Unterfamilie der Panzerwelse (Corydoradinae) (Hoedeman 1952) werden drei bis zwölf Zentimeter lang. Sie sind hochrückig und seitlich abgeflacht. Ihre Schnauze ist rund oder seitlich abgeflacht und mehr oder weniger lang, einige mit eingebuchteter Sattelschnauze. Die Barteln sind kurz. Panzerwelse sind Schwarmfische und Substratlaicher. Von den vier Gattungen der Panzerwelse gilt die große, nicht durch Synapomorphien diagnostizierbare Sammelgattung Corydoras als paraphyletisch, da die Gattungen Aspidoras und Scleromystax diese in mindestens zwei Abstammungslinien trennt. In zukünftigen Revisionen ist damit zu rechnen, dass Corydoras in mehrere Gattungen aufgespalten wird.

Unterfamilie Schwielenwelse

Die Arten aus der Unterfamilie der Schwielenwelse (Callichthyinae) (Hoedeman 1952) sind langgestreckt, spindel- oder walzenförmig. Die Schnauze ist abgeflacht, das Maul klein und unterständig. Die Oberkieferbarteln sind lang. Sie bauen ein Schaumnest und stellen weniger als 10 % der Callichthyidae-Arten. Einige Schwielenwels-Arten können Laute erzeugen. Größere Schwielenwelse dienen der menschlichen Ernährung und werden befischt und meist im Panzer gekocht.

Panzerwelse im Aquarium

  • Aquariumgröße: ab 55 Liter
  • Wassertemperatur: 22° – 26° C
  • Wasserhärte: 2 – 25 °dGH
  • pH-Wert: 6 – 8
  • Verhalten: friedliche Schwarmfische
  • Futter: Frost, Trocken- und Lebendfutter
  • Schwierigkeitsgrad: Anfänger

Viele Panzerwelse, vor allem aus der artenreichen Gattung Corydoras, sind beliebte Aquarienfische, werden gefangen und weltweit exportiert, viele können auch nachgezüchtet werden. Diese Fische sind äußerst gesellige und soziale Aquarienbewohner, die sich durch ihr friedliches Wesen auszeichnen.

Aufgrund ihres Schwarmverhaltens sollten sie am besten in Gruppen von etwa 10 Individuen gehalten werden. Als Nachbarn passen zu den Panzerwelsen alle friedlichen Fische von ähnlicher Größe (oder auch etwas größer). Die Welse belästigen in der Regel niemanden und sind auch selbst für andere Fische nicht von Interesse.


Einzelnachweise

  1.  Hoplosternum littorale auf Fishbase.org (englisch)
  2. JP Sullivan, Lundberg JG; Hardman M: A phylogenetic analysis of the major groups of catfishes (Teleostei: Siluriformes) using rag1 and rag2 nuclear gene sequences. Auf sciencedirect.com

Literatur

  • Günther Sterba: Süsswasserfische der Welt. 2. Auflage. Urania, Leipzig/Jena/Berlin 1990, ISBN 3-332-00109-4.
  • Kurt Fiedler: Lehrbuch der Speziellen Zoologie, Band II, Teil 2: Fische. Gustav Fischer Verlag Jena, 1991, ISBN 3-334-00339-6.
  • Joseph S. Nelson: Fishes of the World. John Wiley & Sons, 2006, ISBN 0-471-25031-7.

Quellenhinweise

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